Silberlicht
Musik:
Antonio Salieri, Sinfonie 2, Larghetto
https://www.youtube.com/watch?v=YTzJQd2ub4c
Bild:
http://www.sandra-ploennes-berns.de/autogenes%20training.html
Silberlicht
Dunkel ist die Nacht. Sterne erzählen von längst vergangener Zeit. Silberlicht dringt aus dem Universum. Ich bin hier – glaube mich zu kennen – doch mein Sein kann ich nicht verstehen. Eingesperrt ist mein Geist, mein Körper auf einer Kugel gefangen, die ich niemals lebend verlassen werde.
Um mich herum sind lauter Verrückte!
In vollem Bewusstsein meiner eigenen geistigen Begrenztheit finde ich mich mitten im Irrsinn wieder und versuche, meiner Existenz Sinn abzugewinnen.
Wie alle anderen bin ich irgendwie auf diese Welt gelangt. Niemand weiss, wie seine Seele in den Körper kam. Auch die höchsten
Alpha-Männchen und -Weibchen haben keine Ahnung davon.
Diese Tatsache hält einem den Wahnsinn vor Augen, den wir Menschen treiben!
Wer ist auf die Idee gekommen, Länder zu bestimmen? Kriege zu führen? Sich von Personen leiten zu lassen? Auf Politiker zu hören?
Die Alpha Verrückten:
Wie irre sind die „hohen Persönlichkeiten“, zu glauben, etwas Besseres zu sein.
Was fühlt Obama, wenn er morgens aufsteht und keine Ahnung hat, warum er existiert?
Wie ist es Frau Merkel zu Mute, wenn sie mitten in einer „wichtigen Debatte“ erkennt, dass ihr Tun einer Seifenblase gleicht?
Wie erklärt sich Prinz Charles seine Daseinsberechtigung, wenn er abends schlaflos
im Bett liegt?
Wie geht es dem CEO (Crazy Executive Officer), der so viele Leute unter sich hat, aber keine wirklichen Freunde kennt?
Wie armselig kommt sich Putin vor, wenn er grippekrank das Bett hüten muss und plötzlich machtlos ist?
Solche Fragen kann man beliebig ausweiten, bis zu den kleinen Möchtegernchefs, die tagtäglich ihre Machtspielchen treiben und damit den Mitmenschen das Leben schwer machen.
Die Omega Verrückten:
Sie schreien nach Stars, die es mittlerweile in allen nur erdenklichen Genres gibt. Rund um den Globus wird keine Sekunde ausgelassen, von ihren Heldentaten, Affären und Allüren zu berichten. Vergöttert werden die Sternschnuppen. Mit Leib und Seele wird ihnen nachgeeifert, im Streben nach ewiger Jugend, Schönheit, Rum und
Geld.
Am Laufmeter werden Superstars und Flop-Models generiert – wie krank das doch alles ist!
Normale Spinner:
Zwischen Alpha und Omega sind die normalen Spinner, die alles über sich ergehen lassen. Die zwar spüren, dass da etwas ganz gewaltig verkehrt läuft, aber trotzdem vor den Obrigkeiten kuschen und über ihr Leben bestimmen lassen. Auch ich gehöre überwiegend zu dieser Gattung und lass mich drängen unter tausend Zwängen.
Vielleicht scheint es Dir liebe Leserin, lieber Leser, dass ich vergrämt bin. Nein, ich bin es nicht! Vielmehr erstaunt mich die unglaubliche Inspiration und Innovationskraft des Menschen, sich selbst einzuengen und zu bevormunden.
Die Einsicht, dass auch ich oft tatkräftig mitspiele – mal als Alpha-, mal
Omega-Verrückter und meist als Spinner zwischen drin, stimmt mich nachdenklich. Wo ist da der Sinn meines Lebens?
So stehe ich auf dem Balkon und schaue in die Tiefe des Alls. Nach Mitternacht sind hier die Strassenlaternen ausgeschaltet. Ohne jegliches Streulicht darf ich die überwältigende Schönheit des Sternenmeers geniessen. Meine innere Ruhe verschmilzt mit dem Universum. Auch wenn ich nur ein ganz winziger Teil davon bin, ist das Gefühl dazuzugehören einzigartig.
Kurz blitzt wieder der Gedanke an den Irrsinn des Menschen auf.
Und schon im nächsten Augenblick berührt zartes Silberlicht meine Seele. Geboren aus der Unendlichkeit durchflutet allumfassende Liebe meinen Körper. In dem Moment wird mir bewusst, dass ich kein Alpha-Tier mehr sein
will und keine Superstars für mein Leben brauche.
Nur diese Liebe vermag dem Leben Sinn zu geben.
Doch bedingungslos zu lieben, ist weitaus schwieriger, als Kriege zu führen. Kein Mensch ist im Stande, vollkommenen zu lieben. Trotz Schwächen und Unvermögen steht es aber allen frei, der Spur der Liebe zu folgen. Sie ist wohl der einzige Weg, auf dem unsere Seelen Erfüllung erlangen.
Die Liebe ist der Weg zur Liebe.