Wieder einmal ist Russland das Feindbild Nummer eins!
Es handelt wider das Völkerrecht, wühlt und untergräbt, strebt nach Hegemonie auf dem Gebiet der verflossenen Sowjetunion.
Soweit die offizielle Berichterstattung.
Es hat sich die Krim einverleibt! Die Krim, welche durch die Deutsche, Katharina die Große, Zarin von Russland 1774 erobert wurde. Erobert, weil es unerträglich war, dass Türken und Tataren immer wieder in den Süden Russlands einfielen, die Ernten vernichteten und Menschen massakrierten. Sie wusste wie schon Peter der Große, dass nur eine zuverlässige Seemacht am Schwarzen Meer diese Schmach beenden konnte.
Also, wenn Russland die Krim annektiert hat, dann 1774!
Zu dieser Zeit gab es kaum Verfassungen, Volksabstimmungen oder Demokratie auf unserer Erde. Die Welt wurde durch Kriege verteilt. Ein
Status Quo wurde erst nach dem schrecklichsten aller bisherigen Kriege festgeschrieben. Nach diesem gehörte die Krim zur Russischen Föderation, im Staatsgebilde der Sowjetunion.
Aber auch dieser Status Quo wurde seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges mehrmals korrigiert, verändert oder gebrochen.
Manchmal demokratisch und relativ unproblematisch, wie die Teilung der Tschechoslowakei.
Manchmal ohne jede Volksabstimmung und mit militärischer Gewalt, um einer ethnischen Volksgruppe zu Hilfe zu kommen, wie die Abspaltung Kosovos vom Serbischen Staatsgebiet.
Manches Mal geschah eine solche Teilung auch aus ideologischen Gründen, wie in Deutschland, Korea, Vietnam. Deren Wiedervereinigungen verliefen unterschiedlich. In Vietnam kriegerisch, mit Sieg für die eine Seite, in Deutschland friedlich, mit Sieg für die andere
Seite, in Korea gar nicht, mit anhaltender Lebensgefahr für beide Seiten.
Eine Neuaufteilung geschah mit UN – Mandat. Die Teilung Palästinas. Aber die ist bis Heute nicht vollzogen, nicht vollzogen im Sinne des damaligen Mandates der UNO.
Wer wirft hier also mit welchen Steinen?
Wer fordert, dass eine Volksabstimmung über die Krim, gemäß der ukrainischen Verfassung, durch das gesamte ukrainische Volk zu erfolgen hätte, müsste gerechterweise nach der Volksabstimmung zur Verschenkung der Krim durch Chruschtschow 1954 durch sämtliche Völker der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR), also des heutigen Russlands fragen. Denn weder die damaligen Verfassungen der Sowjetunion, noch der RSFSR ermächtigten Chruschtschow dazu (genauso wenig wie Stalin, als er z.B. Abchasien an Georgien verschenkte) und auch im Statut der Kommunistischen Partei der Sowjetunion war
eine solche Aufgabe für den Generalsekretär nicht vorgesehen.
Warum muss ich gerade an Guantanomo auf Cuba denken?
Ach, ja! Wie lange läuft eigentlich der Pachtvertrag für diesen US – Stützpunkt noch? Und was geschieht nach dessen Ende? Oder ist er gar schon ausgelaufen, ist er gültig oder nicht? Ich weiß es nicht! Hat ja auch nichts mit dem wichtigsten russischen Marinestützpunkt im Schwarzen Meer zu tun.
Wie auch? Hier ist ja die friedliebende NATO, die Hüterin des Völkerrechtes, ringsum präsent, auf Cuba der kommunistische Aggressor Castro!
Und wenn wir gerade bei Verfassungen sind – wo, in der ukrainischen Verfassung steht, dass eine demokratische Wahl durch einen Putsch annulliert werden kann? Dass wir uns nicht falsch verstehen, ein Volksaufstand kann immer stattfinden, auch mit dem Ziel, vorzeitige Neuwahlen abzuhalten. Aber eine auf diese Art
eingesetzte Übergangsregierung, hat bis zum endgültigen Votum des Volkes die Füße stillzuhalten! Sie darf keine innen- oder außenpolitischen Fakten schaffen, über deren Sinn das Volk noch im Streite ist! Das ist Polarisierung! Das kann zu Bürgerkrieg und Spaltung führen.
Daran soll auch Russland schuld sein?
