Kapitel 1
Langsam sah ich den Dortmunder Flughafen näher kommen, es war kurz vor 22 Uhr als wir landeten. Das war die letzte Landung für heute, vom Flughafen durften nur von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends Flugzeuge starten und landen. Nach fast drei Monaten kam ich endlich wieder nach Hause. Die ganze Zeit über beschattete ich einen Geschäftsmann der Firmengelder unterschlagen hatte. Dieser Typ ist durch die ganze Weltgeschichte unterwegs gewesen und ich immer auf seinen Versen, bis ich endlich genau wusste wer seine Komplizen waren und wo das Geld
geblieben war.
Ich heiße Julia Bauer, bin 32 Jahre alt, Privatdetektivin von Beruf und das seid einigen Jahren. Nach dem Abi habe ich ein paar Semester Modedesign studiert und in der Dortmunder City eine Mode Boutique eröffnet, mit meinen eigenen entworfenen Modellen und erst lief es auch nicht schlecht, doch dann ist mir der Laden abgebrannt und ich musste feststellen das ich unterversichert war. Die Schulden von diesem Desaster habe ich erst vor zwei Jahren abbezahlt.
Das Flugzeug öffnete die Tür und ich stieg mit den anderen Passagieren aus. Der Pilot erzählte uns noch kurz nach der Landung, bevor die Tür geöffnet wurde, wie das Wetter in Dortmund war. Es war leicht am nieseln und
kalt aber für Ende Oktober mit 12 Grad mild, es ging ein leicht stürmischer Wind. Ich hatte eine Gänsehaut schon allein bei seinen Worten. Nur in meinem schwarzem Kostüm und meiner dünne weiße Bluse darunter. Ich hatte leider meinen Mantel in London am Flughafen, einen Augenblick lang nicht im Auge behalten und dann war er Weg! Meine eigene Dummheit und jetzt musste ich eben frieren.
Was würde ich jetzt darum geben in meiner Alltagskleidung herum zu laufen. Meistens trug ich Sportschuhe, Jeans und T-Shirt.
Langsam ging ich zur Kofferausgabe und sah auf das Band wie meine Reisetasche kam schon an. Mit Mühe holte ich sie mir vom
Band. Müde zog ich sie hinter mir her in Richtung Ausgang. Gut das ich mir eine Reisetasche mit Rollen gekauft hatte, so groß und schwer wie sie war, konnte ich sie kaum tragen. Aber für so lange Zeit, die ich weg war brauchte ich das ganze Zeug. Mir reichte schon mein Aktenkoffer den ich als Handgepäck dabei hatte und jetzt tragen musste, zum Glück hatte ich auf eine Handtasche verzichtet.
Ich sah mich in der Schalterhalle um, aber es war keine Spur von Jan Stein zu sehen. Das ist mein Chef, ihm gehört die Detektei. Er war mal Polizist und hat festgestellt das man als Schnüffler mehr verdienen kann. Außerdem war er mein Ex Schwager und ein guter Freund.
Fluchend ging ich zum Ausgang und mir zerzauste der Wind meine schulterlangen braunen Locken. Sofort erblickte ich Toni, der lässig an einem neuen Audi lehnte. Nein, gerade ihn wollte ich heute Abend als Begrüßungskomitee nicht sehen. Als er mich sah kam er mir entgegen und musterte mich von oben bis unten.
Toni hieß eigentlich Antonio Marcello, er war teilweise auch mein Boss, da mich Jan ab und zu an ihn verlieh.
Bei Toni arbeitete ich als Personenschützerin in seiner Firma AM Security, wenn mich Jan an ihn auslieh. Nur hatte Jan mir gestern nichts am Telefon gesagt, ganz im Gegenteil, ich sollte erst mal Urlaub bekommen.
Man konnte Tonis alter nicht schätzen, er
wirkte Zeitlos aber ich wusste das er 35 Jahre war. Mit seinen ein Meter neunzig, einem durchtrainierten Körper und breiten Schultern sah er aus wie ein Bodybuilder. Sein schwarzes Haar und seine fast schwarzen Augen kennzeichneten ihn als Südländer. Eben ein Typischer Italiener obwohl nichts an Toni Typisch war, rein gar nichts. Eigentlich war er auch kein Italiener, Toni war hier in der Dortmunder Nordstadt groß geworden und hatte einen Deutschen Pass. Einige Jahre hatte er bei einer Sondereinheit bei der Polizei gearbeitet. Man munkelte er wäre Scharfschütze gewesen aber über diese Zeit sprach er nicht. Seine Bewegungen waren geschmeidig, wie bei einer Katze und genauso gefährliche wie ein Puma. Was sein kurzer
Bürsten Haarschnitt und seine schwarze Kleidung unterstrich. Ich hatte ihn schon mehr als einmal in Action erlebt. Freiwillig legte sich niemand mit ihm an.
Sein Blick war forschend, was mich gleich in die Defensive brachte. Seit meiner Scheidung, vor sechs Monaten, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Ich war immer noch wütend auf ihn, darüber das er sich kurz vor der Annullierung meiner Ehe mit Mark, meinem Exmann, gesprochen hatte.
„Hallo!“ sagte ich mit einem strahlenden Lächeln. Das ich aufgesetzt hatte um meine Wut zu verbergen. Warum holte er mich ab und nicht Jan?
Toni nahm mir die Reisetasche ab und sah mich wissend an. Verdammt! Der Mistkerl las
in mir wie in einem offenen Buch. Leider konnte er das schon so lange er mich kannte.
„Willkommen Zuhause!“ sagte er grinsend. „Ist dir nicht zu kalt, nur in einem Kostüm?“
„Am Londoner Flughafen hat man mir meinen Mantel geklaut.“ erzählte ich. Er war schlau genug nichts dazu zu sagen.
Wir gingen zu seinem Wagen. „Du siehst gut aus in deinem Kostüm.“ meinte er schmunzelnd. Als er sah das ich mein Gesicht verzog lachte Toni.
Er stellte mein Gepäck und meinen Aktenkoffer in den Kofferraum und schloss ihn. Noch bevor ich auf Abstand gehen konnte schnitt er mir den Weg ab zur Beifahrertür. Zur vollen Größe aufgerichtet, baute er sich vor mir auf, so das ich, mit meinen eins
achtundsechzig, meinen Kopf in den Nacken legen musste um ihm in die Augen sehen zu können. Da halfen mir meine hohen Absätze auch nicht viel.
Sein Gesichtsausdruck verriet nicht was er dachte, "Juli, du bist immer noch sauer auf mich." stellte er fest. "Es ist doch schon über sechs Monate her, es tut mir leid. Ich hätte mich nicht einmischen dürfen..."
"Toni lass es!" fauchte ich ihn an. Jetzt war von meiner Beherrschung nichts mehr geblieben.
Toni mich resignierend zur Beifahrertür und öffnete sie, „Setz dich rein." sagte Toni und deute auf den Audi. "Im Wagen ist es wärmer Julia.“ sagte er und ließ meinen Namen dabei genüsslich auf der Zunge zergehen. Wütend
begegnete ich seinem Blick, ich hasste es wenn jemand meinen Namen auf Deutsch aussprach, er wurde auf Englisch ausgesprochen. Der Name war schon so eine Zumutung und ich hätte heute noch meiner Mutter den Hals umdrehen können. Denn den Namen hatte ich aus dem Stück Romeo und Julia von Shakespeare, das sie in London mal gesehen hatte.
Schnell stieg ich in seinen Audi, um nicht länger seinen Blicken begegnen zu müssen. Im inneren des Wagens war es angenehm warm und ich schnallte mich an, als er die Beifahrertür zuwarf. Toni ging ums Auto und klemmte sich hinters Lenkrad. Als er los fuhr hatte ich mich schon wieder halbwegs unter Kontrolle.
Ich sah ihn von der Seite an, „Warum hat mich Jan nicht abgeholt?“ wollte ich wissen.
Toni bog auf die Emschertalstraße Richtung Aplerbeck.
„Jan hat einen Fall, der ihm keine Pause lässt. Außerdem wirst du die nächste Zeit für mich arbeiten.“ sagte er trocken.
"Das ist doch wohl ein Witz!" entfuhr es mir. "Jan hat mir zugesichert das ich erst mal drei Wochen Urlaub habe..."
"Juli bitte! Können wir nicht wenigstens Waffenstillstand schließen?" unterbrach er mich.
Ich gab auf, er hatte Recht, es war alles schon ein halbes Jahr her und wenn ich jetzt wieder mit ihm zusammenarbeiten würde, konnten wir uns keinen Streit erlauben. Sobald ich Jan in
die Finger bekam, würde ich ihm die Hölle dafür heiß machen.
"Gut, Waffenstillstand." stimmente ich zu. "Aber warum hat mir Jan nichts gesagt?"
"Als ihr gestern Abend telefoniert habt wusste er selber nichts davon. Ich habe ihn erst vor einer Stunde darum gebeten, dich zu meiner Verstärkung zu schicken. Jan war klar das du wütend sein würdest aber wenn es nicht so dringend gewesen wäre, hätte ich ihn nicht darum gebeten." versuchte er mir zu erklären.
Darauf wusste ich nichts zu sagen. Toni wusste natürlich was ich in den letzten Monaten gemacht habe, er wusste immer was ich tat. Wenn er mich nicht so dringend gebraucht hätte, wäre er bestimmt nicht mit seiner Bitte zu Jan gegangen.
An der Kreuzung zur Sölderstraße mussten wir an der roten Ampel halten. Ich sah die Sölderstraße runter, meine Eltern wohnen in Sölde, in einem kleinen Einfamilien Haus direkt vor den Bahngleisen, auf der Rosenstraße. Hier sind wir groß geworden, mein Bruder Markus und ich. Es war so gut wie kein Verkehr, was kein wunder war bei der Uhrzeit, die Gegend war sehr Ländlich und lag am Südöstlichem ende von Dortmund. Nur in der Woche während des Berufsverkehrs war auf der Sölderstraße die Hölle los, das war der Hauptverkehrsweg durch Sölde, Sölderholz, Lichtendorf nach Schwerte. Am Wochenende und Feiertags war hier Tote Hose.
Toni war meinem Blick gefolgt und fuhr weiter, als die Ampel auf grün schaltete. „Hast du Sehnsucht?“
Ich warf ihm einen genervten Blick zu und dann sah ich nach vorne. Als wir links auf die Köln-Berliner-Straße abbogen, konnte ich mich nicht beherrschen und sagte ich, „Meine Eltern sind immer noch sauer darüber das meine Ehe Annulliert wurde.“ Ich zog die Schultern kurz hoch.
„Das war ja auch eine nicht so leicht zu verstehende Sache.“ meinte er vorsichtig. „Aber es ist ein Vorteil für mich!“ Toni spürte das ich mich anspannte und lachte.
Ich ließ das Thema lieber ruhen, bevor ich noch was falsches sagen würde.
Auf der Wittbräucker Straße parkte Toni direkt vor dem altem Mehrfamilienhaus, das aus den 60er Jahren stammte und Toni Trug mir meine schwere Reisetasche rauf in meine Wohnung
in den ersten Stock. Ich legte meinen Schüssel auf den Schuhschrank im Flur. Toni stellte meine Reisetasche und meinen Aktenkoffer unter die Garderobe und schloss die Wohnungstür. Toni zog seine schwarze Lederjacke aus und hing sie auf die Garderobe, ganz als wenn er hier Zuhause wäre. Es machte mich wütend aber natürlich mussten wir erst mal über meinen Einsatz bei ihm sprechen.
Ich feuerte meine Schuhe in eine Ecke im Flur und hing meine Jacke auf.
Zusammen gingen wir in die Küche und ich fragte, „Was willst du essen?“ Ich kramte in einer Schublade voll mit Speisekarten herum und zeigte sie Toni. „Es ist Zwanzig vor Elf, da müssen wir uns beeilen, wenn wir noch was
zu Essen bestellen wollen.“
Toni sah auf die Speisekarten und nahm eine aus meiner Hand, „Was hältst du von Pizza?“ fragte er und ich sah ihn Stirn runzelnd an. Die andern Speisekarten ließ ich wieder in der Schublade verschwinden.
„Seid wann ist du Pizza? Du bist doch sonst so Gesundheitslieben.“ fragte ich überrascht.
Er gab einen schweren Seufzer von sich, nahm mich kurz in den Arm und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. „Süße ich bin Italiener, bestelle eine mit allem drum und dran.“ sagte er schlicht.
Schon war er im Wohnzimmer verschwunden. Als ich uns Pizza bestellt hatte folgte ich ihm. Er hatte es sich auf meinem Sofa gemütlich gemacht und blätterte durch die Programme.
