VORWORT
Da ich ja in der Jury hock und deswegen keinen "richtigen" Beitrag schreiben kann, wird's eben nur ein Randbeitrag ^^
Vorgaben:
Thema: Umwege
Wörter: straucheln, Schürzenjäger, Schnupfen, Zauberzone, gewichtig, welk,
Krieg und Frieden, Klangspitzen, Sturm, Kirschblütenblatt, Sahnehäubchen, Philosophie
Ich habe Kirschblütenblatt als meinen Joker gewählt, gewichtig dafür aber weggelassen.
Im Laufen knickten ihm die Füße weg, er strauchelte und fiel beinahe hin, doch er rappelte sich auf und stolperte weiter. Seine Schritte klangen so laut auf dem glatten Linoleum, dass er sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte um es nicht mehr hören zu müssen. Aus den Kopfhörern die ihm um den Hals lagen drang das dumpfe Dröhnen des Heavy-Metal-Rocks und erreichte mit einem schrecklichen, quietschenden Geräusch als würde man mit einem Stück Metall über einen Teller kratzen, seine Klangspitze.
Aber ihn störte das nicht, er ruinierte sich mit dieser Musik täglich das Trommelfell und war schon daran gewöhnt. Er kam einfach nicht davon los, wie von vielen
anderen Dingen und genau das waren Sachen die die anderen nicht verstanden, sie philosophierten herum und blickten dabei ja doch nichts.
Er war mit sehr schlechten Voraussetzungen in das neue Halbsemester gestartet: Ein Jahr älter als die anderen, neu auf der Schule, extremst schüchtern und stotternd. Und ein ehemaliger Fixer und Stricher der sich immer noch ritzte.
Er hatte angeboten, Krieg und Frieden. Krieg oder Frieden. Und sie hatten sich für Krieg entschieden.
Wieso hatte man ihn nicht einfach auf der Straße gelassen? Dort wäre er verwelkt und verendet, ohne dass es jemand mitbekommen oder gar interessiert hätte.
Dort wäre er jetzt schon tot und er fand nichts was sich daran aussetzten ließ. Seine Haut war weiß wie ein Kirschblütenblatt, seine Augen groß und blau und seine Haare lockten sich blond um sein kindlich jugendliches Gesicht. Er hatte einfach die perfekten Voraussetzungen gehabt um anschaffen zu gehen, er war eben eher geübt in anderen Sachen als in Betteln oder Rauben. Doch was brachte ihm das, jetzt wo sie ihn von der Straße gekratzt hatten, erst in ein Jugendheim, dann in eine Pflegefamilie und schließlich in ein Internat gesteckt hatten?
Dort hatte es nicht lange gebraucht bis die anderen Schüler seine Vergangenheit brutal wieder ans Licht gezerrt hatten. Er galt als
Schürzenjäger, als dreckige Bitch. Sie riefen ihm Sachen hinterher wenn er mal aus seinem Zimmer raus in den Gang kam. "Hey Kleiner! Na, heute Nacht schon was vor? Magst du nicht mal meine Zauberzonen erforschen?" Sie lachten, manche pfiffen ihm provozierend hinterher.
Er zog die Nase hoch als hätte er Schnupfen, dabei versuchte er nur die Tränen zurück zu halten die ihm immer wieder und völlig unerwartet über die Wangen strömten. In ihm tobte ein Sturm aus Gut und Böse, aus den Entscheidungen: "Traue ich mich mal etwas zu erwidern" oder "Verstecke ich mich weiter, in mir
selbst eingegraben."
Alle nahmen an er wäre schwul, er wäre eine Transe, doch damit hatten sie unrecht! Nur wegen dem was er früher einmal gemacht hatte, das war das schwarze Sahnehäubchen auf seinem idiotischen, unnützen Leben. Er war doch schon in Reha, er war doch schon nicht mehr auf der Straße. Was wollten sie noch? Das war viel mehr als er eigentlich geben konnte!
Er war bei den Toiletten angekommen, stieß die Tür auf und lehnte sich ans Waschbecken. Dann kramte er hektisch in seiner Tasche bis er gefunden hatte was er suchte. Fest drückte er die Klinge in seinen Arm und fühlte sich erst ein bisschen
besser als er das klebrige Blut den Abfluss runter rinnen sah. Er hatte nie diesen Weg gehen wollen, doch blieb ihm eine Wahl?
Der Schnitt brannte höllisch, die Klinge war nicht mehr sehr hygienisch, doch er leckte sich nur über die Wunde und presste dann ein Taschentuch drauf. Blut gab ihm die Sicherheit, dass er lebte. Zumindest jetzt noch...