TobiPethron
Elbisch
Für Nicht-Elben
Ein Lehrbuch für das Sindarin
Für Arwen, der Grund für mein Durchhaltevermögen, das für dieses Lehrbuch so dringend nötig war!
Vorwort
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Du, der Leser dieses Lehrbuches, kein Elb bist. Jedenfalls begegnet man heutzutage nicht mehr allzu vielen. Und wenn Du einer wärst, müsstest Du dieses Buch gar nicht lesen. Also gehe ich stark davon aus, dass Du keiner bist. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit bist Du ein Mensch, ein adan, wie die Elben zu sagen pflegen. (Wenn Du Dich aber tatsächlich für einen Elben, oder aber auch für ein Mitglied eines anderen Volkes wie zum Beispiel den Zwergen, hältst, dann leg dieses Buch bitte beiseite und wende Dich an Deinen
Psychiater. Danke.)
Das hätten wir also geklärt. Du bist ein Mensch, und zwar einer, der sich für die elbischen Sprachen aus J.R.R. Tolkiens Werken interessiert. Nun, zuerst sollte darüber gesagt werden, dass es davon mehrere gibt - und in diesem Buch nur eine gelehrt wird: das Sindarin. Es gibt noch eine andere große elbische Sprache, das Quenya, das uns zwar an einigen Stellen helfen wird, bestimmte grammatikalische Gesetze im Sindarin zu erschließen; näher befassen werden wir uns damit allerdings nicht.
Warum nicht?
Quenya ist im Prinzip so wie Latein. Zu der Zeit der Ringkriege, die im Herrn der Ringe aufgeschrieben wurden, wurde diese Sprache schon seit Jahrtausenden nicht mehr gesprochen. Sie war damals bereits so gut wie tot; vielleicht haben einige Intellektuelle sie noch benutzt, und sicherlich war sie ganz nützlich, uralte Schriften zu übersetzen. In jüngeren Tagen galt das Sindarin als Umgangssprache, mit der sich die Elben unterhielten. Und das ist der Grund, warum wir nur Sindarin lernen. Natürlich gibt es auch Bücher über das Quenya, wer sich für die alte Sprache interessiert, sollte sich also daran halten.
Übrigens: Sindarin und Quenya sind nicht die einzigen Elbensprachen. Man könnte viele Dialekte hinzuzählen, aus denen sich im Lauf der Jahre und Zeitalter die beiden großen Sprachen entwickelt haben.
Zum Zweiten sollte gesagt werden, dass wohl niemals alles ans Licht kommen wird, was sich Tolkien bei seinen Sprachen gedacht hat. Was wir wissen, wissen wir aus seinen Büchern und Aufzeichnungen. Teils müssen wir uns bestimmte Gegebenheiten erschließen (z.B. unter Anwendungen von sprachgeschichtlichen Gesetzen). Aus diesem Grund werden Sindarin, Quenya
und alle anderen von Tolkien geschaffenen Fantasie-Sprachen niemals wirklich gesprochen werden können. Auch ist das Vokabular viel zu klein, wenngleich uns ein sehr großes Wörterverzeichnis vorliegt. Man kann mit solchen Sprachen also weder kommunizieren, noch längere Texte schreiben, deren Themen über das "Themen-Repertoire" des elbischen Wortschatzes hinausgehen. Über viele grammatikalische Gegebenheiten raten wir noch immer, und es gibt viele weiße Flecken, die es noch zu füllen gilt - die aber vielleicht nie mehr gefüllt werden. Denn den Erschaffer all dieser Sprachen kann man leider nicht mehr fragen.
So richtet sich dieser Lehrgang nicht an Sprachpuristen, die es unerträglich finden, wenn ein Suffix für immer ungeklärt bleiben wird. Er richtet sich vielmehr an Fans, wie ich einer bin - an Fans, die von der Schönheit solcher Sprachen fasziniert sind und wenigstens das erlernen möchten, was es zu erlernen gibt.
