Zweihundert Jahre lang hat das Haus der Belfare das Kaiserreich Cantons regiert. Doch nun droht das Reich unter inneren Unruhigen zu zerbrechen. Während im Süden die Krieger des Stadtstaats Helikes gegen die Grenzen des Imperiums anrennen, lehnen sich die Clans der Gejarn im Inneren gegen ihren Herrscher auf. Die Jahrhunderte der Einheit scheinen ihr Ende gefunden zu haben und während der Kaiser darum ringt, die Ordnung zu erhalten, lauern in den Schatten schon Mächte, die nur auf
ihre Chance gewartet haben. Der ambitionierte Sanguis-Orden, die Gemeinschaft der Zauberer, verfolgt ihre ganz eigenen Pläne für die Zukunft Cantons und inmitten all der Unruhen flieht schließlich auch noch der Sohn des Kaisers, Kellvian Belfare aus der fliegenden Stadt. Sein behütetes Leben hinter sich lassend, ahnt der junge Mann noch nicht, dass das Schicksal des Kaiserreichs vom Ausgang seiner Reise abhängt. Bildquelle : Cover by
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,,Wenn ihr damit fertig seid, zu Überlegen ob ihr bleibt oder geht, könnte ich eure Hilfe in der inneren Stadt gebrauchen.“ Zyle Carmine blieb äußerlich ruhig, als er die Stimme hörte. Doch das Herz schlug ihm einen Augenblick bis zum Hals. Er hatte sie nicht bemerkt, nicht einmal kommen gehört… Rasch ließ er das Fernrohr sinken, das er in der linken Hand hielt. Den versuch, es zu verstecken, wagte er erst gar nicht. Es würde nur noch mehr Aufmerksamkeit
auf sich ziehen. ,,Archontin…“ Rasch drehte er sich um und verbeugte sich, während er das Fernglas wie beiläufig in einer kleinen Tasche verschwinden ließ. Die Rüstung, die er trug brachte ihn dabei fast aus dem Gleichgewicht, aber mittlerweile hatte er sich an das Gewicht gewöhnt. Lediglich die Temperaturen machten ihm nach wie vor zu schaffen. In der dichten Hülle aus Stahl kochte einen die Sonne Helikes langsam. Und die Schuhe brachten ihn um. Wer fertigte passende Stiefel für einen Gejarn an? Egina lachte laut, als Zyle sich umständlich wieder aufrichtete. Es hatte etwas zutiefst befremdliches, einen
Archonten Lachen zu hören, dachte er. Selbst Wys lachte nicht mehr, obwohl er das früher so oft getan hatte. Und er war bisher nur ein Anwärter auf diesen Posten. Egina Nikitidou war ein der mächtigsten fünf Personen innerhalb der Mauern von Helike wie auch außerhalb davon, bis hin zu den Grenzen des Landes. Auf dem ersten Blick jedoch hätte man ihr das kaum angesehen. Sie hatte braune Haare, in denen sich schon die ersten grauen Strähnen eingeschlichen hatten, grüne Augen um die sich falten gebildet hatten, die nur teilweise vom Alter her stammten und eine kräftige, leicht untersetzte Statur, obwohl sie Zyle grade
