Capre Noctem
Ich beginne mich zu suchen, wenn der Tag zu neige geht,
wenn in Fenstern Lichter brennen und der Wind noch leise weht,
tauch ich ab in tiefe Sphären, in mein Meer aus Einsamkeit.
Ohne Atemluft zu holen wart ich bis die Seele schreibt.
Dann beginnt das Spiel der Schatten, Tintenträume tropfen taub,
um Papiere zu benetzen. Jetzt beginnt ein neuer Lauf.
Schnür ich meine alte Schuhe, setzt den ersten Schritt nach vorn,
ohne Ziel und ohne Richtung lauf ich von
mir selbst davon.
Diese Nächte füllen etwas, das schon lange leer erschien,
wenn die Stille mich umklammert seh ich endlich wieder Sinn.
Immer hin und her gerissen, muss ich ahnen um zu wissen,
muss ich fühlen um zu sein, immer mehr mit mir allein.
Bin ich nur ein Haufen Erde und geboren um zu sterben,
was erfahren meine Erben und was weiß ich selbst von mir?
Diese Reise hat ein Ende, und wenn ich die Lösung fände,
wäre es ein kurzes Glück, Kühle vor den neuen
Bränden.
Meine Nächte, meine Schätze, knüpfe wieder neue Netze,
werf sie aus und warte stumm, mehr bleibt mir nun nicht zu tun.
Du bist frei und weit da draußen, wo die Wellen sich verlaufen.
Und ich wart auf dich bei Nacht – ich bin sicher: du bist wach.
Nutz die Nacht, sie ist mein Segen, nutz die Nacht, sie ist mein Fluch,
wenn ich tiefer in mich sinke, wenn ich ihre Reime such.
Untertage warten Fragen, sie zu stellen wag' ich
nicht,
früher quälten sie mich ständig, heute, endlich, frag' ich dich:
Wieso bleibt mir nichts als warten? Wieso bin deiner Sohn?
Wieso wanke ich am Tage, such bei dir nach meinem Wort?
Und du schweigst, bedächtig, weise, sendest nur ein schwaches Licht
deiner Sterne aus der Ferne, die der Seele Nahrung sind.
Sie erzählen mir Geschichten und ich höre wie gebannt.
All die Sagen und Legenden, die mir deine Stimme sandt,
schreib ich auf und nenn sie meine kleine Welt aus Fantasie –
in ihr flieh ich vor dem Wahnsinn dieser Welt der Hysterie.
Nehm den Beat und lass sie fließen, damit jemand mich versteht,
das kommt tief aus meiner Seele, hör wie meine Stimme bebt.
Meine Nacht, wir sind alleine, ich hab heut an dich gedacht.
Du bist frei und weit da draußen. Ich bin sicher: du bist
wach.