Kapitel 22
Jacy
Zum Glück war ich noch auf Jonas Rücken gesprungen, auch wenn es mir widerstrebt hatte. Hätte ich es aber nicht getan wäre ich vor diesem Vieh, diesem Wächter, vor Angst erstarrt. Jetzt klammerte ich mich mit aller Kraft an Jonas. Ich hatte meine Arme um seinen Hals gelegt und die Beine um seinen Körper geschlungen. Ich spürte, das auch Jonas Angst hatte, was mich noch mehr in Furcht versetzte. Mir war dieser Oger schon schlimm vorgekommen, da hatte Jonas aber nicht mal mit der Wimper gezuckt. Und jetzt
hatte er Angst. Was ich voll verstehen konnte. Das Vieh war über zwei Köpfe größer als er. Und diese Zähne... . Schnell drehte Jonas sich um und rannt los. Die Wildnis um mich herum verschwamm und ich klammerte mich noch fester an ihm fest und vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Dann hörte ich ein lautes Knacken. Ich öffnete vorsichtig ein Auge und schaute mich um. Jonas lief noch, aber nicht mehre ganz so schnell. Ein weiteres Knacken und vor uns fiel ein dicker Baum um. Im letzten Moment, nahm Jonas die Kurve und wich so haarscharf aus. Er rannte weiter. Aus der Ferne hörte man ein Aggressives Brüllen. Ich nahm einen
Windzug war und Schmerz ließ mich aufkeuchen. Jonas ebenfalls. Er bleib stehen und ich fiel von seinem Rücken. Seine Wade wurde von einem großen Pfeil durchbohrt. Seine Hose war Blutgetränkt. Ebenso meine. Jonas wollte aufstehen, aber der Schmerz ließ das nicht zu. Er sank wieder zurück. Dann sah er über meine Schulter und ich folgte seinem Blick. Dort stand es. Es hatte uns ein geholt. Es schlich auf uns zu. Ich sah Jonas an, aber er war noch blasser als sonst. Aber nicht etwa vor Angst oder Blutverlust. Er kämpfte darum, das Bewusstsein zu erhalten. Ich blickte schnell zum Pfeil, wobei ich weiter zurück wich. Tatsächlich hatte er
einen Schimmer um sich herum. Er war so verzaubert, das er Jonas Bewusstlos machen sollte.
„Wir wollten nicht zu deinem Portal. Ehrlich!“
„Das sagen sie alle, wenn ich sie einmal habe.“ knurrte der Wolf. Seine Stimme war leise und sehr tief, mit einem kleinem Echo in der Stimme. Gruslig. Ich bekam eine Gänsehaut und es lief mir kalt den Rücken runter.
„Schade, das der Pfeil nur für einen Vampir auserlegt ist, gegen eine Hexe ist er machtlos. Dann mach ich es bei dir eben altmodisch.“ Er sprang auf mich zu, aber ich sah alles in Zeitlupe. Das Maul war weit aufgerissen und flog auf
mich zu. Ich hob eine Hand und das Vieh knallte gegen einen Baum. Es sah mich an und fletschte die Zähne.
„Du bist mächtig. Wer bist du?“ knurrte es leise.
„Jacy Ellmar.“ antwortete ich und war froh das meine Stimme sich nicht so anhörte, wie ich mich fühlte. Klein, ängstlich. Stattdessen klang sie fest und ausdruckslos. Der Wolf machte einen Satz nach hinten und der bedrohliche Schein verschwand aus seinem Gesicht.
„Die Tochter von Lucana? Das kann nicht sein. Im Hexendorf erzählt man sich, das du seid siebzehn Jahren Tod bist!“
„Das stimmt aber nicht. Siehst du doch.“
Er sah mich genau an.
„Du siehst ihr sehr ähnlich. Du hast ihre Haar und Augenfarbe.“ Das versetze mir einen Stich. Ich wusste nicht wie meine Mutter aussah. Ich hatte keine Bilder, Fotos oder sonst was von ihr. Der Wolf sah Jonas an, der immer noch mit dem Gift kämpfte, mittlerweile aber kaum noch die Augen offen halten konnte.
„Das Gift wirkt nur ein paar Minuten. Länger brauch ich nicht zum Töten.“ Er grinste und drehte sich um. Dann verschwand er in der Dunkelheit. Ich drehte mich zu Jonas um. Er hatte die Augen geschlossen. Ich ging zu ihm hin und umklammerte mit beiden den Pfeil. Dann zog ich kräftig dran. Jonas keuchte
laut und drehte sich auf den Rücken.
