Romane & Erzählungen
Selbstmord und Hans-Peter - Mein Treffen mit Gott

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"Selbstmord und Hans-Peter - Mein Treffen mit Gott"
Veröffentlicht am 12. September 2008, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

ich heiße euch hiermit willkommen! schaut euch gerne um!
Selbstmord und Hans-Peter - Mein Treffen mit Gott

Selbstmord und Hans-Peter - Mein Treffen mit Gott

Beschreibung

Ich hoffe, niemanden mit diesem Text zu beleidigen und bitte um offenes Lesen. Kritik wird natürlich gern angenommen. Viel Spaß beim Lesen! cai

Selbstmord und Hans-Peter...mein Treffen mit Gott

Die Selbstmordrate in Siegen ist erschütternd. Ja, Nichts ist schlimmer, als Verlieren, außer Siegen. Dem stimme ich zu.

Mein Name ist Vanessa, aber wen interessiert das schon. Niemanden. Einsam werde ich sterben, so wie ich gelebt habe und das, obwohl ich verheiratet bin und zwei Kinder habe. Hier in Siegen bin ich aufgewachsen: Grundschule, Realschule, 1,7 mein Abschluss, keine Lehre, nur Minijobs, wie man sie heute nennen würde, irgendwie überleben. Später hatte ich es sogar auf die Uni geschafft. Viel Arbeit und unendliche Stunden hinter meinem Schreibtisch hatte mich dieser Schritt gekostet. 4 Jahre Informatik-Studium mit Diplom. Und...was hat es mir gebracht? Nichts! Arbeitslosigkeit. Mein Mann liebt mich schon lange nicht mehr. Meine Kinder habe ich auch aus den Augen verloren; dafür hasse ich mich am Meisten. Mein Leben war und ist scheiße. Ich will nicht mehr. Ich will Frieden. Ich will sterben.

Ich stehe auf der B54, der berühmten HTS, der siegender Umgehungsstraße, die 30 Meter dem Boden erhaben ist. 30 Meter, die mich beim Aufprall erlösen werden. Wie schon so viele vor mir, werde ich hier meinem Leben ein Ende bereiten. Ich kann nicht mehr. Verdammt ich will nicht mehr! Wofür auch? Was habe ich schon erreicht? Scheiße! Nichts als Scheiße. Die braunen Exkremente scheinen mich seit meiner Geburt zu verfolgen. Ich habe es versucht – alles, mir Mögliche gegeben. War immer gut in der Schule. Mein Vater hatte mir lange eingeprügelt, dass Schule und Bildung die einzige Möglichkeit aus diesem Loch seien. Seine Worte und Prügel waren doch nur Lügen! Geschuftet habe ich und besitze letztlich Nichts. Überqualifiziert bin ich mittlerweile für die meisten Jobs. Ich versteh es nicht. Ich hätte weitergeackert und das auch für einen Hungerlohn, selbst das wäre lohnend gewesen! Nichts! Nichts habe ich bekommen. Nicht einmal Klos wollte man mich putzen lassen. Überqualifiziert! So ein Scheiß. Ich bin nicht dumm, deshalb hätte ich auch lieber für 7 lebbische Euro gearbeitet, als gar nicht. Meine Kinder habe ich schon lange verloren. Ihr Weg ging in die falsche Richtung und ich habe ihnen nicht helfen können. Ich hätte es früher bemerken müssen, ihnen die Hand reichen und sie nicht fallen lassen dürfen. Nun bin ich allein!

30 Meter können ganz schön hoch sein, wenn nur der Asphalt deinen Aufprall begrüßt. Ich springe. Mein Leben zieht nicht an mir vorbei, so wie ich es mir immer vorgestellt habe und im Grunde bin ich nicht traurig darüber. Was hätte ich dann die letzten Zehntelsekunden meines Lebens sehen müssen? Nichts Erfreuliches.

Ich spüre den Fall und das Folgende. Nein, man ist nicht gleich tot! Ich spüre, wie meine Knochen splittern, als meine Füße den Boden berühren. Meine Sehen, Muskeln Venen und Arterien zerbersten und das in wenigen Millisekunden, die wie Minuten wirken. Ich hätte kopfüber springen sollen!...Ein Auto; es rammt mich, das was von mir über ist...und Nichts! Kein helles Licht, kein Tunnel! Es folgt eine schwarze Leere. Ich schwebe. Ich schwebe in dieser Leere.

Ich erwache in einem weißen Raum. Er wirkt unendlich, ohne Wände und Ecken. Ich liege auf dem Boden, unversehrt. Was ist passiert? Wo bin ich? Bin ich endlich tot? Ich will nicht mehr!

„Vanessa?“, höre ich eine Stimme.