Denn selbst das ist ziemlich viel. Zumindest sind alle wichtigen Elemente einer Grammatik geklärt: Nomen, Verben, Adjektive, Präpositionen, Steigerungsformen, Zeiten, Fälle usw. Aufgrund dieses doch recht großen Umfangs des vorliegenden Materials habe ich den Lehrgang in zwölf
Lektionen unterteilt. Am Ende jeder Lektion gibt es mehrere Übungsaufgaben, deren Lösungen am Ende zu finden sind. Nach vier Lektionen gibt es jeweils einen Test, in dem alles bisher Gelernte abgefragt wird. Auch hierzu gibt es natürlich entsprechende Lösungen. Nach den zwölf Lektionen hast Du die Möglichkeit, Originaltexte und von mir verfasste Texte zu übersetzen. Als Vokabular dafür dienen die Vokabeln, die am Ende des Kurses alphabetisch geordnet aufgelistet sind. Dieses kleine Wörterbuch, das die wichtigsten Vokabeln beinhaltet, stammt aus dem Wörterverzeichnis von sindarin.de -
einer sehr empfehlenswerten Website für alle Interessierten. In den Originaltexten kommen sicherlich auch Vokabeln vor, die nicht im Wörterverzeichnis dieses Kurses stehen. In diesem Fall rate ich zum PONS-Elbisch-Deutsch-Wörterbuch im Internet:
http://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/deutsch-elbisch
Eine weitere nützliche Quelle für Wortlisten ist das Elbische Wörterbuch von Wolfgang Krege und die umfangreichen Wortlisten des Großen Elbisch-Buches von Helmut W. Pesch.
Ich setze für den Kurs gewisse grammatikalische Grundkenntnisse
voraus und werde entsprechende Begriffe nicht erklären, solange sie nicht über ein Grundwissen über Grammatik hinausgehen. Ich stütze den kompletten Kurs (Grammatik, Wörter und Texte) auf dem Elbisch - Lern- und Übungsbuch, dem Großen Elbisch-Buch (beide von Helmut W. Pesch) und der bereits genannten Website sindarin.de. Texte stammen aus dem Herrn der Ringe bzw. dem Silmarillion. Auf Quellenangaben wird somit an den einzelnen Stellen verzichtet.
Auch wenn dieser Sindarin-Kurs nur an der Oberfläche zu kratzen vermag, solltest Du an seinem Ende doch Einiges
über die Sprache gelernt haben. Denn wenn man auch keine ganzen Geschichten darin verfassen und keine richtigen Gespräche damit führen kann, so kann man doch Gedichte und Lieder schreiben - Lieder über Liebe, Frieden und über ein "fernes grünes Land unter einer rasch aufgehenden Sonne".
Lektion 1
Substantive: Singular und Plural
Bestimmter Artikel
Mutation: Lenierung
Substantive
Singular und Plural
Wie in den allermeisten Sprachen lassen
sich auch im Sindarin Substantive in eine Einzahl und eine Mehrzahl setzen.
Im Deutschen wäre das z.B.:
Mensch ⇒ Menschen
Haus ⇒ Häuser
Bild ⇒ Bilder
An diesen drei Beispielen sieht man, dass sich die Wörter vom Singular zum Plural unterschiedlich ändern können. Mal hängt man ein -en an den Singular, mal ein -er, mal ändert man sogar den Vokal in einen Umlaut (aus Haus wird Häuser). So ist es im Sindarin auch. Je nach dem, welche Vokale ein Wort beinhaltet, wird es von der Einzahl zur
Mehrzahl entsprechend verändert. Diese erste Regel, die wir lernen, ist direkt etwas umfangreicher. Statt langer Erklärungen werden Beispiele aufgeführt.
