Kurzgeschichte
Manchmal - Rule & Olivia

Prolog

Manchmal verläuft das Leben anders als man es sich vorstellt. So war es bei mir auch. Ich dachte immer, meine Familie wäre perfekt. Meine Mutter sagte immer wie sehr sie meinen Vater liebte. Wir hatten ein großes Haus und viel Geld. Mein Vater arbeitet als Geschäftsführer einer großen Firma. Und dann kam alles anders. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, weil meine Mutter einen anderen Mann liebte. Danach ging der Sorgerechtstreit los. Gut war das meine Zwillingsschwester Sophia und ich, Olivia, dazu befragt wurden. Wir

wollten beide bei meinem Vater leben, weil wir es uns nicht vorstellen konnten mit dem neuen Mann zusammen zu leben. Das Gericht hat sich auch für das entschieden. Damals waren Sophia und ich 15 Jahre alt, jetzt ist das schon sechs Jahre her. Vor zwei Wochen haben wir unseren 21. Geburtstag gefeiert. Natürlich hat Rob, unser Vater alles bezahlt. Wir sind mit einer schwarzen Strech-Limousine zu zwei Clubs gefahren. Dabei waren unsere Freundinnen und auch Sophias fester Freund Isaac. Die beiden sind schon seit vier Jahren zusammen und noch immer glücklich. Ich dagegen hatte erst einen Freund und wir waren auch nur fünf

Monate zusammen. Das ist schon drei Jahre her. Aber das Single sein hat auch seine Vorteile. Dieser Abend war legendär. Noch heute reden sie in den Clubs über uns.

1. Kapitel

Es ist Montagmorgen. Ich liege noch in meinem Bett. Mein Zimmer ist groß. An der Wand gegenüber von meinem King Size Bett ist ein begehbarer Kleiderschrank, der leider nur bis zur Hälfte gefüllt ist. Kleidung ist mir nicht so wichtig. Was mir wichtig ist sind Bücher und deshalb steht auch links ein großes Bücherregal, das schon fast übergeht. Sophia ist da ganz anders. Sie achtet sehr auf Mode und ihr Aussehen. Ich dagegen lauf den ganzen Tag in Jogginghose und Hoodie herum. Außer natürlich ich verlass das Haus oder ich gehe zu den Vorlesungen auf der Uni.

Gegenüber von meinem Bücherregal steht ein gigantischer Schreibtisch. Dort steht auch mein Laptop, meine Malsachen sind ebenfalls darauf verteilt. Wenn ich nichts zu lesen habe oder Rule, mein bester Freund, keine Zeit hat mit mir was zu unternehmen, male ich gerne. Ich setze mich auf und strecke mich. Aus dem Erdgeschoss höre ich meinen Vater singen. Das macht er immer, wenn er einen freien Tag hat und das Frühstück macht. Heute ist so ein Tag. Langsam trotte ich ins angrenzende Badezimmer und wasche mir das Gesicht. Dann schlüpf ich aus meinem Pyjama raus, der aus einem alten T-Shirt von Papa besteht und zieh mir eine Jeans und ein T- Shirt

an. Unten in der Küche angekommen dreht sich mein Vater zu mir um, lächelt mich an und drückt mir einen Teller mit Pancakes in die Hand. Ich geh mit dem Teller zum Tresen und setze mich hin. Mein Vater stellt mir eine Tasse schwarzen Kaffee hin und meint er müsste noch kurz zu seiner Freundin. Seit einem Jahr hat mein Vater eine neue Freundin. Ihr Name ist Rose und sie ist im selben alter wie er. Sie hat zwei Söhne und eine Tochter aus einer früheren Ehe und sie wohnt fünf Minuten von uns entfernt. Rose ist sehr nett und versucht auch mit uns klar zukommen. Anders als unsere Mutter kümmert sie sich auch um uns, obwohl

wir schon Erwachsen sind. Manchmal bringt sie Kuchen oder auch frisches Gebäck vorbei, da sie in einer Bäckerei arbeitet. Ich trinke meinen Kaffee und esse schnell, denn ich treff mich gleich mit Rule zum Shoppen. Er hat heute Abend eine Verabredung mit meiner besten Freundin, Maria. Maria ist schon ewig in ihn verliebt, doch Rule hat es nie wahrgenommen. Rule ist eher der Typ, der jedes Wochenende eine neue im Bett hat, was auch leicht für ihn ist. Er ist groß, hat dunkel braune, fast schwarze Haare die er an den Seiten abrasiert hat. In der Mitte hat er sie länger und meist lässt er sie einfach so fallen, wie sie gerade sind. Was total

Sexy ist. Sein gesamter Oberkörper und seine Arme sind tätowiert. Doch das schönste an seinem Körper sind seine eisblauen Augen. Ich könnte tagelang in ihnen versinken. Aber Rule ist schwer zu lieben. Er lässt niemanden an sich ran, außer mir. Und das auch nur, weil ich ihn so akzeptiere wie er ist. Das tun nicht viele, nicht mal seine Eltern. Ich hab ihn letzte Woche darauf angesprochen, wie er den die Maria findet und ob er nicht mal mit ihr ausgehen möchte, weil sie ihn sehr gern hat. Daraufhin hat er mit den Schultern gezuckt und gemeint, er findet sie recht hübsch und sie ist nicht so laut wie die anderen Mädchen.

