Kapitel 12
Kurze Zeit später standen wir in der Einsatzzentrale vor Tom Wagner. Toni erzählte ihm was wir von Bruno Erker wussten und der fing an zu suchen. Andere Neuigkeiten gab es nicht, keiner hatte Mark gesehen.
Niedergeschlagen folgte ich ihm wieder zum Aufzug.
„Heute habe ich mit zwei neuen Leuten das erste Nahkampftraining, vielleicht hast du Lust dazu, ein paar Demonstrationen mit mir zu machen?“
Er grinste mich an, „Oder hast du
Angst?“
Mir war klar das er mich ablenken wollte und ich war dankbar dafür.
Ich stemmte meine Hände in die Hüften, „Wenn du dich vor deinen neuen Jungs blamieren willst!“ gab ich zurück und sah ihn provozierend an.
Die zwei neuen waren „Kleiderschränke“, ende zwanzig. Als Toni sagte das sie mich angreifen sollten sahen sie mich an und sie hatten die Augen aufgerissen. Ich stellte mich in die Mitte der Matte und sah beide an.
„Wer will als erster?“ fragte ich.
Beide sahen zu Toni und schließlich wieder zu mir. Da sich keiner rührte winkte ich den Größeren von beiden zu mir.
„Okay, dann fangen wir an.“ sagte ich.
Toni stand mit gekreuzten Armen vor der Brust am Rand der Matte.
„Versuch sie auf den Rücken zu werfen!“ befahl er dem Ersten.
Etwas unbeholfen kam er auf mich zu und wollte mich an beiden Schultern packen, da griff ich mir sein linkes Handgelenk, verdrehte ihm den Arm mit dem Rechten Bein zog ich ihm sein Linkes unter dem Körper weg und er landete auf dem Rücken. Total verblüfft lag er da und starte mich an. Ich reichte ihm die Hand um ihm beim Aufstehen zu helfen. Als er von der Matte war, winkte ich mir den Zweiten ran. Er versuchte meinen rechten Arm zu fassen zu
bekommen aber ich war schneller und er lag genau so schnell auf dem Rücken.
Dann kam Toni auf die Matte, „So jetzt werde ich mein Glück versuchen.“ er grinste und ich wusste gegen ihn hatte ich nur eine sehr kleine Chance. Toni kam auf mich zu und packte mit der Linken meinen rechten Unterarm, ich ließ mich zurück fallen und trat mit meiner rechten Verse ihm in die linke Kniebeuge und wir lagen beide auf dem Rücken.
„Unentschieden!“ rief Kalle lachend.
Toni stand als erster und reichte mir die Hand. Es hatten sich so einige Zuschauer eingefunden, die sich den Spaß nicht entgehen lassen wollten, wenn Toni und
ich als Gegner uns begegneten. „Komm schon Boss, die kleine Juli wirst du doch wohl schaffen.“ rief Michael grinsend.
Ich warf ihm einen Bösen Blick zu.
Diesmal versuchte er mich an der Schulter um zu stoßen aber ich harkte mein Bein um sein Kniegelenk und er kam mit mir zu Fall. Wobei er unsanft auf mir landete und mir die ganze Luft aus dem Körper presste.
„Das zählt nicht! Toni du musst schon auf den Füßen bleiben!“ sagte Michael und schüttelte mit dem Kopf.
Alle grölten und lachten.
Als Toni von mir runter war musste ich erst mal tief Luft holen, er half mir hoch.
„Alles Okay?“
Ich nickte, „Auf ein Neues!“
Sechs Versuche brauchte er bis ich das erste mal auf dem Rücken lag.
„Juli mach es ihm nicht so einfach!“ rief Kalle.
Da Toni glaubte das ich nicht mehr könnte wurde er unvorsichtig und er landete auf dem Rücken. „Eins zu Eins!“ rief Michael.
„Juli schon viel besser!“ meinte Kalle.
Toni wollte sich vor seinen Jungs nicht die Blöße geben und passte jetzt auf. Gebeugt kam er schnell auf mich zu und hielt mich an der Hüfte fest, hob mich hoch und ließ mich auf den Rücken fallen. Die Jungs grölten und Toni
grinste, als er mich wieder hoch zog.
So leicht wollte ich ihm den Sieg nicht machen, auch wenn ich jetzt schon total fertig war und ich merkte das ich nicht mehr so Top in Form war wie er. Mir fehlte einfach das Training. Als Toni diesmal auf mich zu kam ließ ich mich auf den Rücken fallen hielt ihn am Unterarm fest und stemmte meinen Fuß in seinen Bauch. So das er sich überschlug und auf den Rücken landete. Schnell sprang ich wieder auf die Füße.
Jetzt waren die Jungs außer sich und johlten vor Begeisterung.
„Zwei zu Zwei!“ rief Michael.
Der letzte Angriff hatte mich so geschwächt das ich am liebsten die weiße
Fahne geschwenkt hätte. Aber das ging nicht, Toni musste mich noch einmal besiegen und ich wehrte mich nur halbherzig. Was den Jungs natürlich auffiel und die passenden Kommentare ließen nicht lange auf sich warten.
„Toni du schuldest ihr was, das sie dich gewinnen ließ!“ kam von Kalle.
Michael lachte, „Juli ich glaube wir müssen wieder einmal miteinander trainieren, du bist schlecht in Form!“
Ich lag immer noch auf dem Rücken und war total erledigt! Toni sah auf mich runter und schüttelte mit dem Kopf.
„Michael hat recht du bist nicht in Form!“ stellte er trocken fest.
Als Antwort konnte ich nur abwinken
und war immer noch außer Atem. Grinsend reichte mir Toni die Hand und zog mich hoch. Dann faste er um meine Taille und warf mich über seine Schulter. Wie ein nasser Sack ließ ich mich hängen, ich konnte nicht mehr und da störte es mich auch nicht das die Jungs Beifall klatschten, als er mit mir im Aufzug verschwanden.
In seiner Wohnung legte er mich aufs Sofa. Aus der Küche holte er mir einen Energie Drink und reichte ihn mir.
Toni grinste mich an, „Ruhe dich noch ein bisschen aus, ich gehe erst mal duschen, dann können wir gleich essen. Elle hat Lasagne gemacht.“
Als er verschwunden war, rappelte ich mich auf und ging ins Gästezimmer ins Bad. Unter der Dusche ließ ich heißes Wasser laufen das meine Muskeln wieder entspannten.
Zwanzig Minuten später kam ich in frischen Jeans und Rolli ins Wohnzimmer. Toni saß schon am Tisch und wartete auf mich.
„Das wurde auch Zeit ich habe Hunger!“ sagte er grinsend.
Es war schon halb drei als wir mit essen fertig waren.
Die ganze Zeit über hatte er mich beobachtet, ich war in Gedanken versunken und wir hatten beim Essen geschwiegen. Plötzlich bluffte mich Toni
laut an, so das ich zusammen zuckte.
„Jetzt reicht es! Glaubst du mit deinem Schwermut hilfst du Mark? Werde endlich Aktiv! Julia ich erwarte mehr von dir, manchmal muss man warten aber auch dann schmiedet man Pläne zur Rettung. Was meinst du wie es uns ging als dich Dimitri in den Fingern hatte?“
Ich sah Toni in die Augen und eine einzelne Träne lief mir übers Gesicht, die hatte ich nicht aufhalten können. „Was jetzt? Hilf mir! Mein Kopf ist wie Watte, ich will Aktiv werden aber im Augenblick weiß ich nicht wie.“
Er stand auf kam um den Tisch und zog mich hoch. Seine starken Arme hielten mich fest und ich hatte das Gefühl das
diese Kraft in mich drang.
Nach einer Zeit sah ich ihm in die Augen, „Ich ruf Torsten an, er muss von Bruno erfahren und ich glaube mein Bruder hat ihm bestimmt nicht informiert.“
Toni grinste und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. „Das ist meine Juli, dann mal los!“
Ich holte mein Handy und legte los. Erst sprach ich mit Torsten Brummer und informierte ihn über Bruno Erker. Er war sauer das Markus ihn noch nicht angerufen hatte.
„Juli, ich werde gleich eine Fahndung raus geben. Ein Foto werde ich dir nach
Toni faxen. Kopf hoch wir finden Mark!“
Als nächstes sagte ich Jan Bescheid, der natürlich genau so besorgt um seinen Bruder war wie ich.
„Ich werde meine Quellen anzapfen und Leute los schicken. Wenn wir alle zusammen arbeiten haben wir Mark schneller wieder als du gucken kannst!“
Toni war schon runten in die Einsatzzentrale gegangen. So das ich allein in seiner Wohnung war. Ich überlegte ob ich Nicolas um Hilfe bitten sollte, aber nein, das lasse ich lieber.
Ich ging auch in die Zentrale runter und sah dort Toni mit Tom und Kalle reden. Sie sahen hoch als ich zu ihnen kam.
Tom hielt mir das Fax hin, das Torsten geschickt hatte. Ich sah mir das Gesicht genau an.
