Aus der Reihe
"Pia und der Wassermann"
...werde ich hier die überarbeiteten Kapitel in Kürze einstellen.
Viel Spaß beim Lesen.
Eure Platonia
Pia
© Platonia 16-02-2014
Pia heißt sie, die kleine Muschel, am langen Sandstrand des Meeres. Sie lebt im seichten Wasser des Ufers und genießt die Übersichtlichkeit. Sie kennt ihre Umgebung gut, hier ist sie geboren und aufgewachsen. Ihre Familie lebt hier nun schon sehr lange. Gern beobachtet sie alles was um sie herum passiert. Die kleinen Fische kommen oft an ihr vorbei, sie weiß um ihre Ängste und hilft gern, wenn einer krank oder traurig ist.
Sie wächst heran und Ihr Äußeres
schimmert in sanften Regenbogenfarben, die anderen Muscheln fühlen sich in ihrer Nähe wohl. Am Ufer leben auch viele andere Schalentiere, kleinere und größere, welche die freundliche Wärme der Muschel genießen und sie gern in ihrer Gesellschaft sind. Am liebsten hat unsere Muschel die Abendzeit in der sie sich von ihrer Freundin der Welle weit hinaustragen lassen kann, in dem warmen von der Sonne gewärmten Sand des kilometerweiten Strandes.
Dann genießt sie die untergehende Sonne, welche ihre Farben ins Meer taucht und in Pia Träume weckt. Das ist auch die Zeit in der die Muschel die
kleinen und großen Sorgen in ihren Inneren verschließt, dort wo ihr Kern wohnt, in ihrer Seele. Sie erlebt auch stürmische See, so manche Sandbank und trübes Gewässer. All das konnte sie von ihrem Inneren fernhalten durch die schützende Schale. Aber der harte Mantel, den sie trug, zerkratzte durch Sandböen und Gestein, sie schlug auf tiefen Grund, die Regenbogenfarben verblassten nach und nach, Algen setzten sich auf ihre angeschlagene Schale.
Die freundlichen Wellen befreiten sie oft aus misslicher Lage und so verbrachte Pia die Muschel, ihr halbes Leben in ständiger Angst und Sorge vor dem
nächsten Tag. Sie wusste dass das Meer gewaltig, ja gefährlich war, aber sie kannte auch die sanften Seiten des Wassermannes, der das Meer lenkte und beherrschte.
So kam es dann auch dazu, in einem unachtsamen Moment zog ein gewaltiger Sturm auf, schleuderte gewaltige Wassermengen und tonnenweise Sandberge ans Ufer, die Muschel war hilflos und wäre beinah zerborsten an riesigen Klippen, vielleicht wäre sie auch begraben worden unter den angespülten Meeressand. Plötzlich erfasste eine große Welle unsere Muschel Pia, trug sie sanft und besonders
vorsichtig hinaus aufs Meer. Sehr weit hinaus, bis zu einer Sandbank, mitten auf hoher See. Pia brauchte einige Zeit um sich zu erholen von den erlebten Strapazen.
Hier herrschte unsagbare Stille, die Sonne schien erbarmungslos, soviel Einsamkeit spürte die Muschel. Es gab keine munteren Fische, fremd war sie dort auf der für sie riesig anmuteten Sandbank. Pia war einsam, ohne Freude sehnte sich zurück zu ihren Freunden, zu ihrer Familie, an ihren geliebten Strand. Sie vermisste den besonderen Geruch des Sandstrandes.Ihr fehlten auch die Spiele mit ihrer Freundin, der
Welle.
Die Muschel wurde immer blasser und ihre Schale fing an porös zu werden, winzige Risse wurden sichtbar. Aber aus ihren Inneren strahlte noch immer etwas Warmes und Helles. Doch bemerkte Pia in ihrem einsamen Dasein dies nicht mehr.
Der Herr des Meeres spürte in seinen tiefen Unterwasserreich etwas sonderbares, noch nie dagewesenes. Er suchte aufmerksam und mit viel Instinkt dieses warm leuchtende pulsieren, es zog ihn magisch an. Lange suchte unser Wassermann danach, bis er an einem sonnigen Tag, sie fand, die
Muschel.
Er stieg aus den Fluten seines Meeres, betrat die weißgoldsandige schimmernde Seichtheit, schaute sich suchend um und erblickte Pia. Einen Moment lang betrachtete er die kleine unscheinbare Muschel, fragte sich stirnrunzelnd, wieso dieses kleine Wesen ihn scheinbar herbei gerufen hatte.
Dann setzte er sich neben sie in den feinen Sand, betrachtete Pia eine Weile, vorsichtig streichelte er sie. Die Muschel war fast im weichen Sand versunken. Der Wassermann befreite die Muschel von dem anhaftenden Sand.
Pia erschrak über die Berührung und zog
sich zurück in ihre harte Schale.
Der Wassermann berührte sie sacht und feinfühlig, mit leiser Stimme begann er mit Pia zu reden. Ängstlich und äußerst vorsichtig hörte Pia der Stimme zu und nach ewig langer Zeit verlor sie nach und nach ihre Scheu gegenüber dem Fremden, der so sanft mit ihr sprach.
Viele Stunden verbrachte der Wassermann auf der Sandbank, nahm sich viel Zeit für die Muschel, trotzdem war auch seine Zeit begrenzt und so stieg er, mit dem Versprechen wiederzukehren, hinab in sein Reich.
Er tauchte ein in das azurblaue kalte
Nass zu seinen Füßen, schäumend und tosend teilte sich das Meer bei dem Kontakt seiner Füße mit dem Element Wasser und auf steinigen Stufen wandelte er hinab, dorthin wo er sein Reich hatte.
Die Muschel Pia schaute ihm lange nach, bis riesige Wellen, die sich hinter ihm aufschichteten, die Sicht auf ihn versperrten.