Mit der Fernbedienung in der Hand breitete er die Arme auf der Rückenlehne aus. Ich setzte mich auf einem Sessel ihm gegenüber.
Er schaltete aus und sah mich an. „Ich habe dich vermisst Juli.“ sagte er unvermittelt. "Wir sind jetzt schon seit über fünf Jahren befreundet und arbeiten oft zusammen. Ich möchte diese Situation ein für alle mal beenden."
Die Fernbedienung legte er auf den Tisch.
"Also gut... Ich muss zugeben... Ich habe dich auch vermisst. Vor allem deine Freundschaft." gab ich schweren Herzens zu.
Zufrieden und selbstgefällig begegnete er grinsend meinem Blick. Toni hatte es mal wieder geschafft mich weich zu kochen und er zeigte es deutlich. Dieser verfluchte
italienischer Macho! Na gut ich gebe es zu, ich war sehr froh darüber offiziell wieder mit ihm befreundet zu sein. Auch wenn ich das nie zugegeben hätte.
Als ich bei Jan damals anfing hatte er mir Toni zur Seite gestellt. Er sollte mir alles beibringen, weil er der Beste war. Wir haben viel Zeit zusammen verbracht und schnell hatte sich eine Freundschaft entwickelt. Toni musste aber auch schnell heraus finden das ich seinem Scharm nicht verfallen war. Er war nun mal nicht der Typ für eine feste Beziehung und ich hielt nichts von einem Flüchtigen Abenteuer. Dann war ich öfters mit Mark ausgegangen und Toni machte keinen Versuch mehr.
Mark war jetzt Vergangenheit. Nach der
unschönen Sache vor fast acht Monaten, das Ende unserer Ehe. Es gab mir immer noch einen Stich ins Herz, wenn ich darüber nachdachte und ich spürte eine unbändige Wut in mir. Wie konnte Mark damals wirklich annehmen das ich was mit seinem Bruder Jan hätte? Mark hatte die Annullierung damals einreichen wollen, was mich so verletzt hatte, das ich ein paar Wochen später nicht bereit war die Annullierung zu stoppen. Mark hatte sich bei mir entschuldigt und mich um Verzeihung angefleht aber für mich war es vorbei. Danach haben wir uns nur selten gesehen.
Es schellte an der Tür und ich stand auf. An der Tür bezahlte ich den Pizza Boten und brachte den großen Pizzakarton ins Wohnzimmer.
„Unsere Pizza!“ Ich stellte den Karton auf den Wohnzimmertisch und holte Weingläser aus dem Schrank und Servierten.
Toni holte eine Flasche Wein aus der Küche. „Jetzt feiern wir erst mal deine Heimkehr!“ sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Lächelnd nahm ich das Glas Wein aus seiner Hand und wir tranken uns zu.
"Das unsere Freundschaft nicht noch einmal so einen Knacks bekommt!" sagte er.
"Ja, das dürfen wir nicht noch einmal zulassen." stimmte ich zu.
Aus dem Karton nahm ich mir ein Stück Pizza und biss genussvoll hinein. „Was war in den letzten Monaten bei euch so los?“ fragte ich. Toni nahm sich das zweite Stück und sah
mich ernst an.
„In Moment gibt es Probleme. Aber darüber reden wir später.“ antwortete er nur.
Seinem Gesicht war anzusehen, wie ihn der Auftrag beschäftigte. Toni war nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen aber so wie er jetzt aussah mussten es wirklich große Probleme sein.
Wir redeten über Tonis Mitarbeiter, die zum größten Teil meine Freunde waren und ich freute mich über sie was neues zu erfahren. Nach dem Essen tranken wir noch ein zweites Glas und der Wein verfehlte seine Wirkung nicht bei mir. Toni sah mir in die Augen und ich wusste heute würde er mir nichts mehr über den Auftrag erzählen.
"Wäre es nicht besser du schläfst jetzt? Ich
hole dich morgen Mittag ab." meinte Toni und wollte aufstehen.
"Bitte... Bleib noch ein bisschen." bat ich, in der Hoffnung er würde nicht merken, wie ich Angst davor bekam, alleine in meiner Wohnung zu sein.
Nur Toni kannte mich zu gut und er sah mich wissend an. Er ließ sich zurück aufs Sofa sinken.
"Komm setz dich zu mir, wir sehen noch ein bisschen Fernsehen." schlug er vor.
Froh über seinen Vorschlag setzte ich mich neben ihn, er legte einen Arm um meine Schultern und ich kuschelte mich an ihn ran. Wie hatte ich das vermisst! Mir wurde erst jetzt bewusst wie mir seine Freundschaft gefehlt hatte.
Toni suchte eine Schnulze aus, die schon eine Zeitlang lief und wir sahen schweigend den Film weiter.
Irgendwann merkte ich im Halbschlaf wie er mich zudeckte und ging.
Als er die Tür hinter sich zuzog rollte ich mich auf dem Sofa zusammen, konnte aber nicht mehr einschlafen. Die Einsamkeit der letzten Monate übermannte mich und ich ließ meinen Schmerz und meinen Tränen freien lauf. Meine Gedanken drehten sich schnell wieder um Mark meinen Exmann. Warum nur? Warum konnte ich ihn nicht vergessen? In den paar Monaten unserer Ehe hat er mich mit seiner unbegründeten Eifersucht zum Wahnsinn getrieben. Statt mich seine Nähe spüren zu lassen, machte er mir vorwürfe. Der
Kerl war pures Gift für mich und trotzdem... Ich vermisste ihn. Gott, kam ich nie von ihm los?
Irgendwann schlief ich über mein Grübeln ein.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich wie zerschlagen. Ich hatte immer noch ein schlechtes Gewissen wegen Mark und dieses Gefühl machte mich Wütend, schließlich wollte er unsere Scheidung. Es wurde Zeit das ich ihn vergesse! Was wäre gewesen wenn wir zusammen geblieben wären? Mark war nicht der Typ Mann der seine Gefühle offen zeigte, mal von der Eifersucht abgesehen. Wenn er mich in den Arm nahm, hatte er fast immer nur ein Gedanke... Sex!
Langsam hob ich meinen Kopf und streckte
meine steifen Knochen.
Ich roch Kaffee und setzte mich überrascht auf. Toni steckte seinen Kopf zur Wohnzimmertür rein. Er lächelte mich an, „Guten Morgen, du Langschläfer. Beeile dich, das Frühstück ist fertig und ich habe einen Bärenhunger.“
Sein Handy klingelte und ich konnte hören das er fluchte.
Genau wie ich! Verdammt, wie machte er das nur? Toni hatte keinen Schlüssel für meine Wohnung aber er betrat sie wie er Lust hatte. Ich musste zugeben das ich froh war ihn zu sehen. Obwohl es mir nicht gefiel, wie er einfach so in meiner Wohnung auftauchte. Aber im laufe der Jahre habe ich aufgehört mich mit ihm darüber zu streiten, denn er kam
immer nur ungefragt herein wenn ich allein war und brachte mich nie in Verlegenheit.
Ich ging an der geschlossenen Küchentür vorbei und hörte ihn telefonieren. Im Bad ging ich unter die Dusche und machte mir schon wieder Gedanken.
Mir ging die letzte Nacht durch den Kopf und ich musste mir eingestehen Tonis Nähe genossen zu haben. Nur wollte ich keine Affäre mit ihm und zu mehr wäre Toni nicht bereit.
Ich zog mir gerade meine Jeans im Schlafzimmer an, als Toni in der Tür erschien. „Tja, es wird wohl kein ruhiges Frühstück geben! Die Jeans brauchst du dir gar nicht erst anziehen.“
Wütend sah ich ihn an, "Schon mal was von
Privatsphäre gehört?" fauchte ich. Ein Blick in seine Augen reichte um zu erkennen das es Eilig war und ich vergas sofort meine Wut.
„Zieh dir ein schwarzes Kostüm an und eine weiße Bluse. Such dir ein paar bequeme Schuhe dazu.“ sagte er und schon war er wieder verschwunden. Also zog ich die Jeans wieder aus, ging zu meinem Schrank um mir eins meiner schwarzen Kostüme mit weißer Bluse raus zu holen, dazu passend schwarze Schuhe mit einem breiten Absatz der nicht sehr hoch war. Diese Sachen hatte ich noch aus der Zeit bei AM Security.
Es war verrückt, Toni bewegte sich so selbstverständlich in meiner Wohnung als würde er hier her gehören. Den Gedanke schob ich von mir, da ich genau wusste, aus
uns würde nie ein Paar werden. Toni war ein Freund mehr nicht. Solange ich mir darüber klar war konnte ich seine Nähe und seine Fürsorge genießen. Außerdem spukte mir immer noch Mark im Kopf rum. Ich war mir nicht sicher was ich noch für ihn empfand. Liebte ich Mark noch oder hatte ich ihn je geliebt? Diese Frage kreiste schon lange in mir und ich wusste nicht ob ich die Antwort wissen wollte.
Als ich in die Küche kam packte Toni gerade belegte Brötchen und eine Thermoskanne in einen Korb. „ Hast du deinen Waffenschein noch?“ Er sah mich fragend an.
„Der ist in meiner Handtasche, im Januar muss ich ihn erneuern lassen.“ antwortete ich stirnrunzelnd.
„Gut!“ Er sah mich prüfend an und grinste dann. "Du brauchst nicht einmal nachzusehen? Du kennst auch so die Antwort?" sein Lächeln wurde breiter. "Juli du hast die Arbeit mit mir vermisst!"
Genervt verdrehte ich die Augen, "Ja du hast Recht! Zufrieden?"
Toni lachte, "Ja, sehr zufrieden!" bestätigte er und nahm den Korb.
„Wir müssen jetzt los! Zieh dir einen Mantel an!“ sagte er immer noch grinsend und ging zur Tür raus.
Kopf schüttelnd band ich mir ein schwarzes Tuch um und zog meinen andern Mantel an, der eigentlich nur für Alltags war. Nur konnte ich jetzt nichts daran ändern, mein guter Mantel war ja in London geblieben. Ich nahm
meine Handtasche, warf mein Handy, mein Portmonee hinein und folgte ihm. Die Wohnungstür schloss ich ab und steckte den Schlüssel in die Manteltasche.
Er saß schon in seinem Audi, ich setzte mich neben ihm ins Auto und er gab Gas.
„Juli, ich muss mich noch umziehen und in zwei Stunden haben wir eine Einsatzbesprechung.“ Er war sehr schweigsam, das hieß er war schon wieder voll auf seinen Beruf konzentriert. Sein verhalten war typisch für ihn, er ging einfach zur Tagesordnung über.
Ich folgte zwar seinen Anweisungen, aus welchen Gründen auch immer, aus alter Gewohnheit vielleicht aber ich wollte endlich wissen was los war. „Sagst du mir was los ist
oder soll ich raten?“ fragte ich genervt.
Seine Mundwinkel zogen leicht nach oben.
„ Sagt dir der Name Karl Bartel was?“ fragte er und warf mir einen Seitenblick zu.
„Er ist der Chef von einer Soft Ware Firma. Letzte Woche habe ich sogar in London was über ihn in der Zeitung gelesen. Er hat verflucht viel Geld gemacht.“ sagte ich.
Toni nickte nur.
Wir fuhren durch Aplerbeck auf die B1 in Richtung City.
„Seine Familie wird von uns beschützt. In den letzten drei Wochen wurden zwei Mordanschläge auf seine Frau und seine Tochter verübt. Bei dem letzten, vor zwei Tagen ist der Chauffeur ums Leben gekommen.“
Das hörte sich nicht gut an!
„Jetzt ist die Polizei mit von der Partie! Bartel will aber nicht das seine Familie von der Polizei versteckt wird. Der Staatsanwalt hat Bartel davon überzeugt das sie von uns und ausgewählten Beamten beschützt werden. Was merkwürdig ist, es gibt keine Forderungen von Dritten.“ Toni sagte nichts weiter, aber bei mir gingen die Alarmglocken an.
„Der Staatsanwalt ist nicht zufällig mein Bruder?“ sprach ich meine Befürchtung laut aus.
Es zuckte leicht in seinen Mundwinkeln. „Ja, Markus Bauer ist der zuständige Staatsanwalt.“ bestätigte er.
Nah klasse! Das hatte mir auch noch gefehlt.
Markus war drei Jahre älter als ich und der Liebling meiner Eltern. Er war verheiratet mit meiner besten Freundin Sabine, die bei uns in der Detektei als Sekretärin arbeitete. Sie hatten zwei süße Kinder, Sara zwei und Ben vier, auf die meine Eltern aufpassten wenn die Kita zu hatte.