„Der Typ war auch im Justenkamp als wir unsere Verlobungsfeier dort hatten, saß er vorne an der Theke.“
Alle drei grinsten mich an, „Jetzt haben wir eine Spur!“ sagte Toni.
Tom reichte mir sofort noch ein Blatt, „Er fährt einen VW Passat, dunkel blau, 4 Jahre alt hier steht das Kennzeichen drauf, er ist in Unna gemeldet und wir haben die Adresse.“
„Sagt Jan Bescheid!“ meinte ich.
„Schon passiert! Torsten haben wir auch gesprochen aber in Moment kann er noch nichts tun. Jan lässt ihn überwachen,
wenn die Luft rein ist wird er uns Bescheid geben und wir sehen uns mal seine Wohnung an.“
Kalle klopfte mir auf die Schulter, „Wir finden Mark! Und bis dahin wirst du jeden Tag trainieren. Wir haben dir einen Trainingsplan aufgestellt. In 14 Tagen wollen wir sehen wie du unseren Boss fertig machst!“ er grinste frech.
Toni stemmte seine Fäuste in die Hüfte und sah uns an. „Das glaubt ihr doch selber nicht! Juli ist gut aber so gut?“
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und funkelte ihn an, „Ach ja? Auf einen Versuch lasse ich es gerne ankommen!“
Tom und Kalle stellten sich hinter mich
und grinsten. Beide legten mir eine Hand auf die Schulter, „Wenn sie wieder in Form ist liegst du auf dem Rücken Boss!“ sagte Tom.
Toni sah uns ungläubig an und musste grinsen. „Okay! Aber wenn sie verliert überlegt euch schon mal wer dann den Gewinner bezahlt!“
Er verschwand in Richtung Aufzüge und ließ uns einfach stehen.
Ich drehte mich zu den beiden um, „Na, da habt ihr mir was eingebrockt!“
Tom grinste breit, „Du weißt auch noch nicht wer dich trainieren wird.“
Fragend sah ich beide an.
„Michael Kleinert höchst persönlich!“ platzte Kalle raus.
Michael hatte in jeder Kampf Art den schwarzen Gürtel, hatte genau wie Toni in einem Sondereinsatzkommando gewesen und war ein Meister im Boxen und Ringen.
„Er wird jeden Tag zwei Stunden mit dir trainieren und Kalle wird jeden morgen mit dir 5km joggen. Toni wird sich um gucken! Der geht drei mal die Woche joggen und einmal in der Woche trainiert er.“
Jetzt musste ich auch grinsen, „Da könnte ich ja doch eine Chance haben...“
Beide nickten mir zu. Da sah ich Michael aus dem Aufzug steigen und zu uns rüber schlendern. Der Riese stellte sich neben mich, mit seinen eins fünfundneunzig
überragte er meine eins achtundsechzig fast um dreißig Zentimeter. Er legte mir einen Arm um die Schultern und drückte mich an sich.
„Toni machst du fertig!“ sagte er nur.
Ich sah zu ihm hoch, „Und was ist wenn ich es nicht schaffe?“
Alle zogen ihre Schultern hoch.
Michael grinste, „Ein bisschen Ansporn gehört dazu!“
Alle lachten und ich verzog mein Gesicht.
„Das machst du schon! Julia er rechnet nicht damit!“ sagte Michael.
Na ja, ganz wohl war mir nicht bei der Sache aber eine Chance hatte ich wirklich. Oder nicht?
„Ich muss noch mal in meine Wohnung.“ sagte ich.
Kalle meinte nur, „Ich komm mit!“
Wir fuhren erst hoch und ich legte meine Waffe an. Nahm meine Jacke und meine Handtasche und wir fuhren mit dem Aufzug in die Tiefgarage. Als ich gerade meinen Wagen aufschließen wollte hielt mich Kalle auf.
„Wir fahren mit einem Mercedes. Mann weiß ja nie.“
Die Straßen waren überfüllt und wir brauchten eine halbe Stunde bis zu meiner Wohnung, auf dem Hof stellten wir den Wagen ab.
Kalle und ich standen in meiner
Wohnung und starten in ein Caos.
„Mein Gott, hast du eine Ordnung!“ sagte Kalle empört.
Genervt sah ich ihn an, „Sehr komisch!“
Ich holte mein Handy aus der Tasche und rief Torsten an, „Hallo, ich bin es Juli. Meine Wohnung ist zerwühlt worden. Ich warte unten im Auto.“
Mit Kalle wartete ich auf Torsten und seine Kollegen von der Spurensicherung. Es dauerte eine halbe Stunde bis sie hier waren.
„Na endlich!“ begrüßte ich ihn.
Er grinste, „Ich freue mich auch dich zu sehen.“
Zerknirscht sah ich ihn an, „Entschuldige, es war nicht so gemeint.“
Er nahm mich kurz in den Arm, „Schon Okay! Ich weiß das du unter Strom stehst.“
Ich gab ihm den Schlüssel, „Wenn meine Wohnung wieder frei gegeben ist ruf mich an und ich hole mir den Schlüssel bei dir ab.“
Und setzt mich wieder zu Kalle in den Wagen.
„Und was jetzt?“ fragte er.
„Lass uns nach Mark fahren.“
Wir hielten auf dem Hof und ich sah, das der BMW von Mark Macken um das Türschloss hatte und ging hin um mir das genauer anzusehen.
Kalle folgte mir, „Der Wagen wurde aufgebrochen.“
Wir wechselten einen Blick und sahen hoch zu Marks Wohnung. Schnell liefen wir die Treppen hoch, ich sah mir das Türschloss an und schloss dann die Wohnung auf. Ich stieß die Tür mit einem Ellbogen auf und wir gingen rein.
„Verflucht!“ schrie ich und schlug mit der Faust gegen die Wand. Kalle faste mich bei den Schultern und schob mich aus der Wohnung. Als er mich zu sich drehte legte ich meine Stirn gegen seine Schulter, er nahm mich in den Arm und streichelte mir übers Haar.
„Es ist alles in Ordnung, wir rufen Torsten an und fahren wieder nach AM Security.“
Kalle nahm mir den Schlüssel ab und
schelte beim Nachbarn. Der versprach den Schlüssel der Polizei zu geben.
Diesmal setzte er mich erst in den Wagen und rief dann selber Torsten an. Der Stöhnte im Anbetracht der Arbeit. Kalle sagte ihm noch das er mich bei Toni finden konnte und fuhr dann mit mir los. Die ganze Fahrt über saß ich schweigend neben Kalle, der mir immer besorgte Blicke zu warf.
Als in der Tiefgarage von AM Security Parkten, musste er mich halb aus dem Wagen ziehen und schob mich in den Aufzug. Er brachte mich in den siebten Stock vor Tonis Wohnung und schellte. Toni öffnete die Tür und Kalle schob
mich ihm entgegen.
Fragend sah er erst zu Kalle dann zu mir.
„Julis und Marks Wohnung sind durchsucht worden. Sie ist fertig! Kümmre dich ein bisschen um sie.“
Toni legte einen Arm um meine Schulter, schloss die Tür hinter mir und führte mich zum Sofa.
„Komm, leg dich ein bisschen hin, Juli süße.“
Toni drückte mich aufs Sofa runter, das ich zu Sitzen kam. Dann zog er mir die Jacke und Schuhe aus, meine Waffe nahm er mir auch ab. Ein Kissen legte er mir hin, auf das er mich zur Seite hin kippte. Dann legte er eine Decke über mich und
ich schloss die Augen. Mein Kopf fühlte sich wie Watte an und ich weigerte mich irgendetwas oder irgendjemand um mich wahrzunehmen. Mark war weg und wahrscheinlich in Lebensgefahr, jetzt waren auch noch unsere Wohnungen durchsucht worden. Auch die Räumlichkeiten die mich ihm nahe fühlen lassen, durfte ich nicht mehr betreten. Mein Hals fühlte sich wie zugeschnürt, als wenn irgendjemand mir die Luft zum Atmen nahm und über diese Gedanken schlief ich ein.
Als ich wieder wach wurde musste ich erst überlegen wo ich war. Es war dunkel nur ein Licht schien aus der Küche und
ich setzte mich auf. Mir ging es um einiges besser, leider konnte ich die Uhr nicht lesen die an der Wand über dem Esstisch hing. Meine Muskeln hatten sich wieder entspannt und ich fühlte mich wieder frei im Kopf. Ich stand auf und ging in die Küche. Toni saß an dem Küchentresen auf einem Hocker über Papiere gebeugt und hatte eine Tasse Tee neben sich auf der Theke stehen.
„Wie spät ist es?“ fragte ich.
Toni sah mich an, „Halb drei, warum schläfst du nicht?“
Ein Grinsen stand auf einmal in meinem Gesicht, „Warum schläfst du nicht?“
Auch er musste grinsen, „Gute frage! Hast du Hunger?“
Einen Hocker schob ich direkt neben ihn und setzte mich. Er legte einen Arm um meine Schulter und ich legte meinen Kopf an seine.
„Was liest du da?“ fragte ich.
„Das ist Bruno Erkers Lebensgeschichte aber es steht nichts Wissenswertes drin!“ antwortete er und verzog das Gesicht.
