Science Fiction
Die Erlösung Kapitel 4

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"Eine Geschichte, die auch dich berühren wird."
Veröffentlicht am 11. März 2014, 82 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Eine Geschichte, die auch dich berühren wird.

Die Erlösung Kapitel 4

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Reupload. Überarbeitet. Inspiriert durch Träume. Kritik ist erwünscht, viel Spaß.

Novus


Der Traum zieht sich ins Unendliche. Ich höre Leute sprechen, und sie sprechen zu mir. Es ist absurd, ich sehe Julia und meinen Vater. Sie unterhalten sich über mich. Sie sagen, es würde sich etwas ändern. Ich würde mich ändern. Schweißgebadet erwache ich in meinem Bett und richte mich ruckartig auf. Es ist mitten in der Nacht und dementsprechend dunkel. Erinnerungen an den Kampf vernebeln mir die Sicht und ich lege mich erneut hin, nur um festzustellen, dass ich überhaupt nicht mehr müde bin, und somit Schlafen nicht

in Frage kommt. Ich richte mich erneut auf und stelle meine nackten Füße auf den kalten Boden. Ich trage immer noch die selbe Kleidung, nur meine Socken sind weg. Das leichte Pulsieren des Regens an meiner Fensterscheibe lässt mich in Gedanken an Crysis versinken. Ich muss meine Unterlagen durchgehen und herausfinden, ob es vielleicht jemanden so ergangen ist, wie mir. Sie haben mich gesucht und gefunden, sie wollten mich umbringen. Die Gewehre im Anschlag, den Bus überfallend. Ich setze mich an meinen Schreibtisch und krame die Unterlagen heraus. Nach 15 Minuten fällt mir ein Bericht ins Auge. Der Titel lautet „Suche nicht nach

Crysis“ - vielversprechend. „ Ich schreibe in der Hoffnung, dass ich dich, meinen Leser, vor einem großen Unheil bewahren kann. Ich werde dir zuerst schildern, was passiert ist. Mein Mann war stark erkrankt. Wir hatten keine Diagnose, was es sein könnte, und so vegetierte er die letzten drei Jahre seines Lebens vor sich hin, bis er zufälligerweise irgendetwas von einer Gruppe, namens Crysis aufschnappte. Er war so glücklich und voller Tatendrang, wie schon lange nicht mehr. Ich verstand es nicht. Aber für ihn war klar, dass die Leute ihm helfen können. Laut ihm haben sie schon vieles bewirkt. Ich war skeptisch. Es war trotzdem schön zu

sehen, wie fleißig er Informationen sammelte und nach ihnen suchte. Ich geriet auch ein bisschen ins Schwärmen, auch wenn mir unklar war, wie eine so berühmte Gruppe, die anscheinend schon so viel leistete, so erfolgreich im Untergrund bleiben kann. Die ersten zwei Wochen vergingen schnell und unbeschwert. Dann, ging es los. Genau nach zwei Wochen. Auf dem Weg zur Arbeit wurde mein Mann von zwei Männern überfallen. Laut seiner Aussage waren sie eindeutig von Crysis, weil weinrote Farbe. Er hatte Glück und konnte entkommen. Er stellte nach dieser Aktion, wie erwartet, seine Suche ein. Aber sie ließen ihn nicht in Ruhe.

Genau nach drei Wochen wurde er bei einem Spaziergang überfallen. Ich fühlte mich schuldig, denn ich redete ihm ein, dass er raus gehen soll. Ich habe sie unterschätzt, als ich behauptete, dass es unmöglich ist, zu wissen, wo wir wohnen. Ihm wurden sämtliche Knochen gebrochen. E mir nie etwas von dem Überfall erzählt. Er war ein guter Mann und wollte vielleicht nicht, dass ich mich schuldig fühlte. Vielleicht war er auch zu schockiert. Er saß nur in seinem Sessel und starrte auf den Boden. Exakt nach vier Wochen klopfte es dann an unserer Tür. Wir haben keine Freunde, also war ihm auch wahrscheinlich klar, wer kommt. Ich hatte eine leise Ahnung.

Ich entfernte unseren doppelten Riegel, und die Tür sprang mir förmlich entgegen. In unserem Türrahmen stand eine Gestalt, in eine spirituelle Kutte gekleidet. Alles weinrot. Ich konnte mich nicht bewegen, ich konnte nicht sprechen. Mir wurde plötzlich kalt und ich begann zu zittern. Es ist schwer zu erklären, aber es war so, als wäre seine Aura lähmend. Er ging an mir vorbei. Ich hörte, wie sich der Sessel meines Mannes drehte, er stöhnte leise. Mein Mann sprach zum ersten Mal, seit einer Woche. Er sprach voller Ehrfurcht. Für mich war erstaunlich, dass er bei dieser Aura überhaupt reden konnte, denn ich stand immer noch wie angewurzelt, mit

dem Rücken zum Geschehen. > Bitte, ich habe verstanden, ich lasse euch in Ruhe. Aber nimm mir nicht mein Leben, ich flehe dich an.< Tränen liefen meine Wangen runter, aber ich fand keine Stärke, um einzugreifen. Der Fremde seufzte. > Du hast gar nichts verstanden.< Unmittelbar nach diesem Satz hörte ich Geschirr klimpern und ein Sausen durch die Luft, dass sich anhörte, als würde man mit einem Messer in die Luft schneiden. Der Mann lief erneut an mir vorbei, verbeugte sich noch kurz im Türrahmen und verschwand. Ich stand noch zwei Stunden in gleicher Position, bis ich dann meinen Mann mit einem

Messer in der Brust vorfand. Das ist unsere... Das ist meine Geschichte. Ich möchte dich warnen Fremder. Such nicht nach ihnen, du wirst es nicht überleben.“ Ich muss schlucken. Sie haben ihn nach zwei Wochen aufgesucht, wo er fliehen konnte. Ich wurde ebenfalls nach zwei Wochen im Bus attackiert. Nach drei Wochen überfielen sie ihn erneut. Nach vier Wochen kam der Novus. Novusse, die neuen Menschen. Vater hat nie von ihnen gesprochen, vielleicht aus Unwissenheit. Ich sah in meinem Leben nur einen von ihnen. Es war vor knapp vier Jahren. Ich beobachtete, wie gewohnt, die Geschehnisse von meinem Fenster aus,

als ein afroamerikanischer Mann auf der Straße erschien. Es war helllichter Tag. Er war sichtlich angeschlagen und wurde von vielen Menschen verfolgt. Ausgestattet mit Schlägern, Schaufeln, Messern und sogar Pistolen verfolgten sie ihn. Plötzlich blieb er stehen, ich hielt den Atem an. Vielleicht hatte er aufgegeben, und mein Schrei bewegte ihn zum weiter Kämpfen. Ich weiß nicht, wieso er anhielt. Ich schrie, er solle weiter rennen, ich dachte, er wäre ein normaler Mensch. Er blickte hoch zu mir, sein Gesicht blutig geschlagen und sein Blick versteinert. Mit einer hastigen Wendung und einem Stoß nach vorne, in Richtung