„Und was habe ich mit der Sache zu tun?“ fragte ich genervt.
Toni gab sich mühe ein Grinsen zu unterdrücken. „Jan hat dich für einige Wochen frei gestellt, damit du mir helfen kannst. Ich brauche hier noch eine Weibliche Personenschützerin und du bist eine...“ erklärte er.
„Gefragt werde ich wohl überhaupt nicht? Eigentlich hätte ich jetzt Urlaub und ihr
entscheidet einfach über meinen Kopf hinweg, das ich noch ein paar Wochen arbeiten darf. Verflucht!“ regte ich mich auf.
„Julia, wir wissen beide das du nicht nein sagen kannst.“
Er hätte ja wenigstens so tun können als ob es meine Entscheidung gewesen wäre.
Jetzt konnte er das Grinsen nicht mehr unterdrücken. „ Gleich treffen wir uns alle mit Bartel und besprechen das weitere Vorgehen. Der Staatsanwalt ist nicht glücklich darüber mit uns kooperieren zu müssen.“ informierte er mich. "Nach dem Anschlag vor zwei Tagen sind die Bartels in ihrem Haus geblieben, nun will Karl Bartel sich nicht länger verstecken. Dein Bruder ist am durchdrehen und deshalb heute dieses Treffen."
Auf dem Westfalendamm fuhr er in eine Einfahrt um ein Modernes Hochhaus herum in die Tiefgarage. In dem Gebäude war AM Security, hinter der Eingangshalle mit Empfang und zwei Fahrstühlen lagen zwei Büros, wo die Kunden ihre Anliegen vortragen konnten.
Im ersten Stock waren die Büros für die Mitarbeiter, hier wurden Recherchen gemacht. Der zweite Stock war die Überwachungszentrale in zwei Großraumbüros. Im dritten Stock war die Einsatzzentrale für den Personenschutz und einem Konferenzraum. Der vierte Stock war der Freizeit für die Mitarbeiter überlassen, Kantine, Ruheraum und Fitness Center, das auch einen Trainingsraum hatte. Kleine
Schafräume und Aufenthaltsräume für den Dauereinsatz lagen im Fünften. Im sechsten waren nur zwei Büros mit einem großen Tisch davor. Hier saßen abwechselnd Leute von AM Security. Eins der Büros war Toni seins und das Andere gehörte seinem Stellvertreter, Michael Kleinert. Der machte mir immer etwas Angst, er war 33 und ein Riese von 1,95 m Größe mit Stier Nacken, ein reines Muskelpaket. Früher war er Boxer, Ringer, Karate Meister und darüber hinaus war er in allen möglichen anderen Kampfsportarten bewandert. Dahinter lagen zwei Konferenzsäle und neben Tonis und Michaels Büros waren zwei Leere Räume. An einem hing das Schild Archiv und an dem anderen ein Schild mit dem Aufdruck Lager. Der siebte
Stock gehörte Toni privat, hier war seine Wohnung mit einer kleinen Einliegewohnung für seine Haushälterin und dessen Mann der als Hausmeister für ihn arbeitet.
In der Tiefgarage war in der ersten Ebene die Firmen Wagen von AM Security. Toni parkte neben dem Aufzug. Hier war auch ein Schießstand wo alle Mitarbeiter zwei mal die Woche trainieren mussten. Es gab auch ein kleines Lager wo die Waffen, Munition, Kugelsichere Westen usw., hinter dickem Stahl untergebracht waren. Das war vierundzwanzig Stunden von zwei Männern besetzt.
Auf den zwei anderen Ebenen waren Parkplätze für die Kunden und die Privatwagen der Mitarbeiter.
Wir stiegen in den Aufzug und fuhren hoch in siebten Stock. Toni wirkte ruhig und gelassen wie immer. Ich hatte eher das Gefühl einer Katastrophe entgegen zu gehen. Toni hatte mir immer noch nicht alles gesagt, mein gesunder Menschenverstand sagte mir das. In den vergangenen fünf Jahren hatte ich ihn mehr als gut kennen gelernt und ich wusste wenn er mir Informationen vorenthielt. Er hatte mir noch nicht alles gesagt, dafür gab es einen Grund aber ich wollte warten bis wir in seiner Wohnung waren.
Außer in seine Wohnung wurde das gesamte Gebäude Videoüberwacht und ich wusste das auch Mikrofone im Aufzug und in der Eingangshalle verbotener weise installiert waren.
Im siebten Stock stiegen wir aus und er schob seine Chip Karte ins Schloss um die Tür zu öffnen. Ich folgte ihm in seine Luxus Wohnung. Er ging direkt in sein Schlafzimmer, ich folgte ihm langsam und sah mich dabei um. Es war schon lange her seid ich das letzte mal hier war, aber es hatte sich nichts verändert. Diese Wohnung hatte nichts Persönliches an sich, sie war komplett von einem Designer eingerichtet, sehr modern in schwarz, weiß, Stahl und Glas.
Toni war im Ankleidezimmer und zog sich einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd an. Den Pistolenhalfter unter dem Jackett nicht zu vergessen. Der Safe für seine Pistole war in seinem begehbarem Kleiderschrank, hinter den Hemden in der Wand eingebaut. Toni
stand vor dem Spiegel und band sich eine schwarzer Krawatte um.
„Mit wem genau ist die Einsatzbesprechung?“ wollte ich wissen.
Toni sah kurz, von seiner Krawatte im Spiegel, zu mir rüber.
„Karl Bartel und seine Familie, der Staatsanwalt und die Beamten von der SOKO die gebildet worden ist. Wir müssen auch gleich wieder los, die Einsatzbesprechung ist nahe der Hohensyburg, dort wohnen die Bartels.“ erklärte er und lenkte mich ab. So erfuhr ich doch nicht genau wer an der Einsatzbesprechung teil nahm.
Toni sah meinen Blick zu seinem großen Bett schweifen.
„Da wäre ich jetzt auch lieber mit dir.“ Toni
zwinkerte mir grinste zu.
Worauf ich ihn genervt ansah. Er hauchte mir einen Kuss auf den Scheitel, als er an mir vorbei das Schlafzimmer verließ. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer, da klingelte es an der Tür.
Toni ging direkt zur Wohnungstür und ließ Michael Kleinert seine rechte Hand rein.
Michael grinste mich an. „Hallo Julia, lange nicht gesehen.“ Er stellte eine große Schachtel auf den Wohnzimmertisch und ich kam zu ihm. Lächelnd sah ich ihn an, „Hallo Michael.“ begrüßte ich ihn. Er öffnete die Schachtel und holte die ersten Sachen raus.
„Hier ist dein AM Security Ausweis.“ Den er mir direkt an den Kragen anheftete. „Zieh den Mantel aus, ich muss dich verkabeln.“
Meinen Bläser legte ich auch gleich mit ab, da ich die Prozedur kannte. Er befestigte das Empfänger- und Sendegerät , in der Größe einer Zigarettenschachtel, hinten an meinem Rock. Das kleine Headset gab er mir in die Hand, damit ich es selber am Ohr befestigen konnte. Dann zog ich meine Jacke wieder an und Michael steckte mir eine Brosche mit Panikknopf ans Revers. Im Notfall konnte ich die Kollegen damit mobilisieren, wenn ich nicht sprechen konnte. Ein Peilsender wurde in meinem Absatz vom Schuh versteckt. „Den Rest bekommst du unten.“ sagte er und want sich schon zu Toni.
„Wofür brauche ich einen Peilsender?“ wollte ich wissen.
Michael begegnete kurz meinem Blick, „Falls
es zu einer Entführung kommt.“ damit war die Sache für ihn mehr als ausreichend Erklärt.
Er sprach noch kurz mit Toni und ging. Ich zog mir meinen Mantel wieder an. Dann stiegen wir wieder in den Aufzug.
„Wann hast du das letzte mal eine Waffe benutzt?“
Ich war etwas genervt. „Das weist du ganz genau! Vor etwa sieben Monaten.“
Das war auch so ziemlich der zweite Grund für meine Scheidung. Mal abgesehen davon das Mark glaubte das ich was mit seinem Bruder Jan gehabt hätte, als er für zwei Wochen in Hamburg war. In der Zeit war Jan mit mir in einem Hotelzimmer als Ehepaar abgestiegen, um unauffällig hinter einem Bankangestellten zu beobachteten. Da drehte Mark das erste
mal durch und raste vor Eifersucht. Kurz darauf war Susi verletzt worden und fiel aus. Da bin ich für sie eingesprungen und die Zweiwöchige Turne eines Pop Stars zu begleiten, quer durch Europa. Mark passte das gar nicht, er war tierisch eifersüchtig auf alle Männer die längere Zeit mit mir sehr eng zusammen arbeiteten. Da ich die ganze Zeit mit Toni arbeiten musste, drehte er ganz am Rad. Der Stress erst wegen Jan und die Drohung unsere Ehe annullieren zu lassen, hatten mich erst geschockt und dann in Wut versetzt. Da bin ich schon aus Trotz für Susi eingesprungen. Was Mark noch zusetzte war das wir uns nicht sehen konnten. Er hatte sich auch noch total mit seinem Bruder Jan verkracht, weil er mich für diese Zeit frei
stellte. Mark unterstellte mir damals ich hätte was mit Toni und Jan wäre ich auch zu nahe, das könnte nur eins heißen, meinte er. Schließlich leierte er die Annullierung an. Toni hatte ohne mein Wissen Mark den Kopf gewaschen und Mark wollte alles Rückgängig machen und hat sich bei mir entschuldigt. Deshalb war ich auch so sauer auf Toni, durch sein Einmischen hatte sich alles verkompliziert. Außerdem passte es mir nicht das er meine Ehe retten wollte. War er nun mein Freund oder Mark seiner?
Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt so verletzt und wütend auf Mark, alleine sein Versuch sich mit mir zu versöhnen, brachte mich auf die Palme. Seine Eifersucht und sein besitzergreifendes Verhalten machten mich
fertig. Kurze Zeit später tat es mir leid aber da war alles schon passiert. Ich vergesse nie den verletzten Ausdruck in Mark Gesicht als der Richter unsere Ehe für null und nichtig erklärte. Anschließend erfuhr ich von dem Gespräch zwischen Toni und Mark, was mich darin bestärkte richtig gehandelt zu haben. Zu allem Überfluss war ich jetzt nicht nur auf Mark sauer sondern auch auf Toni. Dann sprach ich mit Jan und habe mich in die Arbeit gestürzt.
Toni sah mich forschend an. „Alles klar bei dir?“ fragte er.
Die Fahrstuhltüren standen offen und Toni dazwischen. Was ich da erst wahr nahm, als ich aus meinen Gedankengängen aufwachte.
„Ja, lass uns gehen.“ sagte ich.
Wir stiegen aus dem Fahrstuhl, gingen durch die Tiefgarage ins Lager.
Silvio und Ali standen an der Theke und grinsten mich an. „Lange nicht gesehen, schön das du wieder mal hier bist Juli.“ sagte Silvio. „Du siehst toll aus.“
Ali wurde rot als er Tonis Blick sah. „Willkommen Zuhause, Juli.“ sagte er nur um seinen Boss nicht wütend zu machen. Was Silvio keine Probleme machte. Er flirtete immer offen mit mir, auch wenn Toni dabei war.
Ich lächelte beide breit an, wir hatten schon oft zusammen gearbeitet und hatten ein gutes Verhältnis. „Hallo Silvio, hi Ali. Es ist schön euch zu sehen.“
Toni ging hinter die Theke und legte eine
Halbautomatik Handfeuerwaffen auf den Tresen mit zwei Schachteln Munition und eine Schusssichere Weste. Toni hatte die Westen extra aus den USA liefern lassen, sie waren Leichter als die Deutschen.
Er sah auf die Uhr „Wir haben noch 20 Minuten dann fahren wir. Komm wir gehen auf den Schießstand und sehen mal was du noch weist.“
Ich unterschrieb die Empfangsbestätigung und folgte ihm, er hielt mir schon die Tür zum Schießstand auf.
Mir war ein bisschen mulmig bei dem Gedanken wieder eine Waffe zu tragen und eventuell benutzen zu müssen, aber das würde ich ihm bestimmt nicht zeigen. Toni gab mir meine Waffe und fing an seine schnell zu
zerlegen, zu ölen und wieder zusammen zu bauen, dann füllte er das Magazin mit Patronen. „So dann lass mal sehen wie schnell du bist.“
Etwas nervös nahm ich die Pistole in die Hand zerlegte sie, ölte sie und setzte sich wieder zusammen und füllte das Magazin. Es war komisch aber als ich sie in die Hand nahm, machte ich alles wie Automatisch mit sicheren Handgriffen.