„Habt ihr was neues erfahren?“ ich sah ihn an.
Mit einem Seufzer schüttelte er seinen Kopf, „ Nein leider nichts brauchbares. Markus war bei Bartel im Knast, aber der hat ihn nur dumm ausgelacht und meinte sein neuer Sekretär hätte genug für ihn zu tun, da käme er bestimmt nicht auf
Rachepläne.“
„Also, auch eine Sackgasse. Hat Jan schon was erreicht?“ fragte ich.
„Bis jetzt nichts! Jan hat Peter Sonder und Kasten Winter auf ihn angesetzt. Aber im Augenblick hat es noch nichts ergeben. Bruno ist bis jetzt auch noch nicht so lange aus dem Haus gewesen das wir rein könnten. Er ist immer nur für eine Halbe Stunde weg gewesen.“
Ich stand auf und ging zum Kühlschrank.
„Juli süße im Backofen steht eine Pizza.“ Also ging ich rüber zum Backofen und holte die Pizza raus. Stellte sie auf die Theke und holte mir noch eine Flasche Diät Cola aus dem
Kühlschrank. Dann setzte ich mich wieder zu ihm und fing an zu essen.
„Toni du solltest schlafen, wenn sich was ergibt wecke ich dich!“ und biss wieder in ein Stück Pizza.
Er gab mir einen Kuss auf die Schläfe, „Ich warte noch auf den 3 Uhr Bericht, dann lege ich mich hin.“ er grinste mich an, „Dir scheint es besser zu gehen, dein Appetit ist wieder da!“ sagte er.
Ich grinste ihn an, „Ja, es geht mir ganz gut! Es war gestern einfach ein bisschen viel auf einmal. Aber jetzt bin ich wieder voll da! Anders wäre ich Mark auch keine Hilfe. Außerdem will Kalle mit mir heute morgen Joggen gehen.“
Toni lachte, „Die Jungs wollen mich
tatsächlich von dir auf den Rücken gelegt sehen und du machst mit.“
Mit einem breiten Grinsen begegnete ich seinem Blick, „Hast du etwa Angst?“ fragte ich.
„Wie kommt ihr nur darauf das ich da mitmache? Außerdem war es nicht nett von dir die Jungen glauben zu lassen das du mich hast gewinnen lassen.“ sein Schmunzeln war mir nicht entgangen. „Ich konnte einfach nicht mehr! Da war einfach nicht mehr genug Kraft über!“
Plötzlich riss er mich von Hocker und hielt mich in seine Arme wie im Schraubstock. „Wer trainiert mit dir? Die Jungs wollten mir das nicht verraten.“
Lachend versuchte ich mich zu befreien,
aber da hatte ich keine Chance, da meine Arme zwischen uns gefangen waren. „Das werde ich dir auch nicht verraten!“
Eine Zeitlang hielt er mich grinsend nur gefangen. „Das wird ein hoher Einsatz für dich!“
Er beugte sich runter zu mir und küsste mich sehr zärtlich, seine Zunge suchte sich seinen Weg zu meiner und es drehte sich alles in meinem Kopf. Meine Beine wurden weich unter meinem Körper und ich schmiegte mich an ihn. Verflucht! Mein Körper reagierte mit Hitze auf ihn und meine Brustspitzen standen. Hallo! Schrie es in meinem Kopf. Ich bin Verlobt! Aber das schien meinen Körper nicht zu beeindrucken. Ich nahm nur
noch seinen angenehmen Geruch und seine Berührungen wahr. Verdammt! Das durfte nicht war sein!
„Willst du den Preis bezahlen? Wenn ich dieses Risiko eingehe?“ fragte er und knabberte an meinem Ohr.
Ich sah ihn an, „Was schwebt dir da vor?“
Sein Gesicht nahm einen Ernsten Ausdruck an, „Wenn ich gewinne gehörst du mir 24 Stunden und damit der Anreiz für dich hoch genug ist setze ich meinen neuen Porsche.“
Wir sahen uns in die Augen, „Du weißt das ich mit Mark verlobt bin. Warum sollte ich mich also darauf einlassen?“
Toni grinste breit, „Weil du scharf auf
meinen Porsche bist, weil du raus finden willst ob du mich wirklich besiegen kannst, weil dir solche Wettkämpfe gefallen... Keiner erfährt was von unserem Deal und wenn du wirklich verlieren solltest, wird Mark auch nichts erfahren. Es wird aussehen als wenn wir arbeiten müssten.“
Misstrauisch sah ich in seine Augen, „Was beinhalten die 24 Stunden?“
Er lachte, „Du würdest mir gehören, egal wie und wo!“
Ich überlegte ob ich dieses Risiko eingehen sollte, außerdem was würden die Jungs sagen, wenn ich den Kampf absage?
„Du weißt das ich nicht nein sagen kann,
schon wegen den Jungs nicht. Das hast du dir fein ausgedacht!“
Toni küsste mich wieder, lange und intensiv.
„Wäre die Vorstellung so schlimm zu verlieren?“
Nein! Das wäre alles andere als schlimm! Und gerade das störte mich, wenn ich verliere könnte es mir zu gut gefallen... Was wäre mit Mark? Die Wahrheit dürfte er nie erfahren und könnte ich damit leben?
Plötzlich klingelte das Telefon. Toni ließ mich los und er ging ran.
„Ja!“
„Bruno Erker schläft, ich glaube nicht das sich in den nächsten Stunden sich
was tut.“ sagte Peter
„Bleibt ihr weiter dran?“
„Wir haben ein Wohnmobil hier, Karsten schläft und in zwei Stunden lege ich mich hin. Bis wir ihn wieder beide beschatten müssen.“
„Okay! Ruft auf jeden Fall an wenn sich was tut!“
„Bis dann!“
Er legte auf.
„So, jetzt lege ich mich hin!“ Toni nahm mich wieder in die Arme und küsste mich, „Und Träume von schönen 24 Stunden mit dir!“ er grinste mich anzüglich an und ging in sein Schlafzimmer.
Na Toll! Der Gedanke zu verlieren war mir alles andere als unangenehm. Warum konnte ich Toni nicht einfach nur als Freund sehen? Ich wusste die Antwort und sie gefiel mir nicht! Ich fühlte mich immer noch zu ihm hingezogen. Das ist doch Verrückt!
Um sieben Uhr joggte ich mit Kalle um den Phönix See, es war drei Grad Celsius und es nieselte. Ich hatte unter meinem dicken Jogginganzug noch eine Leggins und ein langärmliges T-Shirt. Einen dicken Schal und eine Wollmütze hatte ich an, genau so hatte ich auf meine Handschuhe nicht verzichten wollen. Kalle hatte nur ein Stirnband über die
Ohren und hatte sich kaputt gelacht, als er mich sah. Meine Pistole hatte ich am Knöchel, solange Mark nicht wieder da war, wollte ich auf Nummer sicher gehen. Man wusste ja nie wann sich was ergab und wir los mussten.
Die Kälte brannte in meiner Lunge aber ich konnte mit Kalle schritt halten, auch als es kurz vorm Ziel schwer wurde. Als wir endlich wieder im Wagen saßen war ich total fertig.
„Du hast dich gut gehalten, obwohl du nicht regelmäßig trainierst.“ sagte er anerkennend zu mir. Grinsend sah ich zu ihm, „Lass mich erst mal wieder Luft bekommen...“ Japste ich.
Lachend sah er zu mir, „ Um elf Uhr
haben wir Schießtraining, Toni meinte du musst besser werden, als seine Geheimwaffe bist du mit siebenundneunzig Prozent zu schlecht.“
Ich fühlte mich viel zu Erschöpft, um mich darüber aufzuregen aber ärgern tat ich mich doch.
Um halb zehn stand ich unter der Dusche. Als ich fertig umgezogen war und ins Wohnzimmer kam war Elle gerade am Tischdecken.
„Guten Morgen!“ sagte sie lächelnd.
„Guten Morgen Elle! Können sie mir ein paar Sachen besorgen?“
Sie sah mich an, „Ich habe schon gehört, sie können nicht in ihre Wohnung. Jogginganzüge, Trainingsanzüge,
Laufschuhe, Turnschuhe und Unterwäsche kommen heute um vierzehn Uhr. Wo sie doch gegen den Chef antreten, brauchen sie das Richtige zum trainieren.“ sie grinste breit.
Ich nahm sie in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Da kam gerade Toni aus seinem Schlafzimmer und hob warnend den Zeigefinger.
„Verbrüderung unter den Angestellten sehe ich nicht gerne!“ rief er gespielt entsetzt.
Elle und ich sahen uns kurz an und grinsten. Dann machte sie schnell das sie raus kam.
„Elle hat Sachen für mich bestellt, sag mir was du dafür bekommst.“
Toni zog die Stirn in falten und packte mein Handgelenk. Mit einer kurzen festen Bewegung prallte ich gegen ihn und er schloss seine Arme um mich. Sein Blick verriet mir nicht was er dachte und das verunsicherte mich.
