Fantasy & Horror
Zombies in Berlin 2 (Leseprobe) - Bunkertage

0
"Mensch oder Zombie, wer ist das wahre Monster?"
Veröffentlicht am 26. Februar 2014, 24 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Skyla Lane ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die sich für die Tiefen des menschlichen Charakters interessiert. Vorzugsweise schreibt sie SF und Thriller. Sie wurde 1986 in Königs Wusterhausen geboren, ist verheiratet und lebt heute mit ihrer Familie in einem Dorf südlich von Berlin.
Mensch oder Zombie, wer ist das wahre Monster?

Zombies in Berlin 2 (Leseprobe) - Bunkertage

Skyla Lane

Zombies in Berlin

Episode 2


Bunkertage



>

Der Wahnsinn im Bunker

Wenn es etwas gab, auf das ich verzichten konnte, dann waren das Idioten. Idioten, die meinten, sie hätten es drauf. Die dachten, dass ihre Stunde gekommen sei, wenn alles aus dem Ruder lief. Solche, die sich schon vor zehn Jahren im Garten einen Keller gegraben hatten, in dem sie nachts ihre Do-it-yourself Ratgeber lasen, statt ihre Frauen zu vögeln. Schön und gut, wenn sie die hässlichen Weiber meiden wollten; schön und gut, wenn sie Epidemien und Apokalypsen und Endzeit Szenarien predigten, zumal man ihnen heute die Hand schütteln musste für diese treffende Voraussicht. Aber zum Teufel mit ihnen, wenn sie im Loch den Schnaps

verboten. Henning Scholz war so einer. Riefen ihn Henni und säuselten: Danke Henni, Bitte Henni, Toller Henni, Fick mich Henni. Wenn es nach mir ging, hätte ich ihm längst das Maul gestopft, weil aus dem mehr Sülze kam als aus einer Fleischerei. Dem Brechreiz-Henni ging es nur ums nackte Überleben, aber hätten sie mich gefragt, dann hätte ich ihnen was vom Krieg erzählt. Wenn wir nicht bald anfingen, die lebenden Kadaver abzuknallen, würde es bald mehr von ihnen geben als Ratten in der Kanalisation. Zum Geier, Mann, wenn das nicht schon der Fall war. Nach einer Wochen Wildwuchs hatten sich die Bastarde vermehrt, dass statt zehn

von ihnen, jetzt mindestens vierzig vorm Loch hockten. Als wir herkamen, hatten wir kaum die Barrikade gepackt: die Front, die das fauchende Pack gegen uns aufbot. Mittlerweile kam niemand mehr durch den Haupteingang; weder in die eine, noch in die andere Richtung. Dass uns aber irgendwann der Fraß ausgehen würde, interessierte Henning Scholz nicht. Erst mal abwarten, war seine Devise. Die scheiße Aussitzen. Wozu er dann aber die Dutzend Survivalguides neben der Essensausgabe verteilen ließ, konnte nicht mal Brechreiz-Henni erklären. Ich saß in der Bunkerküche, als die gedämpften Sirene und das rote Notlicht ansprangen. Little Horn saß zwei Tische

weiter und ließ erschrocken die Gabel fallen, während Bert und Berta ihre Rollis schnappten und quietschend zur Tür fuhren. Little Horn hieß in Wahrheit Boris Horn, hatte aber schnell seinen neuen Spitznamen weg. Es mochte daran liegen, dass er kaum groß genug war, um an Bord eines Schiffes über die Reling zu spucken; es konnte aber auch deswegen sein, weil er den Bauchumfang von zwei schwangeren Kühen besaß. Ersteres passte recht gut, letzteres aber war witzig. Bert und Berta dagegen hießen tatsächlich so, kamen aus Schöneweide und waren für ihr Alter gar nicht so unbrauchbar, wie ihre krummen Körper vermuten ließen. Wenn ich überlegte, dass es das

