Das Bambi
Alles ist friedlich hier draußen. Klein Jonathan und Mama Luisa sitzen bei herrlichem Sonnenschein und strahlend blauem Himmel vor dem schneeweißen Häuschen auf der knallroten Gartenbank. Mimi, das Kätzchen liegt Mama Luisa zu Füßen im Gras und hält ihr Mittagsschläfchen.
Wie sie so da sitzen, hören sie ein komisches Geräusch. Da raschelt doch was.
Aber was ist es und wo kommt es her?
„Hörst du das auch, Jonathan?“ fragt Mama Luisa ihren kleinen Sohn. Klein Jonathan setzt sich ganz gerade hin und lauscht... „Ja, was ist denn das?“ fragt er voll konzentriert.
Nun wird auch Mimi, das Kätzchen, hellhörig und setzt sich auf. Die kleinen Ohren gehen hin und her. Mimi rührt sich aber nicht von der Stelle.
Klein Jonathan steht von der roten Gartenbank auf und schaut nach rechts um die Ecke, dort wo der allerschönste Apfelbaum von der Welt steht. Aber nichts, niemand ist zu sehen.
Mama Luisa steht ebenfalls auf. „Komm, Jonathan, wir schauen mal in den Gemüsegarten“. Jonathan nimmt ihre Hand und gemeinsam gehen sie zum Gemüsegarten.
Währenddessen sie so gehen, raschelt es wieder. „Das hört sich so an, als wenn es von hinten käme“, stellt Mama Luisa nun fest. Also gehen die beiden den schmalen Weg neben dem Gemüsegarten entlang und ums Haus herum.
Jetzt hört auch Klein Jonathan das Rascheln genauer, als sie hinter dem Haus angekommen sind. Er vergisst total seine Angst, die er hier hinter dem
schneeweißen Häuschen immer hat, weil es hier wegen des Waldes drumherum meist sehr dunkel ist.
Aufgeregt legt er seinen Zeigefinger vor sein Mündchen. „Psst“, macht er und schleicht ganz leise weiter. Mama Luisa muss nun Lächeln, als sie ihren Jungen anblickt. Wie ein kleiner Abenteurer gebärdet er sich.
„Mama, Mama“, sagt Klein Jonathan ganz aufgeregt und zupft an ihrem Rock.
„Ein Bambi“!
Mama Luisa kann klein Jonathan gerade
noch festhalten.
„Nein Jonathan, nicht hingehen. Wenn seine Mami dich riecht, muss das arme Bambi vielleicht verhungern. Bleib hier bei mir“, flüstert sie ganz leise in sein rechtes Ohr.
Klein Jonathan blickt nun etwas enttäuscht drein. Weißt Du, er wusste ja nicht, dass Bambi-Mamis ihre Babys nicht mehr am Geruch erkennen, wenn ein menschliches Wesen es berührt hat.
Klein Jonathan bleibt dann doch ganz ruhig stehen und kann immer noch gar nicht glauben, was er da sieht. Ein
richtiges echtes süßes Bambi!
„Wenn wir ganz leise sind und uns nicht bewegen, kommt vielleicht die Mami und holt ihr Baby ab“, sagt Mama Luisa immer noch flüsternd. Sie geht in die Hocke und zieht Klein Jonathan nahe zu sich heran.
So stehen sie eine Weile ganz still und wagen kaum zu atmen. Hier hinterm dem Haus ist es zum Glück immer sehr windstill.
Weißt Du, denn wäre der hintere, sehr große Garten ohne Bäume drumherum, wäre es zu windig und die Bambi-Mama
würde die beiden mit ihrer feinen Nase sofort riechen und sich nicht zu ihrem Baby trauen.
Das Rehkitz liegt im hohen Gras und schaut aus blanken, großen braunen Augen zu ihnen herüber. Gespannt warten Mama Luisa und Klein Jonathan, ob die Bambi-Mami kommen wird.
