Umwege
Schürzenjäger,
straucheln,
Schnupfen,
Zauberzone,
gewichtig,
welk,
Krieg und Frieden,
Klangspitzen,
Sturm,
Kirschblütenblatt,
Sahnehäubchen,
Philosophie
Umwege
Es war einmal ein reicher, schwer gewichtiger Fürst. Er residierte in einer riesigen Burg, die an einem großen Fluss lag. Sein Reich war nicht groß, grade mal bis zum Horizont musste man reiten. Dafür aber war es eines der schönsten, denn überall im Lande standen die besten Kirschbäume. Und wenn im Frühling alles in rosarote Farbe getaucht war, entstand so etwas wie eine Zauberzone, über und über bedeckt mit Kirschblütenblättern.
Alle genossen diese Zeit des Erwachens aus dem Winterschlaf. Und so mancher Wanderer machte einen Umweg, nur um
diesem einzigartigen Schauspiel beizuwohnen. Einzig der Fürst litt einsam in seiner Burg hinter verriegelten Fenstern: er war allergisch und reagierte mit heftigem Schnupfen und Atemnot, sobald die Zeit kam. Für ihn eine Zeit über dies und das und auch über Krieg und Frieden nachzusinnen. Doch seine Gefolgsleute hatten ganz andere Ansinnen. Der Frühling machte aus den Rittern einfache Schürzenjäger. Sie strauchelten in blanker Rüstung hinter der holden Weiblichkeit her, die sie mit Sahnehäubchen auf Kuchen lockten.
Doch wenn ein letzter frostiger Sturm über Nacht die Blüten welken ließ und die letzten eisigen Klangspitzen der Blitze
über die Zinnen des Burgturms zischten, dann fühlte sich der Fürst in seiner Philosophie bestätigt: Bleib ruhig: In hundert Jahren ist alles vorbei.