Sonstiges
Eine Handvoll Wäsche

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"Eine Handvoll Wäsche"
Veröffentlicht am 17. Februar 2014, 8 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig Liebe mbH ISBN 978-3-944907-00-0 Querfeldein ISBN 978-3-944907-02-4 Beide Bücher leider komplett ausverkauft. Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir: Quertextein und hinterm Komma links ISBN 978-3944907215 Kontaktaufnahme über meine Homepage: http://quertextein.jimdo.com/
Eine Handvoll Wäsche

Eine Handvoll Wäsche

Keine Tränen! Das hatte ich mir fest vorgenommen. Warum auch? Das neue Domizil meiner Tochter liegt ja nur einen Steinwurf von ihrem Elternhaus entfernt in Sicht-, bei Aufenthalt im Garten sogar in Rufweite beziehungsweise -nähe. Und auch wenn meine Tochter nicht zur Fraktion derer gehört, die mit einem Handy am Ohr geboren sind, so versorgt sie bei Abwesenheit ihre Mutter doch gerne mit der einen oder anderen Short Message, bei größeren Katastrophen wird auch mal zum Telefonhörer gegriffen. Kontaktabriss brauchte ich also nicht zu befürchten. Darüberhinaus hatte sie das letzte halbe Jahr ohnehin nur noch

sporadisch zu Hause genächtigt, vorzugsweise dann, wenn Wäschewechsel anstand oder ihr Speiseplan mal wieder „etwas Gesundes“ vertragen konnte. Ich war sozusagen bereits teilentwöhnt und es gab für mich daher keinen Grund, dem Tag nicht gelassen entgegenzusehen, an dem das Küken den elterlichen Fittichen entschlüpfen und gemeinsam mit dem Freund das neu eingerichtete Nest beziehen würde. Im Gegenteil … So ein ganz kleines bisschen freute ich mich darauf, morgens nicht schon beim Öffnen der Badezimmertür von MEINEM Parfümduft empfangen zu werden

(„Mama, das riecht so lecker, wenn ich ausziehe, kaufe ich mir das selbst.“ Ja nee, ist klar.) Und auch auf die Arrangements aus Vortags-Jeans, -Pulli und -Schmuck, die auf dem Badewannenrand ein trautes Stillleben zu bilden pflegten („Mama, ich hab's nicht mehr geschafft, schmeiß meine Sachen einfach in mein Zimmer, räume ich heute Abend weg!“) konnte ich locker verzichten. Keine Dusche mehr, die ich reinigen musste, obwohl ich nicht die Letzte gewesen war, die sie benutzt hatte („Ist zeitlich ein bisschen knapp, könntest du wohl … ausnahmsweise …?“), vom Transport Berge nasser Handtücher (eins für die

Haare, eins für den Körper, eins für den Freund) aus dem Wäschekorb im Bad hinunter in den Keller zur Waschmaschine („Mama, ich muss los, ich verpasse sonst den Zug ...“) ganz zu schweigen. Und last but not least keine Extrawürste mehr zum Mittagessen kochen müssen, weil Fisch, Pilze, Wild, Rosenkohl und Zucchini, um nur ein paar Beispiele zu nennen, nun mal nicht zu den Leibspeisen meiner Tochter gehören („Von mir aus könnte es jeden Tag Nudeln oder Buttergemüse geben. Oder Grünkohl. Oder Pizza. Oder Hähnchenschnitzel.“)


Herrliche Aussichten! In Gedanken hatte ich ihr Zimmer bereits neu eingerichtet. Eine Kombination aus Gästezimmer und Büro sollte es werden und außerdem eine nächtliche Fluchtmöglichkeit bieten, falls die Geräuschbelästigung aus dem nachbarlichen Bett mal wieder den Pegel des Zumutbaren überschritt. Mit Feuereifer und Staubsauger machte ich mich über den leeren Raum her, bis der Teppich wieder seine ursprüngliche Farbe zurückhatte. Nach einer halben Stunde war das erledigt, selbst die