„Sei bloß nicht vorsichtig!“ zischte er sarkastisch und öffnete die Augen ein Stück. Ich grinste ihn gehässig an und stand auf.
Kapitel 23
Jacy
Jonas ließ den Kopf zurück fallen und sah mich an.
„Wie weit ist es noch zu Tila?“ Ich hatte echt keine Ahnung. Ich war mit Maja ein gutes Stück gelaufen, aber ich wusste nicht wie weit Jonas gelaufen war. Ohne aufzustehen, hob Jonas den Arm und zeigte auf das große Dornengewächs.
„Oh. Ach so. Kannst du aufstehen?“ Jonas nickte und ich sah missmutig zu wie er sich auf die Beine kämpfte. Ein, zweimal fiel er wieder zurück. Als er endlich stand sah ich ihn mit erhobener
Augenbraue an.
„Geht wieder.“ versicherte er mir.
„Bist du dir sicher?“ fragte ich unsicher.
„Ja. Wieso? Machst du dir etwa sorgen?“ fragte er höhnisch.
„Nein, ich wollte nur die Chance nutzen und abhauen.“ sagte ich kalt. Jonas sah mich verwundert an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Geschah ihm recht. Ich drehte mich um und ging auf Tilas Haus zu. Ich ging einmal herum, da wir auf der falschen Seite waren. Ich runzelte die Stirn. Die Tür war aufgebrochen und hing nur noch an einer Stelle fest. Ich wollte noch einen Schritte machen, aber plötzlich legte sich Jonas arm um mich und er schob
sich vor mich. Ich ging hinter ihm her ins Haus. Jonas blieb stehen, spürte seine Wut. Ich schob mich an ihm vorbei, dann schlug ich meine Hand vor den Mund. Die Wand, wo ich Jonas eingeschlossen hatte, war eingerissen. Es brannte kein Licht im Zimmer, der Raum wurde nur durch ein schwaches Feuer im Kamin erhellt. Ich sah mich um.
„Tila?“ rief Jonas. Ich hörte seine schwer unterdrückte Wut. Dann drehte er sich zu mir um. Sein Zorn stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber er versuchte offensichtlich es mir nicht zu zeigen.
„Ich schaue mich um und du wartest
hier.“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging er in das Zimmer, indem ich geschlafen hatte. Ich wollte wirklich hier warten, aber es ging nicht. Ich sah zu Tilas Zimmertür. Ich spürte es. Um die Tür herum zogen sich schwarzen Fäden. Ich konnte sehen wie sie sich an der Dunkelheit nährten und sich nach ihr verzehrten. So etwas nannte man dann wohl schwarze Magie. Ich machte einen zögernden Schritt auf die Tür zu. Und noch einen. Dann legte ich vorsichtig die Hand auf die Klinke und öffnete die Tür. Der Raum war dunkel und ich streckte die Hand aus und sucht nach einem Lichtschalter. Als ich ihn gefunden hatte, drückte ich drauf. Das
Licht flackerte. Ich schrie auf und machte einen Schritt nach hinten. Dabei stieß ich gegen Jonas, der hinter mir aufgetaucht war. Ich wollte das nicht sehen. Ich drehte mich um und drückte mein Gesicht gegen Jonas Brust. Er legte mir einen Arm um die Schulter und zog mich aus dem Raum. Aber dieses Bild ließ mich nicht mehr los. Die arme Tila, mit einen riesigen Pfahl an die Wand genagelt und das Blutunterlaufende Auge, das dunkelrote Bett, die Blut beschmierte Wand. Ich schüttelte mich. Ich vergrub mein Gesicht weiter an seiner Brust und fing an zu Weinen. Ich hatte keine Lust mehr auf so was. Ich wollte nach Hause. Ich
hörte Jonas schnellen Herzschlag unter und komischerweise beruhigte mich das, da ich wusste das sein Herz nur für mich schlug. Wortwörtlich.
„Wir werden das Haus absuchen. Vielleicht finden wir einen Hinweis wo das Portal ist.“ sagte Jonas mit verdächtig brüchiger Stimme. Also wohl doch nicht so Hart, wie er immer vorgab.
„Daran denkst du jetzt? Willst du nicht wissen wer das war?“ fragte ich verweint.
„Ich weiß es schon. Es war mein Bruder, Stefan.“ Ich hörte und spürte seinen ganzen Hass, den er mit diesem Namen verband.