Marie
Die Uhr zeigt lang nach Mitternacht
Der Wächter bricht nun auf
Zu seiner letzten Runde Wacht
Zu seinem letzten Lauf
Die Gasse dort, die mag er nicht
Drum geht er schnell durch sie
Am Fenster sieht er ihr Gesicht
Am Fenster steht Marie
Flüstern dringt in seine Ohren
'Komm rein und lieb mich heiss'
Der Wächter ist nun verloren
Wacht nun auf falschem Gleiss
Die Tür läd langsam, knarrend ein
Marie packt ihm im Schritt
Oh Schmerz, er möchte lauthals schrei'n
Oh Schmerz, als sie ihn tritt
Das Messer, das sie fest umgreift
sticht tief und schlitzt ihn auf
sie filetiert, die Lunge pfeift
sie filetiert den Hauf'
Die Uhr zeigt lang nach Mitternacht
Marie singt nun ihr Lied
Dann hört man, wie ihr Geiste lacht
doch niemand, der sie sieht....
Die Mahlzeit
Sein Herz hört auf zu schlagen
weil ich es ihm entriss
gesättigt voller Magen
er schmeckt mir Biss für Biss
Lecke den letzten Tropfen
der am Fleische klebt
welch blutig süßer Hopfen
sein Geist nun von ihm schwebt
Wiegenlied
Das Nichts hält heute nacht die Wacht
Sogar der Mond hat sich versteckt
Die dicke Spinne, die leis lacht
Hat schon ihr Opfer zugedeckt
Das Nichts macht heute nacht sich breit
Sogar die Wolken sind verdeckt
Die schwarze Spinne, die dich freit
Hat schon dein warmes Blut geleckt
Das Nichts nimmt heute nacht sein' Lauf
Sogar der Wind dich nimmer weckt
Die fette Spinne frisst dich auf
Bist schon zu früher Stund verreckt.
Neues Leben
Wenn kaltes Herz sich ziehen lässt
zu meiner heissen Glut
Wenn bald verletzt ich dienen muss
mit meinem warmen Blut
Wenn trüber Schmerz die Seele teilt
in tausend kleine Teile
Wenn früh mein Herr nun trunken ist
ich nimmer hier verweile
Wenn alles mein nun seines ist
der Tropfen nun vergeben
Dann soll es sein, Gebieter mein
die Nacht schenkt neues leben
Müdes Schwert
Gebannt, verharrt sie willenlos
in ihrem Bett in seinem Schoß
schenkt ihm Genuss für eine Nacht
ihr Körper, welch lebendig' Pracht
Gebannt er starrt als sie liebkost
sein Schwert,welch müd' und er erbost
sie müht sich ab, dass er erfreut
doch Schwert erschlafft, welch Kraft vergeud't
Gebannt verharrt sie willenlos
den Tod erahnend in seinem Schoß
zornig packt er sie am Haar
dann geht er, als ob nichts war
Es wird alles gut
Feurig, lavaheißer Blick.
Weiß wie Schnee ist seine Haut.
Mund und Wangen rosa chic
und sein Haar ergraut.
Schwarzer Umhang, schwarzer Hut,
beugt er langsam sich zu ihr.
Spricht leis: 'Es wird alles gut.'
und wird dann zum Tier
Sanft und doch beherrscht von Gier
trinkt er hastig nun ihr Blut.
Träumt vom nächtlichen bald 'wir',
setzt die Mannesflut.
Sie gibt sich hin, Augen zu
und lässt stillen ihn den Durst.
Sie fällt in die verdiente Ruh'
vergnügt schaut der Furst
Schnell wächst, was er gepflanzet,
in ihrem Unterleib die Brut.
Nun wird es froh getanzet.
Nun wird alles gut.
Schreib mir was!
Blair
Geschunden zieh'n meine Füße
in blutgetränktes Land.
Freie Schwingen,aufgescheucht,
verlassen toten Sand.
Und die Seelen der Verirrten,
sie wirbeln mich herum.
Schwer treffen mich die Hufe,
mein Schicksal nehm' ich stumm.
Der Feind ergötzt sich seiner Macht,
Sturm ruft meinen Namen.
Rotschimmernd seine Klinge,
begrüß' nun meine Ahnen.
Ich schau in des Feindes Antlitz
mein Harnisch letzter Schutz.
Doch tiefer gräbt sich sein Schwert,
und mein's hat nichts genutzt.
Hass gegen den, dessen Ahnen
die Meinen vertrieben.
Und Verachtung auch für den,
am Ende werd'n wir siegen.
Geb mich erschöpft dem Schicksal hin,
mein Atem wird schneller.
erdulde den Übergang
in den Tod, es wird heller.
Unausweichlich erfahre ich
den Schmerz, der Frieden bringt.
Und ich höre meinen Clan,
wie er süße Lieder singt.
Himmeltor ist weit entfernt,
Gott, wer kommt schon zu dir?
Wir sind alle nicht rein,
und die Hölle ist schon hier.