„Ja“, antworte ich. „Bin ich tot? Ist das der Himmel? Hatte ihn mir blauer vorgestellt.“

„Nein, dies ist nicht der Himmel, aber dein Körper ist tot“, sagte die Stimme.

„Du bist doch nicht etwa Gott und hier mich zu richten? Ich glaube schon lange nicht mehr an Gott“, sage ich in einem arroganten Ton.

„Nenn mich, wie du willst. Gott, Allah, Buddha, Hans-Peter...ist mir Alles recht.“

Ich zögere. „Hans-Peter ist in Ordnung, wie schon gesagt, ich glaube nicht an Gott.“

„Warum glaubst du nicht an Gott?“, fragte die Stimme.

„Wenn es einen Gott gäbe, hätte ich ein besseres Leben gehabt“, sage ich und stehe auf. Mein Körper scheint intakt. Die Beine tragen schmerzfrei mein Gewicht.

„Warum willst du sterben? Du hattest ein Leben.“

Ich schaue mich um und versuche die Wände des Raumes zu erkennen, zwecklos, keine in Sicht. „Weil mein Leben nicht lebenswert ist. Und wenn du Gott bist, Hans-Peter, dann ist das wohl deine Schuld.“

„Wieso bist du der Meinung, dein Leben sei meine Schuld?“, fragte die Stimme, die sehr beruhigend wirkte. Ich überlege kurz, setze mich wieder auf den weißen, endlosen Boden und antworte: „Niemand hat mich gefragt, ob ich überhaupt auf dieser scheiß Welt leben will, warum muss ich um Erlaubnis fragen, sie verlassen zu dürfen?“

„Natürlich wurdest du gefragt. Nie würde ich mir das Recht herausnehmen ein Leben zu schaffen, ohne es zu fragen. Auch du hast - ja - gesagt,  sonst wärst du nie auf Erden gegangen.“

„Was?“, frage ich mit entsetztem Unterton. „Du willst mich gewarnt haben vor dieser irdischen Hölle?“

„So will ich es nicht nennen. Ich gab dir die Möglichkeit die Seele körperlich zu binden und so geboren zu werden. Aus Energie wurde ein Mensch – Du! Wie alle anderen lebenden Menschen, hast auch du dies Angebot angenommen und nun will ich wissen, warum du mein Geschenk wegwerfen willst.“

Ich zittere. Ich rede tatsächlich mit Gott. „Scheiße. Du hast mir ein scheiß Leben geschenkt. Ich will das so nicht weiterleben! Deshalb der Freitod.“, brülle ich, senke aber meinen Kopf, weil ich meine Tränen verbergen will.

Nach einem kurzen Augenblick der Stille spüre ich eine Hand auf meiner Schulter, drehe mich um, sehe aber Niemanden.

„Ich bin nicht verantwortlich für dein Leben. Das ist dein Werk. Ich schenkte es dir. Gab dir gewisse Voraussetzungen, aber der Rest, der Verlauf lag nicht in meinen Händen. Ich bin es gewohnt, angeklagt zu werden für sämtliche menschliche Probleme, doch kann ich jedem nur das Gleiche sagen: Dein Leben liegt in deiner Hand!“

Wütend stehe ich auf. Wenn ich etwas in der Hand gehalten hätte, wäre es soeben gegen die nichtsichtbare Wand gepfeffert worden. „Willst du mir sagen, dass alles meine Schuld war? Das mich mein Vater schlug. Meine Mutter früh starb und mich mit ihm allein ließ? Ich geackert habe, mein bestes gab und Nichts erreichte? Mein Mann mich jahrelang betrog? Meine Kinder mich verließen und im Sumpf der Drogen untergingen? Mir heute keiner eine Träne nachweinen würde, weil ich von Niemandem geliebt werde? Soll das meine Schuld sein?“ Ich spüre, wie die Wut in mir aufkocht. „Das soll meine Schuld sein? Ich denke du bist Gott! Was machst du denn den ganzen Tag? Amüsierst du dich über das Leid deiner geschaffenen? Das ist doch ein Witz! Du bist ein Witz!“

Die stimme wird strenger. „Ich verstehe deine Wut, aber achte deinen Ton! Es ist schließlich schon das zweite Mal, dass wir dieses Gespräch führen und du scheinst es immer noch nicht verstanden zu haben. Leben heißt nun manchmal Leiden. Jeder, sei er auch noch so begünstigt leidet hin und wieder. Die meisten Menschen machen aber das Beste daraus und genießen das Geschenk, das ich ihnen machte.“

„Wie, das zweite Mal? Ich denke es gibt nur bei Buddhisten die Reinkarnation?“, antworte ich zweifelnd.

