Gedichte
Apfel und Krustenbrot

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"Zwei Seiten der Veränderung"
Veröffentlicht am 19. März 2014, 8 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Das mit der Schreiberei fing damit an, dass mein Bruder mir seine alte Gitarre geschenkt hat. Ich habe so lange darauf gezupft und gedrückt, bis es annehmbar klang und fing schnell an meine eigenen Lieder zu schreiben und auf der Gitarre zu begleiten. Einige Zeit bin ich so auch mit meinen kleinen Werken auf verschiedensten Bühnen hauptsächlich in und um Berlin aufgetreten. Schon bald wurde aber das Schreiben zu weit mehr für mich und so ...
Zwei Seiten der Veränderung

Apfel und Krustenbrot

Apfel und Krustenbrot


Es ist, als sei ein Arzt gekommen ( ein Zahnarzt passt hier gut ins Bild ) und hätt´ mir heimlich in der Nacht ´nen alten, faulen Zahn gezogen, der mir seit Jahren Ärger macht. Ich hatte mich fast dran gewöhnt, wie an das erste graue Haar und grad´ erwacht viel mir zuerst nur auf, das etwas anders war. Doch dann, um noch im Bild zu bleiben, beim Frühstück wurde langsam klar, es war der penetrante Schmerz,

der war auf einmal -

nicht mehr da. So vieles lag in weiter Ferne, so vieles aß ich früher gerne und rückte nun, mit einem Mal, mir wieder unerwartet nah. Urplötzlich aß ich nicht mehr Toast, nun gab es wieder Vollkornbrot und auch, das war schon so lang her, war Krustenbrot viel leckerer. "Weg die Banane, Apfel her und eine Möhre, bitte sehr! Ja, Müsli auch, mit reichlich Nüssen; ich könnte jede einzeln küssen!

Dann hätt' ich gerne, nur zum Testen, ein Kaugummi, nur um zu seh´n, ich kann das weich und dehnbar kauen, lass´ dicke Blasen draus entsteh´n. Bringt mir harte, zähe Sachen, Dinge die beim Kauen krachen!" Langsam werde ich verwegen, denke an ein Biberleben. Der Zahn, das zur Erinnerung, ist nur ein Bild, das sagt´ ich schon; er ist und war nie ein Problem, er darf hier nur als Double steh´n! Und dann - ich halte plötzlich inne und es durchfährt mich, wie ein Blitz!

"Bin ich total verrückt geworden, dass ich mich blind auf Hoffnung stürtz´?

Wahrscheinlich sind´s nur ein paar Tage und der Erleichterung gedankt; wahrscheinlich lässt das schon bald nach und ich fühl´ mich, wie vorher, krank." Nun sitz´ ich hier, meine Gedanken, die kreisen wild im Kopf umher; ich will den Zustand gern´ genießen, doch Angst, die lauert, wie eine Katze hinterm Ofen, ganz tief im Inneren von mir. So traue ich mich nicht zu feiern, wenn ich das Fest auch ahnen kann,

und spüre Tränen in mir warten, bis ich sie, wenn ich sicher bin, dann irgendwann vergießen kann. Vergießen, vor Erleichterung, vergießen, auch aus Schmerz um das, was ich im Laufe all der Jahre vermisste und verloren hab´. Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis ich dem Frieden trauen kann; bis dahin werd´ ich, Tag für Tag, wohl lauschen, bis ich sicher bin.

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Hörbuch

Über den Autor

Karindolittle
Das mit der Schreiberei fing damit an, dass mein Bruder mir seine alte Gitarre geschenkt hat. Ich habe so lange darauf gezupft und gedrückt, bis es annehmbar klang und fing schnell an meine eigenen Lieder zu schreiben und auf der Gitarre zu begleiten. Einige Zeit bin ich so auch mit meinen kleinen Werken auf verschiedensten Bühnen hauptsächlich in und um Berlin aufgetreten. Schon bald wurde aber das Schreiben zu weit mehr für mich und so entstanden nach und nach auch Gedichte und Kurzgeschichten, auch für Kinder. Hier versuche ich nun erstmals ein paar meiner Liedertexte und Gedichte anderen vorzustellen und freue mich über Anregungen, Kritik (keine Angst, ich kann mit Kritik gut umgehen, solange sie sachlich ist) und auch Lob ! Natürlich, wen freut das nicht ?

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FLEURdelaCOEUR 
Ich wünsche dir sehr, dass du nun Ruhe hast vor diesen Schmerzen ...
Sehr gelungene Darstellung, liebe Karin, obwohl mich etwas die ungleiche Länge der einzelnen Strophen stört.