der Meute, schleuderte er die gesamte Truppe quer über die Straße. Manche starben. Er betäubte mit einem Hieb eine ganze Meute, was können wir gegen so jemanden ausrichten? Verdammt, welcher Tag ist heute? Wie lange war ich weg? Vor lauter Sorge springe ich auf, um nach meinen Eltern zu sehen. Doch schon im Flur höre ich das Schnarchen meines Vaters. Alles scheint beim Alten zu sein. Erleichtert gehe ich zurück in mein Zimmer und schließe die Tür. Ich öffne das Fenster und blicke hinaus. Es ist kalt, aber für Schnee nicht kalt genug. Ich ziehe mir meinen Pullover an und setze mich auf die Fensterbank. Die Geräuschkulisse

beruhigt mich. Weit und breit sind keine Menschen zu sehen. Maschinengewehre rattern in der Ferne und Motorengeräusche kommen näher. Erwartungsvoll blicke ich auf die Straße. Am Ende der Straße, links von mir, tauchen Scheinwerfer auf. Es ist ein alter, blauer Minibus. Er fährt an mir vorbei, und verschwindet dann in der Dunkelheit. Plötzlich ist es wieder still, nur Schüsse und Schreie hallen ab und zu in der ewigen Dunkelheit dieser Gassen. Mein Blick fällt auf einen beleuchteten Fleck, ein paar dutzend Meter von unserem Haus entfernt. Eine Person im Kapuzenpulli huscht durch den Lichtkegel der Laterne, sich auf

unser Haus zu bewegend. Vor der Haustür, die sich links unter mir befindet, bleibt sie stehen und verharrt in der Position. Wer könnte das sein? Mein Hirn schlägt Alarm. Crysis. Ich bin schon bereit, zu Vater zu rennen und ihn aus seinem Schlaf zu reißen. Aber was will er gegen einen Novus tun? Ich kann mir sein verschrecktes Gesicht gut vorstellen. In Kombination mit der Erleichterung, dass ich wieder wach bin, wäre es ein typischer Blick meines Vaters. Plötzlich blickt die Person hoch zu mir. Ich sehe die Augen nicht, aber ich spüre den Blick in meinem Rückenmark. Tief, kalt und beängstigend. Kurz darauf betritt die

Gestalt unser Haus. Ich verharre die verbleibende Nacht, mit meiner Pistole auf die Eingangstür gerichtet, doch es kommt niemand. Irgendwann am Morgen wachen meine Eltern auf. Ich muss müde aussehen, denn meine Mutter setzt mir erst mal Tee auf. Was ist, wenn der Novus kommt? Wir sind alle in Gefahr. Irgendwann gegen Mittag verabschiedet sich Vater. Er geht erneut weg, ohne Waffe. Mutter ist wütend. Der Tag verfliegt unglaublich schnell, wenn man mit Hausarbeiten und Lernen beschäftigt ist. Fünf Uhr Mittags: Mutter geht einkaufen, ich bin alleine. Ich merke, dass meine Gedanken abgehakt sind.

Kein Zusammenhang. Lose Schnipsel, getrennt durch Crysis. Training kann ich heute vergessen, zu viel Ablenkung. Stattdessen wiederhole ich Theorie. Schusswaffen, Sturmgewehre: Vollautomatik, Halbautomatik, Salven. Feuern aus der Hüfte, im Anschlag. Kontrollierte Stöße und Unterdrückungsfeuer. Ich begutachte meine Pistole. Theoretisch wäre eine 3-Schuss Salve möglich. Ob es schon jemand gemacht hat? Ich blättere in den Unterlagen. Das Ticken meiner Uhr macht mich wahnsinnig. Ich habe gar keine Uhr. Ich warte auf jemanden, er wird kommen. Vater sagte ich war 6 Tage nur am Schlafen, darum trank ich

auch keinen Tee, sondern verdrückte als erstes eine ganze Wurst mit Brotlaib. An mein regelmäßiges Aufwachen zum Trinken und Urinieren erinnere ich mich nicht. Plötzlich ein Schrei aus dem Treppenhaus. Als hätte ich mein Leben lang darauf gewartet, springe ich auf und renne los. Die Pistole in der linken Hand. Im Treppenhaus erstaunte, ängstliche Blicke. Ich bewege mich nach unten. Schockmoment. Julias Wohnung steht sperrangelweit offen. Ich stürme hinein, die Pistole nach Vorne gerichtet. Erneut Schockmoment. Würgereiz, Verantwortung. Beides aus dem Nichts. Ich ziehe Julia an der Hand, aus ihrer Wohnung. Rot dominiert mein Sichtfeld.

Wir laufen durch die Überreste ihrer Mutter. Oben angekommen dränge ich Julia in unser Bad, denn sie ist blutverschmiert. Ich hole ein Tuch, befeuchte es und wische ihr Gesicht ab, aber es ist so viel. Ich frage sie, ob sie duschen kann. Sie ist still, schockiert. Ich renne in unsere Kammer, hole haufenweise alte Stofffetzen und bedecke unsere Couch damit. Dann gehe ich ins Bad. Julia sitzt in der gleichen Position, mit dem selben Blick. Ich nehme sie Huckepack und lege sie aufs Sofa. Anschließend stelle ich ihr Wasser neben die Couch und distanziere mich. Durch dieses unerwartete Ereignis, sind meine Gedanken nun wieder klar. Ich

muss nur noch auf meinen Vater warten. Einige Zeit vergeht und ich beschließe, einen Versuch zu starten, herauszufinden, was passiert ist. Ich setze mich auf den Sessel, neben der Couch. Sie bemerkt mich und richtet sich auf. Mit einer Handgeste deute ich ihr, dass dies nicht nötig ist. Sie lässt sich in ihre vorherige Position fallen. Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Vater wüsste es bestimmt. Er kann unglaublich gut mit Menschen umgehen. Vielleicht liegt es daran, dass er noch etwas von der alten Zeit mitbekommen hat, nach den alten Regeln erzogen wurde. Für mich ist er ein Symbol der Menschlichkeit. Ein golden, strahlender

Ritter, der kommt um dir zu helfen. Er hat mich noch nie hängen lassen, genau so, wie seine Freunde oder meine Mutter. Er würde sich entzwei reißen, damit seine Lebenszeit halbieren, nur um für alle da zu sein, die ihn gerade brauchen. Das hat er mir einst gesagt. Er fragt nie nach einem Warum oder nach einer Gegenleistung. Wenn er sieht, dass Hilfe benötigt wird, setzt er Himmel und Hölle in Bewegung. Ich ertrage den Anblick von Julia nicht. Sie ist blutig, verstört und dann ist da noch ein Zucken in ihren Mundwinkeln, dass ein äußerst verstörendes Grinsen entstehen lässt. Ein rascheln an unserer Tür ist hörbar. Vater, Mutter? Ich stehe auf und bewege

mich langsam Richtung Tür. Plötzlich schießt mir erneut Crysis in den Kopf, meine Hände greifen automatisch zu meiner Pistole. Ich richte sie auf die Tür und bewege mich ein Stück nach Hinten, sodass ich in der Mitte des Flurs stehe. Meine Hände zittern. Wenn das ein Novus ist, könnte er mir die Tür schneller ins Gesicht rammen, als ich gucken kann. Die Tür öffnet sich einen Spalt breit, doch vor lauter Angst bekomme ich keinen Ton aus mir raus. Ich müsste nur fragen, „wer ist da?“, und ich hätte Gewissheit. Plötzlich huscht eine Pistole aus dem Spalt hervor. Bevor ich reagieren kann – Ein lauter Knall und zerbrechendes Glas. Die

