Morgens im ersten Dämmerlicht,
bevor die Sonne durch die Wolken bricht,
scheint jeder Vogel darauf erpicht,
zu beginnen als Erster die Tagesschicht.
Das Rotkehlchen eröffnet das Konzert
mit glockenhellem "Zick-Zick". Verklärt
umwirbt das Männchen was es begehrt:
Ein Weibchen. Das Wie hat sich bewährt.
Die Amsel läßt ihren melodischen Gesang,
schon erklingen lang vor Sonnenaufgang.
Er klingt wie ein Lobgesang,
erweckt in uns Sehnsucht –
lebenslang.
Der Dompfaff lockt mit leisem Pfeifen:
"Diü – Diü" - sie muss es doch begreifen.
Ein Mann wie er! Sie sollt die Chance ergreifen,
ihn erhören und nicht kneifen.
Der Meisenmann sitzt im Fliederbaum
stolz vorm Eigenheim „Meisentraum“,
"Wietze, wietze"; kann sich kaum halten in Zaum.
Weibchen: "Si,si". Begeistert vom neuen Wohnraum.
Der Zaunkönig mit lautem
"Tit-tit-tit",
verteidigt tapfer sein Brutgebiet.
Zerr – Zerr“ hilft sein Weibchen mit,
zu vertreiben den Störenfried.
Der Star, ein wahrer Alleinunterhalter,
ist ein brillanter Programmgestalter.
Er singt, er knarrt, er pfeift mit geballter
Lebensfreude. Weithin schallt er.
Mit lautstarkem Rätschen warnt der Eichelhäher,
unliebsame Besucher zu kommen näher.
Er hat scharfe Augen, dieser Späher,
ist ein Wachmann, ein zäher.
Das Dohlenpaar treibt
Schabernack
auf dem Hof, manchmal ein kurzes "Djack".
Pick, hack - es ist gefräßig dieses Pack
sie finden immer was nach ihrem Geschmack.
Der Specht ist im Orchester der Drummer.
Sein Kopf dient ihm als Hammer,
zu schlagen in den Stamm seine Kammer
und das alles ohne Gejammer!
So hat in diesem Morgenkonzert
jeder Vogel sich als Solist bewährt
und uns gezeigt wie liebenswert,
ist die Natur – bleibt sie
unversehrt!
Wenn der Mensch doch endlich in sich kehrt,
sich nicht länger der Vernunft versperrt,
wenn er merkt, unser Planet ist ausgezehrt,
wenn er begreift, es kann nur heißen: Kehrt
© by Nora Runge
Foto: http://de.wikipedia.org/wiki/Rotkehlchen