„Juli glaubst du wirklich, ich lasse mir das Vergnügen nehmen, für dich Geld auszugeben? Genau so wenig wie ich mir das Vergnügen nehmen lassen werde, dich so oft wie nur möglich zu berühren! Auch wenn du Mark heiratest, gehört ein Stück von dir mir und das werde ich dich nicht vergessen lassen.“ Tonis stimme war fest aber sehr zärtlich, genau wie der Kuss von ihm, den ich zu meinem Entsetzen auch noch bereitwillig
erwiderte.
Das Telefon klingelte und Toni ließ mich mit bedauern los um ran zu gehen.
„Ja!“ meldete er sich.
„Ich bin es Karsten Winter, Bruno Erker ist gerade 12 km von seiner Wohnung entfernt in einer Pommesbude. Er trieft sich mit zwei Männern, sie haben Essen bestellt. Ihr könnt zu seiner Wohnung!“
„Okay!“
Toni legte auf.
„Es geht los!“ sagte er, nahm seine Waffe und seine Jacke. Wartend hielt er mir die Tür auf, auch ich griff mir meine Pistole, Jacke und Tasche. Schnell waren
wir in der Tiefgarage und wir setzten uns in den Audi. Mit quietschten Reifen fuhr er los Richtung Unna.
„Sie bitte nach den Einweghandschuhen.“ forderte mich Toni auf.
Aus dem Handschuhfach holte ich zwei paar raus und überprüfte noch mal mein Handy. Ich stellte es auf lautlos.
Zwei Häuser vor seinem parkten wir und stiegen aus. Bruno wohnte im zweiten Stock unterm Dach. Eine ältere Frau schloss gerade die Haustür auf.
„Guten Tag, da können sie uns sicher mit rein nehmen, wir wollen zu meinem Bruder Bruno Erker.“ sagte ich lächelnd zu der Dame.
„Ja, sicher. Herr Erker ist ihr Bruder? Der ist immer so nett!“
Ich hielt ihr die Haustür auf und Toni nahm ihre Einkaufstasche, „Die ist doch viel zu schwer für sie, wo wohnen sie?“ Die ältere Dame sah von Toni zu mir.
„Das ist mein Mann. Toni ist Italiener und die können es nicht ertragen wenn eine Frau schwer tragen muss.“ sagte ich.
Sie lächelte ihn an, „Das ist nett von ihnen junger Mann, ich wohne im ersten Stock und es fällt mir wirklich etwas schwer meine Einkäufe rauf zu trage.“
Wir gingen langsam mit ihr die Treppe rauf.
„Warum fährt ihr Sohn nicht mit ihnen
einkaufen?“ fragte Toni.
Die ältere Dame seufzte, „Der ist immer zu beschäftigt.“
Toni tat empört, „So was gibt es nicht bei uns! Für unsere Mütter haben wir immer zeit!“
Sie lächelte mich an, „Sie haben wirklich einen sehr netten Mann, unter den deutschen jungen Männern findet man so was nicht mehr.“
Wir verabschiedeten uns von ihr vor ihrer Wohnung und eilten weiter hoch.
Vor Bruno Erkers Wohnungstür zogen wir die Handschuhe an und Toni holte sein Einbruchswegzeug aus der Hosentasche. Keine Minute brauchte er und die Tür war offen. Systematisch
durchsuchten wir ein Zimmer nach dem Anderen ohne eine Spur zu hinterlassen. Die Wohnung war nur spartanisch eingerichtet was uns viel Zeit ersparte.
„So, du bist also mit einem Italiener verheiratet, der es nicht ertragen kann wenn eine Frau was schweres trägt.“ Er grinste mich an, „Ich hatte total vergessen wie gut du Lügen kannst wenn es darauf ankommt!“
Im Wohnzimmer neben dem Telefon fand ich einen Block, mit Telefonnummern die ich mit meinem Handy fotografierte, teilweise standen Namen daneben.
„Was sollte ich der Oma sonst sagen? Sie sah dich an als wenn du sie ausrauben wolltest.“
Er verzog sein Gesicht, „Das glaubst du doch nicht im Ernst!“
Ich lachte nur.
Als wir alle Räume durch hatten, sahen wir zu das wir schnell wieder zum Auto kamen.
„Hast du was interessantes gefunden?“ fragte ich ihn.
„Außer eine Handfeuerwaffe nichts.“
Ich zog die Schultern hoch, „ Ich habe auch nichts weiter entdeckt. Außer ein paar Telefonnummern, die habe ich abfotografiert.“
Wir waren schon fast zurück als mein Handy vibrierte. Ich zog es aus der Hosentasche und stellte es auf
Lautsprecher.
„Ja!“
„Die zwei Typen fahren in Richtung Dortmund.“
„Wo ist Erker?“
„Der fährt gerade wieder nach Hause, so wie es aussieht.“
„Schon eine Ahnung wo sie hin wollen.“
„Bis jetzt nicht!“
„Toni fahr irgendwo raus und halte.“ sagte ich
„Sie fahren auf die B54 Richtung Mitte.“
„Was für ein Auto fahren die Typen?“
„Einen neuen gelben Mini mit rotem Verdeck.“
„Toni ist schon auf dem Weg!“
„Karsten wo steckst du?“
„Drei Wagen hinter den Typen auf dem Ostwall. Woher weißt du wer ich bin?“
„Wie lange arbeiten wir schon zusammen?“
„7 Jahre! Am Burgwall wollen sie rechts durchs Burg Tor.“
„Wir sind auf dem Schwanenwall. Verdammt! Die Ampel ist rot!“
„Die Typen fahren auf die Leopoldstraße.“
„Bleib dran! Wir sind am Burg Tor.“
„Wir stehen gerade an der Ampel, sie wollen links auf die Mallinckrodtstraße.“
„Jetzt sind wir fast bei euch.“
„Die wollen zum Hafen!“
„ Du bist drei wagen vor uns.“
„Woher weißt du das? Ich fahre einen
silbernen VW Golf, der ist unauffällig!“
Jetzt waren wir hinter ihnen.
Ich lachte, „Aber nicht dein Nummernschild, KA-007!“
„Mist die haben es noch über die grüne Ampel geschafft.“
„Kannst du sehen wo sie hin wollen?“
„Ich gebe Gas! Vermutlich auf die Westfallastraße.“
„Verdammt! Wir haben jett so einen Riesigen LKW vor uns.“
„Ich hatte recht! Ich sehe wie sie abbiegen, aber ich bin immer noch zu weit weg.“
„Wir müssen hinter dem LKW bleiben sonst verpassen wir die Ausfahrt.“
„Scheiße, Scheiße, Scheiße! Sie sind
weg!“
„Wo steckst du?“
„Kurz hinter dem Kohlenweg, ich stehe am Rand.“
„Der LKW müsste gerade an dir vorbei sein.“
Ich zeigte auf Karstens Wagen und wir hielten dahinter, er war schon ausgestiegen. Das Handy steckte ich wieder ein und wir stiegen aus.
„Hallo Karsten!“ begrüßte ich ihn und drückte ihn kurz. Toni reichte ihm die Hand. Karsten war ein Stück kleiner als Toni, so eins fünfundsiebzig, seine Figur erinnerte an einen Teddybär. Seine braunen Augen sahen uns freundlich an.
„Die müssen in den Kohlenweg gefahren sein.“ meinte er. „Da geht es direkt zum Pier, wo die Container verladen werden.“
„Ich gehe mal gucken, ihr bleibt hier.“ sagte Toni und ging auch schon um die Ecke in den Kohlenweg. Wir warteten, am liebsten wäre ich hinterher gelaufen, aber Frauen fielen zu sehr auf. Am Pier arbeiteten nur Männer, also Null Chance für mich!
Karsten legte einem Arm um meine Schultern, „Juli wir finden Mark, keine bange!“
Mein Nervenkostüm war bis zum Äußersten gespannt. „Als wir uns das letzte mal sahen, wolltest du nie wieder was von dem ´Miesen Macho` hören.“
sagte er grinsend. „Was meinst du was es für eine Überraschung war als Biene erzählte ihr wollt wieder heiraten.“
Ich versteckte mein Gesicht an seiner Brust. „Was soll ich machen? Ich komm nicht von ihm los!“ Er faste meine Schultern und schob mich vorsichtig von sich, um mir in die Augen sehen zu können.
„Juli das war nur eine Frage der Zeit! Der Bulle und du, ihr gehört zusammen! Auch wenn das für dich mehr Ärger bedeutet. Toni macht die Sache auch nicht leichter, der Typ liebt dich und das weiß Mark und mit zwei Alfa Tieren wirst du es schwer haben.“
Ich lächelte schief, „Karsten warum
kannst du nicht mein großer Bruder sein?“
Er lachte und verstrubbelte meine Haare.
Toni kam wieder, „Der gelbe Mini steht hinter einem Container, aber von den Typen ist nichts zu sehen. Jetzt wissen wir zumindest wo wir suchen müssen, ich habe schon in der Zentrale angerufen. Gleich kommen ein paar Männer und wir können die Suche starten.“
Toni zog mich kurz in seine Arme, „Juli, lass dich von Karsten zurück fahren, du fällst hier zu sehr auf!“
Er drückte mir einen Kuss auf den Scheitel und schob mich Richtung Karsten. Die beiden hatten schon Blicke ausgetauscht, das reichte!
