Der Malkasten
Weit hinten, hinterm Horizont,
dort , ganz versteckt und einsam, wohnt
der Regenbogenmann.
In seine Wiege legte ihm
der Herr der Träume, Spaß im Sinn ,
die Fähigkeit mit Licht und Farben
den bunten Bogen auf zu malen
der uns an manchen Regentagen
ein mildes Lächeln schenken kann.
Als Nachbarn wohnten ewig schon
der Donnerherr samt Frau und Sohn
Der Sohn,er hieß, so glaube ich,
wohl Grummel und er machte sich,
wenn seine Eltern auswärts waren,
stets gerne auf, um zu erfahren,
was in der Welt um ihn herum
sich fand, um Unfug mit zu tun.
So kam es, dass er eines Tages,
es war noch früh am Morgen und
die meisten lagen noch im Schlaf,
er loszog, um sich um zu schau´n.
An diesem Morgen ging er weiter
als er bisher gekommen war
und landete beim kleinen Haus
von unserem Regenbogenmann.
Der hatte just am Tag zuvor,
an einem Sonnenregentag,
den Farbenkasten dort gelassen
wo er den Bogen hin gemalt.
Den fand, zu seiner großen Freude,
der kleine Grummel und fing an,
alles was er erreichen konnte
mit diesen Farben an zu malen.
Von seinem Werk total begeistert
und müde ging er wieder heim
und schlief in seinem Himmelbettchen
bekleckst und überglücklich ein.
Es dauerte nicht all zu lange,
da wachte auch der Rest der Welt
aus tiefem Schlaf und machte sich
zu seinem Tagwerk auf den Weg.
Welch ein Radau, welch ein Geschrei,
als sie das Kunterbunt erblickten.
Man sah in sehr verschreckte Augen,
doch mehr noch sah man die entzückten.
Der Herr der Träume jedenfalls
fand an dem bunten Werk Gefallen
und auch, den vielen Klecksen folgend,
wem das wahrscheinlich zu verdanken.
Nur unser Regenbogenmann
war davon nicht so angetan.
"Seht her, der Farbkasten ist leer,
jetzt hab ich keine Arbeit mehr.
Ihr solltet diesen Grummel schelten,
ihm sagen, das hier Regeln gelten!"
So schimpfte er vor seinem Herrn.
Doch der entwarf schon lang in seinem
gescheiten Kopf ´nen Lösungsplan.
So ging er hin zum kleinen Grummel,
der lag zufrieden tief in Schlaf,
und weckte ihn, worauf sich dieser
zuerst einmal gepflegt erschrak.
"Sag, Grummel, dieses Kunstwerk draußen,
das bist doch du gewesen?
Gib das ruhig zu, ich find es schön."
Das klang gottlob erlösend.
"Wie wäre es denn, wenn ich dir
´nen eig´nen Kasten schenke
und dich auch gleich dazu mit einem
nicht all zu schweren Job bedenke?"
Das klang nicht schlecht für Grummels Ohren,
zumal er eben noch geschworen
und fest geglaubt hat heute gäbe
es nun wahrscheinlich erstmals Schläge.
Der Herr der Träume beugte sich
zu Grummels Ohr und später schlich
der Kleine mit ihm aus dem Haus.
Als er zurück war kam heraus,
er hatte einen schönen Kasten
mit Farben, ganz speziell für ihn
und stapfte damit, stolz wie Oskar
zum Wald und ward nicht mehr gesteh´n.
Noch auf dem Weg da brachte er
dem armen Regenbogenmann
mit liebem Gruß vom Herrn der Träume
den neuen Farbenkasten rum.
Doch auch ihm hat er nicht verraten
mit was er nun beauftragt war,
tat sehr geheimnisvoll und stapfte
in Richtung Wald, der nicht weit lag.
Doch als die Tage kürzer wurden,
das Gras schon gelb am Boden lag,
die Vögel Richtung Süden zogen,
mehr Grau als Grün alle umgab,
da konnten man bald deutlich sehen
wofür des Grummele Farben war´n.
Er malte nun das Laub der Blätter
bis man als Farbenmeer sie sah.
So hat der Sohn vom Donnerherrn
und seiner Frau die Welt ergänzt,
um Wald, der immer dann bunt glänzt,
wenn überall die Farben schwinden.
Und wenn die beiden Ruhe finden,
dann sitzen Regenbogenmann und er,
erzählen von der alten Mähr´,
umringt von lauter Kindern, die,
genau wie einst sie selber, nie
sich stur an alle Regeln halten
und so die Welt stets neu gestalten.