bis zu den Schultern reichte. Nichts an ihrer Kleidung verriet ihren Rang, außer deren Farbe. Das Gewand im reinen Weiß der Archonten , das sie trug wies keinerlei Verzierungen auf, sah man von dem Dolch einmal ab, der kaum verborgen an ihrem Gürtel hing. Alles in allem wirkte sie auf Zyle mehr wie eine gütige Großmutter, als eine Herrscherin. Aber dieser Eindruck täuschte, wie Zyle nur zu genau wusste. Man wurde kein Archont, weil man freundlich war. Aber Egina schien zumindest das Kunststück fertig gebracht zu haben, sich, trotz der erstickenden Verordnungen, dem Alter und ihrem hohen Rang ein Stück simple Menschlichkeit bewahrt zu haben. Aber
Zyle hatte gesehen, wie schnell diese offene, freundlich hingestreckte Hand zu einem Dolch greifen konnte… Und ihre Worte von zuvor riefen ihm nur wieder ins Gedächtnis wie sehr dies der Wahrheit entsprach. Sie wusste, weshalb er hier draußen auf den Mauern stand… ,,Ich habe nicht…“ , setzte er an, wurde jedoch von ihr unterbrochen. Wieder lachte sie, leiser allerdings diesmal. ,,Ihr denkt schon lange darüber nach uns zu verlassen. Wie oft habe ich euch hier mit dem Fernglas gesehen. Es nützt auch nichts, wenn ihr versucht, es zu verstecken.“ Wieder schien sie genau erraten zu haben, was er vorhatte. Zyles Hand hielt
auf halbem Weg zu seiner Tasche inne. Es wäre ein leichtes gewesen, sich des Glases zu entledigen und nun verfluchte er sich selbst innerlich, die Gelegenheit nicht eher genutzt zu haben. Hinter ihm viel die Mauer der inneren Stadt Steil ab zu den Vierteln der Handwerker. In Schwindelerregender Tiefel liefen dort ordentlich geführte Straßen zwischen tausenden von einfachen Lehmhütten und einigen größeren Gebäuden aus Sandstein und Holz . Die äußere Stadt bildete einen großen Ring um den Hügel, auf dem sich das Zentrum von Laos befand. Der Turm der fünf Archonten mit der ihn ungebunden inneren Zitadelle. Hier oben, abgeschieden vom Rest der Welt,
berieten diese fünf Auserwählten nicht nur über die Zukunft des Landes, das nach seinem Gründer benannt wurde, sondern hielten auch Gericht und legten die Schriften des alten Lehrers aus. Gewaltige Mauern, hoch genug, das selbst ein Riese sich vor ihnen klein vorgekommen wäre, schirmten die Zitadelle ab und solange er sich erinnern konnte, hatte niemand unbefugtes jemals einen Fuß in die innere Stadt gesetzt. Ein einzelner Meeresarm, der bis kurz vor die Mauern von Helike reichte schimmerte blau in der Ferne, dort wo am Hafen Möwen kreisten und wenn der Wind sich drehte, der Geruch von
Seetang und toten Fischen heranwehte. Keine einzige Wolke stand am Himmeln, nur einzelne Taubenschwärme, die ihre Nester auf den hoch gelegenen Türmen und Backsteinmauern der inneren Stadt bauten, kreisten über ihren Köpfen. ,,Es betrübt mich, ihr denkt ich würde auch nur denken, meinen Bruder im Stich zu lassen. Ihr wisst, das er hofft bald, selbst zu euch zu gehören.“ Wenn sie ehrlich war, konnte er es auch sein. Und es war ein offenen Geheimnis, welche Ziele Wys verfolgte. ,, Laos Gesetze sind klar.“ Er würde seine Pflicht erfüllen, alles andere würde nur ein schlechtes Licht auf sie alle werfen.
