Humor & Satire
Mir reichts

Ich habe keine Ahnung wie lange ich hier schon liege, aber es muss eine sehr, sehr lange Zeit sein.

Manchmal denke ich, dass mich niemand kennt, denn gesprochen hat noch nie jemand mit mir.

Die Zuneigung zu mir scheint sich sehr in Grenzen zu halten, denn ich werde jeden Tag tausendfach getreten. Entschuldigt hat sich allerdings noch nie jemand dafür. Und dass wo ich doch nicht einmal Füsse habe um mich in ärztliche Behandlung zu geben, oder Hände um meine Wunden zu verarzten.

Und wenn doch nur die Tritte alles wären was ich ertragen muss, nein,

mindestens 1 mal in der Woche wischt irgendjemand über mich drüber. Ich kann Euch sagen, das kratzt vielleicht.

Wie würde es Euch denn gefallen einmal in der Woche von oben bis unten mit der Drahtbürste bearbeitet zu werden?

Aber eigentlich habe ich noch am wenigstens Grund zum jammern. Ich habe schon so viele meiner Verwandten verloren, und ich bin mir sicher die sehe ich nie wieder.

Einer meiner Lieblingsbrüder musste zusammen mit einem Molotow-Cocktail beim Flug in ein Schaufenster sterben, äh nein, sterben können wir ja nicht, ich meinte natürlich zerbrechen.

Wir müssen auch oftmals schwere Lasten tragen, gut, sicher, ein einzelner von uns muss kein ganzes Auto tragen, aber ein paar von uns zusammen dann eben schon.

Auch unsere, man könnte es berufliche, Aufgaben nennen sind sehr verschieden. Manch einer von uns fristet sein Dasein in einem dunklen feuchten Gang in einer Kanalisation. Dass die Ratten da auf uns ihr Geschäft verrichten ist auch nicht gerade sonderlich angenehm. Andere von uns sind in der Mitte irgendwelcher ganz dicker Mauern und sind dafür da die Bevölkerung vor irgendwelchen Gefahren zu beschützen. Eine gute Freundin von

mir arbeitet zum Beispiel als Aussenmauer eines Kernkraftwerks.

Überhaupt, was würden die Menschen nur ohne uns machen? Täglich laufen und fahren sie über uns drüber, und die meisten ihrer Häuser sind aus meinen verwandten gebaut, und kaum dass sich mal einer von uns dazu entschliesst auf weite Reise zu gehen und seine Heimat, äh, sein Haus zu verlassen, schon ist das Geschrei unter den Menschen gross.

Ganz schlimm sind natürlich auch die Beleidigungen wenn einer von uns smal sich aus der Gruppe verabschiedet und dann ein Mensch sich durch das

entstehende Loch schwer verletzt.

Wie bei so vielem anderen auch, die Menschen merken es sehr schnell wenn wir nicht so sind wie sie es von uns erwarten, aber bedanken tut sich keiner von denen.

Aber das scheint ein allgemeines Problem unter den Menschen zu sein : Schimpfwörter und ähnliches kommen ihnen viel schneller über die Lippen als ein einfaches Danke, auch ihresgleichen Gegenüber.

Wenn ich so darüber nachdenke, dann denke ich, auch ich verabschiede mich und geh irgendwohin wo man noch

Freundlichkeit und Dankbarkeit kennt.

Passt auf dass ihr nicht über das durch mich entstandene Loch stolpert....ach was red ich...

nutzt ja eh nix...

Ich hau ab

Tschüss

Euer Pflasterstein