Lampe über meinem Kopf splittert und ich mache die Augen zu. Jetzt hat er mich genau da, wo er mich haben will. Ich schieße, doch daneben. Der Andere schlägt mir die Pistole aus der Hand. Darauf gefasst, Schläge, Stiche,oder Schüsse einzustecken, spanne ich meinen ganzen Körper an. Doch es passiert nichts. Ich öffne meine Augen, um dann, voller Erleichterung, das stolze Grinsen meines Vaters sehen zu können. > Da hat es dir dein alter Herr mal gezeigt, was?< Beschämt entferne ich mich ein bisschen von ihm, obwohl ich ihn auf der Stelle umarmen könnte. > Wieso hast du das überhaupt gemacht? Ich hätte schießen können.< > Ich bin ins

Treppenhaus gekommen und habe die Blutspuren hier hoch verfolgt. Ich dachte dir, oder deiner Mutter wäre etwas passiert. < > Nein, aber Julias - < >Ich weiß, ihr Vater ist schon unten.< Er spricht wieder neutral, sein Grinsen ist verflogen. > Naja, jetzt holst du erst mal Julias Sachen, ich versuche sie unter die Dusche zu bekommen.< Julia wird also bei uns bleiben. Ist vermutlich besser so. Ich laufe das Treppenhaus runter. Mutter ist bereits am Blutflecken beseitigen. Ich nicke ihr unterwegs höflich zu, sie erwidert. Julias Vater, ein kleiner, stämmiger Mann mit hellbraunen Haaren, und einem Vollbart, erwartet mich bereits an der Tür. Seine

Augen sind gerötet und feucht. Ich lächle nicht, nehme nur den Sack aus seiner Hand. Er bedankt sich und verschließt die Tür. Ich höre ein Winseln. Ich bleibe verharren, denn es erschreckt mich. Zum ersten Mal in meinem Leben empfinde ich Mitleid. Diese Welt lehrte mich Grausamkeit. Ich wäre sogar bereit zu sagen, dass mich der Tod meiner Eltern nicht erschüttern würde. Aber diese Familie war so normal. Ihr Vater war auch immer mit meinem unterwegs, ihre Mutter immer fleißig. Es hat oft gut gerochen, wenn ich an ihrer Tür vorbei ging. Julia war immer höflich, Vater mag sie. Er sagte mir, dass sie ihn an eine bessere Zeit

erinnert. Ich weiß nicht, was er damit meint, aber diese Familie ist ruiniert. Was ist denn überhaupt passiert? Ich hörte keine Explosion, wie konnte die Frau dann so zerstückelt werden? Ich laufe nach oben, Mutter ist bereits fertig. Ich betrete unsere Wohnung und muss erstaunt feststellen, dass Julia tatsächlich unter der Dusche ist. Typisch Vater, ein Naturtalent. Das Wasser hört auf zu prasseln, als ich die Tür schließe. Vater ruft aus dem Wohnzimmer. > Leg die Sachen vor das Bad, sodass Julia sie holen kann und verschwinde von da.< Gesagt getan. Ich gehe in mein Zimmer, schnappe mir ein paar Unterlagen zu Crysis, und meiner Pistole, und lege

mich in mein Bett. Es ist warm hier. Was hatten Tom und der Mann aus dem Brief gemeinsam? Also abgesehen von der Tatsache, dass sie Crysis gesucht haben. Sie waren beide dem Ende nahe. Tom verzweifelte an Lisas Behinderung, der Mann aus dem Brief an seiner Krankheit. Für die Welt waren sie nur weitere, unbedeutende Wracks, zerschmettert an den Klippen der Stadt Kaumos. Aber wieso ich? Ich fühle keine Verzweiflung, ich fühle überhaupt nichts. Außer Angst, Angst vor Crysis. So gut wie jeder Bericht, über Tote in Verbindung mit Crysis, zeigt ein identisches Muster auf. Überfälle und nach vier Wochen sterben sie. In einigen

Fällen verschwinden sie. Die dritte Woche neigt sich dem Ende. Jetzt müsste der Überfall kommen, bei dem ich so stark verletzt werde, dass es ein Kinderspiel ist, mich zu Hause zu finden und zu töten. Ich muss es Vater sagen. Er darf nicht eingreifen, wenn sie kommen. Ich will nicht sein Leben riskieren, aber ich bezweifle, dass er so vernünftig ist. Oder wäre es unvernünftig? Es klopft an meinem Zimmer und ich bitte hinein. Vater leitet Julia sanft in mein Zimmer. > Vielleicht mag sie ja mehr mit dir reden. Es gibt bald Essen, beschäftige du dich bitte so lange mit ihr, ich muss einen Brief schreiben. < Er lächelt und schließt die

Tür. Ich springe auf und verstaue schnell meine Unterlagen. Nicht, dass Julia auch noch anfängt sich damit den Kopf zu zerbrechen. Ich drehe mich um, aber sie steht immer noch, wie angewurzelt, mit gesenktem Blick vor der Tür. Ihre Haare sind nass. Sie ranken sich, wie wurzeln, ihren Hals entlang zu ihren Schultern. Sie sieht viel besser aus. Ruhiger vor allem. Mit einer Handbewegung bitte ich sie, sich auf das Bett zu setzen. Ich rolle mit meinem Stuhl näher an sie ran und schaue sie an. Sie erwidert den Blick vorerst nicht und blickt in die Leere. Ihre Augen sind gerötet und ihr sonst so mageres, zierliches Gesicht ist

angeschwollen... und leer. Emotionslos. Ein weiteres Wrack, dass diese Stadt hervorgebracht hat. Es wäre schön, hoffen zu können, dass es ihr besser gehen wird, aber wer, oder was soll sie trösten? Es ist echt schade um sie, aber die Welt ist grausam und fordert ihre Opfer. Nicht jeder kommt unter die halbe Millionen und noch viel weniger werden es gesund schaffen. Mutter sagt immer, dass die Zeit alle Wunden heilen kann. Nach einigen Generationen würde auch diese Grausamkeit, eine von vielen in der Geschichte sein. Plötzlich schaut sie mich an, reißt mich mit ihrem Blick aus den Gedanken. > Du bist nicht so gesprächig oder? < Sie versucht zu

lächeln, vergeblich – Ihre Stimme zittert und ihr Blick ist unbeschreiblich seltsam. > Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, worüber ich mit dir reden kann. Eigenartig eigentlich, da wir schon seit ein paar Jahren Nachbarn sind. < Auch ich stottere, für mich ist es ungewohnt, mit anderen Menschen zu reden, aber ich versuche nett zu lächeln. Sie schaut mich immer noch an, und doch irgendwie durch mich hindurch, an mir vorbei. Sie sieht die Wand hinter mir. Ich unterdrücke das Verlangen, selber nach hinten zu sehen. Julias Mundwinkel und Augenlider zucken, sie ist wahrscheinlich immer noch geschockt. > Ich habe dich gestern

gesehen. < Ihre Stimme ist kalt und beängstigend, ihr falsches Lächeln verflogen. Sie starrt mich an, und ihr Blick ist auffordernd. Nachdem ich eine Zeit lang verwirrt durch den Raum starre, weil mir einfach nicht einfallen will, wann sie mich gestern gesehen haben könnte, fährt sie in der beängstigenden Tonlage fort. > Du saßest auf der Fensterbank, ich stand unten an der Tür und habe zu dir hoch geschaut. Weißt du noch? < Sie war also die Person mit der Kapuze. Ich versuche möglichst gelassen zu reden, und mir nicht anmerken zu lassen, dass sie mich wahnsinnig nervös macht. > Ich habe dich unter der Kapuze nicht erkannt. Was