Gehen wir also von Vokal zu Vokal vor:
Der Vokal a
Steht in der letzten Silbe eines Wortes ein -a-, wird dieses zum Diphthong -ai-. (Ein Diphthong ist eine Kombination aus zwei Vokalen, wobei der erste zum zweiten gleitet; die beiden Vokale werden nicht getrennt voneinander gesprochen.)
adan (Mensch) ⇒ edain
tâl (Fuß) ⇒ tail
lass (Blatt) ⇒ laiss
Wenn die letzte (bzw. einzige) Silbe auf -ng oder -nc endet, wird -a- zu -e-:
fang (Bart) ⇒ feng
ranc (Arm) ⇒ renc
Es gibt natürlich Wörter, die zwei oder mehr Silben mit dem Vokal -a- besitzen (adan ist ein Beispiel dafür). Aus den oben angegebenen Beispielen folgt, dass die erste Silbe zu einem -e- wird, die nächste(n) zum Diphthong
-ai-:
craban (Rabe) ⇒ crebain
barad (Turm) ⇒ beraid
lavan (Tier) ⇒ levain
athrad (Furt) ⇒ ethraid
Es gibt hier einige Sonderfälle, insbesondere mit Wörtern, in denen Diphthonge natürlicherweise vorkommen. Davon gibt es aber so wenige, dass man höchstens sehr selten mit ihnen zu tun haben wird, da die meisten von ihnen aus einer alten Form des Sindarin stammen, die sogar noch recht eng mit dem Quenya verwandt ist.
Merke: Wenn in der letzten (bzw. einzigen) Silbe eines Wortes der Vokal a steht, wird er vom Singular in den Plural zu dem Diphthong ai. Dies gilt auch, wenn es ein langes a (â) ist: tâl
(Fuß) ⇒ tail.
Wenn ein Wort aus mehreren Silben besteht, in denen ein a vorkommt, wird dieses a in allen ersten Silben zu einem e: lavan (Tier) ⇒ levain.
Der Vokal e
Ein -e- in der letzten (bzw. einzigen) Silbe eines Wortes wird zu einem -i-. Dies gilt auch für ein langes e (ê):
lalven (Ulme) ⇒ lelvin
têw (Buchstabe) ⇒ tîw
Gibt es in einem Wort mehrere Silben mit dem Buchstaben -e-, bleibt dieses
-e- erhalten und wird nicht verändert.
peredhel (Halbelb) ⇒ peredhil
Merke: Steht ein -e- in der letzten (bzw.) einzigen Silbe eines Wortes, so wird es vom Singular in den Plural zu einem -i-. Dies gilt nur für die letzte/einzige Silbe, alle anderen Silben mit einem -e- bleiben unverändert!
Der Vokal i
Beim Vokal i ist es ziemlich einfach. Der bleibt nämlich immer und überall unverändert. (Folglich kann man ein Wort, das nur den i-Vokal besitzt, rein grammatikalisch nicht vom Singular zum
Plural unterscheiden - man braucht dazu den Kontext.)
glinn (Lied) ⇒ glinn
Den Merkkasten sparen wir uns an dieser Stelle also und gehen zum Vokal o über.
Der Vokal o
Bei diesem Vokal haben wir wahrscheinlich am meisten zu lernen. Fangen wir einfach an: Der Vokal o wird, wenn er in der ersten oder einzigen Silbe eines Wortes steht, zu einem y. Ein langes o (ô) wird also auch zu einem langen y (ŷ).
orch (Ork) ⇒ yrch
amon (Hügel) ⇒ emyn
bôr (treue Person) ⇒ bŷr
Ein -io- in der letzten oder einzigen Silbe wird übrigens ebenfalls zu einem y:
thalion (Held) ⇒ thelyn
edhelion (Elbensohn) ⇒ edhellyn
Es muss zwar nicht sein, aber im Sindarin ist es geläufig, dass ein -o- in der letzten (bzw. einzigen) Silbe zum Diphthong -ui- wird, wenn auf das o nur ein einziger Konsonant folgt (d.h. wenn nach dem o nur ein Konsonant steht und damit das Wort beendet ist). Es kann demnach auch sein, dass der Plural von amon nicht wie oben beschrieben emyn
ist sondern emuin - weil auf das o nur noch ein einziger Konsonant folgt, nämlich das n. Weitere Beispiele dafür sind:
thol (Helm) ⇒ thuil
thôn (Kiefer)⇒ thuin (Die Regel gilt folglich auch für ein langes ô.)
