Christina
Kai drehte den Schlüssel im Schloss um und drückte die Türe in den Flur seiner Wohnung. Sie quietschte ganz leise, so dass es eigentlich niemanden störte, außer Kai natürlich selbst. Er zog den Schlüssel ab und ließ das Bund in der Jeans verschwinden. Er schlüpfte aus seinen Schnürschuhen und stellte sie ordentlich ins Schuhregal. Der Tag war wieder sehr hart gewesen, drei Nervenzusammenbrüche, zwei Keilereien und ein Mann musste mit der Polizei entfernt werden, weil er ein Messer gezogen hatte. Verzweiflung treibt die Menschen zum Äußersten.
Kai hasste seinen Job. Er musste Menschen abweisen, ihr kleines Einkommen kürzen und sie unter Druck setzten, damit sie sich wieder einen Job suchten. Die, die arbeitswillig, oder arbeitsfähig waren hat schnell wieder einen Job, wenn sie das richtige Alter und vor allem die richtige Einstellung hatten. Aber wie bei Allem blieben auch viele auf der Strecke. Die die nicht mehr kompatibel waren. Und es gab auch genug die nicht wollten. Für alle war er der Arsch und wenn es diese Leute nicht geben würde, dann wäre er wohl selbst arbeitslos. Obwohl, es gab ja keine Arbeitslosen, nur Kunden. Kunden der Agentur für Arbeit und der städtischen Arbeitsgemeinschaften.
Und dennoch Elend blieb Elend.
Er atmete einmal tief durch und blies die Luft durch die Zähne wieder raus. Arbeitsvermittler und das nach einem guten Soziologiestudium. Eigentlich war er zu über qualifiziert für diesen Job. Es reichte eigentlich ein Rausschmeißer mit einem Crashkurs in Buchhaltung.
Er machte den Job jetzt vier Jahre. Wenn er sich bei Leuten als Arbeitsvermittler vorstelle, die er so in Parks, oder Cafés traf, dann zuckten sie direkt zusammen. Auf der Uni hatte er viele Freunde, aber der Job machte ihn einsam. Nach fast neun Stunden in der Hölle wollte er eigentlich niemanden mehr sehen. Und man nahm die Arbeit jeden Tag mit nach Hause.
Er ging zur Küche, um sich eine Cola aus dem Kühlschrank zu holen, dabei sah er im Blickwinkel Christina auf ihren Stuhl sitzen.
Frauen, jung, weinten. Männer laberten ihn mit Jägermeisterfahnen zu, wie schwer sie es im Leben haben. Kinder mit hohlen Wangen und leeren Augen, die ihre tapferen Mütter am Rockzipfel hingen...Und jede Menge Menschen, die keine Chance hatten, oder versuchten den Staat zu bescheißen.
Es gab alle Arten und alle Geschichten und Kai musste sie alle anhören. Niemanden an sich ran lassen und für alle Zuversicht heucheln. Zwanzig Minuten dann der nächste bitte. Helfen?
Er war doch kein Superheld! Er konnte sich nicht Mal selber helfen.
Die Cola tat verdammt gut. Immer nur reden und zu hören, den ganzen Tag. Er ging ins Wohnzimmer, Christina saß auf ihrem Stuhl, in Hotpants und Tanktop, so wie er sie heute Morgen verlassen hatte. Ihre Mandelaugen starrten an ihm vorbei zum Fenster heraus. „Teenspirit“ prangererte auf ihren faustgroßen Brüsten und die Nippel wollten sich durch den Stoff bohren. Ihre Hände ruhten in ihrem Schoß, die Nägel sahen immer sauber und gepflegt aus. Er stellte die Cola auf den Tisch, auf dem noch der Tiegel mit der Vaseline stand und glotzte Christina unverhohlen an.
„Wie geht' s dir mein Liebling? Noch sauer wegen gestern?“ Er lächelte hilflos. „War mal wieder ein scheiß Tag.“
Er setzte sich zurück, versuchte ein freundlicheres Lächeln und pflanzte den rechten Fuß, auf das linke Knie. Seine entspannte Haltung. Christina guckte nur nach draußen, der untergehenden Sonne entgegen. Ihre gelblich schimmernde Haut schien zu leuchten, sie interessierte nichts. Ihr war alles egal, vor allem er! Und er hasste sie dafür. Manchmal so sehr, das er stundenlang auf sie einschlug. Und selbst das war ihr egal.
Er griff nach der Cola, das Glas schwitzte kalt, trank einen weiteren Schluck und stand auf. Seine Socken schleiften über den Boden, als er zu ihr rüber ging. Sanft, fast schüchtern berührte er ihr Haar, das dunkel mit rötlichem Glanz bis auf ihre schmalen Schultern fiel. Es roch immer nach dem Öl, das er auf sie sprühte. Dann kämmte er sie zärtlich mit der weichen Bürste durch und in den Minuten verspürte er so etwas wie Glück. Zufriedenheit, Ruhe!
Echtes Haar, wie gesund, ohne Spliss, traumhaft asiatisch. Er beugte sich zu ihr runter und roch an ihrem Haar, inhalierte es fast. „Ich liebe dich! Weißt du das? Natürlich, nicht wahr?“
Spielerisch landete sein linker Zeigefinger auf ihrer rechten Brustwarze und er glitt über ihn hinweg. Er gab ihr einen Kuss ins seidige Haar. Kai machte einen Schritt zurück, griff nach dem Tiegel und steckte seinen Finger hinein. Eine kleine Perle Vaseline saß auf der Spitze seines Zeigefingers und er schmierte sie vorsichtig auf die dünnen immer roten Lippen, die jedes mal seltsam kühl waren. Er verteilte ein wenig auf der weichen Zunge, dann drückte er ihren Oberkörper herunter, wobei er das Knacken ihrer Gelenke vernahm.