„Die verschiedenen Glaubensrichtungen haben sich raus kristallisiert und doch ist Gott, Gott, die Macht aus dem Nichts Leben zu schenken, die Hoffnung und Trost in der Not. Ob Buddhist, Muslime, Christ, Hindu, Jude oder Atheist, jeder bekommt die Chance das Leben erst nach dem Tode zu verstehen und es noch mal zu versuchen, wenn er das denn wünscht und du warst schon einmal hier. Anscheinend war auch dieses Leben nicht lehrreicher für dich. Doch ich will dir eine weitere Chance geben, dein Leben zu genießen, dein Leben mit all dem Schmerz und den Hürden...des Lebens willen, sofern du es willst. Das Leben ist etwas kostbares, das man nicht einfach wegschmeißen sollte. Du hattest alle Möglichkeiten deines zu deinem Vorteil zu ändern und hast sie nicht zu genüge genutzt. Also, sprich...leben oder sterben?“

Was für eine Frage. Eigentlich habe ich sie ja schon auf der HTS mit meinem Sprung  beantwortet. „Ich will leben!!!“, höre ich mich, gefolgt von Verwunderung über die Antwort.

Der Raum löst sich auf.

Ich wache erneut auf. Ich weiß nicht wo ich war, wer ich bin und wo ich mich befinde, aber ich fühle mich geborgen. Es ist warm Es ist feucht. Ich schwimme in Flüssigkeit und es ist dunkel. Erst neun Monate später sollte ich das Licht der Welt erneut erblicken....

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Cai
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Gast ei schneckche - ow süsse die story hat mich echt umgehauen dann kann man ja hoffnung haben
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: Re: viele bekommen -
Zitat: (Original von Cai am 30.12.2008 - 15:29 Uhr)
Zitat: (Original von Coeur am 30.12.2008 - 15:24 Uhr) gar nie eine Chance, so denke ich... aber egal deine Geschichte fasziniert mich und sie ist unterhaltend und spannend geschrieben!
LG, Erna

aber der gedanke daran, kann doch ein schöner sein! wer weiß schon??
danke für den kommi....guden rutsch!


Hoffen darf man immer...
wünsche ein spannendes und chancenreiches kommendes Jahr
Vor langer Zeit - Antworten
Cai Re: viele bekommen -
Zitat: (Original von Coeur am 30.12.2008 - 15:24 Uhr) gar nie eine Chance, so denke ich... aber egal deine Geschichte fasziniert mich und sie ist unterhaltend und spannend geschrieben!
LG, Erna

aber der gedanke daran, kann doch ein schöner sein! wer weiß schon??
danke für den kommi....guden rutsch!
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur viele bekommen - gar nie eine Chance, so denke ich... aber egal deine Geschichte fasziniert mich und sie ist unterhaltend und spannend geschrieben!
LG, Erna
Vor langer Zeit - Antworten
Cai danke - freut mich, wenn ich deine gedanken streifen konnte!
Vor langer Zeit - Antworten
Switzly Wunderbar... - Eine schöne Ansicht der Dinge, die ich gerne teile :-)
Sehr frisch erzählt und regt zum Nachdenken an.
Greez
Switzly
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Re: Re: Re: Re: Scheiße... -
Zitat: (Original von Cai am 29.12.2008 - 19:00 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 29.12.2008 - 18:56 Uhr)
Zitat: (Original von Cai am 29.12.2008 - 18:51 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 29.12.2008 - 12:41 Uhr) könnte man das Leben schon mal nennen, aber es ist doch ein Geschenk. So oder so! Gutes Werk, sehr depri aber gut

ja. doch wissen wir es zu schätzen??

Ich schon Cai :-) Hoffnung oder?

ja...der bekannte rettende halm!

Der trägt auch zwei :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Cai Re: Re: Re: Scheiße... -
Zitat: (Original von FSBlaireau am 29.12.2008 - 18:56 Uhr)
Zitat: (Original von Cai am 29.12.2008 - 18:51 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 29.12.2008 - 12:41 Uhr) könnte man das Leben schon mal nennen, aber es ist doch ein Geschenk. So oder so! Gutes Werk, sehr depri aber gut

ja. doch wissen wir es zu schätzen??

Ich schon Cai :-) Hoffnung oder?

ja...der bekannte rettende halm!
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Re: Re: Scheiße... -
Zitat: (Original von Cai am 29.12.2008 - 18:51 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 29.12.2008 - 12:41 Uhr) könnte man das Leben schon mal nennen, aber es ist doch ein Geschenk. So oder so! Gutes Werk, sehr depri aber gut

ja. doch wissen wir es zu schätzen??

Ich schon Cai :-) Hoffnung oder?
Vor langer Zeit - Antworten
Cai Re: Scheiße... -
Zitat: (Original von FSBlaireau am 29.12.2008 - 12:41 Uhr) könnte man das Leben schon mal nennen, aber es ist doch ein Geschenk. So oder so! Gutes Werk, sehr depri aber gut

ja. doch wissen wir es zu schätzen??
Vor langer Zeit - Antworten
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