Toni grinste mich an. „Süße du hast nichts verlernt!“
Er schob das Magazin in die Halbautomatik, setzte sich die Ohrenschützer auf, entsicherte die Waffe und aktivierte den Schießstand. In schneller folge tauchten Pappkameraden auf, mit bewaffneten und unbewaffneten Leuten.
Nach 1 Minute war der Spuk vorbei und der Computer gab ihm 100%.
Den Schießstand hatte er nach Amerikanischen Vorbild bauen lassen.
Toni zog das leere Magazin raus und füllte es wieder. Schließlich sicherte er sie und steckte sie in den Halfter.
Ich machte meine Pistole fertig und setzte die Ohrenschütze auf. Mit einer Handbewegung deutete er auf den Schießstand. „Los.“
Als ich fertig war zitterten mir ein wenig die Hände und die Arme, den Rückstoß hatte ich nicht so heftig in Erinnerung.
Der Computer gab mir 95%.
Als ich ihn ansah grinste Toni mich breit an. „Nicht schlecht!“ sagte er gönnerhaft.
Genervt sah ich ihn an, „Lass mich erst mal
wieder trainieren.“ fauchte ich ihn an.
Keine Ahnung warum ich so gereizt reagierte, aber seine Arroganz ging mir derbe gegen den Strich! Toni zog mich in seine Arme und gab mir einen Kuss und ließ mich dann sofort wieder los. Verflucht! Wie schaffte er es bloß immer mich so zu überrumpeln? Dieses Spielchen hatte er zuletzt vor fünf Jahren mit mir gemacht, bevor ich mit Mark zusammen war. Jetzt dachte er wohl er könnte es sich wieder erlauben.
"Toni ich bin zwar wieder Single aber du brauchst mich trotzdem nicht dumm anmachen." versetzte ich ihm.
Unschuldig zuckte er mit den Achseln, "Ein Versuch war es wert!" meinte er trocken und grinste.
Toni reichte mir meinen Gürtel mit Koppel für die Pistole, den ich über meinem Rock umband und die Pistole in das Koppel steckte. Unter meiner Jacke konnte man sie nichtsehen.
Toni reichte mir die restliche Munition, die steckte ich in meine Handtasche.
„Komm, wir haben ein Einsatzbesprechung!“
Wir stiegen in ein Gepanzerten Mercedes und fuhren los.
Kapitel 2
Das Haus der Familie lag in einem kleinen Wald, der von einer Mauer umsäumt war. Zwei Wachen standen an den großem Tor zur Einfahrt auf das Gelände. Das Tor öffnete sich und wir fuhren über einen Schotterweg durch den Wald zu einer Villa die von einer sehr schönen Grünanlage umgeben war. Vor dem Haupteingang standen schon einige Wagen und wir stellten uns mit in die Reihe. Als
wir ausstiegen sah ich mich neugierig um, da sah ich hinter einer Säule mehrere Männer zusammen stehen. Ich bekam ein ganz merkwürdiges Gefühl, einer der Männer der
mit dem Rücken zu mir stand, groß, Muskulös, breiten Schultern und mit kurzen braunen Haaren, kam mir sehr vertraut vor. Das Erkennen traf mich noch bevor er sich umdrehte. Ich hatte das Gefühl das Blut würde in meinen Adern gefrieren. Toni war neben mir und legte seine Hand auf meinen Rücken.
„Verflucht noch mal! Toni warum hast du mir nicht gesagt das er hier ist?“ fragte ich wütend.
„Ich dachte du kommst selber drauf.“
Innerlich wappnete ich mich vor der Begegnung mit Mark. In den letzten Monaten sind wir uns höchstens im Gericht, wo wir beide eine Aussage machen mussten, über den Weg gelaufen. Da grüßten wir uns nur und gingen uns aus dem Weg. Das letzte mal
sah ich ihn vor ungefähr vier Monaten. Ehrlich gesagt, habe ich ab und an Nachts an ihn gedacht, wenn ich allein in meinem Hotelzimmer saß. Mit Mark verband mich nie ein Gefühl der Zusammengehörigkeit aber ich fühlte mich auch nicht allein. Wenn mich die Einsamkeit überfiel, allein in diesem Hotelzimmer, dachte ich an Mark. An die paar Augenblicke, wo ich wirklich glücklich mit ihm war. Es waren wirklich nur Augenblicke.
Toni hielt sich nah an meiner Seite als wir auf die Gruppe zugingen. Markus sah uns entgegen und Mark drehte sich zu uns um. Sein Blick durchbohrte mich und sein sonst so gut aussehende Gesicht wirkte Steinhart. Alles in mir spannte sich an, am liebsten wäre ich direkt umgekehrt und zum Wagen
zurückgegangen. Aber ich hielt seinem Blick stand und zeigte mich wenig Beeindruckt. In mir löste sich eine plötzliche Panik aus. Auf einmal empfand ich eine furchtbare Angst, vor der Begegnung mit ihm, vor dem gemeinsamen Einsatz und einfach nur vor der Vergangenheit! Verdammt! Warum musste mich jetzt diese Erinnerungen überfallen? Mark war aufbrausend und schnell in Wut geraten, richtig gehend cholerisch, schon bei der kleinsten Gelegenheit. Komisch ich erinnerte mich jetzt nur an unsere endlosen Streitereien.
Toni schob mich langsam weiter, sonst wäre ich vor Panik stehen geblieben. Leise flüsterte er in mein Ohr. „Komm! Oder hast du Angst?“
Das weckte mich aus meiner Starre und ich
unterdrückte das Angstgefühl in mir. Ich legte einen neutralen Gesichtseindruck auf und schritt zügig auf die Gruppe zu, die uns schon erwartungsvoll entgegensah.
Markus mein Bruder kam mir mit einem strahlenden Lächeln entgegen. Ein paar Zentimeter überragte er mich, sein braunes Haar war kurz und ordentlich frisiert. Überraschender Weise leuchteten mich seine blaugrauen Augen, ehrlich erfreut mich zu sehen, an. Ihn hatte ich auch das letzte mal bei Gericht gesehen, wo er mir noch Vorhaltungen machte, wegen meiner Scheidung. Als er mich in seine Arme zog, um mich zu begrüßen, lächelte ich ihn an.
„Hallo Markus, ich habe schon gehört das wir zusammen arbeiten.“
Er sah mich etwas erstaunt an, „Das wusste ich nicht aber ich freue mich dich endlich wieder zu sehen.“ Auf Armlänge schob er mich von sich und musterte mich. „Die viele Arbeit scheint dir bekommen zu sein.“
Ich musste lachen, „Du siehst auch gut aus. Wie geht Sabine und den Kids?“ fragte ich.
„Oh, den geht es gut. Wenn du bei uns vorbei kommen würdest, könntest du dich selber davon überzeugen. Ben fragt immer nach dir.“
Nah klasse, jetzt hatte ich auch noch ein schlechtes Gewissen wegen Ben. Mein Neffe war vier und mein kleiner Held. Ich vermisste ihn auch, genau wie die kleine Sara, dessen zweiten Geburtstag ich verpasst hatte.
"So bald ich Zeit habe komme ich euch besuchen." versprach ich.
Toni war zu der Gruppe Männern gegangen und sprach mit zwei seiner Leute.
Die ganze Zeit war mir bewusst das mich Mark beobachtet. Ich fragte mich, wann er mich ansprechen wollte, denn ich hatte nicht vor groß mit ihm über privates zu reden. Mir war nicht ganz wohl dabei, als wir jetzt auch zu den anderen gingen. Mark kam auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. Markus sah zu das er sich schnell entfernte. Das war ja klar, der Feigling verzog sich immer wenn ein Gewitter in der Luft lag.
Wir sahen uns in die Augen und der harte Zug in seinem Gesicht wurde etwas weicher. „Julia du siehst gut aus. Arbeitest du wieder für Toni? Jan hat mir nichts erzählt.“
„Du siehst auch gut aus Mark. Ich wusste
auch nichts davon, gestern Abend bin ich erst aus London zurück gekommen. Toni hat mich vom Flughafen abgeholt und mir erst später verraten das Jan mich für diesen Fall freigestellt hatte.“
Bei der Erwähnung von Tonis Namen verspannte er sich wieder und ich hatte auf einmal das Gefühl ihn betrogen zu haben. Gut das man schlechtes Gewissen nicht sehen kann. Wir gesellten uns zu den anderen und Toni stellte mich vor. Mark beobachtete mich, jedes mal wenn ich zu ihm sah trafen sich unsere Blicke und es schien mir als würden seine Augen meine gefangen halten wollen. Das machte mir bewusst das ich immer noch nicht von ihm los gekommen bin, egal was vorgefallen war, ich fühlte noch was für ihn
und das erschreckte mich.
In einem mittelgroßen Saal versammelten wir uns, die SOKO bestehend aus Polizei, Mordkommission, Kommunikation Elektroniker, dem Staatsanwalt und dem Personenschutz von AM Security. Es waren über 50 Personen die sich an den Tischen und Computern drängelten der Provisorischen Einsatzzentrale.
Es war ein organisiertes Chaos und Austausch von Informationen. Nach einem kurzen Gespräch mit meinem Bruder wollte ich gerade zu Toni gehen, als ich mich Mark gegenüber wiederfand. Er stand nicht mal einen halben Schritt von mir entfernt. Überrascht sah ich zu ihm auf.
„Kann ich dich kurz sprechen?“ fragte er gereizt.
Ohne auf Antwort zu warten griff er mich am Ellbogen und zog mich aus dem Saal. Ich versuchte mich zu wehren, was nicht viel brachte, ich wollte hier ja kein unangenehmes Aufsehen erregen. Er ging schräg hinter mir und schob mich mit der anderen Hand in meinem Rücken nach draußen. Mark machte die Saaltür zu und zog mich am Handgelenk in eine ruhige Ecke in der Halle.
Ich riss mich los und funkelte ihn böse an. „Was soll das?“
Mark beugte sich bedrohlich nah zu mir runter. Sein Gesicht war eine starre Maske nur seine Augen funkelten mich wütend an. Diese versteckte Wut überraschte und beunruhigte
mich. Unwillkürlich wich ich etwas vor ihm zurück. Seine Hände schossen plötzlich vor und hielten mich an den Schultern fest. Diese heftige Reaktion versetzte mich leicht in Panik, so kannte ich ihn nicht. Wir haben uns zwar verbal angegriffen aber Mark ist nie Handgreiflich geworden. Seine Augen brannten sich in meine und mir war sehr wohl bewusst das er meine Angst spürte.
„Du arbeitest wieder für ihn und bist seine rechte Hand in diesem Fall.“ seine Stimme war gefährlich leise.
Ich musste schlucken, verdrängte meine Gefühle und riss mich von ihm los.
„Das habe ich dir doch vorhin erzählt! Außerdem was geht es dich an?“ Wut machte sich jetzt auch in mir breit. „Wir sind seid
fast sechs Monaten nicht mehr verheiratet und ich kann tun was ich will!“ schleuderte ich ihm ins Gesicht.
Seine Augen waren nur noch schmale Schlitze und er trat einen Schritt auf mich zu, als ich zurückweichen wollte stieß ich gegen die Säule hinter mir. Mark seine Hände stützten sich rechts und links von meinem Kopf gegen die Säule und er kam mit seinem Gesicht meinem so nah das ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte.
„Ganz einfach, ich verbiete es dir! Das ist zu gefährlich hier wird scharf geschossen und Karl Bartel wird es uns nicht einfach machen.“
Allmählich erlangte ich meine Fassung wieder. „Was glaubst du eigentlich? Ich bin kein dummes Mädchen! Mit einer Waffe kann
ich umgehen und ich habe eine komplette Ausbildung im Personenschutz.“
Marks Hände krallten sich in den Aufschlägen meines Bläsers. „Verstehst du es nicht oder willst du es nicht verstehen, Julia. Wir haben es hier mit Irren zu tun! Der Chauffeur ist schon getötet worden und das Frau Bartel noch lebt ist reiner Zufall.“
Forschend sah ich in sein Wütendes Gesicht. „Mark lass mich los! Es es geht dich nichts an, was ich mache.“ erklärte ich ihm unmissverständlich.
Sein Blick durchbohrte mich, ich musste mich mit Gewalt dazu bringen still zu stehen. Am liebsten wäre ich fortgelaufen. Kein Attentäter hätte mir so viel Angst einjagen können, wie jetzt Mark.
