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Der Kaiser der fliegenden Stadt Kapitel 6

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"Der Kaiser der fliegenden Stadt Kapitel 6"
Veröffentlicht am 28. Februar 2014, 40 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Der Kaiser der fliegenden Stadt Kapitel 6

Der Kaiser der fliegenden Stadt Kapitel 6

Einleitung


Zweihundert Jahre lang hat das Haus der Belfare das Kaiserreich Cantons regiert. Doch nun droht das Reich unter inneren Unruhigen zu zerbrechen. Während im Süden die Krieger des Stadtstaats Helikes gegen die Grenzen des Imperiums anrennen, lehnen sich die Clans der Gejarn im Inneren gegen ihren Herrscher auf. Die Jahrhunderte der Einheit scheinen ihr Ende gefunden zu haben und während der Kaiser darum ringt, die Ordnung zu erhalten, lauern in den Schatten schon Mächte, die nur auf ihre Chance gewartet haben. Der

ambitionierte Sanguis-Orden, die Gemeinschaft der Zauberer, verfolgt ihre ganz eigenen Pläne für die Zukunft Cantons und inmitten all der Unruhen flieht schließlich auch noch der Sohn des Kaisers, Kellvian Belfare aus der fliegenden Stadt. Sein behütetes Leben hinter sich lassend, ahnt der junge Mann noch nicht, dass das Schicksal des Kaiserreichs vom Ausgang seiner Reise abhängt. Bildquelle : Jochen Pippir / pixelio.de Bildquelle : Cover by

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Kapitel 6 Freiheit


Er konnte von hier oben fast die gesamte Ebene um Kalenchor überblicken. Die Stadt selbst zeichnete sich als dunkel Silhouette gegen die Sonne ab, die soeben den Horizont erreicht hatte. Und vor ihm ausgebreitet, in der anderen Richtung, lagen die Steppen, welche die Jünger Laos nach wie vor nicht preisgaben. Nun, wo er nicht länger alles über die Barrikaden und Dreckgefüllten Reisig-Körbe hinweg betrachtete, schien dieses Land tatsächlich eine eigene Schönheit zu besitzen. Es war karg, ohne Frage ,aber bei weitem nicht leblos, wie

man zuerst annehmen mochte. Einzelne Pflanzen und grüne Helme hielten sich im Staub des Bodens und er wusste aus Berichten, das es nahe Helike wohl sogar ganze Wälder gab. Seltsame Bäume mit Nadeln, wie man sie sonst nur im Norden fand, nicht die gewaltigen, ausladenden Laubbäume seiner Heimat. Er vermisste die Bäume, auch wenn er das nie zugegeben hätte. Die Schatten, in denen es selbst im Sommer angenehm kühl blieb, den Geruch von Harz und Blättern, der nicht in der Nase brannte wie der Staub der Steppen. Es war lange her, dass er das Herzland gesehen hatte und vermutlich würde er nur in einem Sarg dorthin zurückkehren. Wenn

überhaupt. Der Gedanke daran, in einer stickigen Holzkiste zu verrotten, war nicht grade verlockend. Da war es doch besser, hier draußen zu sterben. Sollten sich die Geier um das kümmern, was von ihm blieb. Aber warum dachte er überhaupt über das Sterben nach? Cyrus schüttelte die untypisch melancholischen Gedanken ab. Noch hatte er, aller Wahrscheinlichkeit nach, einige Jahre vor sich, solange er aufpasste. Der kleinwüchsige Magier an seiner Seite schien immerhin nichts von seinen Gedanken mitzubekommen. Und so viele Gerüchte über den Sangius-Orden kursierten er hoffte, das zumindest

keiner von ihnen wirklich in die Gedanken eines anderen eindringen konnte. Obwohl er jetzt schon einige Zeit mit den Magiern Seite an Seite kämpfte, bescherten ihn die unnahbaren Figuren in ihren weiten Roben nach wie vor eine Gänsehaut. Magie war nichts, mit dem sich sein Volk beschäftigte, zumindest nicht in der Art, wie sie von den Männern des Ordens praktiziert wurde. Es gab heilige Städten und Orte, denen eine eigene Macht inne wohnte, doch kein Gejarn hatte je eine Begabung für die Magie gezeigt, über die der Orden gebot. Und wenn Cyrus sich seinen Begleiter so ansah, war er ganz froh darüber. Zauberei hatte einen

