17. Kapitel Lissy Doll
Blitzschnell ließ ich Sammy hinunter und legte mich neben sein Bett. Da stand er schon in der Tür. Anscheinend hatte er mich noch nicht gesehen. Er sah sich prüfend um.
„Was ist denn da?“, Elly stand hinter ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter, die er aber unsanft wegstieß.
Ich drehte mich einmal um und lag unterm Bett.
Jetzt sah ich Ellys Gesichtsausdruck und hätte losheulen können. Ließ Lars sie jetzt auch noch wie eine heiße Kartoffel fallen?
Sie verschwand schnell
wieder.
Lars ging einen Schritt auf das Bett zu, sah aber nichts und drehte sich um. Dennoch schien ihn etwas zu stören, er kam wieder auf das Bett zu und warf sich darauf. Es quietschte ohrenbetäubend laut. Erschrocken atmete ich aus. Ich dachte echt, dass das Bett unter seinem Gewicht nachgeben würde!
Das Lattenrost bog sich wieder zurück. Winzige Schweißtropfen liefen über meine rote Stirn. „Bitte lieber Gott! Hilf mir!“, bat ich hoffnungsvoll. Und tatsächlich tat sich etwas, die leisen Schritte meines Bruders schienen um das Bett zu schleichen. Ich konnte nur
die Tür sehen, in der jetzt Sammy stand und miaute.
„Ach, du warst das!“, Lars´ Stimme klang alles andere als freundlich. Was war bloß los mit ihm? Er schaute sich noch einmal in seinem Saustall um, bevor er aus dem Zimmer huschte. Ich wartete, bis nichts mehr zu hören war und drehte mich um, um wieder unter dem Bett hervor zu rollen.
Panisch schrie ich auf, als ich in die starren blauen Augen einer Puppe schaute. Und nicht irgendeiner Puppe.
Einer ganz bestimmten, Lissy Doll.
Schreiend kroch ich unter dem schweren Stahlbett hervor und stolperte dabei die drei Schritte in mein
Zimmer.
Lissy Doll!
Schreiend und weinend lag ich in meinem Bett.
Elly rannte die Treppe hoch, gefolgt von Marc, der im Keller gewesen war und Lars, der gerade die Haustür zuziehen wollte.
„Was ist denn?“, fragte Elly und versuchte gegen mein Geschrei anzukommen.
Marc deckte mich auf. Meine Haare waren voller Spinnenweben und meine Hände voller Staub.
„Hast du dich verletzt?“, fragte Marc laut.
Ich schrie immer noch, Tränen flossen zum Glück nicht mehr so viele.
Lars lächelte, als er merkte, dass mir nichts passiert war.
„Du!“, schrie ich ihn an.
Elly und Marc schauten verwundert zu Lars. Er lehnte an meiner Tür und schaute hilflos.
„Tu nicht so unschuldig!“, kreischte ich wieder.
„Beruhige dich!“, meinte Elly.
Ich versuchte ruhig zu atmen, und es gelang mir auch. Bei dem Gedanken an Lissy Doll kamen mir wieder Tränen.
Was hatte das zu bedeuten? Sollten wir jetzt auch umgebracht werden. Vielleicht
hatte Lars die Puppe ja gar nicht von Mandys Speicher geholt. Vielleicht hatte ein Mörder sie als Zeichen hierher gelegt.
Ich konnte einfach nichts dagegen tun, die Tränen flossen weiter.