2.Kapitel
© Platonia 22-02-2014
Täglich schaute der Wassermann nach der kleinen Muschel, neugierig und besorgt zugleich. Sacht spülte er die Sandspuren von ihrer Schale und jeder Tag der verging, legte zentimeterweise Pia’s Schönheit frei. Ihr Perlmutt glänzte in der Sonne, man konnte die geschwungenen grazilen Strukturen der Muschel besonders gut erkennen.
Der Wassermann hatte viel Geduld, wenn
Pia ängstlich war, erzählte er ihr von seinen Streifzügen mit den Delfinen. Immer zum Abschied legte er seine Hand auf die geschlossene Muschelschale und fühlte das warme Pochen. Er lächelte dann besonders sanft und fühlte sich umarmt von dem warmen Pulsieren, es hatte eine magische Anziehung auf ihn. Pia fühlte sich gut in der
Nähe des Wassermannes und ihre Gesundung machte große Fortschritte. Äußerlich war sie wieder erstarkt, die kleinsten Risse waren verheilt, aber das besorgte Gesicht des Wassermannes zeigte, er konnte ihre Verletzungen noch immer sehen und wusste sich keinen Rat, ihr zu
helfen.
Ihre gemeinsame Zeit verging immer unglaublich schnell und von mal zu mal, fiel beiden die Trennung schwerer. Der Wassermann schenkte Pia einen besonders schönen Stein, er leuchtete smaragdgrün. Die kleine Muschel war so verzückt über das Geschenk,
das sie das erste Mal ihre Schale öffnete. Der Wassermann konnte sich nicht satt sehen an Pia, er stand da und war sprachlos über der wunderbaren Anblick.
Die magische Wärme, sie drang aus Pia heraus und aus ganzem Herzen bedankte sie sich strahlend bei dem Herr des
Meeres.
Als der Wassermann schließlich wieder heimwärts ging, war er völlig benommen von Pias Anblick. Die Muschel blieb allein zurück auf der Sandbank, ihre Gedanken waren heute froh gestimmt.
Sie schaute sich den kleinen grünen Stein an, ihr wurde ganz warm ums Herz. Nun war sie nicht mehr ganz allein, sie bemerkte das der Stein sich veränderte, wenn er ihre Einsamkeit spürte, dann war sein smaragdgrünes Aussehen besonders intensiv.
Über ihre Beobachtung und den vielen Gedanken, welche sie beschäftigten,
schlief sie friedlich ein, der Smaragdstein war dicht an ihrem Herzen. Als der nächste Tag heran brach, öffnete die kleine Muschel ihre Augen und begrüßte fröhlich den jungen Morgen, betrachtete das ruhig liegende Meer und sehnsuchtsvoll hoffte sie auf ein Wiedersehen mit ihrem Wassermann.
Ungeduldig verfolgte sie den Lauf der Sonne, sie hatte so vieles dem Meeresherrscher erzählen. Pia wartete bis zum Einsetzen der Dunkelheit, aber an diesem Tag kam ihr Freund nicht zu Besuch. Einmal, glaubte Pia den Wassermann in der Ferne zu erkennen, es waren aber nur Delfine, die ihr Spiel
trieben. Traurig nahm sie ihren Stein, wärmte sich etwas an ihm und verschloss dann ihre Muschel seufzend.