Karsten schob mich auf den Beifahrersitz seines Golfs. Sehnsüchtig sah ich zu Toni der an meiner offenen Tür stand.
„Juli es geht nicht! Das weißt du, das gefährdet Mark!“
Ich nickte nur, mir war der Hals wie zugeschnürt und was hätte ich auch sagen sollen? Er hatte ja Recht! Toni warf die Autotür zu und Karsten gab Gas.
„Soll ich dich nach Hause bringen?“ fragte er.
„Nein, ich hatte Einbrecher zu Besuch. Die Wohnung ist noch Versiegelt.“ antwortete ich.
„Also zu Marks Wohnung?“
Ich schüttelte den Kopf, „Dort ist das Gleiche!“
Genervt fragte er, „Also wo hin? Zu deinen Eltern? Zu Markus? Oder was?“
Ich sah zu ihm rüber, „Ich wohne bei Toni solange.“
Ihm fielen fast die Augen raus, „In der Höhle des Löwen? Wer weiß davon?“
Ich zog die Schultern hoch, „Alle von AM Security und Biene. Jan weiß es auch und ob es noch mehr wissen keine Ahnung.“
Karsten seufzte, „Hoffentlich nicht eure Eltern! Das gibt wieder Ärger...“
Verlegen sah ich in an, „Er hat ein Gästezimmer und ich bekomme sofort die neusten Infos.“
Laut stieß er die Luft aus, „Was sagt Mark, wenn er wieder da ist?“
Ich tat locker, „Als Dimitri Nawakof noch hinter mir her war wohnte ich auch bei ihm und Mark wusste das.“
„Und war er damit einverstanden?“ Es dauerte etwas bis ich eine Antwort gab.
Karsten war eben wie ein großer Bruder für mich, am Anfang als ich für Jan arbeitete, haben wir zwei Wochen zusammengearbeitet. Dann ließ Jan mich mit Toni arbeiteten.
„Wir hatten da gerade eine Meinungsverschiedenheit. Aber er hat es Akzeptiert.“
Verzweifelt schüttelte er den Kopf, „Juli, Juli! Du machst dir das Leben nicht leicht. Und Toni?“
Ich zog die Schultern hoch, „Er scheint
es zu Billigen, das ich mit Mark zusammen bin.“
Er holte tief Luft und hielt vor AM Security, „Ich wünsche dir viel Glück! Das wirst du brauchen, bei den Beiden!“
Ich stieg aus und winkte ihm noch als er weiter fuhr.
In der Eingangshalle kam mir Michael entgegen, „Du hast eine Stunde zeit zum essen, dann geht das Training los!“ und schon war er wieder weg. Ich ging zu den Aufzügen und fuhr in den siebten Stock. Elle kam sofort mit dem Essen.
„Hallo Julia, ich habe einen griechischen Bauernsalat gemacht dazu gibt es Lamm Koteletts, Baguette und Zaziki.“ Sie deckte den Esszimmertisch und stellte
mir noch eine Diät Cola dazu. „Danke Elle! Du bist immer so nett zu mir.“
Sie drückte meine Hand, „Deine neuen Sachen hängen im Schrank. Esse was, du hast gleich Training!“ Lächelnd ging Elle raus.
Nach dem ich etwas gegessen hatte ging ich ins Gästezimmer und öffnete den Schrank. Fünf neue Jogginganzüge und fünf neue Trainingsanzüge hingen dort. Alles teure Marken Sachen mit dem AM Security Zeichen auf dem Rücken. Ich musste grinsen, Elle ließ das Zeichen überall aufsticken. Ich hatte selbst Unterwäsche mit dem Zeichen.
Pünktlich um 15 Uhr trat ich in die Trainingshalle. Michael Kleinert wartete
schon auf mich, erstaunlicherweise war sonst keiner da.
„Na endlich! Wo bleibst du den?“ sagte er zu mir mit einem Grinsen.
Ich deutete nur auf die Uhr, „Ich bin Pünktlich! Also lass nicht so den Boss raus hängen.“
Er winkte mich mit dem Zeigefinger auf die Matte.
„Wenn du jetzt noch keine Angst vor mir hast wollen wir mal sehen wie es gleich aussieht.“
Sein Gesicht war ernst aber seine Augen funkelten amüsiert. Ich stand zirka einen Meter entfernt vor ihm. Er überragte mich mit seinen eins fünfundneunzig wie ein Grislibär. Er war auch genau so Breit
und Muskulös gebaut. In Gedanken zählte ich schon die Blauen Flecken.
„Wir haben schon zusammen trainiert aber ich möchte nicht wieder so viele blaue Flecken.“ sagte ich.
Michael lachte, „Weil du so klein bist musst du mit Tricks arbeiten, aber Toni darf nicht wissen welche sonst hast du sofort verloren. Euer letztes Zusammentreffen habe ich mir sehr genau angesehen, er hat dich unterschätzt, deshalb ging es so knapp aus. Diesen Fehler wird er nicht nochmal machen. Es geht um seine Ehre.“ erklärte er. „Versuch erst mal stehen zu bleiben, ich will deine Reflexe sehen.“
Er kam auf mich zu und wollte meine
Schultern packen aber ich drehte mich weg. Mit seinem rechten Bein zog er mir das Linke unter dem Körper weg und ich saß auf dem Hintern. Bevor ich weg rollen konnte stürzte er sich auf mich und begrub mich unter sich. Mir wurde die Luft auf einmal aus dem Körper gepresst und ich gab ein lautes „Uff!“ von mir.
Grinsend sah er auf mich runter. “Lebst du noch?“
Ich hätte ihn ja gerne von mir gestoßen aber meine Arme lagen zwischen uns eingeklemmt. „Runter!“ sagte ich genervt.
Lachend stand er auf und reichte mir eine Hand, mit einem Ruck stand ich wieder.
„Das war gar nicht schlecht. Aber du hättest das linke Bein nicht so weit vor schieben dürfen oder im Fallen dich sofort drehen müssen. Genau das probieren wir jetzt!“ Die nächste Stunde versuchte ich nichts anderes als mich schnell genug weg zu drehen, weil ich meinen Fuß immer zu weit vorstellte. Wie oft ich unter ihm landete möchte ich lieber nicht erwähnen. Zum Schluss gelang es mir mich schnell genug weg zu drehen.
„So, das reicht für heute. Morgen zeig ich dir, wie du deinem Gegner die Beine unter dem Körper wegziehen kannst.“
Michael klopfte mir auf den Rücken, „Du lernst schnell und ich habe gute
Hoffnung das es Toni zumindest schwer fallen wird dich zu besiegen.“
Mir taten alle Knochen weh und ich sah zu ihm hoch, „Ich hoffe ich lerne genug um zu gewinnen, auch wenn ich befürchte das es nicht passieren wird.“
Ich wollte schon zur Tür, da hielt er mich am Arm fest und sah mich Stirnrunzelnd in die Augen. „Was geht hier vor, was will Toni?“
Ich hätte gerne runter gesehen aber seine Augen ließen es nicht zu.
„Damit er den Wettkampf zu ließ wollte er einen Preis, wenn er gewinnt und er hat sogar einen für mich, wenn ich gewinne. Aber eigentlich habe ich nur zugestimmt, weil ich die Jungs nicht
enttäuschen wollte.“
Er faste meinen Arm fester, es fing an weh zu tun.
„Was für einen Preis?“
Seine Augen funkelten Wütend auch wenn man seinem Gesicht nichts ansah. Ich sagte nichts. „Also!“ drängte er.
Ich seufzte, „Er will das ich ihm 24 Stunden gehöre und wenn ich gewinne bekomme ich seinen neuen Porsche. Aber der Wagen ist mir egal, nur hätte ich nicht zugestimmt hätte es keinen Wettkampf gegeben und die Jungs hätten gedacht ich hätte gekniffen.“
Jetzt war er richtig Wütend! Er ließ mich los.
„Verdammte Scheiße! Was soll der
Mist?“ tobte er.
Nervös wich ich etwas von ihm ab, „Es war nicht meine Schult, aber was hätte ich machen sollen?“ Michael bemerkte das ich vor ihm zurück wich und sein Augen wurden weicher, er lächelte mich an und umarmte mich zärtlich. Das hatte er so noch nie gemacht!
„Juli ich mache dir keine Vorwürfe, Toni das Arschloch und hätte das nicht tun dürfen!“
„Geh erst mal Duschen und essen um neunzehn Uhr treffen wir uns bei Reiner Berg.“
Elle brachte mir eine Pizza Calzone. „Nervennahrung!“ sagte sie. „Es sind
Schokoriegel in der Küche.“
Grinsend verließ sie Tonis Wohnung. Sie hatte mir zwar Wein hingestellt aber ich holte mir eine Diät Cola und aß nach der Calzone noch zwei Schokoriegel.