„So, es soll mir also egal sein? Ist es aber nicht!“ fauchte er mich leise an. Plötzlich zog er mich heftig in seine Arme und küsste mich kurz. Als wenn er mir beweisen wollte das wir noch nicht fertig miteinander waren. Genau so plötzlich lies er mich wieder los, drehte sich um und ging zurück in den Saal. Ich musste mich an der Säule fest halten um nicht den Boden unter meinen Füssen zu verlieren. Verdammt! Was sollte das?
Toni stand auf einmal neben mir. „Alles in Ordnung?“ Sein Gesicht sah unbewegt aus.
Was hat er mitbekommen? Forschend sah er mich an.
Ich löste mich von der Säule, „Es ist alles okay!“ und ging langsam in Richtung Saal. Tonis Nähe spürte ich hinter mir, er legte eine
Hand in meinen Rücken und schob mich langsam vorwärts. „Wir müssen uns jetzt beeilen, Familie Bartel kommt gleich.“
Wir nahmen alle unsere Plätze ein, Toni saß neben mir und seine Leute rechts und links von uns. Mark saß mit seinem Partner mir genau gegenüber, ich musste mich dazu zwingen seinen Blicken nicht zu begegnen.
Mein Bruder stellte uns Herrn und Frau Bartel vor, als verantwortlicher Staatsanwalt. Markus sagte deutlich, was er von Bartels Entscheidung hielt, seine Familie und sich selbst nicht unter Polizeischutz, an einem sicheren Ort zu begeben. Mir war klar das Bartel Markus unter Druck gesetzt hatte, sonst wäre er nie bereit gewesen mit einer privaten
Sicherheitsfirma zusammenzuarbeiten. Bartel sah aus wie ein Mann der immer seinen Willen durchdrückte und offensichtlich war es ihm auch dieses Mal geglückt.
Mein Bruder der Staatsanwalt erläuterte genau wie die Schutzmaßnahmen aussehen würden.
Die Tochter der Bartels war gestern schon mit Susi und noch einem Kollegen von AM Security nach England zu den Großeltern geschickt worden. Das Gelände der Bartels sollte von 6 Leuten der Polizei mit Hunden bewacht werden. Zwei von AM Security sollten bei Frau Bartel und zwei bei ihrem Mann sein. Eine SOKO sollte irre Zentrale in diesem Saal aufschlagen. Mark sollte den Einsatz leiten aber Bartel bestand darauf das auch Toni ein
Mitspracherecht haben sollte. Markus Kiefermuskeln spannten sich an aber er widersprach nicht. Was ging hier vor? Warum hatte Bartel so viel Macht den Staatsanwalt vorzuschreiben wer das Sagen in der SOKO hat?
Die Blicke die Toni und Mark austauschten, waren mir nicht entgangen. Es lag eine unheimliche Allianz in ihren Blicken. Verflucht noch mal! Die beiden gingen sich sonst an die Kehle und bildeten in keiner Weise eine Eintracht. Hier fehlten mir so einige Informationen und die würde ich mir nachher holen. Das stand für mich fest.
Die Schichten wurden im vierundzwanzig Stunden Rhythmus verteilt, morgen um 8Uhr würden Toni und ich unsere erste Schicht
antreten. Das war noch ein Punkt den ich nicht verstand, bei der Polizei waren es üblich bei Sondereinsätzen im zwölf Stunden Rhythmus die Schichten zu legen. Bei Personenschützern waren vierundzwanzig Stunden nichts außergewöhnliches, da war es eher die Regel. Ich hatte auch schon mit Toni zusammen mehrere Wochen an einem Stück Klienten beschützt. Da wurde im Wechsel geschlafen oder gegessen. Ich hasste diesen Jobs aber Jan hat mich immer wieder an Toni ausgeliehen. Obwohl er eigentlich genügend Mitarbeiter hatte, auch weibliche.
Auf die Attentate wurde auf Wunsch von Herrn Bartel nicht noch einmal näher eingegangen. Er wollte seine Frau nicht noch mehr aufregen, sie war immer noch sehr
mitgenommen von dem letzten Attentat, wo ihr Chauffeur ums Leben kam. Elisabeth Bartel saß die ganze Besprechung über neben ihrem Mann, ohne sich zu regen. Sie war sehr blass und unter ihren Augen lagen dunkle Ringe. Bartel hielt fast die ganze Zeit ihre Hand und warf ihr besorgte Blicke zu. Der unbarmherzige Geschäftsmann schien wirklich etwas für seine Frau übrig zu haben. Zumindest wirkte es so auf mich aber ich blieb misstrauisch. In meinem Beruf als Detektivin hatte ich gelernt das nicht alles so war wie es dem Anschein nach war. Bei Bartel hatte ich ein merkwürdiges Gefühl, ich konnte nicht sagen warum.
Der Rest war schnell geklärt und gegen sechzehn Uhr wurde die Einsatzbesprechung
beendet.
Toni beugte sich kurz zu mir bevor er aufstand. „Geh schon mal zum Wagen, ich muss nur kurz mit einem unserer Leute sprechen.“
Ich verließ den Saal und war schon fast beim Ausgang, da hörte ich schnelle Schritte hinter mir. Umdrehen musste ich mich nicht, ich wusste auch so das es Mark war.
„Julia, warte!“ rief er mir nach.
Die untergehende Sonne blendete mich für einen Augenblick. Aber ich hatte nicht vor stehen zu bleiben. Kurz hinter der Haustür holte er mich ein und hielt mich am Arm fest noch bevor ich die Treppe erreichte. Er drehte mich zu sich um, so das ich ihn ansehen
musste.
„Du willst das also durchziehen?“ bluffte er mich an.
Wütend sah ich auf seine Hand um meinen Arm. Er lies mich los.
„Was hast du gedacht?“ gab ich zurück.
Sein Blick wurde undurchdringlich. „Wann fängt deine Schicht an?“ fragte er plötzlich.
„Morgen um acht Uhr. Warum?“ fragte ich leicht verwirrt.
Zufrieden grinste er mich an. „Weil ich dann auch hier bin!“
Ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken.
Mit Selbstzufriedenen Gesichtsausdruck ging er wieder rein. Noch so ein Exemplar von Macho! dachte ich.
Toni kam zur gleichen Zeit aus dem Haus und
kam zu mir.
„So, jetzt holen wir unser Frühstück nach. Was hältst du von einem Picknick?“ fragte er grinsend.
Mein Magen kurte Augenblicklich und fühlte sich offensichtlich angesprochen. Toni grinste darüber.
„Seid wann magst du Picknicks?“
Toni lies eine Andeutung von einem lächeln sehen aber er sagte nichts dazu.
Wir stiegen in den Wagen und fuhren ungefähr zehn Minuten, dann fuhr er auf einen Parkplatz, holte den Korb und eine Decke aus dem Kofferraum. Ich trottete hinter ihm her und überlegte wie wenig ich doch von diesem Mann wusste. Da arbeitet man jahrelang zusammen und wir waren uns auch so näher
gekommen aber im Grunde wusste ich nichts über ihn privat.
Wir gingen auf eine Wiese am Rande des Waldes und Toni Breitete die Decke aus. Ich stellte die Sachen aus dem Korb auf die Decke.
„Das muss ich dir lassen Toni, du kannst wirklich ein Tolles Picknick zusammenstellen.“ sagte ich überrascht als ich sah was er alles eingepackt hatte.
Er grinste mich an und nahm sich einige Weintrauben. Mein Magen hing mir schon in den Knien und ich haute kräftig rein. Er lag auf der Seite und stützte sich auf seinen Ellbogen. Sein Frühstück wie er es nannte bestand nur aus Obst aber so war er nun mal. Toni wartete bis ich fertig war mit essen.
Dann fragte er unvermittelt, "Macht Mark dir Probleme?"
Überrascht sah ich ihn an, "Wie kommst du darauf? Er... Er meinte, er wollte mir verbieten bei dir zu Arbeiten. Mark gefällt es nicht das ich bei den Bartels arbeite. Es ist zu gefährlich, da wird scharf geschossen... Bla, bla, bla..." brachte ich heraus, ohne ihn direkt anzusehen.
"Mark ist dir nicht egal und du bist ihm schon lange nicht egal. Wenn es nach ihm geht, trägst du bald wieder seinen Ring an den Finger." kommentierte er.
Sein Handy klingelte und er ging ran.Tonir setzte sich hin und stand schließlich auf. Nach einem kurzem Gespräch steckte Toni sein Handy wieder ein. „Das war Michael , ich
muss ins Büro. Ich fahre dich eben nach Hause.“
Wir packten alles zusammen und fuhren los. Schweigend fuhr er mich zu meiner Wohnung. Ich stieg aus, er winkte mir kurz und schon war er verschwunden.
In meiner Wohnung angekommen zog ich meine Schuhe aus und stellte sie in den Schuhschrank im Flur, meinen Bläser hängte ich an die Garderobe. Über den Tag grübelnd ging in die Küche und hörte meinen Anrufbeantworter ab. Es waren drei Anrufe drauf, der Erste war von Jan. „Willkommen zuhause! Ich hoffe du bist einverstanden das ich dich für Toni freigestellt habe, ich muss jetzt für ein paar Wochen nach Berlin. Gib
Sabine deine Ermittlungsberichte aus London. Ich melde mich wenn ich zurück bin.“
Der zweite war von meiner Mutter, „Hallo Juli, du bist ja schon wieder nicht da. Sag Bescheid ob du nächsten Sonntag zum Essen kommst.“
Der Dritte war von Mark. „Ich komme um 20 Uhr, wir müssen Reden ich bringe Pizza mit.“
Ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Die Nachrichten löschte ich und ging ins Schafzimmer. Ich legte den Gürtel mit dem Pistolenhalfter ab und schloss die Pistole in den kleinen Safe ein, den mir Toni hatte einbauen lassen. Den Empfänger machte ich mit Mühe von meinen Rock ab und legte ihn mit dem Headset auf die Kommode. Dann zog ich meine Sachen aus und hängte sie in den
Schrank. Ich zog mir eine Jogginghose an und ein T-Shirt. Im Bad schminkte ich mich ab, ging ins Wohnzimmer und machte es mir mit der Fernbedienung auf dem Sofa bequem und schaltete von einem Programm aufs andere. Aber ich nahm die Sendungen gar nicht war mein Kopf war ganz wo anders.
Ich sah auf die Uhr, achtzehn Uhr vierundzwanzig. In anderthalb Stunden würde Mark hier auftauchen. Was wollte er bloß? Im letzten halben Jahr habe ich ihn ganze drei mal gesehen und nur kurz mit ihm gesprochen. Was sollte das jetzt alles? Ich musste zugeben das er mir Angst einjagte, als er mir so nah gekommen war. Er sah heute einfach unverschämt gut aus, er schien so voller Kraft und Energie und er hat mir Angst
gemacht. Warum? Ich hatte noch nie Angst vor ihm.
Den Fernseher wollte ich gerade ausschalten als die Nachrichten anfingen. Mit der Fernbedienung in der Hand blieb ich stehen und hörte der Nachrichtensprecherin zu.
„Bereits die fünfte Frauenleiche wurde in Dortmund gefunden. Die Frauen wurden zum Teil über ein Jahr vermisst. Der Polizeipräsident hat heute Morgen abgestritten das die Toten Frauen etwas miteinander zu tun gehabt hätten, es wäre auch kein verrückter gewesen. Der Polizeipräsident sagte uns es wäre zwar merkwürdig das die Frauen alle samt vorher ein paar Monate verschwunden wären aber es waren eindeutig unterschiedliche Mörder. Das ergaben auch
die DNA Spuren und auch die Todesursache war jedes mal eine andere. Mehr wollte man uns nicht sagen um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Jetzt das Wetter...“ sagte sie und ich schaltete ab.
Ich ging in die Küche um mir einen Tee zu machen. Ich stellte den Heißwasserkocher an, holte mir eine Tasse aus dem Schrank und hang einen Teebeutel rein.
Der Polizeipräsident wusste wesentlich mehr über die Frauen als er sagen wollte. Überlegte ich. Alle Frauen waren Monate verschwunden bis sie auf einmal einem Mord zum Opfer fielen. Verdammt, was ging da vor? Vielleicht wusste Mark was über die Morde, er arbeitete schließlich im Morddezernat. Die Detektivin in mir war wieder erwacht und ich wollte dem
Rätsel auf die Schliche kommen. Ich war mir fast sicher die Toten Frauen hatten was miteinander zu tun, auch wenn es vehement bestritten wurde. Da steckte wesentlich mehr hinter. Wo waren die Frauen gewesen? Entführung? Nein das ergab keinen Sinn, es gab ja keine Lösegeldforderung. Wenn man raus bekam warum die Frauen Monate lang verschwunden waren, dann würde auch die Verbindung klar sein, davon war ich überzeugt. Ich wollte Mark nachher fragen.