Preis. Der Zauberer der ihn begleitete, war, trotz seiner Jugend , bereits vollständig ergraut. Seine dunklen Augen wirkten eingefallen und blickten müde, wie die eines viel älteren Mannes und seine Hände… Blaue Adern zeichneten sich unter weißer, fast durchscheinender Haut ab und seine Finger zitterten sichtlich. Cyrus kannte die Symptome zu gut, fand man sie doch fast immer bei den Zauberern des Ordens. Zu viel Magie war bereits durch den Körper des jungen Mannes geströmt und hatte ihn vorzeitig altern lassen und nun rang er bereits mit dem Tod, sich nur durch eisernen Willen

noch ans Leben klammernd, denn so zerbrechlich ihre Körper auch wirkten, ihr Geist war es, der ihnen Kraft gab Auch wenn sich der Zerfall, der sie heimsuchte angeblich nicht immer nur auf ihre Körper beschränkte. Wenn Cyrus in die gehetzten trüben Augen des Zauberers sah, glaubte er das sofort. Er konnte sich einem Anflug von Mitleid nicht erwehren, wohlwissend, dass der Weißhaarige Mensch ihn dafür bestenfalls verlachen oder auslöschen würde, sollte er je etwas davon mitbekommen. Mitleid und Gnade waren nichts, das der Orden verstand. Und wenn Cyrus ehrlich war, hatte er selbst wenig genug davon

erfahren. Eine einzelne Gestalt erwartete sie auf der Hügelkuppe, ebenfalls ein Magier, doch wirkte er bereits Älter und stützte sich auf einen schweren, knorrigen Stab um sich auf den Beinen zu halten. Selbst die weiten Roben im Türkis des Ordens konnten kaum darüber hinwegtäuschen, dass der Körper darunter kaum mehr war, als ein Skelett. ,, Ihr könnt euch entfernen.“ , meinte er ohne sich umzudrehen. Der jüngere Mann verneigte sich kurz, was ihm sichtlich Mühe bereitete, dann verschwand er auch bereits wieder den Hügel hinab und ließ Cyrus alleine mit seinem Meister

zurück. ,,Manche werfen uns vor, einseitig zu sein, weil wir nur Menschen aufnehmen.“ , begann dieser, nach wie vor mit dem Rücken zu Cyrus. Seine Stimme war überraschend hell und spiegelte mehr sein wahres Alter wider, als sein verfallender Körper. Erst jetzt drehte er sich zu ihm um. Aurelius , der Großmagier der die Männer des Ordens hier befehligte , war normalerweise kein Mann, den man oft außerhalb der Garnisonsfestung in Kalenchor antraf. Und so ehrfurchtgebietend die Macht auch war, über die er gebot, Cyrus sah letztlich nur einen alten Mann. Der Gejarn sah an

ihm vorbei hinaus auf die Ebene, wo der Leichnam des Riesen in der Sonne langsam Geier und Fliegen anzog. Alles kehrte am Ende nur in einen Kreislauf zurück. Am Ende war alles nur dem Prinzip von Actio und Reactio unterworfen, wie die Menschlichen gelehrten vielleicht gesagt hätten. Aber Magie schien etwas aus diesem Kreislauf zu reißen. Und das geschah nicht ohne Folgen. Er musste nur in das vorzeitig verwitterte Gesicht des Oberen Zauberers sehen. Ein türkisfarbener Mantel umhüllte die ausgemergelte Gestalt und auf seiner Schulter prangte das goldene Symbol des Bluttropfens. ,,Das stimmt nicht.“ , fuhr dieser grade

fort. ,,Euer Volk Cyrus hat schlicht nicht was wir suchen.“ Cyrus hätte sich diese Diskussion am liebsten erspart. Er war Müde, die Schusswunde in seiner Brust schmerzte jämmerlich und wenn er es zurück nach Kalenchor schaffte, konnte er sich auch guten Gewissens betrinken um den Schmerz zu betäuben. Er würde diesem Arzt, Erik, vielleicht ein Bier ausgeben, wenn er ihn fand. So verrückt der Mann wirkte, er hatte ihm heute vermutlich das Leben gerettet. Ihm und anderen. ,,Lasst mich raten, Spuren des Bluts des alten Volkes ?“ Glaubte Aurelius, das er erklärt bekommen musste, das es unter seinem Volk keine Magier gab?