,,Laos Gesetzte sind längst nicht mehr zeitgemäß.“ Zyle wusste einen Moment nicht, was ihn mehr entsetzte, die Worte selbst oder die Beiläufige Art der Archontin, sie auszusprechen. ,, Seht euch doch einmal um Zyle. Ihr seht es doch selbst. Deshalb steht ihr hier auf dieser Mauer. Wir sind eine Welt eingefroren in der Zeit und auch wenn Laos Gesetze uns ein Ziel und eine Richtung gaben… so perfekt wie die Archonten es behaupten sind sie nicht. Am Ende war auch Laos nur ein Sterblicher.“ ,,Eure Worte klingen wie Verrat.“ , sagte er ernst. Die Worte kamen fast, ohne,
dass er darüber nachdenken musste. Sie waren, was von ihm erwartet wurde und er glaubte sie. Wäre sie kein Archont , er hätte ihr wohl nicht einmal länger zugehört. Doch sie stand über ihm und damit war er gezwungen ihr in allen Dingen Gehör zu schenken. Sollte das Ganze ein Test werden? Er kannte Egina jetzt schon mehrere Jahre, Jahre, in denen er in der inneren Stadt gedient hatte. Ja, er hatte Dinge gesehen, die nicht leicht zu akzeptieren waren. Die in einer schwachen Seele Zweifel sähen mochten. Aber am Gesetz selbst zu zweifeln… das war ein Schritt weiter. ,,Sagt der Mann, der über Flucht nachdenkt.“ Sie wollte erneut lachen,
wurde aber von einem Hustenanfall unterbrochen. Es hatte wirklich keinen Sinn etwas zu leugnen. . Er könnte sagen, dass er die Mauern der unteren Stadt nach Schwachstellen Absuchte, aber das war weder seine Aufgabe… noch würde sie ihm glauben, nicht? Eginas Augen schienen zu funkeln, während sie auf eine Antwort wartete, die Hände zusammengefaltet. Die Wahrheit war… das er es leid war, Gefangen zu sein. Innerhalb dieser Mauern jedenfalls. Die Tag in der inneren Stadt verliefen alle gleich. Jeder Schritt verlief ritualisiert und es kam selten genug vor, das einmal etwas vom
Plan abwich. Selbst der Gedanke daran, nur seine Pflicht zu erfüllen, trug mittlerweile nur noch wenig dazu bei, die gähnende Leere zu füllen. Selbst mit dem Titel eines Schwertmeisters, war es ihm nicht vergönnt, zu gehen wohin er wollte. Stattdessen wartete er hier auf den Willen der Archonten, die festlegen würden wo… und ob seine Dienste und die der tausenden von anderen Soldaten, Handwerker und Arbeiter am besten gebraucht wurden. Zyle hielt es für besser, das Thema schnellstmöglich zu Wechseln. Wie Egina die Gedanken der Leute in ihrer Umgebung zu lesen schien hatte beinahe etwas unheimlich, beinahe
magisches. Aber das war natürlich Blödsinn. Innerhalb der Mauern Helikes gab es keine Magie. Die Archonten hatten sie vor langer Zeit aus der Stadt verbannt, schon zu den Zeiten kurz nach dem Tod von Laos. Und was an magischen Artefakten innerhalb der Stadt gefunden wurde, wurde weggeschlossen, tief im Felsen auf dem sich der Archontenturm erhob. Und es wurde viel gefunden. Helike selbst stand angeblich auf einer großen , ehemaligen Stadt des alten Volkes und das spiegelte sich auch vielerorts noch in der Architektur der inneren Stadt wieder. Große Hallen aus Marmor und altem Stein , die auf den
Grundmauern der einstigen Paläste errichtet worden waren. Aber Magie machte nur weich und schwach. Was am Ende eine Schlacht entschied war immer blanker Stahl gewesen. Und auch nicht Feuer und Schwefel und Gewehrmündungen… ,,Ihr sagtet, ihr braucht meine Hilfe ?“ , versuchte Zyle nun schleunigst das Thema zu wechseln. ,,Genauer gesagt , reichen mir eure Augen und Ohren. Da ihr diese aber sicher behalten wollt, werdet ihr wohl oder übel selbst kommen müssen. Ich werde mich heute Nacht mit jemanden treffen. Einer gefährlichen Person.“ ,,Welche Person in dieser Stadt kann für
einen Archonten gefährlich sein ?“ , fragte er halblaut. Die Frage beantwortete sich von selbst. ,,Ihr fürchtet….“ ,,Ein anderer Archon, richtig. Die Person, die ich treffen möchte, könnte ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und das ist um jeden Preis zu vermeiden. Deshalbe frage ich auch euch und nicht euren Bruder. “ Egina lächelte, aber das grinsen wirkte diesmal gestellt und angestrengt. ,,Ihr müsst nicht fürchten, das ich euch in die Politik Helikes mit hereinziehe . Aber ich will ich, das mir jemand den Rücken freihält.“ Er nickte langsam. Dem Befehl eines
Archonten konnte er sich so oder so kaum wiedersetzen. Auch wenn er bezweifelte, das diese hier sich im Einklang mit Laos Gesetzen befanden. Warum diese Geheimnistuerei ? Wenn die Archonin Verrat fürchtete, dann sollte sie gleich ein dutzend Leibwächter mitnehmen, nicht nur ihn. Also ging es ihr nicht um ihre eigene Sicherheit.. Nur um was dann ? Wenige Stunden Zyle lief auf dem Platz vor dem Turm der Archonten auf und ab. Der dunkle Steinbau wirkte im Mondlicht noch düsterer, so als ob jemand ein rechteckiges Stück des Himmels einfach weg geschnitten hätte.
