Kapitel 3
Schließlich schaute Jayden doch auf. Etwas an ihm war anders. Es trieb mir eiskalte Schauer über den Rücken und meine Nackenhärchen stellten sich auf. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, denn einer überlagerte alle Anderen: Lauf! Also lief ich. Immer schneller und schneller. Ich wusste einfach nicht, wohin ich hätte laufen sollen, also lief ich zu den Klippen. Wie dämlich von mir, denn ich befand mich schneller in einer Sackgasse, als ich schauen konnte. Der Junge, dessen Augen vom Wahnsinn gezeichnet waren, nutze die Chance die sich ihm bot und es
wäre ihm auch fast gelungen, mich zu töten. Ich wappnete mich für den Schmerz und die Dunkelheit, die folgen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Nichts, außer ein kleiner Schnitt in meiner Haut. Endlich traute ich mich, meine Augen zu öffnen und sah meinen Angreifer zusammengesackt vor mir liegen. Aus seinem Rücken ragte ein Schwert. Ich ich den Blick hob, sah ich Jayden genau in die Augen. Er sah geschockt aus. „Alles okay?“, fragte er mich besorgt. Ich nickte nur und ergirff die Hand, die er nach mir ausstreckte. Gemeinsam gingen wir wieder zurück in Richtung Schule. „Wer war das?“, fragte ich und zitterte noch immer am Ganzen
Körper. „Mikael.“, er sprach den Name mit dem Höchstmaß an Hass aus. „Er will uns töten. Dich und mich ganz besonders.“ Entgeistert sah ich ihn an. „Aber er kennt mich doch garnicht! Und wer sind die anderen?“
„Da wo ich herkomme, sind noch mehr so wie ich so wie wir. Es herrscht ein scheinbar endloser Krieg und nur die Geliebten können ihn beenden. Jene, dessen Herzen durch das Band der bedingungslosen Liebe vereint sind und bereit sind, Opfer zu bringen. Mikeal will diese Vereinigung verhindern.“, erklärte er und beschleunigte seinen Schritt etwas. Ich versuchte mich anzupassen, doch ich geriet nur ins
Stolpern. Er verlangsamte wieder etwas. „Wie kommt dieser Mikael darauf, wir wären die Geliebten?“, fragte ich und wurde rot. „Er weiß es nicht, er vermutet es.“
„Hast du deswegen Anfangs Abstand zu mir gehalten? Aus Angst, er könnte etwas bemerken?“ Er senkte die Stimme. „Ja, doch ich konnte es nicht lange genug durchhalten, als das es funktioniert hätte und sieh dir an, was passiert ist.. Meinetwegen wärst du beinahe gestorben. Wegen meiner Schwäche! Ein winziger Fehler und es könnte das Ender der Welt, wie du sie kennst, bedeuten!“ Wie katastrophal! Wir mussten etwas dagegen unternehmen,
nur was? „Wir gehen jetzt zu der einzigen Schnittstelle von dieser Welt, zu unserer Welt und dort besprechen wir mit den anderen alles Weitere.“, sagte er, als hätte er meine Gedanken gelesen. Abrupt blieb ich stehen. „Was wird aus meiner Familie?! Ich kann Mom und Whyatt nicht einfach so zurück lassen!“
„Sie werden deine Abwesenheit garnicht bemerken. Für die Menschen vergeht die Zeit viel langsamer, also in unserer Welt.“ Trotz meiner Gewissensbisse ließ ich mich mitziehen. Hinter unserer Schule war ein kleiner Wald, in dem sich meines Wissens ein See befand. Es wurde uns strengstens untersagt, diesen Wald zu betreten. Da sich dort
anscheinend ein Portal befand, wunderte ich mich auch nicht mehr, warum. Als wir an dem See ankamen, verschlug es mir fast den Atem. Er war so wunderschön! „Das ist das Portal!?“, fragte ich ungläubig.
Jayden nickte. „Ja, deswegen ist dieser Wald auch Sperrzone für alle Unbefugten. Mach am besten die Augen zu, dann ist es beim ersten Mal vielleicht nicht so unangenehm für dich. Und lass unter keinen Umständen meine Hand los!“, sagte er eindringlich. Ich nickte. Gemeinsam tauchten wir in den See ein und ich fühlte mich, als würde ich durch Zuckerwatte gezogen werden. Ich hatte meine Augen geschlossen, wie
Jayden es mir empfohlen hatte. Als wir wieder auftauchten und den See verließen, wurde mir schwarz vor Augen. Nur ein kleiner Lichtpunkt war zu sehen. Plötzlich wurden es ganz viele und sie änderten stetig ihre Farbe, bis ich nicht mehr standhalten konnte und einfach umkippte. Wie als würde etwas von der Zuckerwatte in meinem Kopf stecken, nahm ich wahr, wie Jayden etwas von vergifteter Klinge und kleiner Schnitt in meiner Haut sagte, dann verlor ich das Bewusstsein.