Gedichte
Erst 16

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"Es gibt Menschen, die scheinen nicht für diese Welt gemacht"
Veröffentlicht am 08. März 2014, 8 Seiten
Kategorie Gedichte
© Umschlag Bildmaterial: Ekaterina Garyuk - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Das mit der Schreiberei fing damit an, dass mein Bruder mir seine alte Gitarre geschenkt hat. Ich habe so lange darauf gezupft und gedrückt, bis es annehmbar klang und fing schnell an meine eigenen Lieder zu schreiben und auf der Gitarre zu begleiten. Einige Zeit bin ich so auch mit meinen kleinen Werken auf verschiedensten Bühnen hauptsächlich in und um Berlin aufgetreten. Schon bald wurde aber das Schreiben zu weit mehr für mich und so ...
Es gibt Menschen, die scheinen nicht für diese Welt gemacht

Erst 16

Erst 16


Nun ist es schon so lange her, nicht Tage, Wochen - Jahre ! Doch kommt´s mir vor als ob die Dinge

gerade erst geschahen. Noch jedes mal, wenn ich den Namen nur höre oder seh´ ein Bild, dann fällt der Schmerz mich an und die

Erinnerungen kreisen wild.


Du wolltest nur Gitarre lernen, mit diesem Wunsch kamst du hier her, doch bald schon war das nebensächlich, Gespräche waren wichtiger.


So zart wie dünnes Porzellan und ebenso zerbrechlich kamst du mir ziemlich bald schon vor. Ich fragte mich ganz ehrlich, ob du vielleicht zerbrechen würdest, am Leben, das für Menschen, die so wie du beschaffen sind gelegentlich sehr schwierig ist und manchmal auch gefährlich.

Du wirktest damals so auf mich, als wärest du aus Glas, als solle man dich bloß nicht seh´n, weil du´s nicht gerne hast. Nur hinter der Gitarre versteckt, sie gab dir Halt, begannst du hier zu reden was ich genossen hab´. Durch deine Augen diese Welt und Menschen zu betrachten, war einzigartig , denn dein Blick schien alles zu beachten. Selbst winzige Bewegungen, scheint´s unwichtige Dinge, nahmst du stets in dich auf,

doch bald sah ich die Augenringe. Denn deine Sensibilität, die ließ dich schutzlos sehen, wie viel an Ungerechtigkeit und Schmerz uns alle hier umgeben. Nun war es nicht das erste mal, das ich ein Wesen fand, das so sensibel war das es schier an der Welt verbrannte.


Mit deinen Eltern habe ich schon bald versucht zu reden, doch sie sah´n nur die guten Noten und dich auf guten Wegen.


Dann klingelte das Telefon und eine Stimme sagte von Schmerz erdrückt, fast ohne Ton, ich soll nicht auf dich warte. Du hättest dich von einem Hochhaus in den Tod gestürzt und ich sank wortlos in die Knie, von dieser Nachricht ganz bestürzt. Nun ist es schon so lange her, nicht Tage, Wochen - Jahre ! Doch kommt´s mir vor als ob die Dinge

grade erst geschahen.


Noch jedes mal, wenn ich den Namen nur höre oder seh´ ein Bild, dann fällt der Schmerz mich an und die

Erinnerungen kreisen wild. Du wolltest nur Gitarre lernen, mit diesem Wunsch kamst du hier her, doch bald schon war das nebensächlich, Gespräche waren wichtiger. .


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Hörbuch

Über den Autor

Karindolittle
Das mit der Schreiberei fing damit an, dass mein Bruder mir seine alte Gitarre geschenkt hat. Ich habe so lange darauf gezupft und gedrückt, bis es annehmbar klang und fing schnell an meine eigenen Lieder zu schreiben und auf der Gitarre zu begleiten. Einige Zeit bin ich so auch mit meinen kleinen Werken auf verschiedensten Bühnen hauptsächlich in und um Berlin aufgetreten. Schon bald wurde aber das Schreiben zu weit mehr für mich und so entstanden nach und nach auch Gedichte und Kurzgeschichten, auch für Kinder. Hier versuche ich nun erstmals ein paar meiner Liedertexte und Gedichte anderen vorzustellen und freue mich über Anregungen, Kritik (keine Angst, ich kann mit Kritik gut umgehen, solange sie sachlich ist) und auch Lob ! Natürlich, wen freut das nicht ?

