Romane & Erzählungen
Zweites Leben - Teil 24

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"Zweites Leben - Teil 24"
Veröffentlicht am 12. März 2014, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: Les Cunliffe - Fotolia.com
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Zweites Leben - Teil 24

Zweites Leben - Teil 24

24. Kapitel Das Drachenauge Ohne Luft zu holen, warf ich dem jungen Fahrer einen Fünf Euroschein auf die Beine, ehe ich aus dem Wagen sprang. Ich lief schnell auf das Haus, das mir die Kellnerin beschrieben hatte, zu. Es war kein einziger Mensch auf der Straße zu sehen. Einige Male schaute ich mich um, doch entdeckte niemanden. Verwundert schaute ich mich um. Es war so ruhig hier, zu ruhig. Erst als ich auf die alten, hohen und ziemlich heruntergekommenen Häuser zuging, merkte ich, dass sie alle leer zu stehen schienen. Die Gasse hier war wirklich unheimlich. Das düstere Licht,

das aus den Lücken zwischen den Häusern fiel, machte mir ein mulmiges Gefühl. Ich musste an meine Freunde denken, was war mit ihnen passiert? Warum war Iska an der anderen Seite meines Walky Talkys? Darüber konnte ich auch später nachdenken, jetzt musste ich die Schatulle, von der Mandys Vater in einem seiner Briefe erzählt hatte, finden und in Sicherheit bringen. Ich stand nun vor einem anderen großen Gebäude, an dessen Vorderseite ´Denkmal` stand. Dieses Haus musste das Yogastudio sein, es war nicht so heruntergekommen wie die anderen. Die Fassade war gelb gestrichen und wirkte

etwas einladender als jedes andere Haus hier. Ein dichter Busch stand zwischen den beiden Häusern hinter der Mauer. Hinter diesem Busch müsste die Lücke zwischen den Gebäuden sein. So vorsichtig wie es nur ging hüpfte ich über die Mauer, die schon sehr bröckelte, als ich sie nur berührte. Die fünf Meter um die kleine Mauer herum zu laufen, waren mir jetzt zu weit, aber wie die Kellnerin es gesagt hatte, ging es auch den Leuten ihrer Jugend so. „Aua!“, ich steckte meinen blutenden Daumen in den Mund. Ich hatte mich an dem Dornenbusch geschnitten. Von einem harmlosen Busch ließ ich mich jetzt auch nicht mehr aufhalten. Mit

einem lauten Knacken hatte ich das sperrige Ding weggetreten und war in der dunklen Lücke verschwunden. Es war so dunkel, dass ich nicht mal meine eigenen Hände vor Augen sah. Mit zitternden Händen und schnellem Schritt tastete ich mich an den bröckelnden Fassaden entlang. Endlich hörten die Wände auf, ich stolperte zwar in einen Holunderbusch hinein, aber der tut wenigstens nicht so dolle weh wie der von vorhin. Ich rappelte mich auf, versuchte in der Dunkelheit, die auch hier in dem grünen Garten herrschte, einen Teich zu finden. Es platsche laut, als mein rechter Fuß in das kalte Nass

stolperte. Okay; den Teich hatte ich gefunden, aber wo könnte die Schatulle sein? An einem Ort wie diesem konnte man sie leicht verstecken, aber es wunderte mich nicht, dass niemand auf die Idee kam, hier nach ihr zu suchen. Aber wer sagte, dass sie überhaupt noch da sei? Ich! Ich glaubte daran, dass ich sie finden würde. Irgendwo hier musste sie sein. Alle Büsche tastete ich ab und fand nichts. Vor zwanzig Jahren hatten diese Büsche vermutlich noch gar nicht gestanden. Einen großen Baum oder Busch müsste ich finden. Es wurde immer dunkler, und ich musste

mich beeilen, wenn Iska und mein Bruder ankommen würden, wollte ich auf jeden Fall hier weg sein! So sehr ich mich auch anstrengte, ich fand nichts. Es war klar, dass Herr Müller die Schatulle, die er gefunden hatte, nicht einfach so herumliegen lassen würde. Hinter den dichten Tannen war nichts. Auch weiter oben in den Ästen war nichts zu sehen. Doch plötzlich hörte ich Stimmen. Bekannte Stimmen. Lars und seine Gang waren hier. So schnell und leise, wie ich nur konnte, warf ich mich hinter einen großen Busch. Gerade noch rechtzeitig,