Lieben Gruß
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Hallo FleuR ! Hab Danke für deinen Kommentar. Was die Länge der Strophen angeht, so habe ich die durchaus bewust gewählt, einmal, um einen inneren Redefluss nicht zu zerreißen, an anderer Stelle, um auch im Erscheinungsbild an zu deuten, das mit dem aufkommenden Zweifel auch die gleichmäßigkeit der Struktur ins Wanken gerät. So ist ja auch der Hochstimmungs - Vierzeiler vor dem Bruch in seiner fast schon Überdrehtheit im anderen Reimchema als die Umgebung, nämlich aabb. In der ersten Strophe handelt es sich ja nur um eine eingeschobene Zeile, die habe ich mir spendiert, weil ich sie im Moment noch brauche, um sogar zwischen mich und das Bild noch etwas Abstand zu schieben. Schade, das dich die von mir gewählte Form stört, aber ich für mich habe sie so gewählt und empfinde sie als richtig. Ganz liebe Grüße von Karin
P.S.:
Und ein extra Dankeschön für das "...das gefällt mich nicht so", das ist hier so selten. Nichts gegen Lob, aber nur wenn man ehrliche Meinungen bekommt, kann man sich überprüfen und erkennt, wie die anderen das Geschriebene wahr-nehmen.
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Liebe Karin,
ich kann dich gut verstehen. Es müssen beileibe nicht immer Vierzeiler sein. Man kann auch eine einzelne Zeile voran oder hintenan stellen oder variieren ...Aber hier hat ja fast jede Strophe eine andere Länge?
Egal, DU bist die Dichterin und entscheidest!
Ich schreibe dir noch ...
Bis dann!
Vor langer Zeit - Antworten
Wagner Die Ungewissheit und die Ohnmacht nicht wirklich selbst eingreifen zu können, ist wohl das Bedrohenste wovor man stehen kann, so wünsche ich Dir,Dich schreibend erheben zu können, was Dir hier sicherlich gelungen ist,sei es auch nur für einen Augenblick
lg
markus
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Du hast ja so recht und ich weiß auch ehrlich noch nicht, wie lange es dauern wird, wenn´s gut geht, bis ich dem Braten trauen kann. Das waren insgesammt fast 40 Jahre, die wirklich schlimmen fast 20. Das reicht, um tiefe,tiefe Spuren zu hinterlassen. Meist verstehen das nur Menschen, die ähnliches Erlebt habe. Dabei hatte ich mich mit der Lage sogar halbwegs eingerichtet, galt allgemein als ach so tapfere, pflegeleichter"Kranke", aber wenn ich nun ansatzweise spüre, was da in mir los brodelt, dann stelle ich fest, ich hatte recht : all das ist nicht weg, sondern nur tief verborgen, weil offenbar unter die Klausel gefallen:......und das ertragen, was ich nicht ändern kann ! Du siehst, oder besser liest, in mir rumpelt es ganz schön. Liebe Grüße von Karin
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Eine Erfahrung, die wohl schon etliche Menschen gemacht haben. Hat man sich an einen Schmerzzustand gewöhnt, traut man dem Frieden selten.(manches Mal angebracht) Gut geschrieben, durchaus mit Humor.

LG Petra
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Vielen Dank, du Liebe! Tja - so sitze ich hier zur Zeit herum und weiss noch nicht so richtig, wie mir geschieht, was geschieht, ob´s so bleibt oder wieder geht. Es ist ziuemlich aufwühlend. Liebe Grüße von Karin
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Das ist mir vor ein paar Jahren mit wiederholten Netzhautablösungen so gegangen. Da traute ich mich am Morgen oft die Augen gar nicht zu öffnen und ein kleines Teufelchen sagte unentwegt: "Es kommt wieder, wirst schon sehn...."
Wünsche dir, dass Deine Ängste sich bald schlafen legen ;-)
Liebe Grüße
Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Vielen Dank, hier gleich nochmal !
Es ist wirklich ein einziger, großer Zerriss im Moment. Die Leiden und Verluste der inzwischen, so stellt es sich aus medizinischer Sicht gerade dar, ungefähr 40 Jahre habe ich die ganze Zeit in den Hintergrund gedrängt, denn es wäre eine zusätzliche Belastung gewesen, sich mit Unveränderlichem zu beschäftigen, wo ich alle Energie brauchte, teilweise um über jeden einzelnen Tag zu kommen. Aber jetzt rumort es im Kopf und ich kann die Tränen tatsächlich schon kommen spüren. Diese Mischung aus Erleichterung, Furcht und den Schmerzen um all die Verluste , ist ziemlich konfus und aufwühlend. Es wird wohl wirklich noch dauern, selbst wenn sich das jetzige Geschehen als beständig erweisen sollte.
Um das eigene Augenlicht zu fürchten - ich möchte nicht tauschen. meinem Bruder geht es so. Wir hatten uns lange Jahre aus den Augen verloren und als wir wieder zueinander fanden, war er dabei zu erblinden.
Der folgende Liedtext entstand im Rahmen dieser Wiederbegegnung.
Vielleicht magst du ja mal lesen:
http://www.mystorys.de/b107183-Songtexte-Kein-Wiedersehn.htm
Bis bald und liebe Grüße von Karin
Vor langer Zeit - Antworten
Gaenseblume Sehr ergreifend geschrieben. Gerne gelesen und Gedanken erhalten das man gesünder leben sollte. Danke. LG Marina Gaenseblume
Vor langer Zeit - Antworten
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