Mimi, das Kätzchen kommt nun auch hinters Haus. Mama Luisa wedelt mit der Hand und gibt dem Kätzchen zu verstehen, dass es wieder gehen soll. Doch Mimi, das Kätzchen, sieht das gar nicht ein. Es schnurrt laut und reibt sich an Klein Jonathans Beinen das Köpfchen.
Klein Jonathan bückt sich nun und nimmt Mimi auf den Arm. Das gefällt Mimi natürlich sehr. Sie schmiegt sich halb über die Schulter von Jonathan.
Noch ganz damit beschäftigt, Mimi richtig festzuhalten, damit sie nicht vom Arm rutscht, bemerkt Klein Jonathan nicht, dass die Bambi-Mami nun aus dem Wald kommt und sich langsam fortbewegt.
Mama Luisa streicht Klein Jonathan sacht über die blonden lockigen Haare und sagt ganz leise: “Schau, wer da ist“.
Die Bambi-Mami wittert noch eine Weile lang mit erhobener Nase die Umgebung ab und scheint aber nicht die zwei Menschen zu bemerken, die ganz nahe beim großen dichten Holunderbusch an der Hauswand stehen.
Klein Jonathan hält den Atem an und zwinkert vor lauter Aufregung andauernd mit den Augen
Das Bambi steht nun mit wackligen Beinchen auf. Seine Mami kommt ganz langsam heran und stupst es liebevoll mit der Nase an und prüft, ob es wirklich ihr Baby ist. Das Bambi macht einige ungelenke Sprünge und
verschwindet dann dicht bei seiner Mami im dunklen Wald.
Erst in diesem Augenblick bemerkt Mimi die Rehmutter und ihr Kitz. Sie springt von Klein Jonathans Arm und setzt hinter den beiden her. Doch die sind auf einmal sehr schnell und Mimi verliert das Interesse. Weil sie sind ja auch etwas zu groß, um mit ihnen spielen zu können.
Klein Jonathan und Mama Luisa lachen nun laut über Mimi. „Na die fängst Du wohl nicht so leicht wie ein kleines Mäuschen“, sagt Mama Luisa.
„Mama, warum war denn das Bambi allein bei uns im Garten? Hat es sich verlaufen?“ fragte Klein Jonathan immer noch ganz aufgeregt, während er mit seiner Mama wieder zurück nach vorne geht.
„Nein, sicher war da ein anderes Tier, das den beiden nicht gut wollte und das Bambi ist weggelaufen. Seine Mami hat bestimmt das andere Tier verjagt und hat dann ihr Baby geholt“.
„Was denn für ein anderes Tier?“ fragt Jonathan ganz erstaunt. „Das wird wohl ein Wildschwein gewesen sein“, erwiderte Mama Luisa.
Weißt Du, Wildschweine leben auch im Wald und sind sehr stark.
„Sie sind Allesfresser, genau wie die Schweine auf dem Bauernhof. Sie fressen Pflanzen, Beeren, Gemüse und auch Fleisch. In der Natur ist es halt so, dass gesunde Tiere die kranken und schwachen Tiere töten, um sie zu fressen“, erklärt Mama Luisa ihrem kleinen Sohn.
Klein Jonathan schaut sie nachdenklich an und sagt: „ Genauso wie Mimi die Mäuse fängt?“ „Ja stimmt“, sagt Mama Luisa lächelnd.
„Da hat das Bambi aber Glück gehabt, weil es gesund ist.“ folgert Klein Jonathan und strahlt über das ganze Gesicht. „Ja genau, so ist es“ sagt Mama Luisa.
Gemeinsam gehen sie ins Haus und Mimi, das Kätzchen, trollt sich zu ihrem Lieblingsplatz unter dem großen Apfelraum.
Klein Jonathan wird sicherlich mit Spannung auf seinen Papa Johannes warten, der nun bald von der Arbeit heim kommt. Er muss seinem Papa doch unbedingt erzählen, was er heute im großen Garten gesehen hat.
© 2009 pepsi55