Gibt es dinge, die es nicht gibt?
Ein Abend, besser schon halbe Nacht. Die Sehnsucht nach einem lebendig warmen Fellbündel mit Supernase, plagte mich nun schon mehr als ein Jahr.
Wir waren umgezogen. Eine neue Wohnung. Ein neues Leben. Und, - ein kleiner Hund war erlaubt. Ich saß vor diesem Ding, das man Computer nennt. Mein Mann sagt, ich wäre süchtig, - Computer-süchtig. Da bei schreibe ich gerne in Foren Gedichte, Kurzgeschichten und so einiges mehr. Ich male Bilder am PC, das macht
riesigen Spaß, und Farbe oder Leinwand ist dazu nicht notwendig. Und außerdem bin ich immer wieder kurz in Facebook, oder ich klicke oder zappe mich so durch. Süchtig?
Vielleicht?
Also, es war nach Mitternacht. Nun ich bin halt ne Eule. Deswegen, wird bei mir die Nacht immer zum Tage gemacht. Denn zu dieser Zeit darf ich, da muss ich nicht.
Ich sprach leise mit Lulu. Lulu, das ist, oder richtig, das war meine süße kleine Dackelhündin. Wir liebten uns. Sie liebte mich, aber natürlich auch ihr Herrchen.
Viel zu früh, sie war am 1. April gerade
10 Jahre, und wir wünschten uns noch viele gemeinsame Jahre mit ihr. Als dieser schreckliche Feind, der grausame Krebs über sie hergefallen war. Anfangs wollten wir es nicht glauben. Ich hatte so ein Murmel großes Gewächs an ihrem linken Schenkel entdeckt. Der Tierarzt wollte es unbedingt raus operieren, da es ziemlich nah am Popo war, und es schnell wachsen würde. Niemand dachte zu dieser Zeit an Krebs. Doch der Befund, den wir einige Tage später erhielten, sagte etwas anderes. Ich höre noch die Worte von Frau Volkhard „Des isch fei bösartig.“ Der Doktor Volkhard Jedoch meinte das wäre eine Art Krebs der zum Glück nicht streut.
Wir machten noch einen wunderschönen Urlaub an die Ostsee. Lulu liebte die See. Jedoch war sie nicht mehr so lebendig, wie die vergangenen Jahre. Sie hatte viel Durst, und (fr) aß wenig
Zuhause merkten wir wie sie immer schwächer wurde, der kleinste Spaziergang strengte sie wahnsinnig an. Wir dachten, dass das noch von der OP kam. Gemeinsam mit Lulu s Arzt versuchten wir ihr zu helfen, sie bekam aufbauende Mittel. Er glaubte Lulu hätte Cushing, er nahm Blut ab und dieses wurde eingeschickt. Doch am Wochenende ging es ihr richtig schlecht, der Doc gab Lulu eine Spritze, und er vereinbarte einen neuen Termin am
Montag.
Montag, es ging ihr nicht gut. Der Tierarzt machte Ultraschall, Nie werde ich diesen Augenblick vergessen. Der Arzt saß vor dem Gerät, Lulu lag auf dem Tisch, ich hielt Lulu, und die Frau vom Doc hielt Lulu an der anderen Seite vom Tisch. Der Stick glitt über den kleinen Körper von Lulu, es schien alles nicht auffällig, doch auf einmal ein Schrei von Frau Volkhard „Oh Gott, was ist das denn?“ Sie war ganz aufgeregt, „noch mal zurück, geh noch mal zurück.“ Und jetzt, „guck dir das an, Die halbe Leber ist verkrebst.“ Tränenüberströmt fragte ich;
„ Und jetzt?“ Er verordnete Lulu
Medikamente. Der Cushing Test war auch positiv, auch dafür gab es noch Tabletten.
Lulu hatte die ganze Nacht fast nicht geschlafen, sie geisterte immer durch die Wohnung. Morgens dann verkroch sie sich, futtern wollte sie sowieso nichts, auch nicht trinken, so flößte ich ihr mit einer Spitze tropfenweise Wasser ins Mäulchen. So fuhren wir wieder zu Lulu s Arzt, Zitternd saßen wir im Warteraum, Ich klammerte Lulu an mich. Ob es noch Hilfe für unsere Lulu gab? „Lulu, meine Lulu, Frauchen ist bei dir, ich passe auf dich auf.“
Endlich waren wir dran. Wieder machten sie Ultraschall, Es war grauenhaft, die
Leber war vollkommen verkrebst, und der ganze Bauchraum war voll Wasser und Geschwüre. Der ganze süße kleine Körper war vollkommen vom Feind Krebs besiegt.