Am häufigsten tritt diese "ui-Regel" aber bei einsilbigen Wörtern auf, ein Wort wie emuin wäre also korrekt, aber eher nicht gebräuchlich.
In allen anderen Fällen - wenn also ein Wort mehrere Silben mit -o- besitzt - so werden die ersten Silben zu einem -e-, die letzte, wie oben beschrieben, zu einem y.
nogoth (Zwerg) ⇒ negyth
orod (Berg) ⇒ eryd
onod (Ent) ⇒ enyd
Besonders bei Wörtern, deren Vokalfolge o-o lautet, können beide Silben zu einem -e- werden:
orod (Berg) ⇒ ered (statt eryd)
Dies ist aber nicht von sehr großer Wichtigkeit, diese Regel gilt vor allem im Dialekt von Gondor, dort kannte man das y nicht; so musste man sich damit behelfen. Im elbischen "Original-Sindarin" wäre der Plural von orod wohl immer eryd. Wer sich das merken will, kann das tun, wenn er bei Menschen aus Gondor als Kenner glänzen will.
Merke: Ein -o- in der letzten oder einzigen Silbe eines Wortes wird generell zu einem y. Dies gilt auch für Wörter mit einem -io- in der letzten bzw. einzigen Silbe: amon ⇒ emyn; thalion ⇒ thelyn.
Wenn in der letzten Silbe ein -o- steht und nach diesem -o- nur noch ein einziger Konsonant steht, kann das -o- zu -ui- werden: thôn ⇒ thuin (meistens bei einsilbigen Wörtern).
Wenn ein Wort mehrere Silben mit einem -o- beinhaltet, werden alle ersten Silben zu einem -e-, die letzte ganz normal zu einem y: nogoth ⇒ negyth.
Der Vokal u
Der Vokal u verhält sich vom Singular in den Plural besonders seltsam. Ein kurzes -u- wird generell an jeder Stelle zu einem -y-:
tulus (Pappel) ⇒ tylys
Handelt es sich aber um ein langes -u- (û), so wird dieses zum Diphthong -ui-:
dûr (dunkel) ⇒ duir (Dies ist zwar ein Adjektiv, aber Adjektive verhalten sich vom Singular in den Plural genau so wie Substantive - dazu später aber mehr.)
Der Vokal y
Mit dem y verhält es sich wie mit dem i:
es wird nie und an keiner Stelle im Wort verändert (wahrscheinlich ist den Elben das y dem i ähnlich genug):
ylf (Trinkgefäß) ⇒ ylf
Pluralbildung von Diphthongen
Diphthonge werden generell nur verändert, wenn sie in der letzten bzw. einzigen Silbe eines Wortes stehen. Dies erleichtert uns das Lernen ein wenig. Generell gibt es eher wenig Wörter, die tatsächlich einen Diphthong besitzen, normalerweise entsteht dieser erst bei der Veränderung von Wörtern.
Der Diphthong au
Dieser Diphthong wird vom Singular in
den Plural tatsächlich zu einem anderen Diphthong. Aus -au- wird -oe-:
naug (Zwerg) ⇒ noeg
Dabei sollte man beachten, dass es Wörter gibt, an deren unmittelbarem Ende der Diphthong au steht. Dieser wird aber niemals so geschrieben, sondern mit einem -aw:
naw (Idee; eigentlich ja nau) ⇒ noe
Die Diphthonge ai und ei
Es gibt einige Wörter, die im Singular entweder mit dem Diphthong ai oder mit dem Diphthong ei auftreten (es ist also ein und dasselbe Wort, die Bedeutung bleibt gleich, nur gibt es zwei
verschiedene Schreibweisen). Diese beiden Diphthonge werden vom Singular in den Plural immer zu einem langen i (î).