Die Ukraine selbst hat es in über zwanzig Jahren nicht geschafft, eine einigermaßen Korruptionsfreie Regierung zu bilden. Das Land wurde ausgeraubt, das Volk ausgesaugt bis zum Bankrott. Diese Phase erlebte Russland während der Jelzin – Ära. Seitdem ist aber das Pro Kopf Einkommen in Russland mächtig gestiegen. Die Löhne und Gehälter dort sind viermal, die Renten mehr als doppelt so hoch wie in der Ukraine. Und was ebenso wichtig ist, sie kommen inzwischen pünktlich. Das alles bei gleicher Ausgangslage nach dem Zusammenbruch der UdSSR. Wen wundert’s, wenn die
Russischstämmigen nach Russland schielen? Aus denselben Gründen wurde in der DDR aus „Wir sind das Volk!“, „Wir sind ein Volk!“, und nur aus diesen Gründen! Wer etwas Anderes behauptet, kennt Brecht nicht richtig („Erst kommt das Fressen, dann die Moral!“) oder ist ein totaler Ignorant und Ideologe. Die Skepsis gegenüber der EU resultiert natürlich aus der Kenntnis der Lage in Griechenland, Rumänien und Bulgarien. In wessen Händen sind denn dort die wenigen großen Industrien, der Handel und der Rohstoff- und Energiemarkt? Wer ist dort Herr und wer der Butler?
Aber egal wie die wirkliche Stimmungslage und –gewichtung in der Ukraine ist, bevor sie bei Neuwahlen eventuell doch eine größere Distanz zum Westen fordert, müssen Fakten geschaffen werden. Und um deren Unrechtmäßigkeit zu verschleiern, muss halt Russland als Aggressor und Aufwiegler herhalten. Ist doch klar! Nicht Ukrainer russischer Abstammung schauen nach
Russland, nein, Russen werden in die Ukraine eingeschleust und provozieren und randalieren. Nicht die Ostukraine will zu Russland, nein, Russland will die Ostukraine!
Warum muss ich nun wieder an den Fall Gleiwitz denken?
Nun ja, sicher wird diesmal nicht zurück geschossen auf den, der gar nicht geschossen hat. Sicher wird auch keine nicht gefallene Bombe mit einer Bombe vergolten. Aber etwas Gleichnishaftes hat es wohl doch, wenn nun Sanktionen durchgesetzt werden.
Und die EU – Staaten sind sich einig, auch mit Amerika! Wann gab es das zum letzten Mal?
Ja, richtig, als es hieß die Banken zu retten (also eigentlich deren Profit auf Kosten der Völker der EU)!
Wer steckt denn wohl diesmal hinter der Einigkeit?
Die Banken doch eher nicht! Monetär ist Russland wohl zu
uninteressant.
Aber da war so ein Zwischenton! Man werde ab sofort gemeinsam an einer größeren Unabhängigkeit Europas von russischen Gas- und Öllieferungen arbeiten.
Das versteht jeder! Für seine Panzer schließt man keinen Kraftstofflieferungsvertrag mit der Feldtankstelle seines Gegners!
Die Amerikaner sind ja inzwischen auch längst unabhängig von ausländischem Gas und Öl!
Aha! Fracking heißt deren Zauberstab, den wir Europäer, bisher, nicht wollen, wegen der Umweltgefahren. Und deutsche Energieriesen schreiben rote Zahlen, weil man ihnen die Kernkraft verbietet, die Kohlekraft verekeln will und für die erneuerbaren Energien viel zu wenige Subventionen bereitstellt.
Geht es also wirklich um die Ukraine? Geht es
um eine russische Gefahr?
Oder baut man diese nur auf, damit Exxon und Co. wieder die großen Macher in Europa werden, weil Tod durch Fracking allemal besser ist als unter Russlands Fuchtel?
Wird Kernkraft und Kohlestrom bald wieder akzeptiert, um sich des ewigen Feindes zu erwehren? Und werden wir bald alle Investitionen in die erneuerbaren Energien aus unseren Steuern bezahlen, weil die Energiekonzerne schon genug damit belastet sind, die Profite einzustreichen?
Also, ich habe sie gehört, die Zwischentöne! Mal sehen, wann sie zu einer eigenen Melodie werden? Ich jedenfalls glaube, dieses Lied schon zu kennen!
PeKa