Kapitel Eins
Ob er erstaunt war, als ich plötzlich vor ihm stand? Bestimmt, schließlich habe ich seine gesamte Existenz somit durcheinandergebracht. Allerdings war ich somit auch Schuld an dem Tod vieler Menschen, die mir wichtig waren.
„Verdammt, Eileen! Du kannst hier doch nicht einfach so reinplatzen! Wie bist du hier überhaupt hereingekommen?“ Er wusste sogar meinen Namen... Ich hatte nie einen Vater. Meine Mom hatte mich allein großgezogen. Doch eines Tages fand ich heraus, das ich sehrwohl einen Vater hatte... Doch diesen zu erreichen, war garnicht so
einfach. Ich musste einen Handel abschließen. „Du kennst sogar meinen Namen und doch hat es dich nie interessiert, deine eigene Tochter kennen zu lernen!? Du hast Mom und mich einfach so im Stich gelassen, ist dir das eigentlich klar?!“ Er zuckte zusammen. „Machen wir einen Deal. Du erzählst mir, wie du hier hereingekommen bist und ich erzähle dir, warum ich mich nicht als dein Vater anerkennen kann..“
„Abgemacht.“, willigte ich ein. „Ich habe einen Handel mit meinem reizenden Onkel geschlossen.“ Zeus Augen, die Augen meines Vaters, wurden rießengroß und schienen fast herauszufallen. „Was?! Mit welchem?“, ein Hauch von furcht lag in Zeus Stimme. „Hades.“, sagte ich kalt. „Na klar, mit wem
sonst... Bitte sag mir, das du keine Dummheit begannen hast...“, flehte er förmlich. „Ich habe ihm einen Teil meiner Seele gegeben und dahingegen bekam ich von ihm einen Teil seiner Unsterblichkeit.“ Ich zuckte die Achseln. „Was!?“ Seine Stimme glich einem Donnern. „Beruhig dich mal wieder! Ist doch alles gut.“ Er schüttelte den Kopf. „Nichts ist gut! Du kannst doch nicht Hades deine Seele geben!!! Er hat dich hereingelegt, mein Kind... Das hat er schon einmal getan und auch geshafft... Ich werde nicht zulassen, das er dich auch so quält wie Persephone einst!“
„Jetzt du. Warum war ich dir all die Jahre egal? Wie kannst du dein Kind nur so verläugnen?!“ Mir traten die Tränen in die Augen. „Sei dir gewiss, das ich dich immer
beobachtet habe. Du warst mir nie egal! Doch ich habe meiner Frau Hera versprochen, nie wieder Fremd zu gehen. Ich konnte deiner Mutter einfach nicht widerstehen und als sie mir sagte, sie sei Schwanger, musste ich handeln. Also ging ich wieder zurück nach Hause. Ich versuchte meinen Alltag wieder aufzunehmen, denn Hera dachte, ich hätte eine Mission auf der Erde gehabt. Aber ich konnte euch beide einfach nicht vergessen... Jetzt tauchst du hier auf und sagt mir, du hast deine Seele an meinen verlogenen Bruder verkauft?! Verdammt... Wäre ich doch nur für dich da gewesen, dann wäre das alles auch garnicht passiert...“ Eine Frau trat in den Raum. „Zeus, das Orakel hat gesprochen!“, teilte die Frau mit. Sie war zierlich und
wunderschön. Ihr langes Haar wehte, als die Tür hinter ihr zuschlug. Dichte Wimpern umrahmten ihre perfekten, grünen Augen. „Was hat es gesagt, Delphi?“ Delphi, das Orakel... Ich glaubte, ich würde Träumen. Meinte Mutter hatte mir früher Geschichten über die Götter des Olypms vorgelesen, aber nie hätte ich mir Träumen lassen, dass sie wirklich existieren und erst recht nicht, dass Zeus mein Vater ist. „Deine Tochter ist in großer Gefahr. Ebenso wie ihre Mutter. Hera wird es herausfinden und sie wird die Frau töten und deine Tochter wird sie auf ewig in den Tartaros verbannen!“
„Dazu hat sie kein Recht!“, sagte Zeus. „Doch, sie hat Hades auf ihrer Seite. Nur eine junge Liebe kann Hades umstimmen. Gebt
ihm die Königin, die er schon so lange sucht und deine Tochter wird dem Tartaros entgehen. Doch Hera wird nicht aufgeben.“ Eine junge Liebe? Wo sollten wir die denn auftreiben? „Fürwahr. Eileen, statten wir doch meinem lieben Bruder einen Besuch ab.“ Er hielt mir die Hand hin und ich ergriff sie. „Delphi“ Sie sah ihn an. „Danke.“
„Dies ist meine Aufgabe, Herr.“ Er lächelte.
Um uns herum begann alles zu verschwimmen. Eine drückende Dunkelheit umgab uns. Sie war mir allerdings schon vertraut. Die Dunkelhei der Unterwelt. „Hades!“, donnerte Zeus und die Wände begannen zu beben. „Zeus, Bruder, was verschafft mir die Ehre deiner Anwesenheit?“, fragte er so unschuldig wie ein Lamm. „Du
hast Eileen hereingelegt.“ Hades schüttelte den Kopf. „Nein, Bruder. Dieses Mal nicht...“
„Warum sollte ich dir das glauben? Du hast mir schon einmal eine Tochter genommen, warum also solltest du es nicht wieder tun?“, fragte Zeus bitter. „Weil die Sache mit Persephone mir sehr zugesetzt hat. Noch einmal würde ich solch einen Verlust nicht ertragen. Ich mag hart im Nehmen sein, was meinen Job angeht, aber gefühlslos bin ich deswegen noch lange nicht, Zeus!“, es schien Hades zu kränken, dass sein Bruder so von ihm dachte. „Hades, ich möchte, dass du die nächste Zeit auf Eileen aufpasst, damit sie nicht in Gefahr gerät. Ich kann nicht selbst auf sie aufpassen, da Hera es sofort herausfinden würde. Ich erwarte von dir
absolute Loyalität, was meine Tochter angeht!“ Hades nickte. Anscheinend war solch ein Verhalten nicht üblich für Hades, dem Gott der Unterwelt. „Hades, Bruder, ich zähle auf dich! Bitte, bitte, beschütze Eileen...“
„Das mach ich.“ Mein Vater schien etwas in seinen Augen gesehen zu haben, was ich nicht sah. Etwas, was ihn Hades' Worten Glauben schenken ließ. Zeus verschwand wieder und ich stand allein mit dem Gott der Unterwelt dem König der Unterwelt, mitten in seinem Reich. „Hades, was soll das alles!? Bitte erklärs mir!“, flehte ich. Hades seufzte. „Na schön. Hera hat gerade deiner Mutter einen Besuch abgestattet...“ Hades holte eine Kristallkugel hervor, auf der meine Mom zu
sehen war. Doch sie sah irgendwie anders aus. „Was ist mit ihr?“, fragte ich besorgt. „Sie ist tot...“