Ich schau auf die Uhr und es ist schon fast zehn Uhr. Schnell lauf ich noch ins Badezimmer, putze mir die Zähne und schminke mich noch leicht. Es läutet an der Tür und ein Klopfen folgt. Rule. Er macht das immer so. Ich öffne ihm die Tür und bitte ihn hinein. „Hey Vivi“, sagt Rule und küsst mich auf die Wange. „Hey, du. Na schon aufgeregt?“, frage ich und lehne an die Tresen in der Küche. Er trägt ein dunkel blaues T-Shirt, dass seine Tattoos zum Vorschein bringt und eine dunkle Jeans. Seine Haare hat er nach hinten gegellt. „Du weißt, dass ich nie nervös bin. Außer ich würde mit dir ausgehen, aber das willst

du ja nicht“, sagt Rule und zwinkert mir verführerisch zu. Sein Mund verzieht sich in ein spitzbübisches Grinsen. Ich spüre wie die Hitze an meinen Wangen hinaufsteigt. Vermutlich bin ich so rot wie eine Tomate. Verlegen lache ich einfach und box ihm auf die Schulter. Diese Aussage bringt er öfters. Ich geh in den Vorraum und zieh mir meine Stiefel an. Zwei große Hände legen sich auf meinen Hüften und drücken mich nach hinten. Diese Position fühlt sich sehr intim an und erinnert stark an eine Sexposition. Er steht aufrecht und mein Po berührt seine Lenden. Gott, ich erröte und mein Atem geht schneller. Sekunden fühlen sich an wie Minuten.

Ich stelle mich aufrecht hin, lege meine Hände auf seine und drücke sie weg. Ich drehe mich um. Wir stehen Brust zu Brust. Mein Kopf reicht bis zu seinen Schultern, daher muss ich meinen Kopf nach hinten legen um ihm in die Augen zu sehen. In seinen Augen spiegelt sich Hunger und Verlangen. „Rule, nein. Lass das“, flüstere ich heiser und drücke an seinen Schultern, damit er zurück weicht. Doch er bewegt sich nicht einen Schritt. Sein Kopf neigt sich zur Seite und unsere Lippen sind nur mehr wenige Millimeter entfernt. Mein Herz klopft wie wild und mein Atem ist oberflächlich und schnell. Seine Zunge befeuchtet seine Lippen und meine

Augen folgen dieser Bewegung. Meine Augen schließen sich. Seine Lippen berühren mein Ohr und er flüstert: „Ich würde dich so gerne vernaschen, doch du bist zu wertvoll.“ Mit diesen Worten lässt er seine Hände von meiner Hüfte fallen und geht einen Schritt zurück. Ich öffne meine Augen und sehe ihn verwundert an. Langsam schüttle ich meinen Kopf, drehe mich um und gehe in die Küche. Dort hol ich mir ein Glas Wasser und trinke es in einem Zug leer. Ich weiß, dass er hinter mir steht und mich beobachtet, aber ich kann einfach nichts sagen. Ich öffne meinen Mund, doch kein Wort kommt raus. Er legt mir seine Hand auf die Schulter und dreht

mich zu ihm um. "Komm, gehen wir einkaufen und dann essen wir einen großen Eisbecher", sagt Rule und nimmt meine Hand in seine. Er zieht mich zu seinem Auto und wir fahren los. Im Einkaufzentrum angekommen, gehen wir in sein Lieblingsgeschäft. Dort sucht er sich ein hellblaues Hemd aus, das perfekt zu seinen Augen passt und eine schwarze Hose mit Hosenträgern. Als er aus der Umkleidekabine kommt, muss ich lachen. Er wirft mir einen bösen Blick zu und kommt mit sicheren, schnellen Schritten auf mich zu. Rule steht vor mir und umfasst meinen Nacken mit seiner Hand. "Lach nicht, Vivi. Das macht mich nur an", sagt er

und blickt mir tief in die Augen. Ich nicke und er lässt mich los. Seit dem Vorfall im Haus, ist eine Spannung zwischen uns. Die Spannung ist wie ein Seil das jeden Moment reisen könnte. Rule geht zurück in die Kabine und zieht sich seine Klamotten wieder an. Er bezahlt die Sachen an der Kasse und verlässt mit mir an seiner Seite das Geschäft.