Mark...
Meine Gedanken schweiften zu ihm. Die Anziehungskraft zu Mark war in keiner Weise geschrumpft. Er war immer noch der Mann der mir unter die Haut ging. Was war los mit mir? Bin ich auf einmal verrückt geworden? Hatte
ich nichts aus der Katastrophe gelernt? Mark und ich das würde nie gut gehen.
Toni hingegen war mir immer noch ein Geheimnis, er passte auf mich auf, arbeitete gerne mit mir und wollte leider keine feste Beziehung. Aber er war mein Freund und ich konnte mich auf ihn verlassen.In seinem Beruf war er einsame Spitze aber Privat war er ein Geheimniskrämer. Toni war mein Mentor, mein Lehrmeister, mein Beschützer, mein Freund und vor fünf Jahren hätte er mich fast rum gekriegt.
Der Heißwasserkocher war fertig und ich schüttete das kochende Wasser in meine Tasse. Mit der Tasse setzte ich mich wieder aufs Sofa.
Mein schlechtes Gewissen machte sich wieder
breit. „Mein Gott Julia.“ sagte ich selber zu mir. Mark und ich sind Geschieden, haben keine Beziehung mehr und ich mache mir Gedanken darüber ob es richtig war über Toni nachzudenken?
Ich schaltete den Fernseher wieder an und blätterte über die Programme. Es schellte und ich sah auf die Uhr neunzehn Uhr achtunddreißig. Mark! Entfuhr es mir, ich rührte mich nicht. Es schellte wieder und dieses mal Sturm! Durch den Spion der Tür sah ich Mark. Nervös holte ich noch einmal tief Luft und öffnete. „Hi, du bist früh.“ sagte ich, ging an die Seite und ließ ihn rein. Mark blieb im Flur stehen mit einem großen Pizza Karton in der Hand. „Wo ist die Küche?“ fragte er und lächelte mich breit an.
„ Hier rechts.“ sagte ich und zeigte in Richtung Küche.
Auf dem Küchentisch stellte er die Pizza ab. „Hübsch deine Wohnung.“
Ich holte zwei Teller aus dem Schrank und stellte sie auf den Küchen Tisch. Aus dem Kühlschrank nahm ich eine Flasche Wein und holte aus dem Wohnzimmer zwei Weingläser. Wir setzten uns gegenüber an den Tisch. Mark hatte seine Lederjacke ausgezogen und über die Stuhllehne gehängt. Mit einer schwarzen Jeans und einem weißen T-Shirt bekleidet, war ihm das nicht zu kalt, sah er verdammt gut aus. Dazu hatte er Turnschuhe an. Sein lächeln war umwerfend.
Mark hatte den Wein eingegossen und griff sich ein Stück Pizza um herzhaft rein zu
beißen. Langsam hob ich mein Glas an meinen Mund und nahm einen großen Schluck.
„Warum bist du hier?“ Ich nahm mir auch ein Stück und biss rein.
Ernst sah er mich an, „ Du hast mir gefehlt!“ Mark nahm auch einen Schluck aus seinem Glas. „Julia, ich habe festgestellt, das ich dich immer noch liebe und das ich Fehler gemacht habe.“ Seine Augen hielten meine Gefangen, wie schon so oft. „Wenn ich ehrlich bin hatte ich nie wirklich angenommen das du was mit Jan oder Toni hattest. Ich war nur eifersüchtig und wollte dich verletzen. Weil du mehr Zeit mit ihnen als mit mir verbracht hast.“
Sein Geständnis überraschte mich. Mit Mühe riss ich meinen Blick von seinem los und
trank mein Glas leer. „Warum sagst du das ausgerechnet jetzt zu mir?“ Er nahm mir das Glas aus der Hand und schüttete noch mal nach.
„Ich sage dir was Julia. Unsere Ehe hat kein schönes Ende genommen, aber ich habe es satt noch länger ohne dich zu leben und ich will wieder mit dir zusammen sein.“ Mark sah mich sehr eindringlich an. „Das ist mir schon vor Monaten bewusst geworden, aber du hast dich ja die ganze Zeit versteckt.“
Ich funkelte ihn böse an. „Ich habe mich nicht versteckt, wie du das so schön ausdrückst. Die ganze Zeit habe ich gearbeitet!“ Meine Stimme wurde lauter vor Wut. „Warum hätte ich mich hier länger aufhalten sollen? Schließlich, ist mir nur noch mein Job
geblieben und so gut wie du auf mich zu sprechen warst, war es besser für eine Zeit von hier zu verschwinden.“ In einem Zug leerte ich mein Glas und nahm mir noch ein Stück Pizza.
Mark grinste breit. „Du hast auf die Annullierung bestanden. Obwohl ich mich entschuldigt habe und alles rückgängig machen wollte.“ Mein Glas hatte er schon wieder gefüllt, sah mich an und wartete auf meine Reaktion.
Leider hatte er ja recht und ich hatte es schon längst bereut, aber was sollte das jetzt noch ändern?
„Was willst du jetzt von mir?“
„Ich will wieder mit dir zusammen sein! Und noch mal gebe ich dir nicht die Gelegenheit
dich von mir zu trennen. Das ist ein Versprechen! Julia du gehörst zu mir!“
Verblüfft sah ich ihn an, so viel Gefühl hat er mir nicht gezeigt als wir noch verheiratet waren. Ich spürte wie in mir die Wut wuchs. Diese für ihn so typische Arroganz mit der er mir begegnete passte mir überhaupt nicht. Es freute mich zwar das ich ihm immer noch so wichtig war aber so einfach würde er mich nicht herum kriegen! „Nur zu deiner Information, ich gehöre dir nicht und du hast mich mit deiner penetranten Eifersucht vertrieben!“ schrie ich ihn voller Wut an.
Ich fing an den Tisch ab zu räumen und die Teller in die Spülmaschine ein zu räumen. Die letzte Pizza packte Mark in meinen leeren Kühlschrank. „Du bist wohl noch nicht zum
einkaufen gekommen.“ Lachte er mich an.
Mir fiel nichts anderes ein als ihm einen Bösen Blick zu werfen.
„Was ist mit den Frauen Morden hier in Dortmund? Heute in den Nachrichten, haben sie gesagt das mittlerweile die fünfte Frau gefunden wurde.“ wechselte ich das Thema.
Mark verzog das Gesicht, „Du weißt das ich über laufende Ermittlungen nicht sprechen darf.“ wehrte er ab.
Vor ihm blieb ich stehen und verschränkte meine Arme vor der Brust, „Mark ich bin nicht dumm! Ihr behauptet das die Morde nichts miteinander zu tun haben aber alle Frauen waren Monate lang auf der Vermisstenliste. Das ist doch kein Zufall.“ beharrte ich.
Seufzend verschränkte er auch die Arme, „Juli
ich werde nicht mit dir über den Fall reden!“
„Die Frauen hatten vielleicht unterschiedliche Mörder aber sie hatten doch eine Verbindung.“
„Hör mal, das ist nicht mein Fall und auch wenn er es wäre...“
„Mark was ist da los? Jetzt war ich drei Monate in London und auf einmal gibt es hier fünf ermordete Frauen? Wir sind hier in Dortmund und nicht in Chicago.“ unterbrach ich ihn.
„Wir wissen noch nichts, also kannst du mit der Fragerei aufhören.“ sagte er wütend.
Es hatte keinen Sinn! Mark würde mir nichts sagen, wütend ließ ich ihn stehen und drehte mich um. Als ich ins Wohnzimmer gehen wollte fing er mich im Flur ab, packte mich am Handgelenk zog mich zurück und drückte
mich mit seinem Körper an die Wand. Ich gab einen erstickten Laut von mir, sein ganzes Gewicht drückte auf mich und ich konnte mich nicht rühren. Sein Blick hielt mich gefangen und ich spürte wie mein Puls anfing zu rasen. Mit beiden Händen umfasste er meine Taille, wich ein paar Zentimeter von mir zurück um mich etwas hoch zu heben. Sofort drückte sein Körper mich wieder an die Wand. Jetzt waren wir auf Augenhöhe und sein Blick verdunkelte sich. Langsam senkte er seinen Mund auf meinen und küsste mich langsam und sehr sinnlich. Verdammt! Das fühlte sich so gut und richtig an. Meine Knie wurden weich und meine Arme legten sich um seinen Nacken.
Mark rieb seinen Unterleib an meinen
Oberschenkeln und ich spürte das er erregt war. Seine Hände wanderten unter mein T-Shirt und öffneten meinen BH, um schließlich meine Brüste fest zu umschließen und mit seinen Daumen meine Spitzen zu reizen. Ich stöhne und er nutzte die Gelegenheit um seine Zunge tief in meinen Mund zu stoßen. Ich war verloren und keinen klaren Gedanken mehr fähig. Ohne seinen Mund von meinem zu lösen, nahm er mich auf seine Arme und trug mich ins Schlafzimmer. Dort lies er mich auf das Bett sinken und zog mich aus. Er löste sich nur kurz von mir um sich selber von seinen Kleidern zu befreien.
Langsam fing er an meinen Körper zu erforschen und als ich es nicht mehr aushielt kam er zu mir.
Um sechs Uhr ging der Wecker. Ich lag in seinen Armen und er beugte sich über mich um den Wecker aus zu schalten. Mark lag mit seinem Oberkörper über mir und lächelte mich an.
„Guten morgen Julia!“ Sein Kuss war nicht fordernd, sondern nur zärtlich. „Komm, wir müssen aufstehen! Das wird ein langer Tag.“ Schon war er aus dem Bett gesprungen und verschwand im Bad.
Ich konnte es nicht fassen. Warum war ich wieder mit ihm im Bett gelandet? Ich streckte mich und stand auf, zog mir den Bademantel über. Dann ging ich in die Küche um Kaffee auf zu setzen.
Es war nicht zu fassen! Hab ich überhaupt nichts aus der Ehe mit Mark gelernt? Im Bett
verstanden wir uns mehr als gut aber ansonsten machte er mich mit seiner Eifersucht wahnsinnig. Nein, das wird nicht gut gehen mit uns, es würde genau so laufen wie beim letzten mal.
Aber ich musste zugeben, es fühlte sich gut an nicht allein zu sein und das war es gewesen. Ich wollte nicht allein sein und die Körperliche Liebe fehlte mir.Mark kam frisch geduscht in die Küche, schüttete sich einen Kaffee ein und setzte sich mir gegenüber. Im ersten Moment merkte ich gar nicht das er mich forschend ansah. „Juli,“ er sah mir tief in die Augen, „wir müssen ernsthaft miteinander reden! Leider fehlt uns jetzt die Zeit, aber es ist wichtig!“ Seine Stimme war ganz ruhig und leise. „ Was ich gestern sagte meinte ich
ernst. Ich liebe dich und ich lasse dich nicht noch einmal gehen.“ Seine Worte trafen mich wie ein Hammer schlag, ein leichtes Panik Gefühl kam in mir auf und sein Willensstarker Blick ließ mich erschauern. Angst breitete sich in mir aus. Aber wo vor? Warum? Habe ich nicht grade erst festgestellt gehabt, das es ein gutes Gefühl war nicht allein zu sein?
Nach dem er seinen Kaffee ausgetrunken hatte, stand er auf und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. „Ich muss jetzt los. Wir sehen uns nachher.“ Und schon war er weg.
Verwirrt über das Ganze, wusste ich nicht so genau was ich eigentlich tun sollte. Ich stellte mich unter die Dusche und ließ das heiße
Wasser auf meinen Körper prasseln bis ich Krebs rot war.
Als ich den Duschvorhang weg zog hielt mir jemand ein Handtuch hin. Leicht erschrocken griff ich danach und schlang es um meinen Körper.
„Zieh dir einen Hosenanzug an.“ sagte Toni und die Badezimmertür schloss sich.
Wütend zog ich mir den Bademantel wieder an und ging ins Schlafzimmer um mich anzuziehen. Was suchte Toni hier? Hat er Mark noch gesehen. Leider musste ich mir eingestehen, das Tonis plötzliches Auftauchen mich nervöser machte als Mark Drohung, mich nicht wieder gehen zu lassen.
