kapitel 20
Jacy
Ich wollte wirklich nicht mit ihm gehen, aber ich war einfach geschockt. Es war ein komisches und umständliches Liebesgeständnis gewesen, dennoch blieb der Sinn der Gleiche. Ich ging los und spürte wie er mir benommen folgte. Er sagte kein Wort, doch das musste er auch nicht. Ich spürte sein Gefühlskarussell. Eine Fahrt aus Trauer, Wut, Scham und Schmerz. Ich wollte das nicht fühlen. Es waren seine Gefühle, nicht meine! Sollte er doch in mich verliebt sein, ich würde mich auf keinen Fall diesem Vampir hingeben.
Außerdem würde ich eh sterben, wenn er mich zu seinem Vater brachte. Und er mit mir. Würde er wirklich mein Leben und seines obendrein opfern? Für denn Willen seines Vaters, eines Befehls!? Was bitte hatten sie mit ihm angestellt, das er dermaßen Gehorsam leistete und andere und sich selber sterben lassen würde? Aber ich würde mich nicht für seinen blöden Befehl töten lassen! Ruckartig blieb ich stehen und Jonas lief in mich herein. Langsam drehte ich mich zu ihm um. Er sah mich nicht an, sondern schaute betreten zum Boden. Wäre das hier kein Himmelfahrtskommando, hätte ich Mitleid gehabt, aber dafür waren die
Umstände zu, naja was genau? Zu gefährlich? Zu Traurig? Mir fiel kein passendes Wort ein.
„Ich werde mich nicht töten lassen!“ Jonas seufzte.
„Ich weiß. Ich hab die ganze Zeit nachgedacht, ob es einen Weg gibt, wie du überleben kannst.“
„Und was ist mit dir?“
„Ich komm da nicht lebend raus. Wenn ich dich nicht ausliefere, bin ich Tod, und wenn ich es tue auch, weil du dann stirbst und ich mit dir. Aber ich habe nachgedacht, das ich dich einfach..“ Er verstummte und riss die Augen auf.
„Was?“ fragte ich.
„Das ist es.“ flüsterte er leise. Seine
Stimme klang froh, aber ich konnte auch was anderes darin hören. Etwas was ich nicht deuten konnte.
„Eine Hexe kann ihre Kräfte auf einen Gegenstand legen. Meistens Schmuck. Wenn sie ihn tragen, können sie ihre Kräfte normal benutzen, aber wenn sie ihn ablegen, sind sie ganz normale Menschen und haben keine Kräfte mehr.“
Er sah mich erwartungsvoll an. Es dauerte bis ich kapierte was er da gesagt hatte. Es war ein Weg, wie wir beide Überleben konnten. Er würde nur meine Kräfte ausliefern und er würde leben und ich auch.
„Dann könnte ich wieder nach Hause.“ sagte ich sehnsüchtig. Ich vermisste
meine Tante nicht und Oskar noch weniger, aber ich vermisste mein Bett, und Betty, mein Lieblingspferd. Aber am meisten sehnte ich mich danach nicht immer um mein Leben fürchten zu müssen. Und warme Mahlzeiten. Zuhause würde ich erst mal eine Pommes essen gehen. Ein seufzten entfuhr mir. Dann sah ich Jonas Gesicht. Er hatte die Lippen zusammen gepresst.
„Was ist?“ fragte ich leise.
„Ich glaube nur nicht, das du das schaffst.“ erwiderte er leise. Eigentlich konnte man es ihm weder ansehen noch hören. Aber ich wusste das er log. Ich hob eine Augenbraue. Ein Windstoß
wehte meine Haare in mein Gesicht. Sie reichten bis über die Schulter. Deutlich zu lang. Jonas stand so schnell auf, das ich es nur verschwommen wahrnahm.
„Was ist los?“
Jonas packte mich am Arm und zog mich weiter.
„Etwas ist hinter uns her. Komm.“ Widerwillig ließ ich mich von ihm mitziehen.
„Und was?“ fragte ich gereizt. Er sah mich kalt an.
„Das willst du gar nicht wissen.“
kapitel 21
Jonas
Das durfte doch nicht wahr sein. Das Schicksal hatte sich wirklich gegen uns verschworen.
„Jonas! Ich will wissen was uns verfolgt!“ rief Jacy. Ich drehte mich schnell zu ihr um und legte ihr eine Hand auf den Mund.
„Sei still.“ zischte ich. Jacy sah mich mit zornigen Augen an. Ich beugte mich vor und flüsterte ihr ins Ohr:
„Du willst nicht, das uns das was uns verfolgt findet. Glaubs mir. Dann sind wir nämlich Tod.“ Ich zog mich zurück und sah sie an. Dann nahm ich langsam
meine Hand von ihrem Mund. Sie sah mir in die Augen und zum ersten Mal spürte ich es. Das Verlangen sie zu berühren, so stark das ich Hände zu Fäusten ballte und die Luft anhielt. Sie stand immer noch dicht vor mir, das Gesicht nur Zentimeter entfernt. Ich spürte wie mein Puls schneller wurde. Sie holte tief Luft und trat einen Schritt zurück. Sie wand das Gesicht schnell ab, aber ich sah das ihre Wangen gerötet waren. Jetzt wo mir ihr vor Energie kribbelnder Geruch nicht mehr in der Nase hing, erlaubte ich mir wieder zu Atmen.
„Was ist es denn?“ fragte sie erneut.
Ich gab nach. „Ein Wächter.“ antwortete
ich leise.
„Was ist das?“
„Wächter sind Übernatürliche, die keiner Spezies angehören. Sie sehen aus wie Menschen. Sie können Portal zur Menschenwelt öffnen.“
„So wie Hexen?“ fragte ich, während wir weiter gingen. Die Wildnis war ungewöhnlich still geworden. Sie spürte es auch, das Gefahr drohte.
„Nein, Hexen können überall Portale erschaffen, diese sind aber immer nur kurz offen und sehr Instabil. Es gibt dreizehn Portale, die an einer bestimmten Stelle stehen, aber das wissen nur die wenigsten Übernatürlichen. Die Wächter
beschützen diese mit ihrem Leben, weil sonst die Übernatürlichen in die Welt der Menschen kommen könnten und sie übernehmen. Und hier in der Nähe ist das zehnte Portal. Der Wächter geht davon aus das wir eine Bedrohung sind.“
„Und das ist nicht gut.“ schlussfolgerte ich
Jonas schüttelte denn Kopf und murmelte etwas.
„Es hat keine Sinn. Wie müssen zurück zu Tila. Dann weiß der Wächter das wir keine Bedrohung sind. Außerdem hat Tila ein Portal um dich in die Menschenwelt zu schicken. Wenn sie dir sagt, wo es ist.“ fügte ich noch hinzu. Ich holte tief Luft und lauschte. Nummer
Zehn kam näher.
„Spring auf meinen Rücken.“ sagte ich leise.
Es kam näher.
„Was?“ stieß sie hervor.
„Mach schon!“ zischte ich.
Noch näher.
Sie rührte sich immer noch nicht. Ich drehte sie um und da sprang sie auch schon sie auf meinen Rücken und klammerte sich an mich. Ich konnte ihre Angst riechen.
Es hatte uns gefunden.
Nummer Zehn hatte eine sehr Bedrohlich Form angenommen.
Der schwarze Wolf war über zwei Köpfe größer als ich und seine Eckzähne
länger als mein ganzer Arm. Mit seinen goldenen Augen sah er uns bedrohlich an und knurrte. Dann senkte er denn Kopf und setzte zum Sprung an.