Jonas Stefan sah mich so kalt an, wie ich es schon seid Jahren nicht mehr gesehen hatte. Man hatte das Gefühl, er wäre von innen nach außen erstarrt. Und dabei wusste ich nicht mal was los war! Ich hatte eine Befürchtung, aber das konnte nicht stimmen, war einfach Unmöglich. Die Stelle, wo Stefan seinen Daumen hatte war die, wo Menschen ihren Puls hatten. „Tja.“ sagte Stefan leise und hob den Kopf um mir in die Augen zu sehen. „Ich wusste von Anfang an das du so enden würdest. Zerstört von der Güte
und der Gutherzigkeit, die du in dir hast. Du warst immer der schwächere von uns beiden. Und es wird mir eine Ehre sein dich zu töten.“ Kaum hatte Stefan zu ende gesprochen stürzte er sich, mit der Geschwindigkeit eines Vampirs, auf mich. Aber hundert Jahre Kampferfahrung hatten mich Instinktiv ausweichen lassen, sodass er mich knapp verfehlte und sich an der Wand abstützen musste. Ich wollte nicht mit meinem Bruder kämpfen, ich wollte es wirklich nicht, aber im Moment hatte ich keine andere Wahl. In der einen Sekunde, die er außer Gefecht war, nahm ich ein Stück Holz von dem zerbrochenem Sessel und stieß es ihm
von hinten in den Rücken. Er schrie kurz auf und fiel nach vorne. Aber das würde ihn nicht lange aufhalten. Ich ging schnellen Schrittes aus dem Raum und hob das Stück Wand, das Stefan rausgerissen hatte und stellte es zurück an seinen Platz. Das Stück verschmolz wieder mit der Wand, der Riss schloss sich von allein wieder. Dann drehte ich mich um und sah Tila an. Sie hatte also zugesehen. „Wirst du es meinem Vater sagen?“ fragte ich leise. Aber Tila schüttelte zu meiner Überraschung den Kopf. Dann deutet sich auf mein Hemd. Ich sah an mir herunter. Offensichtlich hatte Stefan mich doch erwischt, ohne das ich
es bemerkt hatte. Dort war ein großer Riss in meinem Hemd. Die Wunde war noch nicht wieder geheilt, was bedeutete das er Elfenstahl verwendet hatte. Komisch, das ich den Dolch nicht gesehen hatte. Und zu allem Unglück war mein Hemd auch noch weiß. Das sah aus als hätte ich mich mit einem Werwolf angelegt. Ich schüttelte den Kopf. Ohne die Hexe konnte ich mich nicht in Janistia sehen lassen, also musste ich weiter so herumrennen. Ein seufzen entfuhr mir. Ich hatte mir diesen Auftrag echt einfacher vorgestellt. Ich dachte ich finde die Hexe, mach sie Bewusstlos, gehe durch das Portal nach Janistia, liefere sie aus
und fertig! Was bekam ich stattdessen? Eine Reise durch die Wildnis, eine flüchtige Hexe und einen verrückten Bruder. Bei dem Gedanken fiel mir etwas ein. Ich hob zitternd die Hand. Ich wusste was mich erwartete, wollte es aber nicht wahrhaben. Langsam legte ich zwei Finger an mein Handgelenk und wartet. Dann spürte ich es. Ein sanftes Pochen, wie bei einem Menschen. Ich hatte schon oft genug dafür gesorgt das dieses Pochen erstarb. Ich schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Soeben war meine Welt zerbrochen. Mein Vater würde mich töten lassen. Das hieß ,wenn ich den Tod von Jacy überlebte. Bei Vampiren war es nicht
einfach Liebe. Sie waren miteinander verbunden selbst wenn nur einer der Beteidigten einer war. Hatte der eine schmerzen, hatte der andere auch welche und wenn der eine getötet wurde, konnte der andere auch sterben. Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte das nicht wahrhaben. Hoffte darauf das ich jeden Moment die Augen aufschlagen würde und alles nur ein Traum war. Aber so war es nicht. Ich konnte diese Gefühle nicht abschalten. Es war kein Traum, und auch keine Einbildung. Ich war wirklich in Jacy verliebt. In eine Hexe. In ein Mädchen was sterben würde und mich würde sie mit in den Tod reißen. Trauer überkam mich. Das
hier war schlimmer als jeder Alptraum.