hast du denn so spät da draußen gemacht? < Ihr Blick erstarrt. Sie grinst in die Leere und ich befürchte einen Kollaps. Ich atme durch und rolle mit dem Stuhl näher an sie ran. Ihr Körper bebt, von weitem habe ich das gar nicht gesehen. Ich lege vorsichtig meine Hand auf ihre Schultern, bis das Beben in ihrem Körper nachlässt und ihr Blick sich beruhigt. > Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie sehr du leidest. Es tut mir so leid. < Meine Worte sind klar, meine Stimme ruhig. Ich habe erfolgreich meine Nervosität unterdrückt. Sie blickt nun wieder mich an. Ihr Gesicht verzerrt sich vor Schmerzen. Ihre Stimme bebt, aber

diesmal humaner, als zuvor, nicht so psychotisch, sondern verletzt. > Ich konnte nichts tun. < Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals, ich fühle ihre Tränen in meinem Nacken. Sie sind kälter, als Eiswürfel. Ich lege die Hände leicht um sie. Sie schluchzt laut. Ich höre nur noch sie. Ihre hektische Atmung und ihre Zerbrechlichkeit, die sie bei jedem Schluchzen nach innen zu drücken versucht – vergeblich. Wir sitzen eine Weile so da. Ich bin in Trance verfallen, in unwirkliche Gedanken versunken. Ich verliere das Zeitgefühl. Sie beruhigt sich nach einer Weile, und löst sich sanft von meiner Schulter. Die Kälte, die meinen nassen

Nacken durchdringt, holt mich aus meiner Starre. Ihr Gesicht ist nun nah an meinem. Ich sehe jedes kleinste Detail. Ihre Augen sind faszinierend. Es ist ein saftiges Grün. So ein Grün, das entsteht, wenn ein Blatt von Sonnenstrahlen durchdringt wird. Sie blickt mich an, ihre Augen zittern nervös nach links und rechts. Ich rolle mich langsam von ihr weg, um ihr ein Tuch zu holen. Sie putzt sich ausgiebig die Nase, und wischt ihre Tränen ab. Mein Vater ruft uns zum Essen. Das Essen verläuft anders, als gewohnt. Vater diskutiert nicht mit Mutter, und redet auch nicht mit mir über unser Training. Nur Julia bedankt sich einmal herzlich, worauf meine

Eltern lächeln. Nach dem Essen verschwinde ich wieder in mein Zimmer. Ich öffne die Tür, und werfe sie lässig mit dem Handgelenk hinter meinem Rücken zu, sobald ich das Zimmer betrete. Ich krame erneut die Unterlagen aus und hüpfe auf mein Bett. Mein Herzschlag setzt kurz aus, als ich bemerke, dass Julia in meinem Zimmer steht. Sie steht angelehnt an meiner Tür, mit den Händen hinter dem Rücken und gesenktem Blick. Bevor ich fragen kann, wie sie das geschafft hat, fängt sie an zu sprechen. > Du bist ein seltsamer Junge,... < Ich richte mich auf. >... dein ganzes Leben lang bist du schon am trainieren. Du hast nie daran gezweifelt,

ob es richtig ist, was du da tust - Du hast deinem Vater blind vertraut.< > Worauf willst du hinaus? < Ich sehe ihr Gesicht immer noch nicht, es ist von ihren Haaren verdeckt. > Ich will verstehen Tyson. Ich will wissen, wofür du trainierst und ich hoffe, dass meine Vermutungen nicht stimmen. < > Woher weißt du das überhaupt? < > Erstaunlich, du hast es also nicht gemerkt? < Sie spickt zwischen ihren Haaren hervor. Nachdem sie meinen fragenden Blick sieht, fährt sie fort. > Ich beobachte dich und deinen Vater regelmäßig. Schon circa ein Jahr lang. < Der Gedanke beunruhigt mich. Wie konnten wir sie nicht bemerken? Sie

verharrt in der Position. > Also, erzähl mal. Du trainierst locker drei mal die Woche, und machst enorme Fortschritte, doch alles, wofür du deine Kraft benutzt, ist Selbstverteidigung? < > Ja, natürlich. Wofür sollte ich es denn sonst verwenden? < Sie blickt nun hoch zu mir und schmunzelt. > Verstehe ich das also richtig...< Sie stellt sich nun von der Wand weg und zückt unser Küchenmesser hinter ihrem Rücken. Ich gehe einen Schritt zurück, sie lächelt nun nur noch breiter. >... du willst also darauf hinaus, dass DU einer der letzten überlebenden bist? < Ich nicke. > Wer will das denn nicht? < > Und du ziehst dabei gar nicht in Betracht, dass

du womöglich etwas gegen diesen Prozess tun könntest? < Ich schaue sie beunruhigt an. > Du ziehst also nicht in Erwägung, dass dein Feigling – Verhalten die eigentliche Ursache für dieses Dilemma ist? < > Was redest du da? Ich bin doch nicht Schuld daran, was die Erlöser anrichten.< Verzweiflung und Empörung vernebeln meine Wahrnehmung. > Ich gehe sogar so weit und sage, dass nur Leute wie du, Schuld daran sind, dass täglich Unmengen von Menschen sterben. Ihr lasst diesen Menschen schreckliches widerfahren, und hofft, dass es euch nie trifft. Dann könnt ihr am Ende sagen, dass ihr unschuldig wart. Ihr hättet euch

verteidigt, werdet ihr dann sagen. Wir konnten doch nichts tun, wird eure Ausrede sein. Was für eine gottlose Moral ist das Tyson? < Ich stürme auf sie zu, und trete ihr das Messer aus der Hand. Es landet in der Decke. Ich greife sie an den Handgelenken, und werfe sie Quer durch das Zimmer. Wut pocht mit jedem Herzschlag durch meinen Körper. Sie rappelt sich mit einem breiten Grinsen auf, und wischt sich das Blut von der Lippe. > Du kommst mit der Wahrheit nicht klar – verständlich.< Ihre Stimme erhebt sich zu einem lauten Beben. > Du hast dein Leben lang nur Lügen gehört, und nur Lügen gelebt. Dein Vater liebt dich so sehr, dass er

nicht begreift was er da anrichtet - < Ich schreie sie an. > Schweig! Du hast kein Recht, über meinen Vater zu urteilen.< Ihre Stimme beruhigt sich. > Dein Vater ist ein guter Mann, aber was dich angeht, ist er von seine Liebe geblendet. < Mein Kopf senkt sich. Ich balle erneut meine Fäuste. Sie macht mich wahnsinnig. Wir helfen ihr, sie heult sich an meiner Schulter aus und dann - dann verurteilt sie uns. Ich wäre blind sagt sie. > Lass mich dir ein mal zeigen, wie die Welt da draußen ist, wenn man sich auf sie einlässt. Solltest du danach immer noch nicht begriffen haben, dann lass ich dich in Ruhe. > Du hast mich mit einem Messer attackiert. < Sie lacht,