ceir / cair (Schiff) ⇒ cîr
feir / fair (Sterblicher) ⇒ fîr
leich, laich (süß) ⇒ lîch
Wörter, die aber nur mit jeweils einem dieser beiden Diphthonge auftreten, bleiben in beiden Fällen unverändert:
bain (schön) ⇒ bain
meidh (braun) ⇒ meidh
Andere Diphthonge
Alle anderen Diphthonge (also ae, oe und
ui) bleiben vom Singular in den Plural unverändert:
gwael (Möwe) ⇒ gwael
luin (blau) ⇒ luin
loeg (Teich) ⇒ loeg
Merke: Diphthonge werden vom Singular zum Plural immer nur dann verändert, wenn sie in der letzten bzw. einzigen Silbe stehen.
Der Diphthong au wird im Plural zum Diphthong oe. Ein -au am Ende eines Wortes wird -aw geschrieben: naw (Idee) ⇒ noe
Es gibt einige einsilbige Wörter, die sowohl mit dem Diphthong ai als auch mit dem Diphthong ei auftreten. In
beiden Fällen wird der Diphthong zu einem langen i (î): feir / fair (Sterblicher) ⇒ fîr. In einem Wort mit nur einem dieser beiden Diphthonge bleibt dieser unverändert.
Wörter, in denen die Diphthonge ae und ui vorkommen, werden vom Singular in den Plural nicht verändert: gwael (Möwe) ⇒ gwael.
Hinweis: Es gibt leider noch ein paar unregelmäßige Plurale von bestimmten unregelmäßigen Substantiven. Darüber hinaus gibt es noch den Dual, ein spezieller Plural, der konkret nur auf zwei Objekte hinweist, und den sog. Klassenplural, der beliebig viele Objekte
einer bestimmten Sorte beschreibt. Wer all diese Extra-Formen gerne lernen möchte, sollte sich hier schlau machen: http://www.sindarin.de/grammatik.shtml#plural_n
Diese Formen werden nur sehr selten überhaupt gebraucht, es reicht somit vollkommen, wenn man die bis hier aufgeführten Pluralformen auswendig kann.
Der bestimmte Artikel
Im Deutschen gibt es zwei Arten von Artikeln: den bestimmten und den unbestimmten (z.B. ein Haus - unbestimmt; das Haus - bestimmt). Im
Sindarin haben wir es leichter; dort gibt es lediglich den bestimmten Artikel. Ebensowenig gibt es Genus (also ein Geschlecht), das wir unterscheiden müssten.
Der einzige Artikel, den wir (im Nominativ) im Sindarin kennen, ist i:
i + orod ⇒ i-orod (der Berg)
Im Plural lautet der bestimmte Artikel in:
in + orod ⇒ in-eryd
Das Ganze klingt zwar einfach, aber es wäre nicht Sindarin, wenn das Ganze keinen komplizierten Aspekt hätte.
Die weiche Mutation (Lenierung)
"Mutation" mag zwar nach überzüchtetem, eigenlebigem Gemüse klingen, bedeutet aber in der Grammatik eine Veränderung eines Lautes. Tolkien hat sich für das Sindarin die walisische Sprache zum Vorbild genommen, in der genau diese Mutationen ebenfalls vorkommen. Von denen gibt es eine ganze Reihe (sechs, um genau zu sein), und wer die elbische Sprache beherrschen will, muss sie unbedingt kennen, denn sie sind ein äußerst wichtiges Element der Grammatik, aber auch des Sprachbildes.
