Der arme Tropf(en)
Es war einmal ein Wassertropfen,
der fiel aus einem lecken Hahn
in einer langen Reihe and´rer
auf Steine, die am Boden lagen.
Ein jeder hat im Leben Träume
und so auch dieser nasse Tropf,
ihm ging, derweil er tiefer fiel,
so manches durch den klaren Kopf.
Zum Beispiel dacht´ er wär´s doch schön
in die Geschichte ein zu geh´n;
als Wundertropfen, der, der´s schaffte,
was sich kein and´rer zugetraut,
der´s Fass zum Überlaufen brachte
oder den heißen Stein zerhaut.
Grad´freut er sich noch an den Bildern,
ist unverzagt und träumt und hofft,
als er, den and´ren vor sich folgend,
ganz einfach auf den Boden tropft.
Am Boden angekommen schließlich
war unser Tropf kaum noch zu seh´n,
in Selbstmitleid zerflossen ließ sich
der Arme einfach untergeh´n!
Doch während er mit den Kollegen
als Rinnsal sucht nach Abflusswegen
erschien am Himmel eine Macht,
die ungeheure Kräfte hat.
Die Sonne sog als Wasserdampf
das Rinnsal einfach hoch hinauf.
Das machte sie mit vielen so
und türmte Wolkenhaufen auf.
Der Wind trieb diese über´s Land
bis hin zu einer Wetterscheide.
Dort regneten die Wolken ab
und machten trocknem Boden Freude.
Im Boden lag seit langem schon
ein Samenkorn von einem Baum,
war fast schon völlig ausgedörrt,
als dieser Regen endlich kam.
So spross, dank uns´rem Wassertropfen
ein Baum in einem fernen Land,
was seine Kraft anschaulich machte,
doch machte es ihn nicht bekannt.
Er bracht´ kein Fass zum Überlaufen,
zerschlug auch keinen heißen Stein,
doch sollte er mit dem Ergebnis
Nicht all zu unzufrieden sein