Kurzgeschichte
Knallhart bestraft

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"Ein kleines, welches mit Knast bestraft wird"
Veröffentlicht am 26. März 2014, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Ein kleines, welches mit Knast bestraft wird

Knallhart bestraft

Titel

Meine Blödheit. Warum musste ich auch lange Finger machen. Aber es war auch die Erfahrung wert. Und ich bin mir zu hundert Prozent sicher, das ich in dem Land nie wieder eine Straftat begehen werde. Ich hatte Durst gehabt. Wahnsinnigen Durst. Bis in meine Unterkunft waren es knapp fünfzehn Kilometer. Das hätte ich nicht durchgehalten. Also ging ich an den Straßenrand, wo die ganzen Händler standen und auf Kundschaft warteten. Ich nahm mir eine Flasche Wasser und suchte nach dem Verkäufer. Fand ihn aber nicht. Ohne darüber nachzudenken,

was ich eigentlich tat, öffnete ich die Flasche, trank sie halb aus und ging. Nur wenige Meter weiter kam einer schreiend hinter mir her. Dann ging alles viel zu schnell. Ich wurde festgehalten, angeschrien, festgenommen, vernommen. Wobei vernommen nicht so ganz das richtige Wort ist. Der Beamte kannte nur die Version von dem Händler. Mich fragte er nichts. Was auch sinnlos gewesen wäre, da er nicht meine Sprache verstand und ich seine nicht. Ehe ich es mich versah, wurde ich in einen mittelgroßen Raum gestoßen. Nun stand ich sprachlos da, zwischen vielen anderen Menschen. Meterhohe Mauern.

Kein Dach. Dafür Scharfschützen. Jene standen nur da, falls jemand die Mauern erklimmen wollte. Denn des öfteren gab es Schlägereien und niemand reagierte. Selbst dann nicht, wenn das Opfer reglos am Boden lag und weiter auf ihn eingetreten wurde. Jeden Tag hatte ich Angst, das ich das nächste Opfer bin, auf das eingeschlagen oder gar missbraucht wurde. Aber ich hatte Glück. Was wohl daran lag, das ich mich stets Dünne machte. Mich in eine Ecke verkrochen hatte und dort auf meine Freilassung wartete. Zum Glück regnete es täglich. So brauchte ich mich nicht mit den anderen

um das Wasser zu streiten, was die Wärter einfach so in unseren „Trakt“ reinwarfen. Das Essen wurde von oben reingeschmissen. Ab und zu landete ein kleines Stück in meine Nähe. Denn in die Masse wollte ich mich nicht stürzen. Die Gefahr totgetrampelt zu werden, war für mich viel zu hoch. Das Risiko – Nutzen – Verhältnis war mir zu einseitig. Lieber aß ich nur kleine Häppchen. Und da ich nur ein kleines Vergehen begangen hatte, glaubte ich, das ich hier schnell wieder herauskam. Dann konnte ich mir in Ruhe den Bauch vollschlagen. Doch so schnell sollte ich doch nicht wieder die Freiheit sehen. Ganze zwei

Wochen hatten sie mich festgehalten. Ich musste zusehen, wie neue Häftlinge kamen und tote Straftäter übersehen wurden. Tagelang lagen sie da. Teilweise von anderen Insassen angeknabbert. Und sogar missbraucht. Noch Wochen danach hatte ich Alpträume. Das war wirklich der härteste Knast der Welt. Nie wieder will ich dahin. Auch wenn ich diesmal glimpflich davonkam. Wer weiß, wie es beim nächsten mal wäre. Obwohl ich weiß, das es bei uns human zugeht, lasse ich mir nichts mehr zu Schulden kommen. Dieser Knast war mir eine Lehre gewesen. Und dennoch bereue ich es nicht. Denn seit dem weiß

ich richtig zu schätzen, ein Dach über dem Kopf zu haben. Fließendes Wasser. Eine Toilette. Die ganzen Annehmlichkeiten, sind für mich nicht mehr selbstverständlich. Auch sehe ich das Essen und das Trinken mit ganz anderen Augen. Früher landete öfter was in die Tonne. Zu viel eingekauft und nicht verbraucht. Heute gehe ich täglich einkaufen und hole nur so viel, wie ich wirklich brauche. Dieser Urlaub hat mich verändert. Und wie ich finde, zum Positiven.

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