woraufhin meine Wut verstreicht und meine Hände sich lockern. > Falsch, ich hatte ein Messer, aber attackiert hast du mich. < > Du hast das Messer also mitgenommen, um Kartoffeln zu schälen, nicht wahr? < Sie grinst heimtückisch. > Nein, natürlich nicht, aber ich hab gesehen, wie stark du bist, und habe gehofft, dass du mich, mit einem Messer in der Hand, nicht sofort angreifen würdest. < Sie seufzt und wischt ihr Blut erneut weg. > Hat ja prima geklappt.< Sie stand gerade noch mit einem Messer auf mich gerichtet, ist durchs halbe Zimmer geschleudert worden. Es ist unfassbar schwer, sie einzuschätzen. Sie lächelt

mich an. > Lass es mich dir zeigen. < Ich schaue aus dem Fenster, es ist mittlerweile dunkel geworden. Soll ich mich auf ihr Angebot einlassen? Mein Vertrauen zu ihr ist nicht besonders groß. Mehr als zu anderen Menschen, aber dennoch nicht groß. Ich seufze und schmeiße mir die Jacke über. > Ich hoffe, du hast eine Idee, wie wir hier raus kommen. Vater wird mich nachts nicht gehen lassen. < Sie macht beinahe einen Freudensprung und zieht sich an, doch sie hat keine Waffe. Ich packe mein Messer und meine voll geladene Pistole ein. > Was machen wir draußen? < Sie kramt ein bisschen Dosenessen aus ihrer Tüte und

präsentiert es stolz. Ich schaue sie fragend an. > Die hier geht an obdachlose Kinder, wir bringen sie zu ihnen.< > Als ich dich am Fenster gesehen habe, warst du da auch bei ihnen? < Sie lächelt. > Ja, sie haben einen Stammplatz, ganz in der Nähe.< Sie zeigt mir ein Gerät, auf den ersten Blick nicht erkennbar, aber nach näherer Betrachtung erkenne ich einen Greifhaken. Mit einem lauten Zischen seilt sie sich von meinem Fenster ab. Daraufhin schnellt das andere Ende von unten nach oben, in mein Zimmer. Ich mache es Julia nach, und befestige den Greifhaken an meinem Fensterbrett. Ich springe, mit dem Gesicht zur Hauswand

gedreht, aus dem Fenster. Die ersten Meter fühlen sich unglaublich an, wie ein Flug. Kurz vor dem Boden bremst das Gerät ab, und ich lande leicht taumelnd auf dem Boden. Julia nimmt den Haken an sich, versteckt ihn in der Tasche und setzt sich in Bewegung. Sie läuft schnell, durchquert verwinkelte Gassen, und meidet Menschen und Licht. Nach kurzer Zeit habe ich die Orientierung verloren und folge blind. Sie dreht sich ab und zu um, um nach mir zu schauen und lächelt freundlich mit den Worten „wir sind bald da“. Wir kommen auf eine breite Straße. Rechts von uns fließt ein Fluss, und die Straße schmiegt sich an ihn. In der Ferne sehe

ich eine Brücke. Nach kurzer Zeit stehen wir vor der ihr, hier muss es sein. Julia sagt leise > Kinder, ich bins, Julia. Ich hab euch was zu essen dabei.< Niemand kommt. Sie dreht sich verwundert zu mir um und wiederholt ihren Satz. Diesmal etwas lauter. Etwas bewegt sich im Schatten der Brücke. Julia scheint erleichtert. Plötzlich ertönt ein Kampfschrei, laut und bestialisch. Ein Wesen kommt aus dem Schatten auf Julia zu gerannt. Ich stoße sie beiseite und ramme dem Entgegenkommenden mein Messer ins Herz. Ich vermeide Augenkontakt. Mein Gegenüber riecht übel aus dem Mund. Er kippt röchelnd über meinen Arm, und sackt

anschließend auf dem Boden zusammen. Eine rote Pfütze bildet sich in der Nähe von meinen Schuhen. Ich trete zur Seite. Julia kniet starr vor Angst auf dem Boden. Hat sie sich so sehr erschreckt? Hab ich sie verletzt? Plötzlich ertönen weitere Schreie, aus der Gasse links von uns. Ich drehe die Leiche auf den Rücken und entdecke eine entstellte Männervisage – grinsend. Ich versuche Julia hoch zu zerren, aber sie schafft es nicht, und die Schreie kommen immer näher. Ich richte mich auf, und zücke erneut mein blutbeschmiertes Messer. Ich halte es andersrum, mit der Klinge in der Nähe von meinem kleinen Finger – so ist es effektiver. Ich warte auf

meine Gegner. Wie viele werden es sein? Plötzlich Stille. Ich höre nur Julias Winseln in Kombination mit ihrem klappernden Kinn. Ich versuche etwas in den Gassen vor mir zu erkennen – vergeblich. Schatten, die einem Menschen nicht mehr ähneln, als einem Tier, springen aus einer Gasse links von mir. Zerfetzte, dunkle Kleidung huscht in meine Richtung, untermalt von einem Schrei, der so beängstigend ist, wie die Erkenntnis, dass das Licht am Ende des Tunnels, von dem alle reden, ein Zug ist. Ich bin gefasst, weder beängstigt, noch aufgeregt. Ich weiß genau, was zu tun ist. Ich zähle durch, wie viele es sind –

4. Ich überprüfe ihre Waffen. Zwei von ihnen kommen mit etwas stumpfen auf mich zu. Die beiden anderen haben eine Axt. Nun sind sie nur noch wenige Sekunden entfernt. Ich sehe die entstellten Gesichter, als sie von einem Lichtstrahl des Hauses, neben mir, getroffen werden. Ich spanne meinen Körper an und gehe hastig ein paar Schritte auf sie zu. Der erste holt aus, ich tauche unter der sausenden Axt hinweg und schlitze seine rechte Wade in einer kreiselnden Bewegung auf. Er fällt hinter mir und schreit vor Schmerzen. Ich lege erst los. Wie ein Wirbel bewege ich mich auf den zweiten zu. Dieser hat einen Schläger in der

Hand, welcher im Straßenlaternenlicht eindeutige Bissspuren zeigt, als mein Gegenüber mit einer Hackbewegung meinen Schädel einzuschlagen versucht. Ich weiche nach links aus und höre das Holz auf den Boden schlagen, als ich auf den dritten treffe. Dieser ist erstaunt über meinen ruckartigen Richtungswechsel, und versucht mich mit einer Holzlatte zu stechen. Ich greife mit der linken Hand an die Holzlatte und schneide mich dabei an einem rostigen Nagel. Der Schmerz pocht kurz auf, doch ich fahre fort, und führe mein Messer entlang des Holzes, des Armes und schließlich in den Hals meines Gegners. Dadurch verliere ich all

meinen Schwung, den ich für diese Technik brauche. Vater brachte sie mir bei, und meinte, dass er sich dabei von Balletttänzern inspirieren lassen hat. Er meint damit wohl, dass man ähnlich, wie ein Tänzer bei der Pirouette, einen bestimmten Punkt fixiert, sodass man mit viel Übung, keinen Schwindel empfindet. Im Vergleich zu einer Pirouette bewege ich mich dabei, in dem ich mich um die Achse meiner Füße drehe, und sie abwechselnd, seitlich hinstelle. Bevor er auf den Boden sinkt, reiße ich das Holzstück aus seiner Hand und benutze es um den Axthieb von rechts, der vom vierten Gegner stammt, abzuwehren. Dabei bleibt die Axt im