Der Großmagier nickte. ,,Ihr seid schlicht nicht von Wert für uns, auch wenn einige von euch die alten Artefakte nutzen können, eigene Zauber weben ist etwas völlig anderes.“ ,,Jetzt fühl ich mich viel besser.“ , erwiderte Cyrus sarkastisch. ,, Also, was wollt ihr von mir ? Ich habe verflucht noch mal besseres zu tun als mir anzuhören, was ich schon weiß. ,,Von euch ? Ich weiß nicht. Vielleicht nur eine Meinung.“ Geister, verstehe einer Zauberer. Cyrus seufzte. Vermutlich war das Gehirn des Großmagiers schon vom Magiebrand

zerfressen. ,,Und welchen Rat ?“ Ohne Vorwarnung zog der Ordenszauberer ein Fernglas und deutete auf die See hinaus. ,,Seht selbst, Schwarzgardist.“ Cyrus nahm das Metallrohr skeptisch an sich. Es ließ seine Füße kribbeln. Magie. Er setzte es ans Auge und richtete es aufs Meer. Es war ganz offensichtlich verzaubert, wenn auch nur schwach. Er konnte sehr viel weiter sehen, als er es für möglich gehalten hätte. Hinter den Horizont sogar, denn was er sah war ganz sicher noch nicht mit bloßem Auge zu erkennen. Ein Schiff…. Ersetzte das Glas ab. ,,Und was soll das

sein ? Irgendein Handelsschiff eben.“ ,,Ein Handelsschiff ? Aus dem Süden ? Von Helike ?“ , fragte der Zauberer spöttisch. ,, Glaubt ihr etwa, nur weil mein Körper langsam zerfällt bin ich völlig verrückt geworden ?“ ,,Was ist es dann und warum zeigt ihr das mir und nicht einem Feldmarschall ?“ ,,Ich weiß noch nicht was es ist. Und ihr wärt leicht zu beseitigen wenn es wichtig wäre. Die Garde ist nur der Amboss, für das Reich. Wir jedoch, wir sind der Hammer, der seine Zukunft schmiedet. “ Die Kälte, mit der der Mann zugab ihn ohne zu zögern zu ermorden, wenn er darin einen Vorteil für sich sah ließ

Cyrus schaudern. Er legte eine Hand an das Kurzschwert an seiner Seite. Er war nicht zimperlich, ganz sicher sogar nicht, aber das war etwas zu gradeheraus. Und er hatte nicht vor heute zu sterben. Auch ein Magier konnte nicht mit durchgeschnittener Kehle leben. ,, Aber ich glaube man kann euch gebrauchen. Der Zauberer warf ihm etwas zu, das er grade noch Auffangen konnte. Ein würfelförmiger, roter Kristall, dessen inneres zu glühen schien. ,,Ein Kleiner Schutzzauber, falls ihr euch noch einmal eure eigene Kugel einfangen wollt.“ Ein wissendes Lächeln huschte über Aurelius Züge, ehe er sich

wieder umdrehte und weiter das Schiff beobachtete. Cyrus hingegen beeilte sich, möglichst schnell etwas Abstand zwischen sich und den Hexenmeister zu bringen. Der Mann war schlicht irre, das war alles. Wie viel Schaden konnte ein einzelnes Schiff anrichten, selbst wenn es voller Soldaten oder Sprengpulver wäre? Sie hatten eine verdammte Flotte in Kalenchor liegen. Das Schiff würde in Stücke geschossen werden, wenn es auch nur in die Nähe der Hafenfestung kam. Aber immerhin eine Sache hatte ihm das ganze eingebracht, dachte er, während er den roten Kristall betrachtete. Der war bestimmt einiges Wert…

Kellvian zog sich aus dem Wasser des Flusses ans Ufer. Einen Augenblick blieb er schlicht benommen im Sand der Böschung liegen und starrte nach oben. Sonnenlicht schimmerte sanft durch die Zweige der Bäume, die auf der abschüssigen Böschung zwischen Schilf und Sumpfgräsern halt gefunden hatten. Ein dünnes Lächeln huschte über seine Züge, während er eine Weile einfach nur so dalag. Der harte Kiesstrand war alles andere als bequem aber im Augenblick spürte er die spitzen Steinchen nicht

einmal, die sich in seinen Rücken gruben. Er war frei… zum ersten Mal seit langem hatte er nicht mehr das Gefühl, jeden Moment zu ersticken. Und doch blieb der bitter Beigeschmack, ein Feigling zu sein. Er hatte es wirklich getan. Er war weggelaufen… In Tyrus Augen hatte er damit wohl endgültig versagt. Und in denen seines Vaters… Langsam hob er den Kopf und sah sich um. Er war an einer Stelle an Land gespült worden, an der das Flussbett tiefer und der Strom des Wassers langsamer wurde. Sand und Kiesel hatten sich auf einem breiten Streifen entlang des Ufers angesammelt, auf dem vereinzelte Bäume und Büsche wuchsen.

