Kapitel 7
Die nächsten Tage bestanden aus Anstandsunterricht, essen und schlafen. Jayden und ich hatten kaum noch Momente für uns. Er hatte Kampftraining. Am Ende des Tages waren wir beide erledigt und schliefen sofort ein. An diesem Tag sollte ich das erste Mal bei einer Besprechung dabei sein. Ich war so aufgeregt, dass ich beim Frühstück kaum meine Teetasse halten konnte, weil ich so zitterte. „Warum zitterst du so?“, fragte Jayden besorgt. Er machte sich immer solche Sorgen um mich. Es war wirklich süß, aber manchmal konnte es auch echt nerven.
„Ich bin nervös, das ist alles.“, sagte ich und winkte ab. „Brauchst du nicht. Sie werden dich wahrscheinlich ziemlich in Ruhe lassen. Zumindestens beim ersten Mal.“
Das änderte nicht das Geringste dran, dass ich vor Nervosität fast verging..
Dann war es soweit. Anabelle hatte mir ein wunderschönes Kleid herausgesucht. Darin wirkte ich erwachsener und weiblicher. Als wir den Thronsaal betraten, standen sechs Throne in einem Kreis. Einer war aus Gold, das war dann wohl der des Königs, und zwei aus Silber, welche wohl Jaydens und meiner waren, und die Restlichen waren aus schlichtem Holz. Jayden und ich waren
die Letzten. Ich ließ mich nieder und sah mir die Leute an. Ein Junge mit schlangenartigem Blick sah mich abschätzend an. Er hatte strahlend grüne Augen und eine anmutige Haltung. Seine Züge waren, wie die von Jayden, besonders kantig und männlich. Neben ihm saß ein Mädchen. Jayden hatte sie mir neulich beim Essen als Jennis vorgestellt. Sie schenkte mir ein freundliches Lächeln, welches ich erwiderte. Neben ihr saß noch ein weiterer Junge, welcher ihr Bruder hätte sein können, aber da sie sich bei den Händen hielten, war das wohl ausgeschlossen. Auch Jaydens Vater saß bereits auf seinem Thorn. Er lächelte mir
aufmunternd zu, ehe er das Wort ergriff. „Jennis, Rus, Alexander, darf ich vorstellen“ Er machte eine Geste mit der Hand in meine Richtung. „Jacinda Blake.“ Ich lächelte kurz. „Also ist es wahr?“, fragte Jennis. „Das mit den Geliebten, meine ich.“ Jayden ergriff das Wort. „Ja, es ist war. Jace und ich sind die Geliebten. Jetzt ist es an der Zeit, etwas zu unternehmen!“, sagte er entschlossen und drückte meine Hand. „Aber was? Es hieß immer, die Geliebten hätten eine besondere Gabe, welche ist es? Beherrscht ihr sie schon?“, kam es nun von Alexander. „Alex, das ist Sinnbildlich gemeint. Wir ziehen unsere Kraft aus der Liebe.“,
erklärte Jayden. „Aber wie sollen wir damit den gefährlichsten Elf der Geschichte besiegen? Ihn zu Tode kuscheln?“, fragte Rus sarkastisch. „Rus, benimm dich!“, fuhr der König ihn an. „Ich würde vorschlagen, jeder überlegt sich bis zum nächsten Mal einen Plan den er uns dann erläutert.“, sagte der König. Mich fingen an Zweifel zu beschleichen. Ich kannte diese Welt nicht. Ich wusste so gut wie nichts darüber. Wie sollte ich da eine Hilfe sein? „Ich werde heute mit den Wachen mit reiten. Bitte fragt nicht nach dem Grund, denn ich kann ihn euch auf keinem Fall sagen. Ihr würdet mich nur versuchen umzustimmen, was sowieso
keinen Zweck hätte“
Jayden sah seinen Vater misstrauisch und besorgt an. „Hältst du das für eine gute Idee?“, fragte er unsicher. „Ja. Der Rat ist für heute beendet. Wir sehen uns nächstes Mal wieder.“ Alle standen auf und verließen den Raum. Es hatte keinen Sinn, den König umstimmen zu wollen, denn das hatte Jayden definitv von seinem Vater: Wenn er sich etwas in den Kopf setzte, konnte niemand ihn davon abhalten. „Jayden, kann ich dich noch kurz sprechen? Allein?“, fragte er, woraufhin Jayden mir einen Seitenblick zuwarf. Ich lies seine Hand los und lief den anderen hinterher.