Dann stellte ich mich unter die heiße Dusche und zog mich schließlich an. Jeans und T-Shirt. Weil ich noch zeit hatte legte ich noch Make-Up auf und flocht meine Haare zu einem Bauernzopf.
Um achtzehn Uhr vierzig stieg ich aus dem Fahrstuhl im dritten Stock und ging zu Reiner Berg. Das Schwergewicht saß vor seinem PC, irgendwie war er viel zu groß und zu breit für den kleinen Schreibtisch. Wenn ich ihn nicht kennen
würde, hätte mich sein Äußeres Angst einjagen können. Ich dachte an seine Frau Stefanie, eins zweiundsechzig, zierlich und zerbrechlich wirkend. Ich kannte sie gut und wusste sie war ein Energiebündel. Steffi hatte ihren Mann gut unter Kontrolle, ich musste grinsen bei dem Gedanke, das Schwergewicht stand ganz schön unter ihrem Pantoffel. Er liebte sie und sie hatten drei tolle Kinder.
Mir wurde ganz schwer ums Herz, ich dachte an Mark und ob wir wohl auch mal Kinder haben würden. Aber ich wusste ja noch nicht einmal ob er noch lebte. Reiner sah zu mir hoch als ich vor seinem Tisch ankam.
„Hallo Juli, einen Augenblick bitte.“
„Ist schon okay!“ sagte ich.
Da Tauchte Michael neben mir auf. „Juli, du bist früh dran.“
Jetzt war Reiner voll für uns da, „Also, bis jetzt haben sie nicht raus gefunden wo die zwei Typen hin verschwunden sind. Sie suchen noch. Karsten hat uns Fotos von den Zweien geschickt.“
Er reichte uns die Bilder, „Der eine ist Manfred Säbel, einundfünfzig, eins fünfundsechzig groß, dünnes Haar. Einfach ein schmächtiger Kerl. Saß mit Bruno in der JVA wegen Körperverletzung. Aber über den anderen haben wir noch nichts.“
Ich sah mir die Fotos an und erkannte
den Großen wieder.
„Ich glaube da kann ich weiter helfen, der Große hat für Nicolas gearbeitet. Jury Barkof, vierundvierzig Jahre, eins neunzig groß und war Boxer. Er hat ein paar Monate für Nicolas gearbeitet, der musste ihn aber entlassen weil er in seine Tasche gewirtschaftet hat.“
Beide sahen mich groß an, „Jury Barkof?“ fragten beide wie im Chor.
Schulterzuckend sah ich beide an, „Ja, Jury Barkof! Und?“
Michael schüttelte mit dem Kopf, „Weißt du nicht wer er ist?“
Genervt sah ich ihn an, „Der Typ ist ein Schwein! Ich habe ihn leider kennen gelernt. Er sollte mich mal nach Hause
fahren und wollte gleich in meinem Bett übernachten. Ich hab es ihm ausgeredet!“
Fragend sahen mich beide an.
„Wie das?“ fragte Michael.
„Ich habe ihm zwei mal wo hingetreten bis er endlich ein Klappmesser machte und mich los ließ. Von meiner Wohnung aus rief ich die Polizei aber er hatte sich schon davon gemacht. Nicolas hat ihn anschließend seinen Unmut mitgeteilt und ihn gefeuert.“
„Mädchen, der Mann war eine Legende!“ sagte Reiner entsetzt.
Ich verdrehte die Augen, „Der Typ ist ein Schwein! Er lässt ein Nein nicht gelten und wird Handgreiflich. Kapiert es endlich! Vor dem ist keine Frau
sicher, egal wie nett er aussieht.“
Michael sah sich das Foto noch mal an, „Ich wäre nie auf die Idee gekommen dass das Jury Barkof ist. Aber du hast recht wenn ich ihn so betrachte eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden. Und der wollte dir an die Wäsche?“
Sein Unglauben stand ihm immer noch im Gesicht geschrieben.
Genervt ließ ich die Beiden Männer stehen und ging zum Aufzug. Michael erschien neben mir als die Tür aufging, ich stieg ein und er begleitete mich. Ich fuhr runter.
„Wo willst du hin?“ fragte er.
Ich würdigte ihn keines Blickes. Es war doch immer das selbe, die Polizei
glaubte mir damals auch nicht. So ein Toller Boxer! Der hat es nicht nötig sich Frauen willig zu machen... Bla, bla, bla... Der Fahrstuhl hielt in der Tiefgarage und ich ging zum Lager, Michael ging schweigsam hinter mir her.
Ali kam zum Tresen, „Hallo Juli, was kann ich für dich tun?“
Ich lächelte Ali an, „Ist der Schießstand frei?“
Ali sah immer wieder zu Michael der immer noch schweigsam neben mir war. Aber ich ignorierte ihn weiter.
Ali sah wieder zu mir, „Er ist gerade frei geworden und heute sind keine Termine mehr. Also wenn du willst kannst du drauf.“
Zufrieden sah ich ihn an, „Gib mir bitte zwei Schachteln.“
Unsicher sah er mich an, aber Michael nickte nur.
„Ich hätte heute Schießtraining gehabt, aber leider war ich unterwegs.“
Ali stellte vier Schachteln auf den Tresen und ich nahm mir meine Zwei. Unterschrieb und ging zum Schießstand. Michael immer noch im Schlepptau. Ich hatte das Gefühl, so schnell werde ich ihn auch nicht los.
Meine Waffe nahm ich aus dem Halfter zerlegte sie ölte und baute sie wieder zusammen. Michael tat das selbe. Wir stellten den Computer ein und ich legte an. Ich musste das Magazin immer
wieder füllen, aber das war mir egal. Fertige Magazine wollte ich heute nicht haben. Das Auffüllen stärkte meine Konzentration. Nach zwei Durchgängen lies ich die Ergebnisse ausdrucken. Michael genauso.
„Geht es dir jetzt besser?“ fragte er mich.
Jetzt sah ich ihn in die Augen, „Ja etwas!“
Er nahm mir die Ergebnisse aus der Hand und staunte, „Zwei mal hundert Prozent. Wie hast du das geschafft?“
Ich grinste, „Darf ich deine sehen?“
Er reichte sie mir und ich sah drauf. „achtundneunzig und neunundneunzig Prozent, das ist doch gut!“ Und gab ihm
seine zurück.
Er stieg wieder mit mir in den Aufzug, bevor ich drücken konnte hielt er meine Hand fest. „Können wir reden?“ fragte er.
Offen sah ich ihm in die Augen, „Okay, reden wir!“
Michael drückte und wir fuhren rauf in den vierten Stock, um uns in der Kantine nieder zu lassen. Er holte uns Kaffee und belegte Brötchen. Ich hatte schon einen Tisch hinten in der äußersten Ecke angesteuert. Michael setzte sich mir gegenüber.
„Es tut mir leid, wenn ich den Eindruck gemacht habe, ich würde dir nicht glauben. Aber ich war wie vorm Kopf
geschlagen, das du ihn wiedererkannt hast und ihn der versuchten Vergewaltigung bezichtigt hast. Von ihm hätte ich das nicht geglaubt.“
Unwohl rutschte ich auf meinem Stuhl herum. Michael reichte mir die Tasse Kaffee rüber und ich umschloss sie mit beiden Händen.
„Die Polizei wollte mir damals auch nicht glauben.“ sagte ich schließlich.
In seinen Augen konnte ich Besorgnis lesen.
„Und Nicolas? Hat er dir geglaubt?“ fragte er vorsichtig.
„Ja, er hat mir sofort geglaubt. Was dann folgte wollte ich zwar nicht aber ich wollte auch nicht noch mal solche Angst haben.“
Forschend sah er mich an, „Was folgte dann?“
Ich holte tief Luft, „ Nicolas ging mit mir zu ihm und stellte ihn zur Rede. Er leugnete und Nicolas hat ihn verprügelt. Es dauerte bis ich ihn von ihm weggezogen bekam. Sonst hätte er ihn tot geschlagen.“ Ich nahm mir ein Käse Brötchen und bis rein.
Michael schien geschockt zu sein aber ich war mir nicht sicher warum. Ob es das war das Jury fast zu Tode geprügelt wurde oder das Nicolas nicht zu bremsen war.
„Juli, es tut mir leid! Weiß Toni davon?“
Ich schüttelte mit dem Kopf, „Nein, es
weiß keiner.“ sagte ich kleinlaut und sah in sein fassungsloses Gesicht.
„Warum nicht? Vor dem Typen muss gewarnt werden!“
Ich zog die Schultern hoch, „Wer hätte mir schon geglaubt?“ fragte ich resigniert.
„Wir!“ sagte er empört.
„Damals kanntet ihr mich doch kaum und er hat noch Aktiv geboxt. Michael sei mal realistisch.“ sagte ich leise.
„Und später? Warum hast du es nicht später erzählt? Dann hätte Toni vielleicht seinen Angriff auf dich gelassen.“
Ich sah seine Wut in den Augen. „Scheiße!“ schrie er und alle anderen
drehten sich zu uns um. Ungläubig sah ich ihn an, der ruhige immer beherrschte Michael Kleinert raste auf einmal vor Wut. Das hatte ich all die Jahre noch nie erlebt. Was war plötzlich mit ihm los?