denn in dem Moment, in dem ich zwischen seinen Ästen verschwand, standen Iska und Lars vor der Lücke zwischen den Häusern. „Sieht so aus, als wäre deine Schwester schon hier gewesen“, ich erkannte Iska nicht nur an ihrer Stimme, sondern auch an ihrer seltsamen Haltung. „Ja, anscheinend ist sie schon wieder weg.“ „Hoffentlich hat sie nichts mitgenommen.“ „Wenn wir nichts finden, durchsuchen wir eben ihr Zimmer“, schlug ein anderer Junge vor. „Meine Schwester ist nicht so doof, wie sie aussieht. Sie versteckt so einen

Schatz wie diesen nicht unter ihrem Bett!“, erwiderte Lars. „Wo sollte sie es sonst verstecken?“ „Bei einer Freundin?!“ „Haltet jetzt die Klappe und sucht!“, befahl Lars fast stumm. „Da drüben wohnt noch jemand und nur eine Straße weiter ist die Polizeiwache.“ In dieser schrecklichen Dunkelheit, die hier herrschte, erkannte ich die Umrisse der Gang kaum. Ein leises Geräusch neben mir bewies mir, dass jemand neben meinem Busch sucht. Fast in Zeitlupe rutsche ich von meinem Busch weg und hockte mich neben einen dicken Baumstamm. Er stank wie die Pest und ich entdeckte

einen weißen Schimmelpilz an der einen Seite. Luft anhalten, dachte ich mir. Der Baum, der zu diesem monströsen Stamm gehörte, musste mindestens sechzig Jahre alt gewesen sein, so viele Rillen sah ich an dem Rest des Stammes. Wieder rutsche ich weiter nach rechts, um den Händen, die den Boden abtasteten, heimlich zu entkommen. Im letzten Moment erkannte ich, dass der ein Meter dicke Baumstamm hohl war und schlüpfte hinein. Irgendwas Hartes stieß mir in die Seite. „Hier ist nichts mehr. Lasst uns morgen früh wieder kommen!“, schlug Iska

vor. „Dann war Leonie doch schneller!“, murmelte Lars. „Du hättest nichts sagen sollen, Iska. Deine Stimme erkennt man doch sofort. Hättest du nichts gesagt, wäre sie nicht gewarnt gewesen!“ „Tut mir leid. Wir finden das Ding schon.“ „Und was, wenn nicht?“ „Dann werd ich mich bei deiner Schwester einschleimen, oder mir die Truhe gewaltsam holen“, ich hörte ihr Lächeln heraus. Mir lief ein weiterer Schauer den Rücken hinunter. Was war da an meiner Seite? Es bohrte sich wie ein Speer in mein

Fleisch. „Gehen wir!“ Ich wartete noch, Minuten, bis ich sicher war, dass sie wirklich weg waren. Ich quetsche mich wieder durch die schmale Öffnung aus dem Stamm. Ich machte meine Jacke auf und schaute, ob das spitze Teil in dem Stamm mir einen blauen Fleck verpasst hatte, denn es brannte höllisch. Ein kleiner Fleck war tatsächlich da und er blutete. Vor lauter Wut trat ich gegen diesen blöden Stamm, als plötzlich etwas in ihm hinunterfiel. Ich fuhr herum, hockte mich hin und tastete nach dem, was da gefallen war.

Eine Kiste aus Holz war heruntergefallen. Sie fühlte sich morsch und dreckig an, als ich sie in die Hände nahm. In dem schwachen Licht versuchte ich zu erkennen, was genau ich da in den Händen hielt. Jetzt war ich mir sicher, es war eine Schatulle. Sie hatte ein uraltes rostiges Schloss, wie es Herr Müller beschrieben hatte. Ich hatte es geschafft und die geheimnisvolle Schatulle gefunden.

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Stephi96

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