Ein grüner Punkt bei seinem Namen. Er ist online. Ich schiebe mit meinem Finger den Mauszeiger über seinen Namen. Mein Herz schlägt sofort wie wild. Mein Hals wird so trocken, dass ich keine Worte mehr herausbekommen würde. Dieses starke Verlangen ihm einfach zu schreiben wird immer stärker. Die Eifersucht auf die anderen, mit denen er sicher lieber schreibt als mit mir, wird schlimmer. „Warum kann ich nicht endlich verstehen, dass er nichts von mir will?“, frage ich mich. Ich bewege den Mauszeiger und will auf Abmelden klicken, doch ich halte inne. „Er interessiert mich nicht mehr“, lüge ich mich an, doch bringe es nicht übers Herz jetzt offline zu gehen.
Die Musik in meinen Kopfhörern bringt durch
die Lautstärke meinen Kopf zum Vibrieren. Ich lehne mich in meinem Sessel zurück und schließe die Augen. Meine Gedanken werden schnell unterstützt, weil sich plötzlich unser Lied durch die Kopfhörer in meine Ohren drängt. Meine, deine und die Stimme der Sänger vermischen sich. Wie oft wir dieses Lied gehört und gesungen haben, kann ich gar nicht sagen. Jetzt treiben mir die Gedanken an die schöne Zeit Tränen in die Augen.
„Hey, wie gehts?“ Soll ich ihm antworten? Ich will mir nicht immer selber wehtun. Aber es ist er…
„Geht so dir?“
„Gut, was machst du so?“ Früher hat er noch
nachgefragt, warum es mir nicht gut geht. Aber ich bin ihm ja egal. Wenn er nur wüsste, wie er mir damit weh tut!
„Nichts“
So laufen unsere Konversationen zu 90% ab. Warum ich ihm noch schreibe? Keine Ahnung. Aus Sucht, weil er für mich eine Droge ist. Weil ich mir ihm über Dinge reden kann, die sonst keiner versteht. Weil ich naiv bin und mir einrede, ich würde ihn interessieren.
Naja, wir hatten auch gute Zeiten, an die ich gerne zurückdenke. Aber die sind lange her und ich muss nach vorne schauen. Doch ich kann es nicht.
Weil ich ihn noch immer liebe!