Beruhigend legte ich meine Hand auf seine, „Nicht so laut! Michael bitte!“
Er schloss kurz seine Augen um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen und wir aßen schweigend weiter. Jeder hing seinen Gedanken nach und meine wanderten immer zu Mark. Seid ich wusste das Jury Barkof auch was mit der Sache zu tun hatte, war meine Angst um Mark noch größer.
Michael fuhr runter in die Zentrale und
ich rauf in Tonis Wohnung. Dort schüttete ich mir ein Glas Wein ein und setzte mich aufs Sofa. Im Fernseher suchte ich mir einen Action Film. Nach dem zweiten Glas schlief ich ein.
Durch ein scheppern schreckte ich auf und setzte mich hin, mit der Fernbedienung stellte ich den Fernseher ab. Jemand war in der Küche, ich stand auf und sah nach. Toni saß auf einem Hocker vor ihm ein Teller mit Salat und Baguette, er trank gerade aus einer Flasche Bier. Seine Augen wanderten zur Tür in dessen Türrahmen ich stand. Er sah erschöpft aus.
„Hallo Toni! Du siehst fertig aus.“
Ich ging zu ihm und setzte mich.
„Juli, wir haben die Aktion abgebrochen. Es war keine Spur zu finden. Aber wenn wir weiter gesucht hätten wären wir aufgefallen. Als das letzte Containerschiff beladen war sind wir abgehauen. Zwei Leute beobachten noch den gelben Mini.“
Meine Hand ließ ich über seinen Rücken streichen und legte meinen Kopf an seine Schulter. Mein Angst um Mark wurde wieder größer und ich befürchtete das sie ihn zu spät finden. Wenn überhaupt. Dann fiel mir das Gespräch mit Michael ein und mir wurde unwohl, sofort setzte ich mich wieder gerade hin. Ich zögerte etwas aber ich musste wissen ob Toni schon was von Jury Barkof gehört hatte.
„Hast du schon mit Michael gesprochen?“
Kurz sah er rüber zu mir, „Nein, er schläft bestimmt. Ich wollte gleich noch in die Zentrale. Warum?“
Hörbar holte ich Luft, „Der eine der Männer die ihr verfolgt habt war Jury Barkof.“
Schweigen!
Er legte seine Gabel an die Seite und drehte sich zu mir damit er mich genau ansehen konnte.
„Ich dachte in der Zentrale hätte man nur einen Identifiziert, diesen Manfred Säbel. Warum hat man mir den anderen Namen nicht durchgegeben?“
Nervös sah ich ihn an, „Weil ich ihn auf
einem Foto erkannt habe.“
Jetzt hatte ich seine volle Aufmerksamkeit.
„Du meinst doch den Boxer Jury Barkof?“
Kurz schloss ich meine Augen und nickte dann, „Er hat sich zwar etwas verändert aber ich habe ihn erkannt. Wahrscheinlich weil ich ihn persönlich kennen gelernt habe und die andern nicht.“
Meine Stimme war zitterig und seine Augen wurden schmal. Toni legte mir einen Finger unters Kinn damit ich ihm wieder in die Augen sehen musste.
„Juli, was versuchst du mir zu sagen?“
Ich schluckt, „Er hat damals für Nicolas
gearbeitet und einen Abend hat er mich nach Hause gebracht, als Nicolas weg musste. Er...“ Mir blieben die Worte im Hals stecken.
Toni griff nach meinen Schultern und schüttelte mich leicht, „Juli, Verdammt! Raus mit der Sprache!“
Noch mal musste ich hörbar nach Luft schnappen, „Toni, Jury Barkof hatte vor die Nacht bei mir zu verbringen. Als ich das nicht wollte, hat er versucht auf dem Weg rauf zu meiner Wohnung mich davon zu überzeugen. Ein Nein reichte ihm nicht!“ die Worte ratterte ich runter wie ein Maschinengewehr, sonst hätte ich sie nicht noch einmal raus bekommen.
Unruhig versuchte er in meinem Gesicht zu lesen.
„Er drückte mich an die Wand des Treppenhauses und da habe ich im zwei mal in die Eier getreten bis er mich endlich los ließ und zusammen klappte. Ich bin in meine Wohnung gerannt und habe die Polizei angerufen. Als ein Streifenwagen kam war er schon weg. Die Polizei hat nicht weiter nach ihm gesucht... weil sie mir nicht glaubten. Am nächsten morgen habe ich Nicolas angerufen und gesagt das ich ihn sehen muss... es wäre sehr Wichtig. Als er da war erzählte ich ihm alles und wir fuhren nach Jury Barkof.“ Ich holte noch mal tief Luft, „Dort stellte er ihn zur Rede
aber der stritt alles ab und lachte noch... `Davon würde ich wohl Träumen´sagte er. Nicolas hat ihn zusammengeschlagen, es dauerte bis ich ihn von Jury weggezogen hatte. Sonst hätte er ihn Tot geschlagen, er schmiss ihn raus und warnte ihn sich nicht noch mal in meiner nähe sehen zu lassen oder sich nochmal so einer anderen Frau zu nähren. Jury hatte auch in seine eigene Tasche gewirtschaftet aber Nicolas hätte ihm wahrscheinlich noch eine Chance gegeben, wenn nicht...“ An dieser stelle brach ich ab, mein Körper war am zittern und meine Nerven waren kurz vorm durchdrehen. Toni stand auf und zog mich hoch in seine Arme.
Zärtlich strich er mir eine unbändige Locke aus dem Gesicht. „Juli, es ist alles in Ordnung! Du kannst nichts dafür, er ist das Schwein und schade das Nicolas nicht zu ende gebracht hat was er anfing. Ich glaube ich hätte mich nicht aufhalten lassen.“
Toni nahm mich auf die Arme und trug mich in sein Bett, er legte sich neben mich und zog mich wieder in seine Arme. Bis das Zittern aufhörte hielt er mich einfach nur fest. Seine Wärme tat gut und langsam entspannte ich mich wieder.
„Du hast das lange für dich behalten.“ sagte er schließlich.
Aber es war kein Vorwurf, nur eine Feststellung.
In seinen Augen sah ich nur Besorgnis und Mitgefühl.
„Es hätte mir damals keiner geglaubt, er war ja noch aktiv am Boxen und alle liebten ihn. Jury Barkof war im Ring immer ein fairer Gegner und in Interieurs ein Charmanter Typ. Keiner hätte geglaubt das er Frauen...“ Meine Stimme versagte wieder.
„Juli süße, keiner macht dir vorwürfe!“
Er sah in meine Augen und erkannte das andere mir nicht glaubten.
„Verflucht! Wem hast du es erzählt?“
Zögernd erzählte ich ihm von dem Vorfall in der Einsatzzentrale und das Michael mir gefolgt ist. Das wir zusammen im Schießstand waren und
anschließend in der Kantine geredet haben.
„Die Jungs sind Dummköpfe! Wie war dein Ergebnis im Schießstand?“
Jetzt musste ich grinsen, „Zwei mal hundert Prozent, Michael hatte achtundneunzig und neunundneunzig Prozent.“
Toni lachte, „Das ist mein Mädchen! Juli du bist klasse!“ sagte er stolz und küsste mich auf die Stirn.
Ein Blick auf die Uhr sagte mir das es kurz nach drei Uhr war.
„Willst du wirklich noch in die Zentrale?“ fragte ich.
Er sah mich einen Augenblick lang an, „Nein das kann noch ein paar Stunden warten.“
Er stand auf und zog sich aus bis auf die Boxer Shorts, „Willst du wirklich in der Jeans schlafen?“ Ich stand auf und wollte ins Gästezimmer gehen, Toni griff mich am Arm.
„Heute Nacht schläfst du hier. Juli süße, ich weiß das du nicht allein sein willst.“
Unentschlossen stand ich vor ihm und er öffnete meine Jeans. „Zieh die aus!“ Ich zog die Jeans aus, die Socken und den BH unter meinem T-Shirt. Dann legte ich mich unter die Decke in seinem Bett. Er löschte das Licht, kroch zu mir unter die Decke und nahm mich wieder in den Arm. Unwillkürlich kuschelte ich mich bei ihm ein. Seine Wärme tat einfach nur gut und es fühlte sich so tröstlich an.
Über diesen Gedanken schlief ich in seinen Armen ein.
Um 7 Uhr ging der Wecker, Toni befreite sich aus unseren verknoteten Armen und Beinen und schaltete ihn aus. Bevor ich ganz wach war zog er mich wieder in seine Arme und küsste mich zärtlich. Eine wohlige Wärme breitete sich in meinem Körper aus und unwillkürlich legte ich meine Arme um Toni.
„Juli süße, das würde ich nicht tun an deiner stelle, sonst kann ich nicht mehr aufhören.“ seine Stimme klang heiser.