Schnell zog ich mich an, schminkte mich dezent und ging in die Küche. Toni saß am
Tisch und sah sich Listen durch. Als ich rein kam sah er mich forschend an. Er wirkte ganz ruhig und gelassen. Leider war der erste Moment der Wut wieder verraucht und ich hätte vor Nervosität alle Fingernägel auf einmal abknabbern können.
„Morgen Toni, was machst du hier?“ Ich hatte es schon aufgegeben zu fragen wie er rein gekommen ist. Das tat er schon so lange wie wir uns kannten. Plötzlich stand er in meiner Wohnung, einfach so, ohne das ich wusste wie er rein kam.
„Ich wollte dich abholen.“ Er stand auf und kam auf mich zu um direkt vor mir stehen zu bleiben. „Unten auf dem Hof habe ich Mark getroffen, als er gerade dabei war in sein Auto zu steigen.“
Plötzlich war da diese Verlegenheit in mir, ich sah auf meine Schuhe runter, was sollte ich nur sagen? Hallo ich war erwachsen und wenn ein Mann bei mir übernachtete brauchte ich mich nicht dafür zu entschuldigen. Außerdem war es Mark gewesen... Ja eben, es war Mark.
Er legte mir einen Finger unters Kinn und hob meinen Kopf soweit an das ich ihm in seine fast schwarzen Augen sehen musste.
Es zuckte um seine Mundwinkel. „Juli, Juli, es wird langsam mal Zeit das du dich entscheidest was du willst. Nur verlass dich darauf das ich dieses Mal nicht einfach zusehe wie du dich wieder an Mark verschwendest. Ich werde dir diese Entscheidung nicht einfach machen.“
„Toni was kannst du dagegen halten?“ fragte ich genervt.
Langsam beugte er sich zu mir runter und berührte mit seinem Mund ganz leicht meine Lippen. Er grinste mich an und lies seine Hand sinken. „Wir müssen los!“
Toni nahm die Listen vom Küchentisch und reichte mir den Mantel im Flur und öffnete mir die Tür.
Leicht benommen und mit furchtbarem schlechten Gewissen gegenüber Mark setzte ich mich auf den Beifahrersitz. Schweigend fuhren wir zum Haus der Bartels.
In dem Saal wo die Einsatzbesprechung am Vortag statt fand, war jetzt zur Einsatzzentrale umfunktioniert worden. Es war ein Teil der
Möbel rausgeräumt und an ihrer Stelle standen zehn Schreibtische mit Computern, Telefonen und Druckern dort. Es stand noch ein Ovaler Konferenztisch für ca. zwanzig Leute da, an dem wir uns gestern mit etwa dreißig Leute gequetscht hatten und in einer Ecke war ein Kühlschrank auf dem zwei große Kaffeemaschinen im Dauerbetrieb waren. Es waren ungefähr dreißig Leute im Raum, ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus Polizei und AM Security, die in einem hektischen Treiben verfallen waren.
Toni und ich gingen zu unseren Leuten um den Einsatz abzusprechen. Karin Siebert kam mir lächelnd entgegen. „Hallo Juli. Ich habe gerade von Monster gehört du bist auch wieder dabei.“ Überschwänglich nahm sie
mich in den Arm. Sie hatte Blondes schulterlanges Haar, war siebenundzwanzig Jahre, eins siebzig groß mit einer guten Figur und grüne Augen. Die jetzt am strahlen waren.
Ich drückte sie kurz fest an mich, es war eine Freude sie wieder zu sehen. Früher hatten wir einige Aufträge zusammen erledigt und es hatte sich daraus eine Freundschaft entwickelt. Was kein Wunder war, Personenschützer arbeiteten oft tagelang vierundzwanzig Stunden zusammen. Man musste sich vertrauen können, es hing ja oft ein Leben davon ab. Jetzt musste ich mir eingestehen, wie sehr ich das vermisst hatte. Mit meinen Freunden zusammen zu arbeiten. In den letzten Monaten wo ich nur als Detektivin unterwegs war, fühlte ich mich sehr
oft einsam.
Wem wollte ich eigentlich was vor machen? Ich haste den Job nicht ich liebte ihn und jetzt wusste ich auch wieder warum!
„Karin, mir hat man nicht gesagt das du dabei bist. Gestern auf der Einsatzbesprechung
habe ich dich nicht gesehen.“
„Da war ich auch nicht dabei, eigentlich sollte Annabelle Fischer den Einsatz machen, aber die hat sich nicht gemeldet.“
Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse. Sie war mehr oder weniger meine Feindin, wo sie auftauchte gab es Ärger. Diese Frau war eindeutig falsch in diesem Beruf und brachte oft ihre Kollegen in gefährliche Situationen. Aus welchen Gründen auch immer behielt Toni sie, obwohl er sonst solche Leute in einer
Millisekunde feuerte.
„Wir wechseln uns ab. Ich habe meine Schicht jetzt hinter mir, die Frau Bartel ist sehr nett, also ganz okay.“ sagte sie mit einem lächeln.
„War irgend etwas?“ fragte ich schnell.
„Nein. So ich muss ins Bett!“
Karin grüßte kurz Toni und verschwand. Kalle Baumann saß am PC und lächelte mich an. Er war einunddreißig Jahre, eins achtzig groß und seine Muskelöse Erscheinung wirkte Angst einflößend. Was durch seinen kantigen Kopf und seiner Glatze unterstrichen wurde.
Kalle stand auf ging um den Tisch und klopfte Toni auf die Schulter. „Gut das du die Süße wieder heim geholt hast, es war so langweilig ohne sie!“
Toni grinste und setzte sich an den PC.
Kalle kam zu mir und ich umarmte ihn freudestrahlend. „Hallo du Monster! Was heißt da es war zu langweilig ohne mich?“
Kalle hob mich hoch in seine Arme und Mark der auch gerade ankam beäugte das ganze leicht angesäuert. Ich hatte ihn noch nicht gesehen, aber ich spürte seinen Blick der sich in meinen Rücken brannte.
Kalle ließ mich vorsichtig wieder runter. „Juli, du bist immer für Katastrophen gut!“ und grinste breit als ich ihm spielerisch gegen die Schulter boxte.
Toni grinste auch, „Juli, mach meine Männer nicht fertig!“ scherzte er.
„Chef, gönne uns doch das kleine Vergnügen … .“ meinte Monster und stieß mich leicht mit dem Ellbogen an. Was ich mit einem weiteren
Boxen quittierte.
„Das könnt ihr Montag machen, ich habe euch beide um sechzehn Uhr zum Schießtraining eingeteilt. Juli, du musst jetzt hoch zu Frau Bartel, sie ist in ihren Räumen.“ sagte er im Befehlston.
„Okay! Bis nachher.“ sagte ich im weggehen und grinste Kalle noch mal Augenzwinkernd an.
Ich war gerade dabei die ersten Stufen rauf zu laufen als Mark mir hinterher kam. „Juli, dein Bruder hat angerufen und gefragt was morgen mit dem Essen bei deinen Eltern ist. Ich habe ihm gesagt das du morgen frei hast und kommen kannst.“
Wütend drehte ich mich zu ihm um, „Bist du schon mal auf die Idee gekommen, ich könnte
was anderes vor haben? Außerdem, warum ruft Markus dich an?“
Er grinste mich ungerührt an, „Du bist gerade, seid Monaten, das erste mal wieder zuhause, da ist es doch selbstverständlich, das du für deine Eltern Zeit hast. Dein Bruder hat mich angerufen, weil eure Mutter mich nicht erreicht hatte. Ich bin auch eingeladen!“
Die Bemerkung die mir auf der Zunge lag schluckte ich runter und ging die Treppe hoch. Leise klopfte ich bei Frau Bartels Privaträumen an. Vor ihrer Tür stand einer von der Polizei. Er sah nur kurz auf meinen Ausweis und ließ mich durch, als ein „Herein!“ von drinnen zu hören war.
Als ich eingetreten war saß sie mit einem Buch in der Hand auf dem Sofa, die Beine
unter ihren zierlichen Körper gezogen. Auf dem Tisch vor ihr stand eine Tasse Tee. Sie lächelte mich freundlich an.
„Guten morgen, Frau Bartel. Mein Name ist Julia Bauer. Ich bin die nächsten vierundzwanzig Stunden für ihre Sicherheit verantwortlich.“ Sofort nahm ich meine Position neben der Türklinke ein.
Frau Bartel ließ ein Lesezeichen in ihr Buch fallen, legte es auf den Tisch und stand auf. Lächelnd kam sie auf mich zu und reichte mir ihre Hand. „Nennen sie mich bitte Elisabeth oder noch besser Lisa. Ich hoffe sie haben nichts da gegen wenn ich sie Julia nenne.“
Ein schmunzeln konnte ich mir kaum verkneifen, sie war unheimlich Sympathisch. „Wie sie wünschen Frau Bartel.“ Gab ich zur
Antwort. Was mir sofort einen Bösen Blick einbrachte. „Wie sie wünschen Lisa.“ Korrigierte ich mich sofort.
Ein strahlendes Lächeln kam bei ihr zum Vorschein.
„Julia, kommen sie und setzen sie sich zu mir, es ist zu mühsam sich auf diese Entfernung zu unterhalten.“ Lisa hatte sich schon wieder aufs Sofa gesetzt und klopfte auf den Platz neben sich. „Wir werden jetzt viel Zeit zusammen verbringen, also lassen sie uns das Beste daraus machen.“
Lächelnd setzte ich mich neben sie. „Was haben sie für den heutigen Tag geplant?“
Lisa überlegte kurz, „Um zehn Uhr habe ich einen Friseur Termin, so wie jeden Samstag. Dann um sechzehn Uhr Eröffnung einer
Boutique auf dem Westenhellweg und heute Abend ein Wohltätigkeitsball in der Halle drei der Westfalenhallen.“ zählte sie auf.
Ich stutzte bei dem Terminplan. „Wäre es nicht besser, angesichts der neusten Vorkommnisse, Dauertermine um zu legen?“
Lisa sah ein bisschen missmutig drein. „Das wollte Karl so, wir sollten nichts verändern und den Attentätern keine Angst zeigen.“
Mir war klar das Anschläge damit provoziert wurden. „Haben sie mit Mark Stein oder Antonio Marcello gesprochen?“
Lisa schüttelte mit dem Kopf. „Ich habe mit niemanden gesprochen und ich bezweifle das Karl das getan hat.“
Ich überlegte kurz, „Macht ihr Friseur Hausbesuche?“ fragte ich.
„Ja.“ sagte sie und nickte zustimmend.
Ich stand auf und ging in Richtung Tür. „Ich versuche mal was zu organisieren. Bin gleich wieder da.“ Lächelnd ging ich raus.
Die Treppe nahm ich zügig auf dem direkten Weg zur Einsatzzentrale. Toni besprach gerade etwas mit Mark und sie sahen sich Pläne vom Grundstück an. Also marschierte ich direkt zu ihnen, sie waren so vertieft das sie mich erst gar nicht bemerkten.
„Hallo Jungs, ich muss mit euch sprechen!“
Überrascht sahen mich beide an. „Wir können uns an den Konferenztisch setzen.“ Meinte Toni und wir setzten uns. Sofort erzählte ich was ablief und machte meinen Vorschlag von dem Hausbesuch des Friseurs. Beide sahen mich ungläubig an.
„Wir werden mit Herrn Bartel sprechen, aber das mit dem Hausbesuch kannst du vergessen.“ sagte Mark und Toni nickte zustimmend. „Juli geh wieder hoch zu Frau Bartel, wir sagen dir gleich Bescheid.“
Ich stand auf, „Denkt nur daran der Friseur Termin ist um zehn Uhr.“
In null Komma nichts war ich wieder bei Lisa und erklärte ihr was jetzt vor sich ging. Zwanzig Minuten später wurde ich durch meinen Headset im Ohr runter gerufen.
Toni wartete schon auf mich, „Monster und einer von der SOKO Beamten fahren mit dir und Frau Bartel zum Friseur.“
Mark kam rüber zu uns, „ In zehn Minuten fahrt ihr los:“ Toni drückte mir noch was in die
Hand und ich ging wieder rauf.
Herr Bartel stand gerade neben seiner Frau als ich rein kam. „Oh, Entschuldigung.“ und wollte das Zimmer wieder verlassen, als Karl Bartel mich wieder zurück rief.
„Frau Bauer bleiben sie hier.“ Jetzt gibt es ärger! Davon war ich fest überzeugt. Ich stellte mich wieder neben die Tür.
Das Ehepaar Bartel wechselte noch ein paar Worte, bevor Bartel das Zimmer wieder verlassen wollte. Bei mir blieb er stehen und sah mir fest in die Augen. „Passen sie auf meine Frau auf!“ befahl er und schon war er raus.