Dahinter jedoch lag dichter Wald, dessen Blätterdach nur wenig Sonnenlicht hindurch ließ. Vögel zwitscherten irgendwo über ihm und im Unterholz raschelte es. Irgendwelche Tiere. Zumindest hoffte er das, als er sich auf dem Weg das Ufer hinauf zu einem größeren Felsen machte, der eine bessere Sitzmöglichkeit abgab als der bloße Boden. Er war nass bis auf die Haut und das gleiche gilt für seinen Rucksack. Wenn er die Sachen nicht bald trocken bekam, würde er vermutlich nicht weit kommen. Und so setzte er sich auf den von der Sonne warmen Stein und zog die Stiefle aus, in denen sich bereits das Wasser sammelte. Erstaunlich, wie weit

die Strömung ihn mitgerissen haben musste, als er gesprungen war. Am Himmel war nichts mehr von der fliegenden Stadt zu sehen, nur endlosen Reihen von Baumwipfeln, die sich scheinbar in alle Richtungen erstreckten. Hinter ihm wiederum zog sich ein ausgetretener Pfad das Ufer entlang. Offenbar kamen hier zwar ab und an Menschen vorbei, aber wenn er sich den Zustand des Wegs besah, sicher nicht viele. Nun ihm konnte es recht sein. Er hatte es nicht eilig auf jemanden zu treffen. Geschweige denn wusste er überhaupt genau, wie es jetzt weitergehen sollte. Vielleicht würde er für den Anfang dem Fluss folgen.

Irgendwann würde er dann in jedem Fall eine Siedlung erreichen. Kellvian zog den ebenfalls mit Wasser durchtränkten Rucksack zu sich heran und ging die Sachen durch. Das Zelt, das er eingepackt hatte, musste trocknen und so breitete er es kurzentschlossen auf den Steinen aus. Sein Hemd, Socken und die Schuhe folgten. Das letzte was er hier draußen gebrauchen konnte, wäre, sich zu Erkälten oder eine Blase zu laufen. Lediglich die Hosen behielt er an, selbst wenn es nicht so aussah, als ob in den nächsten Stunden jemand hier vorbei kommen würde. Und doch, höfischer Anstand und Scham ließen sich nicht überwinden, nur weil er die

Mauern des Palastes hinter sich gelassen hatte. Der Gedanke war ernüchternder, als er zugeben wollte. Manche Mauern waren anscheinend mehr in seinem Kopf als Real. Wenigstens schien nichts beschädigt, lediglich dem Degen würde das Wasser kaum gut bekommen, aber es gab wenig, das er dagegen tun konnte. Sollte die Klinge doch verrosten, dachte Kellvian. Er hatte ohnehin gezögert, überhaupt eine Waffe mit zu nehmen. Und doch hatte er es getan… Mauern in seinem Kopf, dachte er. Tyrus hätte ihn nie Unbewaffnet gehen lassen, wenn überhaupt. Aber Tyrus war jetzt weit weg, genau wie alles andere. Und das

Gewicht der Waffe hätte ihn im ersten Moment, als er im Wasser aufschlug, fast ertränkt. Kellvian schon die Gedanken von sich und sah eine Weile einfach nur dem Lauf des Wassers zu, während die Sonne am Himmel ihren höchsten Stand erreichte und seine Kleider trocknete. Es gab nichts, wo er hin musste, kein Ziel, keine Aufgabe. Nichts. Nur ihn und etwas Ruhe. Das hatte er sich doch gewünscht… seit der Schlacht. Und doch fand er genau das immer noch nicht. Ruhe. Ob ihm jemand folgen würde? Vermutlich. Sein Vater… Er unterbrach sich selbst in Gedanken. Nein, der