Die Reaktion seines Körpers spürte ich an meinem Oberschenke sehr hart. Er hatte recht und ich machte mir Vorwürfe
das ich so auf ihn reagiere. Langsam löste ich mich von ihm und stand auf. Sammelte meine Sachen vom Boden und verließ sein Schlafzimmer ohne ihn noch mal anzusehen.
Im Gästezimmer ging ich ins Bad und sah in den Spiegel. Julia du bist Verrückt! Schimpfte ich stumm mit mir. Ich ging unter die Dusche und ließ das heiße Wasser auf meinen Körper prasseln. Langsam konnte ich mich selber nicht mehr verstehen, wenn Toni nicht die Notbremse gezogen hätte, hätte ich mit ihm geschlafen und das mehr als willig. Verflucht! Mark ist wahrscheinlich gefangen und muss um sein Leben fürchten. Was mach ich? Anstatt vor
sorgen zu vergehen will ich mit Toni schlafen. Mein Gott! Bin ich noch ganz normal?
Als ich fertig angezogen und geschminkt war ging ich in die Küche. Toni saß an der Theke und frühstückte schon.
„Beeile dich Juli, um 8 Uhr ist im großen Konferenzraum Lagebesprechung.“
Ich holte mir einen Kaffee und nahm mir ein belegtes Brötchen. Als ich mich neben ihn setzte vermied ich den Blickkontakt mit ihm.
Toni legte eine Hand unter mein Kinn und drehte meinen Kopf zu sich.
„Alles okay mit dir?“ fragte er stirnrunzelnd.
Mein Gesichtsausdruck muss wohl nicht all so gut gewesen sein.
Er seufzte, „Juli, du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Du bist in Moment für körperliche Zuwendung sehr empfänglich. Auch Mark würde das verstehen.“
Seine Augen blickten besorgt.
„Toni, lassen wir das! Ich will nicht darüber reden!“ sagte ich.
Seine Hand ließ mein Kinn los und wir frühstückten schweigend zu ende.
Als wir runter in den Konferenzraum kamen waren schon alle versammelt. Alle saßen um einen großen ovalen Tisch, oben am Kopf waren noch zwei Plätze
frei. Wir sagten zu allen guten morgen und ich setzte mich. Toni blieb stehen und fing an zu reden.
„Juli hat mir erzählt das der zweite Mann Jury Barkof ist, sie hat ihn eindeutig auf dem Foto von Karsten identifiziert. Damit ergibt sich ein Problem für uns! Der Typ ist von Nicolas Slowinski halb totgeschlagen worden, weil er Juli zu nahe getreten ist oder um es korrekt auszudrücken, weil er versucht hat sie zu vergewaltigen.“
Ein Gemurmel machte sich breit, Toni sprach mit lauter Stimme weiter. „Nicolas Slowinski hat ihn damals rausgeworfen. Jury Barkof hatte bis dahin für ihn gearbeitet. Wir müssen
davon ausgehen das Barkof sich an Juli rächen will und Mark in höchster Gefahr schwebt. Also müssen wir schnell handeln.“
Michael stand auf, „Karsten Winter und Peter Sonder beobachten Bruno Erker weiter. Sobald sie was von ihm hören melden sie sich bei uns. Monster und Tom Wagner haben die Zwei verfolgt als sie gegen dreiUhr in ihrem gelben Mini wegfuhren. Sie fuhren die Westfalenhüttenallee entlang zu einer verlassenen Lagerhalle. Sie gingen rein und zwei andere Männer kamen raus und fuhren mit zwei PKWs weg. Wir wissen noch nicht wer sie sind. Reiner und seine Leute sind mit Hochdruck dabei ihre
Identität raus zu bekommen. Wir wissen nicht ob Mark Stein in der Lagerhalle gefangengehalten wird. Es gibt keine Möglichkeit von außen rein zu sehen und um ihn nicht zu gefährden können wir nicht rein.“
Eine halbe Stunde lang wurde noch diskutiert und besprochen wie es weiter gehen sollte. Toni, Michael und ich gingen zusammen zur Einsatzzentrale.
„Juli ich will das du dir die anderen Zwei auch mal ansiehst.“ sagte Michael.
Als wir bei Reiner ankamen, er reichte mir sofort die Fotos rüber. Alle Augen waren auf mich gerichtet als ich mir die Fotos an sah.
„Der eine ist Söldner, für Geld macht der
alles, er ist Interpol bekannt und wird in mehreren Ländern gesucht. Jan hat eine Akte über ihn, als ich damals Under Couvert bei Nicolas war ist er mir ein paar mal begegnet. Bei dem Anderen bin ich mir nicht sicher, aber zeigt mal Jan das Bild oder noch besser Dick und Doof.“
Ich lief rot an und die andern Grinsten.
„Äh, ich meinte natürlich Karsten und Peter.“ verbesserte ich mich schnell.
Reiner hängte sich sofort ans Telefon und die andern Zwei standen die Arme verschränkt vor mir und grinsten.
„Was ist?“ fragte ich gereizt.
„Dick und Doof?“ kam die Frage von beiden wie aus einem Mund.
Ich zog verlegen die Schultern hoch, „Das war ihr Spitzname in der Detektei.“
„Toni ich muss noch mit dir sprechen! Juli, du entschuldigst uns sicher. Wir sehen uns später!“
Toni und Michael gingen zu den Aufzügen. Ich konnte mir schon vorstellen warum er mit ihm reden wollte. Toni würde nicht begeistert sein, wenn er erfährt das Michael über unseren Einsatz für den Wettkampf Bescheid weiß. Bis Reiner die Neuigkeiten hatte würde es noch eine Zeitlang dauern, also fuhr ich hoch in Tonis Wohnung.
Elle war da und putzte gerade das Bad im Gästezimmer.
„Guten morgen!“ sagte sie. „Du hast wohl nicht hier geschlafen.“ fügte sie hinzu und deutete auf das unbenutzte Bett im Gästezimmer.
Ich überging diesen Einwand und ihr vorwurfsvollen Gesichtsausdruck.
„Ich helfe dir!“ sagte ich nur und faste mit an. Eine Stunde später waren wir gerade fertig und Elle wollte gehen als Toni in der Wohnungstür erschien. Freundlich verabschiedete er Elle und funkelte mich wütend an, als die Tür hinter Elle ins Schloss fiel.
Sein Gesichtsausdruck ließ mich zurück weichen. Was mir nicht viel nutzte, mit zwei Schritten hatte er mich bei den Schultern.
„Wenn du glaubst, du kommst aus unserer Abmachung raus indem du Michael oder andere davon in Kenntnis setzt, hast du dich getäuscht! Mir ist es egal wer davon weiß! Hast du mich verstanden!“ er brüllte mich an.
Toni war mehr als Wütend, so hatte ich ihn nur selten erlebt und dann richtete sich dies Wut nicht gegen mich. So wie er mich fest hielt war er Furchterregend und Angst machte sich unwillkürlich in mir breit. Meine Hände stemmte ich gegen seine Brust, „Toni lass mich los! Ich kann dir das alles erklären...“
Aber anstatt mich los zu lassen zog er mich fest an sich ran, so das meine Arme zwischen uns gefangen waren und seine
Arme fest um meinem Körper lagen. Seine Augen funkelten und ich wusste nicht was er dachte. Er senkte den Kopf und küsste mich sehr zärtlich, sein Griff wurde loser und ich krallte mich in sein T-Shirt. Mein Körper reagierte sofort auf ihn, ich versuchte meinen Verstand am laufen zu hallten aber als seine Zunge meine fand, war es um mich geschehen. Verflucht! Warum kann ich mich nicht gegen diese Gefühle wehren? Er küsste meinen Hals und flüsterte in mein Ohr, „Wenn du mich aufhalten willst tu es jetzt, diesmal höre ich nicht auf.“ Aber ich hielt ihn nicht auf meine Hände wanderten in sein Haar und seine unter mein T-Shirt. Er öffnete mein BH und
eine Hand schloss sich um eine meiner Brüste. Ein leises stöhnen entrann meiner Kehle. Mein Gott, was tu ich hier? Er wollte mich gerade in sein Bett tragen als das Telefon klingelte. Unwillig ließ er mich langsam runter und ging zum Telefon. Ich zog mich mit zitternden Händen wieder richtig an.
Ich dankte Gott für die Störung, dieses Mal hätte ich wirklich einen Fehler begangen. In Gedanken Ohrfeigte ich mich, ich war angeekelt von mir selbst. Mark musste um sein Überleben kämpfen, was anderes wollte ich nicht annehmen und ich ließ mich bereitwillig von Toni verführen. Wenn ich ehrlich war, stand ich schon öfters vor diesem
Fehler Wie weit war es mit mir gekommen? Nur da schlich sich ein Gedanke bei mir ein. Wenn ich Mark wirklich lieben würde, wäre mir dieser Ausrutscher passiert? Ich verdrängte diesen Gedanken. Wenn Mark frei war dann konnte ich mir Gedanken darüber machen.
Als Toni auflegte sah er mich an, „Wir sollen in die Zentrale kommen. Aber glaub ja nicht wir wären fertig miteinander!“ Immer noch leicht benommen folgte ich ihm zur Wohnungstür.