„Und was machen wir jetzt?“ Der Tierarzt redete von Schmerzmitteln, die er uns für Lulu geben will. Ich schaute ihn an, „was würden sie tun?“ Er drehte sich etwas weg, er kannte Lulu, seit sie Welpe war, „ich würde sie erlösen.“ Sagte er, dabei wischte er sich Tränen aus den Augen. Und nun? Hatte ich ihr nicht eben wieder gesagt, ich wäre immer für sie da, ich würde immer auf sie aufpassen, damit niemand ihr böses antut? Aber konnte ich, konnten wir sie
leiden lassen? Sie hatte so wahnsinnige Schmerzen. Sie weinte wie ein kleines Baby.
Ich heulte, wie ein Schlosshund „Ich auch.“ Sagte ich, während mein Mann, Lulu s Herrchen nur wortlos da stand. In diesem Moment wurde mir bewusst, ich sprach das Todesurteil über meine Lulu. Dennoch, ich musste ihren Leidensweg beenden. Ihr, meiner süßen geliebte kleinen Lulu helfen.
Sie schloss für immer ihre wunderschönen Augen in meinem Arm. Es war der 16. Juli 2012
Und jetzt? Was nun? Heulend, (wir beide, mein Mann heulte ebenso,) fragte ich, was nun mit Lulu passiert.
Keinesfalls wollten wir sie dem Abdecker überlassen. Allein schon dieses grässliche Wort ließ mich erschauern. Einen eigenen Garten hatten wir auch nicht.
Der Tierarzt erzählte uns, dass man Lulu kremieren lassen könnte. Als er uns erklärte, dass dies eine saubere Sache sei, und was alles mit ihrer Asche möglich wäre, ging mein Herz auf. „Ja, das will ich,“ sagte ich, während ich Lulu ‚s Herrchen ansah. „Ich auch.“ Sagte er dann.
So blieb Lulu vorerst bei ihrem Arzt.
Nachmittags klingelte das Telefon. Es war der Tierbestatter.
Wir verabredeten einen letzten Abschied.
In einem kleinen Raum, leicht abgedunkelt, Blumenschmuck, leise Musik im Hintergrund, lag aufgebahrt meine Lulu. Sie lag so friedlich da, so als wenn sie schläft.
Ich konnte nicht anders, ich streichelte den erschreckend kalten kleinen Körper. Ich heulte,
und ich sprach mit ihr, sagte ihr, wie sehr ich sie geliebt habe, und dass ich sie immer lieben werde. Niemals würde ich sie vergessen.
Nach mir ging mein Mann zu seiner Lulu.
Auch er hatte Tränen in den Augen, als er wieder von ihr zurück kam. Wir suchten eine schlicht weiße,
wasserlösliche kleine Urne für Lulu s Asche aus.
Ich wollte sie nämlich auf der Terrasse in einem Blumenkübel beerdigen.
Wir holten diese kleine weiße Kugel in der die Asche unserer süßen Lulu ist, zu uns nach Hause.
Den Blumenkübel hatten wir noch nicht. Vielleicht war es Absicht? So nahm ich dieses weiße Gefäß aus dem Karton und stellte es vorerst in ein sichtbares Fach von unserer Schrankwand. Obendrauf tat ich ein Teelicht. So stand sie nun in unserem Wohnzimmer, die Kleine Urne mit der Asche von unserer Lulu.
Dann kaufte ich den Blumenkübel, pflanzte schöne Blumen rein, hier sollte
die kleine Urne von Lulu begraben werden. Sollte. - - „Sie wird verwesen,“ Mein Mann zu mir. „Willst du das? „
Er, mein Mann Lulu` s Herrchen, baute ein Eck Regal. Dort stellte ich die kleine weiße Urne hinein. Und in die Mitte kam ein flackerloses künstliches Teelicht. Dazu kamen noch eine Haarsträhne und ein Pfoten Abdruck, und einen Vers, dies hatte alles der Tierbestatter dazu gegeben.
Alleine zu Hause: Mein Mann war nach seiner Hüft OP in der Reha.
Wiedermal flennte ich. Ich fühlte mich so unendlich allein gelassen. „Lulu, meine süße, warum, musstest du so früh
von uns gehen?“ Es kam natürlich keine Antwort. So verbrachte ich meine einsamen Abende.
Den Tag, oder besser Abend verbrachte kann ich nicht mehr genau sagen. Jedoch verbrachte ich immer noch einsame Abende, ohne Mann, und ohne Lulu?
Nachdem ich etwas in einem Schmöker gelesen hatte, schaute ich zu Lulu s kleiner Urne. „Lulu, meine Lulu,“ heulte ich, „du fehlst mir so sehr.“ Ich glaubte es nicht, ich dachte, ich spinne, das kleine Teelicht blinkte oder flackerte auf einmal ganz hell auf. Wie gebannt schaute ich zu der Urne, das kleine Licht leuchtete wieder sanft vor sich hin. Einbildung, alles Einbildung, sagte ich
mir. Oder lag es an dem Gläschen Wein das ich getrunken hatte? „Lulu, ich liebe dich immer noch.“ Und jetzt blinkte und flackerte das Licht wieder heftig und hell.