Kaiser, konnte es sich gar nicht erlauben, nicht nach ihm suchen zu lassen. Bloß würde wohl niemand den Erben des Kaiserreichs an einem verwilderten Flussufer erwarten. Und vermutlich wussten auch die wenigsten Menschen außerhalb der fliegenden Stadt, wie er überhaupt aussah. Und dann war da natürlich noch die Sache mit seinen Haaren. Kurzentschlossen schnitt er, was von seinem Zopf geblieben war, ab und ließ die Büschel vom Wind verwehen oder von der Strömung davon treiben. ,,Seltsam, jemanden so weit draußen anzutreffen.“ Kell drehte sich ohne sonderliche Sorge

zu der Stimme um. Hier draußen wusste niemand wer er war. Es gab keine Intrigen und niemanden, der sein Feind wäre. Nun , vielleicht ein Wegelagerer, aber bis auf das Gold trug er kaum etwas von Wert bei sich und wirklich daran hängen tat er nicht. Das Kaisergold und der Siegelring an seiner Hand waren die letzten Dinge, die ihn noch mit der fliegenden Stadt verbanden. Ein Mann in dunkler Kleidung stand hinter ihm, immer noch einig Schritten entfernt, auf dem Kiesstrand und stützte sich , scheinbar genauso gelassen wie Kellvian, auf einen verzierten Holzstab. Der Knauf des Stocks schien aus Bernstein gefertigt und an mehreren

dünnen Drähten baumelten aus Knochen geschnitzte Talismanen daran. Kellvian hatte nicht einmal gemerkt, wie oder wann sich der Fremde genähert hatte und halb hörte er schon Tyrus warnende Stimme in seinem Kopf, die ihn dafür schalt, dass er seine Umgebung vernachlässigt hatte. Der Mann trug einen weiten blau-schwarzen Mantel, der ihm bis zu den Knien fiel. Die Dunklen Haare, trug er zu einem kurzen Zopf im Nacken zusammengebunden. Vereinzelte, silbrige Strähnen glänzten darin. Helle, wache Augen um die sich dutzende dünne Fältchen zogen, musterten Kell, als wäre sich der Mann nicht sicher, was er

von ihm halten sollte. Nun, das beruhte immerhin auf Gegenseitigkeit, dachte der junge Mann, bevor er Aufstand und den Neuankömmling begrüßte ,, Ich würde sagen, es ist dann auch seltsam, euch hier zu sehen.“ Er lächelte. Der Alte hatte etwas Seltsames an sich, das konnte er nicht leugnen, aber nichts davon schien ihm bedrohlich. ,, Ich bin Kell.“ Solange er konnte, würde er seinen Vollen Namen besser für sich behalten. ,, Verratet ihr mir auch euren Namen ?“ Der Fremde lächelte ebenfalls Mit einer Hand, an der ein schwerer Saphirring glänzte, stützte er sich immer noch auf den Gehstock. Dann

jedoch streckte er Kellvian eine Hand hin. ,,Ich bin Melchior.“ Kell ergriff die angebotene linke zögernd. ,, Ihr seht nicht wie jemand aus, den man hier draußen erwarten würde.“ ,,Oh tue ich das ?“ Der Mann der sich als Melchior vorgestellt hatte, kicherte einen Augenblick in sich hinein. Ein ehrliches Lachen, auch wenn seine Augen zu verraten schienen, das er mehr wusste, als er jemals zugeben würde. Wissen, das ihn vielleicht ein wenig verschroben hatte werden lassen. ,,Ich bin eigentlich nur jemand, der gerne die Dinge beobachtet um zu sehen, wie sie

sich entwickeln.“ , fuhr der Fremde fort. ,,Manchmal tue ich auch meinen Teil dazu sie etwas interessanter zu gestalten.“ ,,Kennt ihr die Gegend hier ?“ , wollte Kell wissen. Der Mann mochte ein wenig seltsam sein, war aber offenbar ganz in Ordnung. ,,Diese und viele andere. Es gibt wenige Orte auf dieser Welt, die mir unbekannt sind. Und sogar einige…. Jenseits dieser Welt.“ Langsam war Kell sich nicht mehr sicher, ob Melchior nicht ein Spiel mit ihm spielte. In jedem Fall schien er sich köstlich zu amüsieren. En feines Lächeln schien ständig um die Mundwinkel des