Bei Tag waren die Buntglasfenster in der Fassade sichtbar, doch jetzt bei Nacht brannte kein einziges Licht mehr und die gesamte Mauer wirkte wie ein durchgehendes, schwarzes Stück Stein. Um ihn herum war es menschenleer. Lediglich auf dem Weg hierher hatte er einige Paladine gesehen, die sich um Wachfeuer gruppierten oder auf den Stufen der Mausoleen und der großen Treppe zur unteren Stad wache hielten. Der Platz selbst war im Grundriss eines Sterns angelegt worden und von einem weiten Säulengang umlaufen. Mit Kies ausgestreute Wege führten darum herum und in seinem Zentrum, nur wenige Schritte von dem Platz entfernt, an dem
Zyle nun stand, erhob sich ein großer Kasten aus Kristall. Der Sarg des Laos. Zyle regte sich und lief langsam die umstehenden Säulen ab, hauptsächlich, um sich warm zu halten. Nach wie vor gab es kein Zeichen von Wolken und der Mond am Himmel über ihm war fast voll. Diese Nacht war genau so kalt, wie die Tage warm waren und so zog er den Umhang, den er trug, fester um sich. Unten in den Straßen würde es hingegen warm bleiben, dachte er. Die Hitze staute sich und wurde von den Lehmfassaden aufgenommen, doch hier oben waren die Straßen breit, die Gebäude aus abweisendem, knochenbleichen Stein… und alles wirkte
wie aus Eis und Schnee und Kristall geformt. Immerhin würde er in den Schatten zwischen all diesem Prunk nur schwer auffallen. Egina hatte auf Diskretion bestanden und so war er die schwere, auffällige Rüstung losgeworden. Lediglich einen Schild und das Breitschwert hatte er behalten. Für den Fall der Fälle. Egina mochte behaupten, sie brauchte nur ein zweites paar Augen und Ohren aber, sie fürchtete um ihr Leben. Der schwarze Umhang, den er zusätzlich trug, würde hoffentlich genügen, um ihn in der Dunkelheit zu verbergen und das Glitzern der Waffen zu verdecken. Darunter befand sich
lediglich ein leichtes Kettenhemd, überdeckt von einem braunen Hemd, Hosen und Stiefeln in der gleichen Farbe. Mehr, konnte er nicht tun. Hätte die Archontin ihm mehr mitgeteilt, hätte er wenigstens abschätzen können, ob es zu einem Kampf kommen würde. So jedoch, konnte er nur abwarten und hoffen, dass sie überhaupt auftauchen würde. Gab es etwas schlimmeres, als die Unsicherheit des Wartens? Kurz überlegte er, einfach zu gehen. Niemand würde ihm einen Vorwurf daraus machen. Sich mitten in der Nacht mit jemanden, und sei es ein Archont, zu treffen war nicht grade etwas, das man als ehrenhaft ansehen konnte.