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Schattenpuppe Es tut mir so leid für deinen Verlust aber dennoch ein wunderschönes und tieftrauriges Gedicht ;(
Alles Liebe
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Die Trauer packt mich immer mal wieder urplötzlich von hinten und wirft mich selbst heute noch fast um. Auch frage ich mich immer mal wieder, ob mehr Hartnäckigjeit bei den Eltern das hätte verhindern können, aber die wollten das absolut nicht sehen ( oder konnten es nicht) .
Liebe Grüße und nachmals vielen Dank von Karin
P.S.: Sie bat mich im Abschiedsbrief bei der Beerdigung eines meiner Lieder zur Gitarre für sie zu singen. Das war fast unmöglich, direkt neben ihrem Sarg! De Text ist auch hier bei mystory zu lesen.
http://www.mystorys.de/b106819-Gedichte-Fliegende-Fische.htm



Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Ein sehr tragisches Gedicht. Wenn man an einen Menschen denkt, der von einem gegangen ist, spielen Jahre keine Rolle.
Er wollte nur Gitarre lernen. Wollte also Musiker werden. Doch Musiker stehen nun mal in der Öffentlichkeit und suchen diese.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Ganz lieben Dank für deinen Kommentar zu "Erst 16". Falls du magst, im Abschiedsbrief wurde ich gebeten, auf der Beerdigung eines meiner Lieder mit meiner Gitarre vor zu tragen. Das Lied , das heißt der Text, ist hier gepostet mit dem Titel "Fliegende Fische"! Ich hab´s dort in der Kirche vor allen Trauergästen gesungen, aber frag mich bitte nicht, wie ich das geschafft habe! Liebe Grüße und nochmals vielen Dank Karin
http://www.mystorys.de/b106819-Gedichte-Fliegende-Fische.htm
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Gut geschrieben, aber schlimmer Hintergrund. Hinterlässt beim Lesen ungeheure Trauer.

LG Petra
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Ja - das mit der Trauer ist schon wahr, denn es war auch ein im wahrsten Sinne tottrauriges Geschehen. Noch heute frage ich mich immer wieder, ob ich nicht doch noch häufiger das gespräch mit den Eltern hätte suchen müssen, aber dann fällt mir wieder ein, dass die davon wirklich einfach nichts hören wollten. Nur nach der beerdigung baten sie mich ein und wollten wissen, wie ich denn ihre Tochter erlebt und gesehen habe. Das war ein schwerer besuch, für beide Seiten. Das Mädel hatte einen Brief hinterlassen, in dem sie mich bat, auf ihrer beerdingung ein Ganz bestimmtes Lied zu singen mit meiner Gitarre. Sie wusste wohl nicht, was sie da von mir erbeten hat und ich weiss bis heute nicht, wie ich das geschafft habe. Das Lied heißt " Fliegende Fische" Und ich habe es auch hier gepostet, weil es mir so wichtig ist. Ganz liebe Grüße von Karin
http://www.mystorys.de/b106819-Gedichte-Fliegende-Fische.htm
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 
Ich glaube nicht, dass du etwas hättest ändern können. Wer richtig gehen will, der geht auch. Habe in einem 16 Geschosser gewohnt Diese Häuser hießen Selbstmordhäuser und nicht zu Unrecht. Kenne sehr viele Fälle. Unter anderem auch ein 16jähriger. Der Junge war kerngesund, hatte eine gute Lehrstelle, super Eltern und sprang aus dem 10. Auch im Nachhinein konnte nichts ermittelt werden. Der Vater war der Arbeitskollege meines Mannes. Die Eltern konnten es nicht verstehen. Sie gingen daran zu Grunde. Ganz schweres Thema im Allgemeinen. Für dich schwer, aber unabänderlich.

LG Petra
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