Holz stecken. Ich zerre ihn kurz an mich, lasse dann meine linke Hand locker, drehe mich nach rechts und ramme mein Messer in seine Rippen. Während der Umdrehung sehe ich den Anderen mit der Axt auf mich zu laufen. Auch der, mit der durchgeschnittenen Wade, rappelt sich langsam auf. Ich drehe mich wieder nach links, um dem Vierten ein Ende zu setzen, doch er hält meinen Stich auf, indem er seine freie Hand in mein Messer rammt. Er verzieht nicht mal eine Miene, was mich erschreckt und anekelt. Er lehnt sich nach vorne, und gibt mir eine Kopfnuss. Ich taumle zurück und werde dann von hinten gepackt, und mit dem Griff der

Axt gewürgt. Er dreht mich zu dem Wesen mit dem Schlagstock, welcher daraufhin freudig auf mich zu stürmt. Ich springe ab, und stoße ihm beide Beine ins Gesicht, woraufhin dieser, wie ein Baumstamm, umfällt – stumm und ohne Bewegung. Wie bei dem Kampf, gegen den Mann von Crysis, wird mir schwarz vor Augen, und ich spüre die Schmerzen in meinem Hals. Aber ich bin vorbereitet. Mit letzter Kraft, suche ich mit der rechten Hand nach seinem Kopf, und drücke ihn in mein Messer, welches ich, wie eine Antenne auf meinen Kopf halte. Ich spüre das Blut auf meinen Kopf tröpfeln, und kurz darauf lässt der Griff nach. Ich lande auf dem Bauch von

dem, der mich gerade noch würgte. Ich stehe auf. Der, der mir die Kopfnuss gab, liegt auf dem Boden, und blutet aus – grinsend starrt er in den Himmel. Derjenige, der den Tritt ins Gesicht abbekam rappelt sich auf. Er blickt um sich und sieht seine Kollegen, tot oder kurz davor. Kein Anzeichen von Angst, Mitleid. Nur dieses Grinsen, dass die Dunkelheit durchdringt, wie ein Messerstich. > Es wird eine schöne Farbe, wenn sich all euer Blut auf dem Boden vermischt, ich freue mich drauf.< Sein anschließendes Lachen verleiht den Wörtern noch größeren Ausdruck und lässt sogar mich erschaudern. Er humpelt eilig auf mich zu und holt mit

seinem Schläger aus. Ich nehme das Messer nun normal in die Hand, um blocken zu können. Sein erster Hieb lässt mein Handgelenk stechend schmerzen, doch ich pariere mit der Klinge und vermeide einen Treffer auf Kopf oder Körper. Ich benutze den Schwung des Aufpralls und ramme den Griff des Messers gegen seinen Schädel. Er taumelt rückwärts – jetzt habe ich ihn. Ich bewege mich auf ihn zu und trete ihm in den Bauch. Er taumelt erneut, und ein schweres Keuchen setzt bei ihm ein. Er kann sich nicht bewegen, er ist mir hilflos ausgeliefert. Er hat sogar den Schläger fallen lassen, und Kniet auf seinem verletzten Bein,

ungefähr einen Meter vor mir. Er blickt zu mir hoch, doch statt Schmerzen sehe ich immer noch dieses Grinsen. Erst jetzt bemerke ich, wie falsch es ist, denn eine Träne glitzert im schwachen Licht. Ich packe ihn an der Schulter und hebe ihn an. Sein Gesicht ist von Narben übersät. Ich steche ihm ins Herz. Ich sehe mir nicht an, wie seine Augen erlöschen oder sein Lächeln gefriert. Ich stehe auf und gehe zu Julia. Diese scheint völlig überwältigt zu sein. Ich gehe neben ihr in die Hocke und warte ein bisschen, bis ich vorsichtig sage > Das Geschrei könnte noch mehr angelockt haben und sie könnten bereits unterwegs hierher sein. <. Sie wendet

sich zu mir. Und spricht mit entsetzter Stimme. > Du musst denken, ich wäre ein Feigling...< Ich lächle und schüttle den Kopf um sie zu beruhigen. >... aber du verstehst nicht. Die Kinder, sie sind normalerweise immer hier, und jetzt finde ich diese Psychopathen vor.< Ich helfe ihr hoch. Diese Monster haben den Kindern doch nichts getan. Sie sind bestimmt gefolhen. Im Augenwinkel sehe ich erneut eine Bewegung in der Gasse. Ich richte mich kampfbereit auf und warte. Ein humpelndes Kind kommt zum Vorschein und Julia rennt auf ihn zu. Ich entspanne mich, wische das Blut vom Messer und stecke es ein. Julia kniet vor dem Jungen, welcher sich

unbeholfen auf sie stützt. Er erklärt hastig. > Wir waren, wie gewohnt, unter der Brücke. Ich war kurz hinten in der Gasse pinkeln, und als ich wieder kam, sah ich wie alle wegrannten. Zuerst sah ich gar nicht, wovor sie wegliefen. Also rannte ich ihnen hinterher. Dann sah ich sie unser Versteck durchstöbern und sie sahen mich. Ich kletterte auf ein Dach und blockierte die Leiter. Vier von ihnen versuchten zu mir hoch zu kommen. Aber einer ist hinter den anderen her. Er sah noch gefährlicher aus, als diese hier. Er hat eine Waffe. Sie sind nach da geflüchtet und wahrscheinlich ins alte Spielzeug Geschäft gerannt.< Er zeigt auf eine Gasse, genau parallel zu der, aus

der er und die vier Psychopathen gekommen sind. Der Junge sieht sich um und sieht die toten Männer am Boden. Seine Augen werden groß und er stößt ein lautes „Boaaah“ aus. Julia lächelt ihn an und spricht beruhigend. > Stark oder? Das war mein Freund hier, er wird mir auch helfen deine Freunde zu retten. Hab keine Angst und verstecke dich auf dem Dach, hier hast du euer Essen.< Sie drückt ihm die Dosen in die Hand und schickt ihn mit einem leichten Klaps zurück zur Leiter. Sie dreht sich erwartungsvoll zu mir um, fast schon bittend. Ich weiß, was sie von mir will, aber es war schon ohne Schusswaffe eine knappe Angelegenheit gerade eben.

Ich schaue sie an, und sie traut sich nicht zu fragen, denn sie weiß, dass diese Kinder mit nichts bedeuten. > Es ist Wahnsinn, einem Durchgeknallten Mörder hinterherzulaufen. < Sie nickt. > Und dieser hat auch noch eine Waffe, das könnte unser sicherer Tod sein.< Sie nickt erneut, aber von Verständnis fehlt jede Spur. Sie redet in einem ruhigen Tonfall, zitternd aber ruhig. > Du musst nicht mitkommen, aber ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich es unversucht lasse, diese Kinder zu retten.< ich versuche etwas einzuwerfen, aber sie bemerkt das und fällt mir mit etwas energischerer Stimme ins Wort. > Du verstehst das nicht, ist mir klar. Ich

erwarte nicht, dass du dein Leben für die Kinder riskierst, aber versuch nicht, mich aufzuhalten.< Sie dreht sich um, rennt los und biegt kurz darauf hin, in die vom Jungen gedeutete Gasse, ein. Ich bin alleine, auf einer einsamen Straße. In der Ferne sind Schreie und Schüsse zu hören, eine allnächtliche Kulisse. Aber diesmal sind meine Empfindungen nicht routiniert. Ich sorge mich um Julia. Ich stehe da und blicke in die Finsternis, und die kleinen Lichter entlang der Straße. Es hat etwas unnatürlich ästhetisches. Es ist so bedrückend, dass man förmlich in die Knie gezwungen wird. Meine Gedanken schweifen umher und ich

erkenne die Parallele zu meinem Ausblick. Eine lange, dunkle Straße, mit einzelnen Lichtern, die meine Ideen symbolisieren. Aber an welcher soll ich mich festhalten? Die Problematik ist, dass ich kein moralisch richtiges Handeln kenne, ich kenne nur das Überleben um jeden Preis. Mein Vater würde diese Aktion nicht tolerieren, aber selber würde er es nicht anders machen. Ich weiß auch, dass ich nicht bereit bin mein Leben, für irgendwelche Kinder von der Straße zu riskieren, aber vielleicht ja für Julia... Sie wollte mir etwas von dieser Welt zeigen. Auch wenn ihre Methoden seltsam sind, glaube ich, dass sie etwas