Mannes zu spielen, als ob das hier alles ein Witz wäre, den nur er verstand- ,,Dann könnt ihr mir vielleicht sagen, welche Straße zur nächsten Stadt führt ?“ , fragte Kell. ,,Das Ende ist dasselbe, welchen Weg ihr auch nehmt. Die Welt ist immerhin rund. Ein Pfad ist nur etwas länger.“ Kellvian runzelte die Stirn. ,,Das ist mir durchaus klar.“ ,,Nun, dann geht dort entlang.“ Melchior deutete den Fluss hinab und wendete sich zu gehen. ,,Es ist letztlich egal, aber dieser Weg dürfte um einiges interessanter werden. Ihr werdet schon sehen.“ Kell konnte dem Mann nur einen

Augenblick schweigend nachsehen, während er zwischen den Bäumen des Ufers verschwand. Was auch immer das grade war…Unsicher sah er den Fluss in die Richtung hinab, die ihm Melchior gewiesen hatte. Auf den ersten Blick jedenfalls konnte er nichts erkennen, das diesen Weg von dem Flussaufwärts unterschied. Nun, da er nicht wusste, wohin, konnte er für den Beginn auch durchaus dem Rat eines verschrobenen Alten trauen. Aber einen Augenblick fragte er sich trotzdem, was wohl wäre, wenn er Flussaufwärts weiterzog. So oder so, es wäre nicht verkehrt, sich langsam auf den Weg zu machen. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand längst

überschritten und wenn er nicht im freien Übernachten wollte, fand er besser eine Unterkunft. Auch wenn Kellvian insgeheim fürchtete, das es dafür ohnehin zu spät war. Er war irgendwo im Nirgendwo gestrandet. Eilig packte er das Zelt zusammen und verstaute alles wieder in seinem provisorischen Rucksack. Dann zog er sich Hemd und Schuhe wieder an und blickte einen Augenblick zurück. Von Melchior war nichts mehr zu sehen. Um ihn herum gab es nur das Rauschen des Wassers und den Wind in den Bäumen und die Sonne, die auf ihn herab brannte. Es versprach noch ein schöner Tag zu werden. Er schulterte den

Rucksack und machte sich auf den Weg, immer dem Fluss nach. ,,Er wird auf diesem Weg nur unnötig leiden.“ , hörte Melchior eine Stimme neben sich. Er brauchte sich nicht umdrehen. Die Präsenz des Wesens, das neben ihm getreten war kannte er zu gut. Sie kannten sich zu gut, wussten seit langer Zeit voneinander. Und doch erhob keiner die Hand gegen den anderen, war der Ausgang einer solchen Konfrontation doch mehr als ungewiss. Sie kämpften auf andere Weise… ,,Leid ?“ , entgegnete der Seher. ,,Nein. Das was ihr als Leid empfindet lässt andere Wachsen. Und ich sehe so viel

mehr. Wisst ihr, das war immer eure Schwäche…“ ,,Ich sehe den Tod. „ unterbrach sein gegenüber ihn. ,,Alles verläuft so, wie es geplant ist. Das Netz ist lange gespannt. Und ihr werdet nichts daran ändern.“ Nun drehte sich Melchior doch um. Er sah in kein Gesicht, nur einen Lebendig gewordener Schatten, der an einem Baum in der Nähe lehnte. ,,Eure Schatten werft ihr voraus, das bezweifle ich nicht. Aber vielleicht sollten wir einmal auf Vorhersagen verzichten. Was meint ihr?“ Der Schatten antwortete nicht, sondern verschwand, davongetragen von einem

Windhauch. Ein kalter Schauer lief Melchior über den Rücken. Allesverlief nach Plan… Aber er hofft grade einen neuen Faktor in die Gleichung eingebracht zu haben.

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EagleWriter
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Hofdichter Spannend, du schreibst in einem guten Maß nicht zu wenig aber auch nicht zuviele Beschreibungen , du legst nicht nur Wert auf die Einzelnen Charaktäre, sondern auch auf die Umgebung das macht das Bild hinter den Worten sehr schön !

LG Ephraim
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Vielen dank ^^. Ich hab immer Angst, das mir das nicht richtig gelingt. Die Bilder im Kopf zu Papier bringen scheint mir immer nicht gut genug.
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Hofdichter Ich persönlich habe immer bei den großen Puzzle die so 5000 Teile hatten den Rand abgesteckt und bin nach innen vorgedrungen, ich finde genau so baust du deine Texte auf , und dann noch dreidemensional, was soll da noch schief gehen du bietest einen Rundumblick das muss man erst mal via Games of Thrones hinbekommen ^^
Vor langer Zeit - Antworten
Zentaur grab schnell weiter in den geheimen Archiven :-)
lg Helga
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter 
^^
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
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