Zwielichtige Gestalten und die Schmuggler auf den Inseln vor der Küste taten so etwas. Aber nicht ein Schwertmeister. Und erst Recht kein Archont . Langsam trat er an den großen Kristallsarg in der Mitte des Platzes. Der Leichnam darin war bereits vor Jahrtausenden zu nichts weiter als blanken Knochen zerfallen. Darüber spannten sich noch die Überreste von Stoff, der einstmals violett und rot gewesen sein mochte, nun jedoch grau und verblichen war und vermutlich unter der kleinsten Berührung zu Staub zerfallen würde. Die Knochenhand des einstigen Herrschers war zur Faust
geballt, als hätte er im Tod noch versucht etwas festzuhalten. So wie seine Worte und Gesetze heute noch alles zu umklammern schienen. Der Quarz des Sarkophags und des niedrigen Sockels, auf dem er stand schien im Mondlicht von innen zu glühen. Zyle musste Egina teilweise zustimmen. Sie würden Reformen brauchen. Langsam zwar, denn nichts in dieser Stadt hatte sich je schnell verändert, aber auf lange Sicht blieb den Archonten selbst wohl kaum eine Wahl. Aber wer sollte so etwas in die Wege leiten? Schwach spiegelten sich Zyles eigene Gesichtszüge im Kristall. Struppige graue Haare standen von seinem Kopf
ab und gingen in schmutzgraues Fell über. Dunkelbraune Augen spiegelten das Mondlicht sanft wieder. Es war närrisch hier zu sein, sagte er sich. Leise Schritte holten ihn endgültig zurück in die Wirklichkeit. Sie waren noch zu weit entfernt um ihren Verursacher sehen zu können und menschlichen Ohren wären sie wohl einfach entgangen. Aber Zyle lauschte ihnen mit wachsender Anspannung, je näher sie kamen. Egina trat alleine unter dem Säulengang gegenüber von Zyle hervor. Langsam entspannte er sich wieder etwas. Immerhin… sie war hier. Langsam ging er ebenfalls ins Licht und hob eine Hand
zur Begrüßung und damit sie ihn erkannte. ,, Ich war mir nicht sicher, ob ihr wirklich kommen würdet.“ , meinte sie mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen. ,, Es tut mir leid, euch hier mit rein zu ziehen, aber ich fürchte, ich habe keine andere Wahl. Wenn alles gut geht, wird euch nichts geschehen.“ Vorsichtig sah sie über die Schulter, als wäre dort etwas gewesen, das Zyle nicht bemerkt hatte. ,, Es tut euch leid ?“ Was ging hier nur vor. ,, Mit allem Respekt, Archontin, aber was geht hier genau vor ?“ ,, Wie ich schon sagte, ich treffe mich mit jemanden. Und so gefährlich sie ist,
sie ist vielleicht die größte Hoffnung auf Veränderung, die diese Stadt je hatte. Wenn alles gut geht, wird es in den nächsten Tagen einige Leute geben, mit denen ihr euch treffen solltet, Zyle. Ich glaube, sie werden euch noch ein oder andere über diese Stadt beibringen können, das ihr nicht wisst. Besser als ich das könnte.“ ,, Wie meint ihr das ?“ Mit wem bei Laos wollte sie sich hier treffen? Nicht mit einem Archonten, das war klar, auch wenn sie ihre Einmischung ohne Zweifel fürchtete. Und welche Rolle sollte er dabei spielen? Ein Verdacht beschlich ihn. ,, Ihr trefft euch mit niemanden aus der
inneren Stadt.“ , stellte er fest. ,, Ich erwarte allerdings so oder so komplettes Stillschweigen von euch , über das, was heute hier geschieht. Auch den anderen Archonten gegenüber. Wir verstehen uns?“ Wieso hatte er nur das Gefühl, das sie ihn töten würde, wenn sie auch nur so etwas wie den leisesten Zweifel an seiner Antwort haben würde? Aber da musste sie sich keine Sorgen machen… Er war ein Schwertmeister. Das Wort eines Archonten war genauso sein Gesetz, wie das von Laos. Langsam nickte er. Wenn Egina wollte, dass er Schwieg, würde er das tun. ,,Gut. Bald werden sich viele Dinge
