Grab
Die Nacht, voll Tücke, wenn sie liegt über Erd‘ und Himmel,
prangt über den Wolken, über den Städten, unten im Gras,
wenn sie frisst das Licht auf, wenn sie zehrt die Wärme auf,
wenn sie kribbelt frisch auf der Haut,
wenn sie lässt makabre Züge über die Landschaft gleiten,
wenn sie malt wirre Muster an die Wand.
Wenn die Nacht, nicht nur über und über herrscht,
nicht nur über den Städten liegt und alles
schläft,
wenn nicht nur in der Luft, liegt muffig Duft,
wenn nicht nur feucht, das Moos.
Wenn tief unten, die Nacht herrscht, immerzu,
wenn unten liegst du, verrottet, veraltet, verstaubt und vergessen,
in den Armen der Nacht, die dich nie mehr macht mit Träumen satt,
die dich nie mehr wird frösteln.
Wenn du sein wirst, tot.
Wirst du nichts mehr fühlen,
keine Angst und Bang wie kleines Balg, sich
versteckt
unter schützend Deck und sich versteckt vor den Schatten der Nacht.
Wirst du nur mehr Teil ihrer sein, Teil des großen Schwarzen,
dass uns immerzu und immerzu uns alle sucht
und uns alle bangt.
Du liegst derweil unten, vergraben, verrostet, verwesen,
im Grabe des Wortes, Bedeutung wir nicht mehr wissen.
Hat dich keiner mehr gekannt, als du musstest
gehen.
Hat keiner mehr Tränen dir geweint, weil niemand dich gekannt,
obwohl du warst einst in Aller Munde und nun du bist tot.
Warst du einst die Hoffnung, Menschen hast du aufrecht,
ohne Krück und ohne Stock, geführt und verholfen,
zu großen Taten.
Wurdest du irgendwann weggeworfen, vergraben, vergessen und nun
Verwesest vor dich hin, im Grab unser Aller Hoffnung, bald.