Fensterscheiben blitzten frischgeputzt. Jetzt noch rasch die Wäsche aus dem Bad in den Keller bringen und ich würde mich den angenehmen Dingen des Tages widmen können. Das, was der kümmerliche Rest der Familie am Abend vorher für nicht mehr tragbar erklärt hatte, nahm sich selbst in dem winzigen Wäschekorb verloren aus. Ein paar Waschlappen, Unterhosen und Socken – eine Handvoll Wäsche. Keine Duschtücher, keine nur-einmal-getragene-aber-irgendwie-seltsam-riechende Strickjacke, keine Minitangas. Und dann sah ich, dass der Frau im Spiegel zwei Tränen über die Wangen

liefen. Das Klingeln des Telefons bewahrte mich davor, sentimental zu werden. „Mama, ich habe heute frei und X. ist zum Mittag nicht da, ich bin also alleine, könnte ich da wohl so gegen 13 Uhr …? Was gibt es denn?“ „Zucchini-Fisch-Auflauf …" „Ähm ...“ Pfeifend holte ich eine Packung Grünkohl aus dem Gefrierschrank.

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Hörbuch

Über den Autor

Gunda



Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig

Liebe mbH
ISBN 978-3-944907-00-0
Querfeldein
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Beide Bücher leider komplett ausverkauft.

Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir:
Quertextein und hinterm Komma links
ISBN 978-3944907215

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MarionG Liebe Gunda,
ist wohl doch nicht so ganz leicht, das Küken aus dem Nest zu werfen, was? Wieder schön geschrieben - in Deiner humorvollen Art.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Liebe Marion,
fein, mal wieder von dir zu lesen. Nee, ist nicht so einfach ... Aber es flattert immer mal wieder rein :o)
Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Monczi 
ach ist das nicht toll...:-)
gerne geschmunzelt
LG Monczi
Vor langer Zeit - Antworten
Antoinette Ich musste herzhaft lachen!
Das ist so ehrlich geschrieben und so wahr! (Aus Sichte der Tochter!) :)

Sehr gern gelesen, viele liebe Grüße Antoinette
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Danke, Antoinette. Es ist auch sooo wahr aus meiner Sicht als Mutter, das kann ich dir versichern ;o)

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Tilly ich bin zwar nicht der wäschewascher und so....
aber irgendwie sind die töchter alle ähnlich....
mama...ich habe noch keine ...bügel App...kannst du nicht mal...

thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Kicher ... "Bügel-App" ... das muss ich glatt meinerTochter erzählen ... Wenn man die erst aufs Handy laden kann ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
LadyAriadne Meine Liebe,

das ist wunderbar ge- und beschrieben, gleichwohl es Mütter gibt, die gänzlich andere Erfahrungen mit ihren Kindern gemacht haben. Ich, zum Beispiel, wäre höchst erfreut, wenn mein Sohn Seltsam geruhen würde, seine letzten Schritte bis zur Bahre auf eigenen Füßen zu absolvieren. Immerhin ist er bereits Achtundsechzig und tut den lieben, langen Tag nichts anderes, als Bier trinken, Nutzpflanzen rauchen, Fernsehen kucken und brotlose Kunst zu produzieren. Vielleicht sollte ich DARÜBER mal eine Geschichte schreiben.

Stets die Ihre

LA

PS: "Für eine Handvoll Wäsche mehr", ich meine, das sagt doch irgendwie alles, oder?

LA
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Nun ja, eine blühende Fantasie darf man dem Herrn Sohn attestieren, beste Lady. Vllt merke ich mir "Für eine Handvoll Wäsche mehr" tatsächlich als Titel für mein nächstes Elaborat vor, vorausgesetzt, es passt zum dann folgenden Inhalt.

68? Donnerkiesel, wenn ich davon ausgehe, dass Ihr, werte Dame, so zarte 18 wart, als ihr diesem Eurem Sproß das Leben schenktet, dürftet Ihr selbst bereits ein zartes Alter von Mite 80 erreicht haben. Meinen Respekt für Eure Geistesschärfe.:o)

Herzlichen Gruß
Gunda


Vor langer Zeit - Antworten
MarieLue Kam mir seltsam bekannt vor ... :-) Schön geschrieben!
Herzliche Grüße
Marie Lue
Vor langer Zeit - Antworten
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