Es muss immer einen Auslöser vor dem
Wort geben, das mutiert wird. Solche Auslöser sind zumeist Präpositionen und Artikel. Das heißt also, bestimmte "kleine Wörter", die vor einem Wort stehen, lösen eine Veränderung des ersten Buchstabens dieses Wortes aus. Klingt kompliziert - und es ist tatsächlich auch nicht ganz einfach. Wir werden uns von Mutation zu Mutation wie immer anhand von Beispielen vorarbeiten.
Bleibt noch die Frage zu klären? Warum so kompliziert? Tatsächlich ist das einzige Ziel von Mutationen, dass die gesprochene Sprache besser und flüssiger klingt. Leider gelten die
Mutationsgesetze aber auch im Schriftlichen; und uns bleibt nichts anderes übrig, als sie zu lernen.
Wir wollen uns zunächst mit der weichen Mutation, der sog. Lenierung beschäftigen. Erstens, weil sie eine der wichtigsten und am häufigsten gebrauchten Mutationen im Sindarin ist, zweitens, weil sie durch den eben behandelten bestimmten Artikel im Singular i hervorgerufen wird. Das
bedeutet, alle Wörter, die nach diesem Artikel stehen, werden leniert!
Statt langer Erklärungen hier eine Tabelle mit allen Mutationsgesetzen:
perian (Halbling) ⇒ i berian
p wird zu b
Trann (Auenland) ⇒ i Drann
t wird zu d
cabor (Frosch) ⇒ i gabor
c wird zu g
Badhor (Richter) ⇒ i vadhor
b wird zu v
galadh (Baum) ⇒ i 'aladh
g wird völlig "verschluckt"
gwath (Schatten) ⇒ i wath
gw wird zu w
herdir (Herr) ⇒ i cherdir
h wird zu ch
hwest (Brise) ⇒ i chwest
hw wird zu chw
sirion (Fluss, Strom) ⇒ i hirion
s wird zu h
mîdh (Tau) ⇒ i vîdh
m wird zu v
Die Laute f-, th-, n-, r- und l- bleiben unverändert.
Übrigens: in der Tabelle wird gesagt, dass das g verschluckt wird. Dies gilt auch, wenn am Anfang des Wortes ein rh oder ein lh steht:
rhaw (Körper) ⇒ i 'raw
lhûg (Drache) ⇒ i 'lûg
Der bestimmte Artikel ist aber nicht der einzige Auslöser einer Lenition. Folgende Wörter sind ebenfalls Auslöser:
ab (nach, später)
am (auf, aufwärts, hinauf); z.B. penn (Abhang) ⇒ ambenn (bergauf)
be (gemäß); z.B. taur (König) ⇒ be daur (gemäß einem König)
dad (hinunter); z.B. penn (Abhang) ⇒ dadbenn (bergab)
di (unter); z.B. guruthos (Todesschatten) ⇒ di'nguruthos (unter dem Schatten des Todes)
go-, gwa- (zusammen, mit); z.B. gwest (Schwur) ⇒ gowest (Vertrag, Pakt)
mi (in); z.B. sîr (Fluss) ⇒ mi hîr (in einem Fluss)
na (nach, zu), vor Vokalen n'; z.B. haered (Ferne) ⇒ na-chaered (in die Ferne)
nef (diesseits); z.B. gaear (Meer) ⇒ nef
'aear (auf dieser Seite des Meeres)
nu / no (unter, vor, bevor); z.B. giliath (Sterne) ⇒ nu ngiliath (unter Sternen)
sui (wie); z.B. tim (Stern) ⇒ sui dim (wie ein Stern)
trî, als Vorsilbe tre- (durch, hindurch); z.B. taur ⇒ trî daur (durch den Wald)
ú- (nicht, un-) allgemeine Verneinung, insbesondere bei Verben; z.B. carth (Tat, Handlung) ⇒ úgarth (Sünde, Missetat); medin (ich esse) ⇒ ú-vedin (ich esse nicht)
Tja, für uns bedeutet das, dass wir bei Mutationen sowohl die Veränderungen an sich als auch die Wörter, die sie auslösen, lernen und auswendig können
müssen. Leider gibt es da kein Vertun, denn ohne dieses Wissen ist es unmöglich, Sindarin wirklich zu beherrschen. Die gute Nachricht (wenn auch eine wenig tröstliche) ist aber, dass die Mutationen wohl das schwierigste in der elbischen Sprache sind - wenn man die draufhat, braucht man vor dem Rest eigentlich keine Angst mehr zu haben.