Und so schreitet meine Seele
lächelnd zu den ihren.
Und der Feind ist sich bewußt,
in der Hölle zu erfrieren.
Der Stalker
Jeder Schritt im Schutz der Wolken
die das Nachtlicht bedecken
verdunkeln den Schein
der auf sie fällt
genau wie sein Blick
Jeder Atemzug verweilt im Nu
der ihre Haut erfriert
verbirgt den Blutgeruch
der ihr Herz verrät
genau wie seines schlägt
Jeder Ton verirrt in Dunkelheit
die ihre Seele bewahrt
legt sich auf die Erde
lässt sie taumeln
genau in seine Arme
Jede Berührung knistert an seinen Händen
die ihren Körper packen
legen sich um ihren Hals
kann nicht atmen
genau wie er.
...kleines Extra
HAUT IST WIE GESCHENKPAPIER
SAGTE DÜRSTEND DER VAMPIER...
...UND RISS SIE IHR HERUNTER
Mir ist kalt
Mir ist kalt,der Boden ist hart,
umgeben von üblem Geruch.
Nacht vorüber, Tag mich bewacht,
bin gebettet auf weissem Tuch.
Mir ist kalt, meine Seele müd',
mein Herz pumpt wie wild das Blut.
Ahn' die Tat ,leugne mein ich,
Mosaikgedanken in Wut.
Mir ist kalt, Gesichter lachen,
in meinem Kopf, sind wunderschön.
Körper schmerzt, komm, Mädchen ,hilf!
ich werd' mich nie daran gewöhn'.
Mir wird heiß, Mädchen, komm näher!
Wasch sauber mein unreines Ich!
Doch geh', bevor die Nacht anbricht!
Denn Sicherheit gibt es hier nich'...
Varulv
Schneller ziehen jetzt die Wolken,
das Mondlicht spielt heut Nacht sein Spiel.
Es pinselt helle Farbnuancen
ins Firmament, und dies grazil.
Ungeduldig erwart' ich mich
und schaue in die helle Nacht,
Die Uhr an meinem Arm tickt laut,
unerträglich ist mir ihr Takt.
Mein Arm schlägt prompt gegen die Wand,
tausende Scherben rieseln nun.
Und so zerbricht nicht nur ihr Glas,
mein Herz, besessen vom Taifun.
Ein tiefer Atemzug füllt mich,
meine Lunge reißt wie Papier.
Habe Ehrfurcht vor dieser Macht,
Aus meinem Ich wird nun das Tier.
Und jedesmal erahn ich nicht,
welch ein Schmerz mich gleich erreicht.
Meine Erinnerung ist tot,
Das Monster in mir hat es leicht.
Mechanisch zitternd schrei ich aus,
was meinen Körper schier durchläuft.
Die Kraft des Mondes nehm ich mir,
bin ein Tier, was Blut heut säuft.
Euphorie zerfrisst mein Hirn,
mein Menschenkleid leg ich nieder.
Ich zeige dir mein wahres Ich
und breche deine Glieder.
Das Mondlicht spielt heut Nacht sein Spiel,
drum nimm dich ja vor mir in Acht.
Eine Bestie lauert dir,
und ich hab nunmehr keine Macht...
Asyl
Sandelholzaroma taucht schwer in frischer Luft.
Witwe Maren schliesst die Augen und geniesst den Duft.
Sie träumt, dass wer sie rief, und so geschieht es auch.
Herr mit schwarzem Mantel atmet tief im Pfeifenrauch.
Stimme voller Wärme, bittet er höflichst, lieb:
"Gewähr'n sie Obdach? Daheim man mich vertrieb."
So gar nicht ihre Art, bittet sie ihn herein.
Gentleman, ohne Frage, sollt' nun Geliebter sein.
Von nun an jede Nacht beglückt er seine Braut,
dass sie es gar nicht merkt, wie ihr schwarzes Haar ergraut.
So geht das viele Wochen, er liebt sie wirklich sehr.
Ihr Körper ist geschändet, zerbricht nun immer mehr.
Dann merkt er, es wird Zeit, muss es nun vollbringen.
Mit Kerzenlicht und Wein und Engel, die da singen,
verführt er sie vollends zum aller letzten Mal.
Erlöst den müden Körper von seiner Höllenqual.
Sie spürt, wie er fordernd in ihre Blume taucht.
Dann ist alles schwarz, Körper und Seele aufgebraucht.
Erschöpft geht sie ins Bad, betrachtet ihr Spiegelbild.
und plötzlich sein Gesicht aus ihren Wangen quillt.
Teufel, ohne Frage, sollt' nun ihr Mieter sein.
Ihr Antlitz - reine Schönheit, nun nimmer mehr allein.
Mit ihren zarten Lippen spricht er zu ihr dreist:
Hab' Dank für dies Asyl, bin ein verfluchter Geist.
