rattus rattus frugivorus
Eines Tages sah ich, wie eine unserer Katzen, sie war damals noch recht jung, im Garten auf der Wiese mit irgendetwas spielte und ging hin, um nach zu sehen, worum es sich handelt. Was ich fand, war eine ganz normale Hausmaus, die allerdings unter der "unsachgemäßen" Behandlung etwas gelitten hatte, nicht schlimm, aber doch sichtbar!
Also hob ich das unter Schock stehende Tier auf und setzte es in ein großes, für den gerade ausgezogenen Vorgänger noch immer
schön eingerichtetes Terrarium.
Die Verletzungen heilten, aber die Maus wurde in kürzester Zeit um etliches größer, so groß, dass ich doch allmählich stutzig wurde und mich mal im Netz schlau gemacht habe, womit ich es hier eigentlich zu tun hätte! Keine normale Maus, soviel war mir inzwischen klar.
Wie schon oft wurde ich bei Wikipedia fündig und fand heraus, das es sich um eine, man glaubt es kaum, artgeschützte Ratte handelte; eine Ratte von der Roten Liste der bedrohten Tierarten!
Na - ich war erstmal baff!
Dann stellte ich fest, und ich fand das mindestens ebenso erstaunlich, dass Fridolin, so nannten wir ihn inzwischen, einen Weg gefunden hatte, um aus seinem Terrarium
raus zu schlüpfen und sich seine Umgebung an zu sehen. Einmal huschte er sogar durch die Topfpflanzen am weit offenen Fenster. Doch als ich näher kam, eigentlich in der
Absicht, ihn aus dem Fenster zu lotsen, da lief er nicht etwa raus, sondern den erheblich schwierigeren Weg zurück in sein "Gemächer"! Er fühlte sich offenbar wohl und sicher dort. Also durfte er bleiben und tat das auch, trotz mehrerer Ausflüge im Zimmer bei offener Terrassenntür.
Nun sind Ratten eines ganz sicher nicht,
nämlich Einzelgänger!
Also sorgten wir für Gesellschaft in Form von Max!
Zuerst war Fridolin nicht wirklich begeistert,
aber Max hat sich so vorsichtig, aber hartnäckig immer wieder angenähert, das Fridolin und er letztlich nicht nur gut miteinander auskamen, obwohl sie in jeder
Beziehung verschiedenster Herkunft und "Rasse" waren, sie wurden unzertrennlich.
Als sich kurz nach Mäxchens Einzug heraus stellte, dass Fridolin eine Fridoline war, da befürchteten wir schon, es würde demnächst
eine Schar junger Ratten in dem inzwischen großzügig erweiterten Haus der beiden herum tollen,
aber dazu kam es nie, obwohl beide sich wirklich sichtlich gern hatten, sich gegenseitig ausgiebigst putzten, zusammen
gekuschelt schliefen und herrlich lieb miteinander waren. Wahrscheinlich lag es daran, dass beide von sehr unterschiedlicher Herkunft waren. Die Ex-Maus war eine rattus rattus frugivorus, umgangssprachlich auch Dachratte genannt;
Max hingegen stammte, wie alle Ratten von
Hobbyzüchtern, aus Zoogeschäften und Laboren, wie auch jene, die in Massen unter unseren Städten leben, von der Wanderratte ab, der rattus rattus norvegicus.
Wie auch immer, für uns war das sehr günstig, denn so blieb Mäxchen der Gang zum Tierarzt erspart und wir mussten uns
keine Gedanken darüber machen, wo wir gute Lebensplätze für viele kleine Rattenbabies finden. Man könnte fast sagen, die beiden führten eine zwar kinderlose, aber sehr glückliche Ehe!