Die erste Lektion ist beendet! Du kannst nun...
ÜBUNGSAUFGABEN
1. Bilde den Plural zu folgenden Wörtern:
Achad, athragared, cirban, falch, fîn, golf, glaer, gornhoth, imlad, lhoer, lûth, magol, mellon, mirian, nathron, nimbrethil, parf, peredhel, pirin, rhavan, sammar, sinnarn, tharbad, ulun, úthaes, ylf.
2. Setze nun den bestimmten Artikel im Singular vor diese Wörter! Beachte die Mutationsgesetze der Lenierung! Leniere dann:
Peg, tobas, cirdan, bellas, galad, gwachaedir, hobas, hwarma, sadar, mîl.
3. (freiwillig) Suche dir mindestens 10 Substantive aus dem Wörterverzeichnis aus, setze sie in den Plural und leniere
sie anschließend! Wenn du möchtest, kannst du vor jedes lenierte Wort noch den bestimmten Artikel im Singular stellen.
LÖSUNGEN zu den Übungsaufgaben
Aufgabe 1)
Echaid, ethregerid, cirbain, feilch, fein, gylf, glaer, gernhyth, imlaid, lhoer, luith, megyl, mellyn, mirian, nethryn, nimbrethil, peirf, peredhil, pirin, rhevain, semmair, sinneirn, therbaid, ylyn, ythaes, ylf.
Aufgabe 2)
i achad, i athragared, i girban, i falch, i fîn, i 'olf, i 'laer, i 'ornhoth, i imlad,
i 'loer, i lûth, i vagol, i vellon, i virian, i nimbrethil, i barf, i beredhel, i birin,
i 'ravan, i hammar, i hinnarn, i tharbad, i ùthaes, i ylf.
Weitere lenierte Wörter:
Beg, dobas, girdan, vellas, 'alad, wachaedir, chobas, chwarma (das Wort hwarma ist zwar Quenya, aber wir tun hier einfach mal so, als wäre es Sindarin), hadar, vîl.
Aufgabe 3)
Tipp: Es ist zwischendurch immer mal wieder eine gute Übung, sich Substantive aus dem Wörterverzeichnis zu suchen, sie in den Plural zu setzen
und anschließend zu lenieren. Wenn in der nächsten Zeit weitere Mutationsregeln durchgenommen werden, kannst du diese Wörter ja einmal durch alle Mutationen jagen! Auf diese Weise bleibt man fit in den relativ umfangreichen Mutationsgesetzen.
Darkyangel Tolle Idee eine Wörterbuch über Elbisch xD Was es nicht alles gibt =) Lg Darkyangel |
ArwenUndomiel Hey Tobipethron, wann geht's weiter? :D |
ArwenUndomiel Soooo... Jetzt noch mal öffentlich: Danke für die Widmung! Finde dein Lehrbuch super gut und verständlich und hab mich sehr über dein Vorwort amüsiert! Auch, dass du dir die Mühe gemacht hast mit den Übungsaufgaben finde ich bewundernswert. Zusammengefasst eine geniale Möglichkeit Sindarin zu lernen, wenn nicht die beste! Danke :D |
zuckerschlampe Wunderbar, dass ergänzt wuderbar die Wörterbücher die ich hier zur Zeit einpflege! Wird sofort favorisiert :D Hochachtungsvoll die Zuckerschlampe |
zuckerschlampe Hab ich bereit einen Teil eingestellt.Musst du mal in meinem Profil schauen |