Mir fiel auf, immer wenn ich nicht zu Lulu sprach, glimmte das Licht regungslos vor sich hin. Es zeigte keinerlei Regung.
Ich besuchte am kommenden Tag meinen Mann in der Reha, „Du halte mich bitte nicht für verrückt.“ „ Wieso, was ist denn?“ Wollte er wissen. Und so erzählte ich ihm mein Erlebnis, dass ich am Abend vorher mit Lulu s Teelicht hatte. Doch er reagierte ganz anders, als ich es dachte. „Ja, ich denke, es gibt
Dinge, die wir nicht verstehen. Ich denke es ist Lulu.“
Ungläubig schaute ich ihn an, „du hältst mich nicht für verrückt?“ „Nein sicher nicht. Ich kann mir vorstellen, dass unsere Lulu Kontakt zu uns aufgenommen hat.“
Ich wollte und konnte es jedoch immer noch nicht glauben. Abends dann wieder zu Hause, sah ich immer auf das Teelicht, das auf der kleinen Urne von Lulu steht. Es glimmte so wie immer. Kein flackern, nichts. Doch dann hielt ich es nicht mehr aus. „Meine Süße, meine Lulu, bist du wirklich hier?“ Ich hatte „hier“ grad gesagt, als das Licht ganz heftig und hell blinkte und
flackerte.
Endlich, nun wusste ich, sie, oder etwas von Lulu war immer noch bei uns.
Natürlich kam Lulu nicht in den Blumenkübel.
Unsere Tochter besuchte uns, sie wollte hauptsächlich nach ihrem Papa schauen, der inzwischen wieder zu Hause war.
Ich erzählte ihr von meinen Erlebnissen mit Lulu. Sie schaute mich ungläubig an, ich bemerkte sogar ein leichtes Lächeln. „Komm halt mal.“ So gingen wir zu dem Eck Regal auf dem Lulu s Urne stand. Petra schaute sich die kleine Urne das Bild von Lulu an, und sie fand es sogar gut, dass wir sie bei uns hatten. „Pass mal auf Petra, ich weiß natürlich
nicht genau,----- „Lulu, schau mal, wer hier ist, deine Petra ist hier.“ Und wieder, ich hatte Petra noch nicht ausgesprochen, da fing das Licht heftig und hell zu blinken und flackern an. Ungläubig schaute mich meine Tochter an. „Hast du es gesehen?“ „Ja, schon aber.“ „Rede du mal mit Lulu.“ Ich dann. Skeptisch, ungläubig, sie dann. „Ja schwätz halt zu ihr.“ „Hallo Lulu.“ Mehr sagte sie nicht. Doch das kleine Licht blinkte und flackerte so stark, wie selten. „Haste gesehen?“ Sie blickte mich an und ich bemerkte, dass sie sehr beeindruckt war. „Ja,“ sagte sie, „Ich denke schon, dass es so etwas gibt, auch denke ich, dass es Lulu ist.“
Nun wussten es drei Leute. Mit einigen mir lieben Leuten redete ich über dieses Phänomen.
Einige halten mich für einen Spinner, das bildet man sich ein. Andere sagten, so etwas gibt es. Einer Therapeutin erzählte ich davon, weshalb weiß ich nicht mehr, doch die ist total davon überzeugt, dass es Dinge gibt, die man nicht glauben mag, dennoch gibt es so etwas.
Eine liebe Freundin sagte mir einmal; „Lulu ist solange bei euch, wie es für euch gut ist, du wirst sehen, irgendwann ist sie weg, vielleicht ist sie auch nur noch ganz selten bei euch.
Es gibt eine Fortsetzung.
Lucky, mein neuer Hund
Anhang:
Ein Cushing-Syndrom ist eine häufige Hormonerkrankung beim Hund. Durch eine Funktionsstörung der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) oder der Nebenniere produziert der Körper des Hundes dauerhaft zu viel Kortisol. Das Cushing-Syndrom beim Hund tritt häufiger bei bestimmten Rassen, wie dem Pudel, Dackel, Terrier, Beagle und Boxer auf. Meist sind die Hunde etwas älter, und typischerweise erkranken mehr weibliche Tiere als männliche. Durch einen – meist gutartigen – Tumor der Hirnanhangdrüse kann zu viel ACTH ausgeschüttet werden. Dies hat zur
Folge, dass die Nebenniere zu viel Kortisol produziert. Ein solcher Tumor ist in 80 bis 85 % der Fälle die Ursache für ein Cushing-Syndrom beim Hund.