Jayden kam kurze Zeit später wieder
heraus. „Was ist los?“, fragte ich sofort. „Erzähle ich dir in unserem Zimmer, komm mit.“, sagte er und zog mich mit sich. Ich fröstelte. „Ist dir kalt?“, fragte er und sah mich an. Ich hatte das Gefühl, er würde durch meinen Körper hindurch in meine Seele sehen können. „Nein.“, sagte ich mit zittriger Stimme. Als wir im Zimmer ankamen, setzte er sich auf die Couch, die an der Wand stand. Jayden legte sein Gesicht in die Hände. Ich setzte mich neben ihn und streichelte sanft über seinen Rücken. „Was ist los?“, fragte ich besorgt. Als er nicht antwortete, sagte ich: „Jay, sag es mir bitte... Ich kann es nicht ertragen, dich so zu sehen.“, sagte ich
eindringlich. Er sah auf, direk in meine Augen. In seinen Augen lag eine tiefe Verzweilung. „Mein Dad will in Mikaels Festung eindringen. Allein. Es wird sein Tod bedeuten...“ Es traf mich hart. „Warum tut er es denn dann?“, fragte ich aufgebracht. „Es verschafft uns eine menge Zeit... Außerdem liegt ihm nichts mehr an seinem Leben. Seit Moms und Nicklas' tot sind ist er völlig am Ende. Ich versuche nach kräften, ihm zu helfen, aber auch ich kann nicht mehr. Ohne dich hätte mein Leben genauso wenig Sinn, wie das meines Vaters...“
„Aber ihr habt doch noch einander. Bedeutet euch das denn garnichts?“, fragte ich schockiert. Ich hatte mir
immer einen Vater gewünscht. Phil hat uns früh verlassen. Er hatte eine neue Familie gefunden... „Ich... Es ist kompliziert.... Natürlich liebe ich meinen Vater und es macht mich fertig, sogar mehr, als ich erwartet hatte, aber mein Dad und ich standen uns nie besonders nah... Nicklas hatte ein tolles Verhältnis zu ihm. Ich beneidete ihn darum. Mein Dad hat mich immer geschlagen, als ich noch klein war und mich nicht wehren konnte. Jetzt würde er es natürlich nicht mehr machen, da ich viel stärker bin als er, aber ich werde es ihm nie verzeihen. Er wäre kein Grund, der mich halten würde.“
„Sag sowas nicht, er opfert sich für
dich...“ Jayden schüttelte den Kopf. „Er tut es in erster Linie für das Volk.“ Er glich im Moment einem Stein - undruchdringbar. „Warum bist du gerade so?“, fragte ich. „Wie bin ich denn?“
„Kalt und distanziert. Du bist gerade undruchdingbar.“,
„So gehe ich mit meiner Trauer um, Jace. Als meine Mom und mein Bruder starben war es noch schlimmer. So bin ich eben. Anders würde ich damit nicht klar kommen...Ich darf meine Gefühle nicht an mich heranlassen.“
Es dämmerte langsam. Die Stunden vergingen unheimlich schnell, in denen wir redeten. Einfach über unser Leben. Sogar Zukunftsplänen begannen wir
schon zu schmieden. „Wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Jayden Junior.“, sagte ich und lachte. „Niemals!“, rief er und lachte ebenfalls. Jayden beugte sich vor und küsste mich. Für einen Moment konnte ich die Gedanken, die druch meinen Kopf geisterten ausschalten. Ich ließ mich zur Seite umkippen, sodass ich auf der Couch zum liegen kam, und zog ihn mit mir. Plötzlich riss jemand die Tür auf und Jayden sprang blitzschnell auf die Füße und ging in Angriffshaltung. Doch als er sah, wer da stand, erhob er sich wieder. „Alex, was machst du denn hier?!“, fuhr er seinen Freund an. „Mikael hat deinen Vater in seiner Gewalt! Er wird sterben, wenn wir
nichts unternehmen!“, rief Alex außer atem. Jayden legte Alex beruhigend die Hand auf die Schulter. „Alex, mein Dad wollte es so... Ich konnte ihn nicht mehr umstimmen... Er wollte uns Zeit verschaffen...“
„Zeit?! Wir haben keine Zeit mehr, Jay! Mikael wird jeden Moment hier eintreffen und uns angreifen!“ Jayden wurde blass, sogar leicht grün um die Nase. „Dann werden wir Kämpfen!“, sagte er entschlossen.