ändern müssen. Es gibt Dinge, die ihr Wissen müsst. Auch Dinge über die Archonten. Wisst ihr, das in den letzten Wochen immer wieder Artefakte aus den Archiven verschwunden sind?“ ,, Dann solltet ihr mir vielleicht erklären, worauf genau wir hier war…“ Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Er konnte das Geräusch der Sehne hören, bevor der Bolzen traf, ein durchgehendes Surren, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Egina zuckte zusammen, als das Projektil sie in den Rücken traf. Die Wucht des Einschlags wirbelte sie herum, der Bolzen war wieder halb aus ihrer Brust ausgetreten. Mit großen Augen sah sie
Zyle an, mehr überrascht als verletzt, so schien es ihm, dann ging sie zu Boden. Zyle sah im Augenwinkel eine Gestalt, die sich mit einem Mal bewegte, ein vermummtes Phantom, das urplötzlich losrannte. Das einzige, was er sehen konnte, waren schwere, blaue Roben in den Farben eines Archivars. Sein erster Instinkt war, hinterherzurennen, doch ehe er mehr als zwei Schritte machen konnte, wurde der Fremde erneut langsamer… und hob eine Hand. Der Schlag kam so unerwartet, das er ihn erst registrierte, als er sich Rücklings im Staub liegend wiederfand. Magie, dachte er. Und gleichzeitig schien dieser Gedanke so absurd, so
undenkbar… Ein Zauberer in der inneren Stadt ? Aber das war nicht das einzige Rätsel, dachte er, als er sich aufrappelte und auf Egina zustürzte. Zyle sollte jedoch keine Zeit bleiben, nach ihr zu sehen. Der Bolzen war nicht von hinter ihm gekommen, wo der fremde Magier gestanden hatte… sondern aus der anderen Richtung, dort, wo der Sarkophag stand. Drei Gestalten lösten sich aus den Schatten, ein jeder gehüllt in einen schweren, dunklen Samtmantel, der ihre Formen und auch ihre Züge verbarg. Lediglich die Panzer, die darunter schimmerten waren deutlich zu erkennen, genauso wie die Armbrust, die in der
Hand des mittleren Mannes lag. Als er Zyle jedoch sah, ließ er die Waffe fallen und zog stattdessen ein Schwert. Seine zwei Begleiter taten es ihm gleich, während Zyle begann, langsam zurück zu weichen. Sie griffen ihn gleichzeitig mit erhobenen Klingen an. Aber er war darauf vorbereitet. Er hatte früh gelernt, seine Gegner zu lesen, auf Kleinigkeiten zu achten um einen Angriff vorhersehen zu können. Sie verrieten sich, dachte er. Durch ihre Bewegungen und ihre Eigenarten. Doch dieses Wissen nützte ihm wenig, wenn er derart in der Unterzahl war. Und im Gegensatz zu seinen Gegner trug er nicht einmal
Rüstung. Stahl traf klirrend in rascher Folge auf Stahl, als Zyle sofort in die Defensive gezwungen wurde. Er fing eine Klinge mit dem eigenen Schwert ab, blockierte einen weiteren Hieb mit dem Schild ab, musste aber zurückweichen, sobald der dritte Mann in Reichweite kam. Lange hielt er das nicht durch, dachte er. Seinen Gegner waren nicht irgendwelche Straßenräuber, das war klar. Alleine ihre Ausrüstung war zu hochwertig dafür und ihre Art zu kämpfen war seiner mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar darüber. Paladine ? Viel Zeit, sich darum Gedanken zu machen blieb ihm allerdings nicht. Rasch parierte er einen
weiteren Hieb, der trotzdem einen tiefen Schnitt in einer seiner Armschienen hinterließ. Doch dieses Mal wich er nicht zurück. Die Klinge jagte knapp an ihm vorbei, bevor er sie mit Schild und Waffe einklemmte und sich mit aller Kraft herumwarf. Sein überraschter Gegner wurde mitgerissen und stolperte, seine Hände ließen die Waffe los. Zyle warf Seinerseits den Schuld bei Seite und fing das Schwert auf, ehe es zu Boden fallen konnte. Sein entwaffneter Gegner versuchte derweil, davon zu kriechen, während die anderen beiden ihn erneut attackierten. Mit zwei Klingen zu kämpfen war Wys Spezialität, nicht seine, aber er hatte oft