Jacy Das Gefühl vor Wut zu kochen, gewann die Oberhand. Es fühlte sich an als würde ich innerlich brennen. Er war es gewesen! Er hatte mir meine Mutter weggenommen! Und ich blöde Kuh hatte mich auch schuldig gefühlt, als ich ihn eingesperrt hatte. Er hatte das gar nicht verdient. Ich würde ihn verdammt nochmal umbringen! „Jacy!“ rief Maja, offensichtlich nicht zum ersten mal. Ich sah sie ungeduldig an. „Was?“ fragte ich gereizt. Maja deutete auf etwas hinter mir. Ich drehte mich um
und erschrak. Der Baum hinter mir war eingegangen. Als wir hier angekommen waren hatte er nur so, mit seinen grünen Blättern getrotzt. Nun hingen sie farb und leblos hinunter und der Stamm war auf die Hälfte eingegangen. „Es ist noch Nachts. Du bist eine Mondhexe und damit bei Nacht am stärksten. Die Umgebung reagiert auf deine Gefühle, also bitte beherrsch dich. Ich versteh das du sauer bist, auf mich, Jonas und was weiß ich wen noch, aber könnte das jetzt warten. Jonas hat bestimmt schon längst einen Weg gefunden zu entkommen und verfolgt uns. Er wird uns bekommen wenn wir jetzt nicht gehen und glaub mir du willst
nicht das er uns bekommt, dann bin ich nähmlich Tod und mit dir wird er weiß Gott was anstellen. Man kann ihm nicht vertrauen.“ Ich verengte die Augen und sah sie an, während sie sich von mir wegdrehte und etwas aus ihrer Tasche holte. Ich hatte es gespürt. Sie hatte gelogen. Ich schüttelte den Kopf. Plötzlich überkam mich unendliche Trauer und ich keuchte überrascht auf. Ich war bestimmt nicht traurig darüber das sie gelogen hatte. Vielleicht war es einfach alles zu viel, aber es fühlte sich an als hätte ich grade das Herz aus der Brust gerissen bekommen. Ich atmete durch den Mund tief ein und aus, dann richtete ich mich
wieder auf. Maja sah mich mit erhobenen Augenbrauen an. Ich war kurz davor ihr zu sagen das sie mich in Ruhe lassen soll, entschied mich aber dagegen. Ohne sie wäre ich komplett aufgeflogen. „Du musst nur sagen wenn ich gehen soll Jacy.“ sagte Maja grinsend. Waren meine Gedanken so offensichtlich oder... „Weißt du, nach dem was du gesehen hast kann es dich eigentlich nicht überraschen wenn eine fünfhundert Jahre alte Hexen Gedankenlesen kann, oder?“ Ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke. „Fünfhundert Jahre!?“ stieß ich
fassungslos hervor. Sie hatte sich immer als meine achtzehn jährige beste Freundin ausgegeben. Ich wusste noch wie wir uns an ihrem sechszehnten Geburtstag davon geschlichen hatten um uns mit ihrem Freund zu treffen. Wenn er dann wirklich ihr Freund war und nicht vielleicht, was weiß ich, ein Troll? Maja lachte auf. „Entschuldige mal, so schlecht ist mein Geschmack auch nicht. Mark ist doch kein Troll. Er ist natürlich ein Hexenmeister. Er wartet auf uns.“ lachte sie immer noch. Ich war verwirrt. „Wie jetzt?“ „Ich war hier als du von Jonas mitgenommen wurdest. Luna sollte ein
Portal nach Janistia öffnen, aber kein Vampir wusste das Luna auf unserer Seite ist, also hat sie ihn in die Wildnis geschickt. Da habe ich dann den Oger geschickt um Jonas abzulenken und um dich mit zunehmen, aber dann war da diese verfluchte Nixe. Bah! Wie ich diese Vicher hasse! Also bin ich euch gefolgt. Mark wartet im Hexendorf. Komm jetzt.“ „Vergiss es, Maja!“ sagte Jonas leise und erschien hinter ihr im Wald. Und er war sauer. Seine Augen glühten rötlich und seine Eckzähne waren gefletscht. Aber seine ganze Wut richtete sich auf Maja. Und trotz meiner Angst war ich froh in zu sehen. Ich hatte das Gefühl,
das mein Herz schneller schlug.