Untertan
Hell legt sich die Nacht auf unser Land
Land, welches schon lang vergiftet ist
Ist nicht der Lebenden Gebiet
Gebiet-er, zeig dich nun in voller Pracht
Pracht-voll bin auch ich
Ich will dich leiten im Mondenschein
Mondenschein ist unser Lebenselexier
Lebenselexier, was dir so schmeckt
schmeckt mir Kind der Nacht ebenso
ebenso möcht ich kosten von dir
Dir möcht ich geben, was man mir nahm
Nahm man mein junges Leben
Leben gehört nun dir
Dir- mein Gebieter, bin dir zahm
Zahm wie ein Kätzchen Untertan...
Rotkäppchen, das Böse
(oder der schizophrene Wolf)
Rotkäppchen, Weißröckchen
und schwarz, deine Seele.
Ich hab dich erkannt und
zerfleisch dir die Kehle.
Seit Jahrzehnten bin ich verflucht,
dabei bist du die, die man sucht.
Lebenslang muß ich leiden,
weil alle mich erfürchtig meiden.
Ich rieche die List und die Tücke,
bald komm ich und reiß dich in Stücke.
Ich bin der Schlossgeist, der finster dir spukt
bin das Auge, das durch dein Portrait auf dich lukt.
du glaubst dich im Schutze deiner zarten Gestalt,
doch verbreitest du nur Tod und elende Gewalt.
Wohl als einziger erkenne ich dein Gesicht,
drum sehe ich es als meine Pflicht.
Ich werde dich holen noch heute Nacht,
und alle werden sagen:
Der böse Wolf hat das Rotkäpchen umgebracht.
Und dann werden sie mich erschießen,
sich anschließend mit Rotwein begießen.
Über den Tod hinaus werd ich dann verflucht,
aber bin auch der, der dich in der Hölle besucht.
Der Fluch der Krähen
Die Nacht legte finster sich über die Stadt
und lud tückisch die Krähen sich ein.
Sie lachten mit eisigen Stimmen und matt
sollte jeder Bürger am Morgen sein.
So ging das nun Wochen, ach Monate schon.
Die Einwohner fasten eilig Entschluss.
Ein Jüngling, so wollte es die Tradition,
nun schnellstens geopfert werden muss.
Ein Dolch sollte öffnen sein blutenes Herz,
dass die Krächzer sich davon laben.
Gar tapfer ertrug er den stechenden Schmerz
und sandte seinen Fluch den Raben.
Die tranken nun gierig vom verzauberten Wein
flogen benommen umher nur kurz.
Es folgte ein letztes Krächzen gar nicht fein,
Flatterten in den tödlichen Sturz.
Doch das wahre Gift lag noch im Land und schlich
in die Leiber der schwangeren Frau'n.
Von Stunde an, so erzählte man es sich,
gebärten sie Kräh'n mit schwarzen Klau'n.
(c)Shirley
Monster
Ich öffne meine Augen nicht
Kann deinen Atem spüren
Bist ja schon so lange hier
Du darfst mich nicht berühren
Ich öffne meine Träume nicht
Die Tür bleibt dir verschlossen
Kannst ja klopfen wie du willst
Kannst schreien unverdrossen
Ich öffne dir mein Herze nicht
Wenn dein Schwert mich auch durchbohrt
Ignoriere tiefen Schmerz
Der im Magen schier rumort
Ich öffne meine Augen nicht
Ertrage deine Bisse
Habe dich längst durchschaut
Deine Welt hat viele Risse
Ich öffne dir nur eine Tür
Die dich weit nach draußen schickt
Knips an mein Nachttischlämpchen
Und lausche der Uhr, die tickt....
(c) Shirley
03/2014
Hexe
Tief in der Nacht hinter dem Berg
Rauch, so dicht am Himmel thront
Die Leute rufen 'Teufelswerk!'
Hinter dem Berge niemand wohnt
Die Schar aus Fünf von Mutigen
Packen Fackeln, Kreuz und Speer
Kommen zum Weg der Blutigen
Jungfrauen, Nixen aus dem Meer
Tote Augen sehen sie an
Zu erwecken, flehen sie
Und so geschieht es, Mann um Mann
Küsst totes Fleisch und wird wie sie
Am nächsten Morgen findet wer
Ein Mädchen war's, die Fünferschar
Sie rennt nach Hause, atmet schwer
Der Wahnsinn folgt ihr zum Altar
Das Blut an ihren Händen brennt
Das Höllenfeuer nun entflammt
Ein Mann der Kirche sie ernennt
zur Hexe, man sie nun verbannt.
Drei Monde später hört man sie
Hinter dem Berg sie lauthals lacht
Doch nicht allein ist die Marie
Tanzt mit fünf Nixen durch der Nacht
(c) Shirley/ 2014
Bildmaterial
Marie
-BirgitH/pixelio.de
Die Mahlzeit
-Wolfgang Pfensig/pixelio.de
Neues Leben
-von Wolfgang Pfensig/pixelio.de
Blair
-Rike/pixelio.de
Der Stalker
-Shirley
Varulv
-Didi01/pixelio.de
Untertan
-Didi01/pixelio.de
-Shirley