Keine fünf Minuten später hatte ich Lisa verkabelt, Toni hatte mir, das Mikro, den Sender und sie war mit einem Panikknopf in
die Hand gedrückt. Zusammen gingen wir runter in die Halle. Der von der SOKO ging mit uns raus und Kalle hielt die hintere Wagentür für Frau Bartel auf. Wir stiegen alle ein, Kalle als Chauffeur und der Polizist neben ihm, ich saß neben Frau Bartel. Ganz wohl war mir nicht in meiner Haut, aber alle Vorsichtsmaßnahmen waren getroffen worden.
Wir waren gerade fünf Minuten unterwegs als sich mein Knopf im Ohr meldete. „Juli, ein Wagen folgt euch. Monster es ist ein BMW mit schwarz Getönten Scheiben.“
Diese Nachricht gefiel mir genau so wenig wie Kalle der mir im Rückspiegel einen Blick zu warf. Der Polizist von der SOKO legte seine Hand auf seine Waffe.
„Fahrt schön langsam und nehmt viel befahrene Straßen und nicht den direkten Weg.“ kam der Befehl übers Headset.
Unsere Jungs wollten sicher sein das der Wagen uns folgt. Dann würden sie sich ihn schnappen. Die Spannung war kaum auszuhalten. Solche Jobs haste ich, wenn man nicht wusste aus welcher Ecke die Bedrohung kam.
Mein Nervenkostüm war ganz schön angespannt. Die Mutigste war ich auch nicht und oft genug hatte ich mehr Angst als unsere Klienten, die sich Beschützt fühlten. Wie bin ich nur auf diesen Blöden Job gekommen? Fragte ich mich, wie immer in diesen Situationen.
Nach dem meine Boutique abgebrannt war,
stand ich ganz schön Ratlos da! Hätte Jan mir damals nicht angeboten in seiner Detektei zu arbeiten hätte ich nicht mehr weiter gewusst. Mark hatte damals meinen Fall übernommen. Ich hab ganz schön dumm aus der Wäsche geschaut als plötzlich Mark Stein vor mir stand, wir kommen beide aus Dortmund Sölde und sind zusammen zur Schule gegangen. Seid ich zur Uni ging hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Erst durch meinen abgebrannten Laden haben wir uns wieder gesehen und uns ab und an getroffen. Damals war er noch nicht bei der Mordkommission.
Pleite wie ich war, konnte ich froh sein das Jan mich einstellte. Das war auch der Zeitpunkt das ich Toni kennen lernte. Er sollte mir die Tricks und Kniffs beibringen die ein
Detektiv so beherrschen musste. In den ersten Fällen sind wir immer als Paar aufgetreten. Toni machte mir ein bisschen Angst und er ging mir leicht unter die Haut. Als er mir anbot im Personenschutz zu arbeiten und eine Ausbildung bei ihm zu machen, lockte das Geld. Mark war ganz schön angefressen und wir trafen uns längere Zeit nicht. Nach dem Toni und ich an einem Personenschutz Fall längere Zeit zusammen gearbeitet hatten, waren wir uns sehr nah gekommen und zwischen uns war eine Freundschaft entstanden.
Wir bogen um eine Kurve und Lisa wurde nervös, was mich aus meinen Gedanken raus riss. Ich drückte ihre Hand und lächelte sie aufmuntert an, „Es ist alles in Ordnung, wir
müssen nur sicher gehen und können nicht den direkten Weg fahren.“
Lisa entspannte sich etwas, „Ich fühle mich nur wie auf einem Präsentierteller. Aber bei ihnen Julia und ihren Kollegen fühle ich mich sicher.“
Der Knopf in meinem Ohr meldete sich wieder. „Kalle fahr links in die nächste Straße und von da aus direkt zum Ziel.“ Wir sahen uns alle kurz an, es war klar das sie sich jetzt den BMW schnappen würden. Lisa bekam von alldem nichts mit, sie dachte wir fahren sie nur zum Friseur und das war auch gut so.
Noch bevor wir vor dem Friseur hielten bekamen wir die Meldung, „ Wir haben ihn!“
Kalle und der Polizist stiegen aus und sicherten den Bürgersteig vor dem
Friseurgeschäft. Kalle gab mir ein Zeichen und ich stieg aus, wir postierten uns um Frau Bartel und ich ging mit ihr in den Salon.
„Bitte geben sie ihr einen Platz weit vom Fenster weg.“ Sagte ich zu dem Friseur, der sie sofort weit nach hinten brachte. Ich setzte mich auf einem Stuhl der zwischen ihr und der großen Glasfront stand.
Wir unterhielten uns während der Friseur die Lockenwickler in ihr Haar drehte, bis ich plötzlich einen roten Punkt von einem Laser Pointe auf ihrem Kopf sah. Ich reagierte sofort, riss sie vom Stuhl auf den Boden und bedeckte sie mit meinem Körper. In meinem Kopf dröhnte das Adrenalin und mein Herz raste wie verrückt. Übers Headset gab ich schnell den anderen Bescheid. „Kode eins,
Kode eins!“ Ich hielt sie am Boden gedrückt. „Ganz ruhig Lisa, alles Okay.“
Kalle und der Polizist kamen sofort rein gestürzt und da viel der Schuss. Bevor sie bei uns waren. Es zersprang das Schaufenster in Tausenden von Glassplittern, die durch die Luft flogen und dann spürte ich einen stechenden Schlag, der sofort Schmerzen auslöste an meiner Schulter. Ich unterdrückte einen Aufschrei aber es kostete mich alle meine Willensstärke. Verdammt tat das weh.
Die anderen Kunden schrien und gingen in Deckung. Die Jungs versuchten die Leute zu beruhigen und draußen hörte man schon die Sirenen. Kalle sah das Blut an meiner Schulter und gab sofort „Kode elf“.
Der Knopf im Ohr sagte, „Wir verfolgen den Schützen. Bringt Frau Bartel nach Hause!“ Mein Körper bebte vor Erleichterung und Schmerz. Das Adrenalin rauschte in meinen Ohren. Kalle half mir beim Aufstehen und sah besorgt auf die blutende Stelle an meiner linken Schulter. Ich war weiß wie die Wand. Er hielt mich fest damit ich nicht das Gleichgewicht verlor. Zwei weitere Leute von uns halfen Lisa beim aufstehen, die erschrocken auf mich blickte.
„Mein Gott! Julia sie sind verwundet.“ Entsetzen stand in ihrem Gesicht geschrieben.
Unsere Leute brachten sie ins Auto und fuhren los.
„Komm, der Krankenwagen steht draußen.“
sagte Kalle, der auch etwas mitgenommen aussah. Der Arzt behandelte mich im Krankenwagen. „Es ist nur ein Streifschuss, wir brauchen noch nicht ein mal nähen. Sie hatten verfluchtes Glück! Der Krankenwagen bringt sie in die Klinik, dort werden sie noch einmal durchgecheckt.“
"Auf keinen Fall!" sagte ich und stand von der Liege auf.
Als ich aus dem Wagen kam stand Toni da. Und sah mich besorgt an. „Und?“ fragte er mit einem Blick auf den Verband.
„Nur ein Kratzer, musste noch nicht mal genäht werden.“ sagte ich mit einer Wegwerfenden Handbewegung.
Er grinste mich an und sprach in sein Mikro. „Kode elf aufgehoben. Kode elf aufgehoben.“
Toni griff um meine Taille und schob mich zu seinem Wagen. „Gott sei dank ist keiner von den Gassplittern verletzt worden. Ich fahre dich nach Hause.“
Langsam erwachte ich wieder zum Leben. „Nein, ich will erst zum Haus der Bartels. Lisa war ganz schön fertig, ich muss sie erst beruhigen. Und dann fahre ich nach Hause.“ Mit einem Seufzen trat Toni aufs Gaspedal.
Alle waren sehr erstaunt mich in der provisorischen Einsatzzentrale zu sehen. Als erster entdeckte mich Kalle und spurtete zu mir, nahm meine Hände und musterte mich aufs genauste. „Alles Okay?“
Ich musste lächeln, alle waren erstarrt wie dieser Brecher auf mich zu gestürzt war. „
Es ist nur ein Streifschuss. Musste noch nicht ein mal genäht werden.“
Als es plötzlich ganz still wurde, wusste ich das Mark die Einsatzzentrale betreten hatte. Mir brannte sein Blick im Rücken. Kalle ging zu seinem Arbeitsplatz und alle waren auf einmal sehr beschäftigt. Langsam drehte ich mich um und sah ihm direkt in die Augen. Ich konnte Erleichterung und aufsteigende Wut in ihnen lesen.
Mark blieb vor mir stehen, „Alles Okay?“ kam die Frage kaum mehr als ein Flüstern.
Ich lächelte ihn an, gerührt über so viel sorgen. „Mir geht es gut! Nur ein Streifschuss, musste noch nicht einmal genäht werden.“ sagte ich wieder.
Er nahm meine Hand und zog mich auf den
Flur in einer Ecke hinter einer Säule. „Ich habe mir so furchtbare Sorgen gemacht. Was suchst du eigentlich hier? Du solltest zuhause sein!“
Meine Hand legte ich beruhigend auf seine Brust. „Ich wollte nur kurz nach Frau Bartel, sie war so fertig... und ich verschwinde. Dann bist du mich für heute los.“ sagte ich schmunzelnd.
Mark zog mich in seine Arme und drückte mich kurz an sich. „Morgen komme ich vorbei und sehe nach dir.“ Damit drehte er sich um und ging in die Zentrale.
Ich ging hoch zu Frau Bartel. Leise klopfte ich an.
„Herein!“ hörte ich eine Männerstimme sagen. Als ich die Tür öffnete sah ich Herrn Bartel der
seine Frau in den Armen hielt.
„Ich wollte nicht stören.“
Beide sahen mich an und Herr Bartel kam stürmisch auf mich zu. „Ich weiß nicht wie ich ihnen je danken soll. Das sie meine Frau beschützt haben.“ Er hielt meine Hand und ich hatte das Gefühl er wollte nicht mehr los lassen. Entsetzt sah er mich an, als ihm der abgetrennte Ärmel an meiner Bluse auffiel und das ganze Blut, das mittlerweile getrocknet war.
Da war schon Lisa zu uns getreten, die meinen Verband begutachtete. „Julia, ich hoffe es ist nicht schlimm.“ Ihr stand die Besorgnis ins Gesicht geschrieben.
Ich lächelte sie an. „Es ist nur ein Streifschuss, er musste noch nicht einmal genäht werden.
Ich wollte sie nur beruhigen, jetzt fahre ich nach Hause und mache für heute Feierabend. Montag bin ich wieder für sie da.“
Lisa drückte mich kurz und ich verabschiedete mich.
Als ich in die Einsatzzentrale ging kam mir schon Toni entgegen. „Ich bring dich nach Hause.“ sagte er und legte einen Arm um meine Taille, um mich Richtung Ausgang zu schieben.
Toni hielt mir die Autotür auf und ich stieg ein. Die Fahrertür ging auf und er setzte sich. Schon fuhren wir los.
"Wie geht es deinem Arm?" wollte er wissen. Es wäre blöd gewesen ihm was vorzuspielen, mit solchen Verletzungen kannte er sich aus.
"Es ist höllisch am brennen. Das
Schmerzmittel was mir der Dog gegeben hat, scheint auch nicht zu wirken." jammerte ich hemmungslos.
Toni tätschelte mein Knie, "Ich lass dir gleich ein paar Pillen da, die helfen wirklich gegen die Schmerzen. Aber du darfst höchstens eine davon in sechs Stunden nehmen." sagte er.
Nach kurzen schweigen, warf er ein Blick zu mir rüber.
„Meinst du, das du Montag wieder arbeiten kannst?“ Seine besorgten Seitenblicke spürte ich mehr als ich sie sah.
„Toni, es geht mir gut und Montag bin ich wieder voll da.“ Ich lächelte ihn an, obwohl meine Schulter verdammt weh tat.
Als wir bei mir vorm Haus hielten, half er mir beim Aussteigen. Er drückte mir ein kleines
Medizin Gläschen in die Hand. Toni zog mich in seine starken Arme und hielt mich für einen Augenblick an sich gedrückt. „Du hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt.“ Er drückte mir einen Kuss auf den Scheitel und verschwand.
Frettschen Ich fang später an zu lesen - jetzt muss ich mich erstmal kümmern ... Habs zu den Favos gesteckt, damit ich es heute Abend schnell finde! Bin ganz gespannt Frettschen |