genug mit ihm geübt. Damals, vor ihren Prüfungen… in den staubigen Gärten und Hinterhöfen der Unterstadt. Mit raschen Schlägen trieb er seine Gegner nun zurück, parierte Hiebe und konnte endlich selber einen Treffer anbringen. Einmal traf er den ersten Vermummten an der Brust, wobei das Schwert jedoch wirkungslos abglitt, ein anderes Mal versetzte er dem zweiten einen Schlag mit der flachen Schwertseite gegen den Schädel. Er wollte sie nicht töten. Zumindest einen von ihnen nicht. Irgendjemand würde ihm heute Rede und Antwort stehen und wenn nicht Egina, dann ihre Mörder. Und langsam aber sicher gewann er die
Oberhand. Immer weiter trieb er die zwei Gestalten vor sich her, über den Platz bis zum Rand des Säulengangs. Einer seiner Gegner stolperte, als er versuchte einem von Zyles Hieben auszuweichen und befand sich plötzlich eingekeilt zwischen ihm und einer der Säulen. Bevor Zyle jedoch dazu kam, ihn endgültig unschädlich zu machen, wurde er selber getroffen. Nicht von einer Klinge. Nicht von einem der zwei Männer. Etwas Schweres traf krachend auf seinen Kopf und einen Moment wurde es schwarz um ihn. Als er wieder sehen konnte, schien ihm alles immer noch verschwommen und er fand sich am Boden wieder. Er versuchte aufzustehen,
wohlwissend, dass er es kaum mehr schaffen würde, bevor ihn der nächste Hieb erledigte. Aber da war niemand mehr. Als er es irgendwie geschafft hatte, sich auf einen Ellenbogen hoch zu stützen, war der Platz um ihn herum dunkel und leer. Nur Eginas Körper lag noch wenige Schritte von Laos Sarg entfernt, genau dort, wo sie gefallen war. Irgendwie schaffte er es, sich an ihre Seite zu schleppen, suchte an ihrem Hals nach einem Puls… Nichts. Oder war da etwas? Ganz schwach… ,, Zyle…“ Das Sprechen schien ihr Schmerzen zu bereiten. ,, Man hat uns hintergangen. Ihr müsst sie warnen.“
,, Wen warnen ? Die Archonten ?“ ,, Jemand muss sie warnen…“ , murmelte sie, kaum hörbar… und war mit einem Mal still. ,,Archontin ?“ Sie hatte aufgehört zu atmen, rührte sich nicht mehr. Eine Weile lang saß Zyle einfach nur da, ohne sich zu bewegen. Ihre Worte waren ihm ein Rätsel, genauso wie alles andere was grade geschehen war. Warum lebte er überhaupt noch? Zumindest auf diese Frage sollte er eine Antwort erhalten, als er erneut Schritte hörte. Eine Gruppe Paladine, die wohl durch den Kampflärm alarmiert worden waren, stürmten auf den Platz hinaus und
umstellten ihn. ,, Zyle Carmine… Zyle stand auf. ,,Der bin ich.“ , erklärte er. Ihm war vielleicht nicht klar, was hier vorging, aber er wusste, dass er die Archonten darüber informieren musste. ,, Ich muss sofort…“ ,,. Ihr werdet schweigend mit uns kommen. Solltet ihr versuchen zu fliehen, werdet ihr das nicht überleben.“ ,,Wieso sollte ich fliehen wollen ?“ ,,Ihr seid hiermit verhaftet, wegen des Mordes an Archontin Egina Nikitidou.“ Er lebte noch, weil man in ihm einen Schuldigen
hatte…
Hofdichter Wenn man zur falschen Zeit am richtigen Ort ist ! Gut beschriebene Charaktere ! Ephraim |
EagleWriter Danke. Tja Pech und die Pechsträhne fängt erst an ^^ lg E:W |
Hofdichter ich bin gespannt dein Schreibstil ist gut und die Rechtschreibfehler sind locker zu überlesen , sie stehlen dem Werk nichts ! |
EagleWriter Ach die Rechtschreibung... Meine größte Schwäche^^ Sorry, ich versuch momentan mich zu bessern. lg E:W |
Hofdichter Ich kenn das Brizade hilft mir sehr :) |