Rentnerehepaar mit Rollis und Krücken bis hierher nach Mitte geschafft hatte, wäre ihr Einsatz an vorderster Front gegen die Bastarde wahrscheinlich unser Ass im Ärmel. „Hey, hey!“ Als Little Horn an mir vorbeilief, klopfte er mir auf die Schulter und blieb für eine Sekunde stehen. „Willst du hier sitzen bleiben? Hörst du nicht den Alarm?“ „Heute nicht“, schmatzte ich in meinen Teller, drehte die Nudeln auf meine Gabel und blätterte ungestört weiter in Hennis Überleben für Anfänger. Während die Sirenen weiter dröhnten, bewegte Little Horn seinen massigen Leib aus der Kantine. Als ich ihm nachschaute, sah ich,

wie er den Kopf schüttelte und was vor sich hin brummte. Mir wurde jedes Mal übel, wenn ich ihn von hinten ansehen musste, weil sich seine pechschwarzen Haare im fetten Nacken ekelhaft kräuselten. Ich legte die Gabel beiseite und versuchte, den Alarm zu ignorieren. Brechreiz-Henni nannte ihn das alltägliche Notfalltraining, aber eigentlich war es nur ein arschloses Herumrennen von Idioten im Loch. Unser Überlebensexperte hatte nicht kapiert, dass der Notfall längst eingetroffen war, ob die Sirenen nun kreischten oder nicht. Genauso wie er nicht kapiert hatte, dass wir hier verrecken würden und es draußen niemand interessierte. Abgeschnitten vom

Rest der Welt, wussten wir nicht, ob noch eine Regierung existierte, ob es andere Länder getroffen hatte oder ob außer uns überhaupt noch jemand lebte. Und das seit einer Woche; mich zumindest machte das genauso irre wie Hennings Saufverbot. „John?“ Als ich Patricias Stimme zwischen dem Sirenensurren hörte, stopfte ich mir den Mund voll Nudeln. Kurze Zeit später saß sie mir gegenüber, verschränkte die Arme und musterte mich mit ihrer arroganten Beamtinnen-Miene. „John, die Übung gilt auch für sie! Schon gestern haben sie sich davor gedrückt. Und vorgestern. Haben sie überhaupt mal daran teilgenommen? Es ist wichtig, damit wir im

Notfall wissen, was zu tun ist.“ Natürlich, genau deswegen rennt ihr täglichen durch die Gänge. Weil es hochkompliziert ist, in Hennings grüne Zone zu finden, um euch im Notfall selbst einzusperren. Nein danke, nicht mit mir. Dann konnte ich auch genauso gut sitzen bleiben und auf das kriechende Ende warten. Ich versuchte ihr meinen Standpunkt klarzumachen; mir fielen ein paar Nudeln aus dem Mund und Patricia verzog das Gesicht. „Das ist widerlich, John, wissen sie das? Essen sie bitte auf und dann kommen sie endlich hinterher!“ Ich nickte kauend und wartete, dass sie

nach ihrem zwei Minuten Auftritt aus meiner Sicht verschwand. Als sie draußen war, widmete ich mich wieder dem Kapitel über essbare Pilze in Nordostchina, blieb aber nur kurz ungestört, weil Michael in die Bunkerküche schlenderte. Ein ständiges Kommen und Gehen; ein beschissener Tag wie jeder andere im Loch. Nicht mehr lange, und wir gingen uns gegenseitig an die Kehlen. „He, John“, grüßte er und setzte sich mir gegenüber an den runden Kantinentisch, der aus einem illustriertem Buch von Arthus‘ Tafelrunde stammen konnte. Vierzehn Überlebende nahmen hier Platz, wenn sie sich bei Hennings Lagebesprechungen aneinander

kuschelten. „Michael“, sagte ich ohne aufzublicken. Das musste ich auch nicht, um zu wissen, dass mich Michael mit seinen giftgrünen Augen anstierte. Es machte mich gleich nervös, allein mit ihm hier zu sitzen, während die Sirenen schrien und niemand anderes mehr in diesem Teil des Bunkers war. Nicht, weil mir der Ex-Sträfling Schiss machte, sondern weil es ganz danach stank, als würde er was wollen. Und wenn er damit zu mir kam, musste es eine üble Geschichte sein, denn bisher hatte ich mir nicht den besten Ruf zugelegt. „Johnny, ich hab’s satt hier rumzusitzen und den Idioten für Scholz zu spielen. Du