Gutes bezwecken will. Ich renne. Sie hat sich auf mich verlassen, und ich habe sie alleine gehen lassen. Ich renne schneller. Keine Ahnung wohin, Spielzeug Laden. Sie wusste, wie ich bin, und hat sich mit mir trotzdem hinaus gewagt. Sie ist das Risiko, dass ich sie enttäusche, eingegangen, nur um etwas Licht in meine, anscheinend vernebelte, Weltansicht zu bringen. Mein Geschwindigkeit erhöht sich erneut. Ich Spüre, wie meine Hose reibt, meine Jacke gegen meinen Oberkörper peitscht, und das dumpfe Hämmern meiner Pistole, gegen meinen Brustkorb. Ich versuche leiser zu Atmen, reiße die Augen auf, aber nichts ist zu sehen oder

zu hören. Ich komme aus einer Gasse auf eine Straße, die nach links und rechts verläuft. Ich blicke mich hastig um. Meine Atmung ist zu laut und mein Herz pocht in meinen Ohren. Die Angst, etwas wichtiges zu überhören macht mich Wahnsinnig. Schrill, wie die Bremse eines anhaltenden Zuges, ertönt ein Schrei in der Ferne, rechts von mir. Ein Stimme, die einem Kind zuzuordnen ist. Ich renne los. Hoffentlich komme ich nicht zu spät. Aus der Ferne sehe ich, auf der rechten Seite der Straße, den besagten Laden. Er ist klein und zerstört. Die russischen Buchstaben sind noch größtenteils erhalten. Der Plüsch-Teddy auf dem Dach hat keinen

Kopf mehr, und wirkt bei der orangen Straßenbeleuchtung besonders düster. Ich verringere mein Tempo und halte mich an der Hauswand entlang. Ich versuche Einblick in das Haus zu erhalten, ohne den Eingang zu benutzen, das wäre zu gefährlich. Ich schleiche mich an die linke Hauswand und bewege mich geräuschlos zum ersten Fenster. Ich sehe eine männliche Gestalt, die gelassen, pfeifend zum Eingang läuft. Ich schleiche mich zu der Ecke und hoffe, dass er zu mir kommt. Es wäre ein leichtes ihn umzulegen, aber er geht die Straße weiter und bleibt, an einer Kreuzung in der Ferne, stehen. Er dreht

sich um, sodass er einen Überblick über den Laden, und den Weg, von dem ich gekommen bin hat. Ich fluche leise und entscheide mich, durch ein Fenster in den Laden zu gelangen. Ich muss wissen, was passiert ist. Vielleicht hat er die Kinder ja gar nicht gefunden oder Julia hat sie gerettet. Ich klettere durch das zerbrochene Fenster, rutsche beim Absetzen meines zweiten Fußes aus, und lande schmerzhaft in etwas schmierigem. Ich vermute Benzin und rappel mich auf. Meine Hose und Jacke sind nass und ich spüre die Kälte. Mein Steißbein schmerzt vom Sturz. Ich bewege mich langsam durch die Gänge, getrennt von leergeräumten Regalen. Ich

sehe wenig bis gar nichts und muss mir den Weg ertasten. Es kommt mir vor, als würde ich im Kreis laufen, und das in einem dunklen Käfig. Bevor ich panisch werde, lenke ich mich ab, in dem ich flüsternd nach den Kindern rufe. > Ihr braucht keine Angst zu haben. Der Mann ist weg und ich bin ein Freund von Julia.< Ich wiederhole diesen Satz einige male und komme mir dabei unglaublich lächerlich vor. Es ist anstrengend zu schleichen, und sich gleichzeitig in der schier endlosen Dunkelheit zurechtzufinden. Ich fange an zu schwitzen, Schweißperlen rinnen von meiner Stirn und folgen den Narben in meinem Gesicht, bis sie abkühlen,oder

runter fallen. Die Kinder sind nicht mehr hier, oder waren es nie. Was könnte passiert sein? Wer hat geschrien, und von wo? Vielleicht war es ein anderes Kind. Es war nämlich nur eine Stimme. Ich bewege mich zum Ausgang. Das schwache Licht, das von dort scheint, offenbart eine kleine Gasse. Durch das Licht erkenne ich allmählich einige Details in dem Laden. Überall ist diese Flüssigkeit, mehrere kleine Pfützen. Sie ist bräunlich. Ob hier wohl Benzin verschüttet worden ist, um das Haus anzuzünden? Vielleicht ist es auch eine andere Farbe, und nur das orangene Licht, lässt sie braun wirken. Viele Regale wurden umgestoßen und liegen

quer im Raum. Viele Spielzeuge sind nicht mehr da. Einige Kaputte sind in den Regalen, oder in dem Raum verteilt. Ich sehe den umriss von einem Puppenkopf. Er hat dunkle, gekräuselte Haare und liegt ebenfalls in Benzin. Ich gehe vorsichtig weiter zum Eingang, in der Erwartung, dass entweder Julia, oder der Fremde gleich rein platzen. Ich habe meine Pistole fest mit der Hand umschlossen. Die Schweißperlen rinnen langsam in meine Augen. Ich wische mir mit meinem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Dabei schmiere ich mir das Benzin auf die Stirn, weil ich vergessen habe, dass mein Ärmel nass ist. Ich fluche erneut leise vor mich hin.

Plötzlich steigt mir der metallische, salzige Geruch in die Nase. Ein so bekannter Geruch, dass ich ihn nie verwechseln könnte. Ich sehe plötzlich rot. Rot auf meinem Ärmel, rot auf meiner Jacke, rot auf meiner Hose und ich kann mir das rot auf meiner Stirn vorstellen. Mein Körper fängt an zu beben. Erinnerungen kommen in mir hoch. Erinnerungen an Lisa, Erinnerungen an die Frau, die mit aufgeschlitzter Kehle auf der Straße lag. Ich drehe mich um. Erneut sehe ich den Raum, aber diesmal anders. Die roten Pfützen, von denen ich mir eingeredet habe, sie wären Benzin. Ich wage den Blick auf den Kopf nicht. Was, wenn es

kein Puppenkopf war? Ich unterdrücke einen Würgereiz und sinke auf die Knie. Ich versuche ihn mit meinem Zeigefinger zu berühren, aber ich zittere so gewaltig, dass ich zuerst wegrutsche und mein Finger in der dickflüssigen Substanz landet. Ich versuche mich zusammenzureißen, aber vergeblich. Ich knie vor einem Kopf, umgeben von mehreren roten Pfützen. Dabei bin ich selber verschmiert. Ich spüre die Kälte, die durch meine Kleidung dringt, die Kälte an meiner Stirn, die Kälte in mir. Ich berühre den Kopf, und die Wärme, die vom Kopf ausgeht, durchfährt meine Fingerspitze. Fährt hoch, bis in die Schulter und lässt mein Herz schmerzvoll

aussetzen. Ich breche zusammen und lehne mich mit dem Rücken an ein Regal. Ich versuche meine Augen zu schließen, aber sie hören nicht auf mich. Angewidert von der Brutalität, starre ich das Werk des Mörders an. Ich muss mich beruhigen. Die Gewissheit, dass es nur eine Leiche von vielen Kindern ist, beruhigt mich. Eine Stimme in meinem Kopf, die ich noch nie gehört habe, sagt mir, dass das Kind vermutlich von den Anderen weggerannt ist, und somit in seinen sicheren Tod. Die Stimme ist panisch, und nicht so beruhigend, wie sie sein sollte. Das zittern lässt nur langsam nach. Es kommt mir vor, als säße ich hier eine Ewigkeit. Eine klarere,

ruhigere Stimme ertönt in meinem Kopf. Sie ähnelt der, meines Vaters sehr. Sie redet mir die gleiche Geschichte mehrmals ein. Das Kind hat sich von den anderen Kindern getrennt. Den Anderen geht es gut. Julia geht es gut. Ich blicke hoch, weg von dem Blut auf meiner Hose, um mich abrupt vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Mir gegenüber ist ein Haufen von toten Körpern. Es durchfährt mich, wie ein Zusammenstoß mit einem Zug. Tränen schießen in meine Augen und meine Sicht verschwimmt. Ich versuche meine Augen abzudecken, aber meine Hände zittern so gewaltig, dass ich trotzdem alles sehe. Wie in einem Daumenkino,

Bild für Bild. Julia wollte zeigen, wie die Welt ist. Jetzt weiß ich es. Vielleicht sehe ich nicht die brutalste Facette, aber mein Entsetzen ist grenzenlos. Das passiert also Tag für Tag, während ich trainiere. Draußen ertönt Julias Stimme. Die Masse des Steines, der mir vom Herzen fällt, ist nicht in Worte zu fassen. Zuerst kommt Erleichterung auf, doch plötzlich. Unkontrollierbare Wut,. Sie treibt mich voran, ohne Ziel, einfach weg von hier. Ich springe auf und renne zum Ausgang. Ich sehe Julias Silhouette sofort, und stoße sie von der Straße. Ich zerre sie mit mir hinter eine Deckung am Straßenrand. Die Verblüffung ist ihr ins Gesicht geschrieben, dann ist sie

erfreut mich zu sehen, und zuletzt sieht sie das Blut auf meiner Stirn. Ihr Blick ist besorgt und irgendwie fürsorglich. Das sehe ich nicht, das spüre ich. Ihre Hand streicht über meine Stirn. Sie erwartet meine Geschichte, aber ich fürchte mich, vor ihrer Reaktion. Blind vor Wut, könnte sie dem Fremden am Ende der Straße genau in die Schussbahn geraten. Sie fragt nach den Kindern. Mein Herzschlag ist so laut, dass sie ihn vermutlich hört. Ich schweige zu lange. Sie wird merken, dass ich etwas weiß. > Was ist hier los? < Sie ist ruhig. Oder wirkt sie nur ruhig, weil ich verzweifle? Sie spickt über die Deckung und zieht den Kopf schnell ein.

> Er hat eine Waffe. < Ich nicke. > Was machen wir jetzt? Wir müssen irgendwie in den Laden. < > War ich schon. <, stammle ich. Ich wunder mich über meine Unfähigkeit zu sprechen. Vater brüstet sich immer, wie unerschütterlich ich bin. Jetzt sitze ich schwer atmend, hinter einer Deckung verkrochen. Doch ich habe keine Angst. Ich habe keine Angst vor dem, am Ende der Straße. Es könnten 20 kommen, und ich hätte keine Angst. Ich will Julia nur nicht verletzt sehen. Nicht, weil sie mir etwas bedeutet, sondern weil sie irgendetwas unheimliches hat, wenn sie schockiert ist. > Dann müssen wir weg von hier und die Kinder suchen. Ich habe einen

Schrei aus dieser Gegend gehört. Hast du ihn auch gehört?< Sie spricht mit mir, als wäre ich ein Kind. Ein in Panik geratenes Kind, was beschützt und beruhigt werden muss. Versteht sie nicht, dass es eigentlich anders herum ist? Ich reiße mich zusammen, atme durch. Gerade rechtzeitig, denn sie rennt los. Ich greife sie am Arm und ziehe sie zurück. Sie fällt zurück und plötzlich ist sie so nah an mir, dass der Dampf, den sie ausatmet, an meinem Gesicht gleitet. Viele, kurze Stöße vernebeln mir die Sicht. Mit dieser Motivation, der Hoffnung, die Kinder lebendig zu finden sieht sie so gesund aus. So entschlossen

und vollkommen, wie ich sie noch nie sah. Ich sehe, wie ihre Entschlossenheit bricht, während ich berichte. Ich kann meine Worte nicht aufhalten, versuche nichts zu beschönigen. Mein Herzschlag hämmert nur dumpf, und trotzdem höre ich meine Worte nicht. Ich sehe ihre Auswirkungen in Julias Augen. Das ist mir vorher nie aufgefallen, aber ich war auch noch nie so nah an einem Menschen. >... und deshalb werden wir jetzt nicht in den Laden gehen. < Die Widerspenstigkeit in ihrem Arm lässt nach, ihre grünen Augen ergrauen und ihr Blick sinkt. Zeit verstreicht und sie redet nicht. Ich habe den Klang ihrer Stimme schon vergessen. Sie reißt sich

mit einem Ruck los und erhebt sich. Dabei tropft eine Träne auf meine Hose. Ich spüre die Kälte, und richte mich auch auf. > Also, ich kümmere mich noch um den dort hinten, und dann kehren wir nach Hause zurück.< Ich klinge weder beruhigend noch überzeugt, kann aber nichts dagegen tun, also lege ich meine Hand auf ihre Schulter. Ich komme mir so falsch vor, wie ein Roboter, der die Handlungen imitiert, die ich bei meinem Vater sah. Sie schlägt meine Hand weg, und läuft auf die Straße. Dabei stoßen unsere Schultern zusammen und weiche zurück. Sie ist gewiss nicht kräftig, aber sie strahlt erneut eine furchteinflößende

Kälte aus. Ich höre ihre Schritte hinter mir, aber kann mich nicht umdrehen. Sie läuft genau ins Schussfeld. Ist sie lebensmüde? Ich versuche mich umzudrehen, aber diese Dunkelheit, diese Kälte. Ich bekomme Angst um sie, aber wieso kann ich nichts tun? Wie der Blitz einer Kamera, erscheint für kurze Zeit ein Bild vor meinen Augen. Es ist wieder verschwunden, bevor ich es überhaupt gesehen habe, aber die Bedeutung habe ich verstanden. Ich habe die Situation wiedererkannt. Der Bericht ist mir vor dem geistigen Auge erschienen. Der Bericht über den Mann und seine Erfahrungen mit Crysis. Die Situation, in der sich die Frau befand,

ihre Hilflosigkeit und die kalte Aura. Julia ist ein Novus.

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