Seine Hose glitt wie von selbst von seinen schmalen Hüften und er steckte sein steifes Glied in den frisch eingeschmierten Mund. Seine Finger griffen nach ihren Ohren - die sie wirklich nicht sehr echt hin bekommen hatten, es fehlte so etwas wie Knorpel, aber ansonsten war die Täuschung perfekt- und sein Unterleib bewegte sich hin und her.
„Ja, du bist ein gutes Mädchen!“ raunte Kai.
Nachdem er abgespritzt hatte, ging er mit wedelndem Schwanz in die Küche und holte ein Zewa, mit dem er ihren Mund im Wohnzimmer wieder sauber wischte. Er ließ sich vor ihr auf dem Boden nieder und legte seinen Kopf in ihrem Schoß. Die Plastikhände platzierte er in seinen Nacken und er blieb für einige Minuten ruhig.
„Ich bin so schrecklich müde!“ Küsste die schlanken, kalten Beine. „Wann hört das auf?“
Sein Gesicht grub sich in den Stoff der Pants und plötzlich sagte er: „Ich bin so alleine!“
Aber wem erzählte er es? Einer 1500 Euro teuren Realdoll, die er sich aus den USA schicken lassen hatte. Eigentlich wollte Kai eine haben, die wie Angelina Joli aussah, aber die würde er sich nie leisten können. Superstars mochten es wohl nicht, wenn jeder Hinz und Kunz mit ihren leblosen Doubles fickte. 15000 Dollar. Der billigste Star war Christina Ricci, 7000 Dollar, aber selbst die konnte er mal nicht so eben ausgeben. Kai fragte sich, was seine Kunden sagen würden, wenn sie wüssten, dass er eine Plastikasiateenyschlampe zu hause hätte, von dem Erlös sie mehrere Monate leben konnten?
Er kroch von ihr weg. „Du verachtest mich doch nur! Miststück!“
Er riss sie aus den Stuhl und warf sie über den Couchtisch. Sie krachte auf den Boden und blieb liegen. Glotzte an die Decke und wartete, auf das was noch kommen würde. Kai hob sie hoch und schmetterte den Puppenkopf gegen die weiße Wand. Prügelte mit dem Ellenbogen in den weichen Kunststoff und rammte Christina wieder auf den Boden.
„Soll ich dir was sagen? Ich scheiß auf dich! Ich scheiß auf euch alle! Weil ihr könnt mir nicht das Wasser reichen! Hörst du?“
Verzweifelt trat er mit den bloßen Füßen gegen die Stupsnase. „Es ist doch nicht meine Schuld!“
Kai griff Christinas Arm und schleuderte sie in den kleinen Flur, wo sie neben dem Schuhregal liegen blieb.
„Warum ist das so?“
„Ey du Spinner kegelst du wieder in deiner scheiß Bude?“ rief ein Nachbar von draußen.
Ich zahl für die verdammte Bude! Ich zahl für alles, doch niemand interessiert sich dafür. Meine Seele ist verschwunden und es gibt keinen Gott, der sich dafür auch nur im Geringsten erwärmt. Er bleibt kalt, wie dieses Stück Plastik!
Als Kai sah, dass Christinas rechter Arm aus dem Gelenk gebrochen war, ergriff ihn Panik.
„Das wollte ich nicht Liebes!“ Er nahm sie in seine Arme und tröstete sie wie ein kleines Kind, das gestürzt war. „Schatz ich mach dich wieder heil! Echt“
Nach einer halben Stunde musste er sich eingestehen, dass Christina kaputt war.
„Es tut mir leid! Wirklich glaub mir das wollte ich nicht!“ Mit Küssen bedeckte er Christinas Körper und setzte sie in der Küche auf ihren Stuhl.
Er ging zum Schrank, klaubte eine Dose Ravioli mit Fleisch heraus, öffnete sie und ließ sie in den bereit gestellten Topf.
Kai deckte den Tisch, zwei Teller, zwei Weingläser, goss den guten Roten ein und prostete ihr zu.
„Glaube mir, ich werde dich nie wieder schlagen!“
Die Kerze, die seit Wochen auf den Tisch stand, zündete Kai mit dem Feuerzeug an und füllte die leeren Teller mit den Nudeln.
Nach dem Essen führte Kai Christina beschwipst ins Schlafzimmer, ihr Arm baumelte hin und her, legte sie auf der Seite auf die frischen Laken und klemmte sich hinter ihr.
Er decke sich und die Puppe mit der flauschigen Decke zu und wiegte sein Spielzeug in seinen Armen, dabei wanderte seine Hand automatisch zu ihren Brüsten. Kai drehte sie auf den Rücken, hob das Tanktop hoch und liebkoste ihre Gumminippel. Küsste den Hals und flüsterte immer wieder „Entschuldige!“ in ihre unechten Ohren.
„Liebe mich!“ grunzte er, als er zum zweiten Mal in ihr kam. „Lebe doch bitte!“
Nach dem dritten Mal schlief Kai unruhig mit der Realdoll in den Armen ein.
Morgen würde er wieder einen schweren Tag haben.