nicht?“ Wow, der war direkt. Damit hatte er zumindest meine Aufmerksamkeit erregt. Ich klappte das Buch zu und sah ihm unvermittelt ins Gesicht. „Ich spiele für niemand den Idioten, aber rede weiter. Auf was willst du hinaus? Henning wurde gewählt, also wirst du niemand so schnell dazu kriegen, seine Meinung zu überdenken.“ Oder dich zu wählen, Kahlkopf. „Der hat aber keine Ahnung was wirklich abgeht und macht alle verrückt. Siehst du das nicht genauso?“ „Ich haue ab, wenn‘s mir nicht mehr passt. Fertig. Im Moment kann ich mich

arrangieren.“ „Hast du mal gesehen, was noch im Lagerraum ist? Tim hat’s mir gesagt, und der hat die Inventur gemacht, der weiß Bescheid. Die Konserven reichen vielleicht für einen Monat und keinen Tag länger! Bis dahin ist Berlin doch auf seine Grundfeste niedergebrannt. Als ich vorgestern rausgesehen habe, hat es wieder gebrannt. Ich wette mit dir, dass der ganze Norden nur noch Asche und Staub ist!“ „Dann schlage Scholz vor , dass er dich mit ein paar Leuten rausschickt.“ Ich zuckte mit den Achseln. War ja nicht so, als hätte ich es nicht dem Brechreiz-Henni schon Hundertmal gesagt. Vielleicht kam

er auf den Trichter, wenn Michael mit seinem kahlen Schädel und den breiten Oberarmen vor ihm stand und Druck machte. Hab Angst zu verhungern, brauch Essen. Witzige Szene, wenn man es sich vorstellte. Gar nicht witzig würde es werden, wenn dieser Großstadtcowboy einen Tumult anzettelte. Hatte er schon mit anderen gesprochen? Möglicherweise mit dem jungen Brian, der immer bei ihm rumhing und sich als geklonter Zwilling von Michael gut machte. Es war schon ein eigenwilliges Pack, das sich hier versammelt hatte. Die eine Hälfte von denen saß den ganzen Tag nur in den Ecken dieser unterirdischen Anlage und flennte sich die Augen aus dem Kopf, die

andere wollte beweisen, was sie drauf hatte und traute sich trotzdem nicht weiter als bis zum vergitterten Ausgang. Sobald die Kadaver aber ihre Arme durch die Zwischenräume streckten und sabberten und fauchten, da nahmen sie Reißaus und gesellten sich wimmernd zur ersten Hälfte. Ninas Mutter war hier, das war was Gutes. Wir waren in Sicherheit, auf die ein oder andere Weise, und wenn nur für kurze Zeit. Das war auch was Gutes. Es gab eine Kantine mit abgebrühtem Fraß und Wasser, ein meterdickes Stahbetondach überm Kopf und verriegelte Türen aus noch mehr Beton. Das war gut. War alles nicht zu verachten. Bloß zu denken, es würde auf Dauer

klappen, war naiv.

Das Buch

Es ist nicht einfach, wenn man in einem Berliner Bunker hockt, während die Welt draußen im Chaos versinkt. Zombies klopfen gegen die Tür, versperren den Weg und warten darauf, dass die Gefangenen endlich ihr Loch verlassen. Doch die haben auch noch ganz andere Probleme, denn unter ihnen gibt es einen eiskalten Mörder. Niklas wird fast getötet und Henning, der Anführer im Bunker, wird erschossen auf seinem Stuhl gefunden, das breitgeschmierte Hirn klebt hinter ihm an der Wand. Und wer, wenn nicht der wortkarge John Meyn, käme als Tatverdächtiger in Frage? Es gibt so einige, die John gern brennen

sehen würden. Aber wie geht man vor, wenn es keine Gesetze und keinen Richter mehr gibt? Man tut’s selbst, denken sich die anderen, und stecken John unbarmherzig in die Folterkammer. Mensch oder Zombie? Wer sind die wahren Monster?

Impressum

© 2014 Skyla Lane Zombies in Berlin skylalane.de

0

Hörbuch

Über den Autor

Skyla
Skyla Lane ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die sich für die Tiefen des menschlichen Charakters interessiert. Vorzugsweise schreibt sie SF und Thriller. Sie wurde 1986 in Königs Wusterhausen geboren, ist verheiratet und lebt heute mit ihrer Familie in einem Dorf südlich von Berlin.

Leser-Statistik
7

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

107629
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung