Kurzgeschichte
Lange nicht mehr gesehen

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"Zufällig trifft man sich nach Jahren in einem kleinen Café wieder"
Veröffentlicht am 15. Februar 2014, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Melinda Nagy - Fotolia.com
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Zufällig trifft man sich nach Jahren in einem kleinen Café wieder

Lange nicht mehr gesehen

Titel

In Gedanken versunken, saß ich in einem Café. Plötzlich tauchte sie vor mir auf. Ich wusste nicht gleich, wer sie war. Ihr Gesicht kam mir bekannt vor. Aber ich konnte es mit keinem Namen in Verbindung bringen. Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren. Da fiel es mir wieder ein und ich biss mir in den Arsch. Hätte ich doch nur... Alles war schon ein paar Jahre her. Man war ich da jung gewesen. Mein Interesse an einer Beziehung, war gering. Eigentlich gleich null. Morgens ging ich auf Arbeit, danach in die Schule. Am Wochenende wollte ich meine Ruhe

haben. Ausschlafen. Mich um meine Wohnung kümmern. Einkaufen gehen. Mir fehlte wirklich die Zeit für eine Beziehung. Ich lernte sie durch eine Freundin kennen. Eines Tages hatte sie sie angeschleppt. Nett war sie. Keine Frage. Und sie stand auf mich. Das machte sie mir relativ direkt klar, in dem sie mir sagte, das wir uns auch mal so treffen könnten. Mit ihrem Sohn verstand ich mich auch sehr gut. Er hatte ein Dauerlächeln, wenn er mich ansah. Wenn ich so zurückdenke, würde ich mir am liebsten selber eine knallen. Sie war so nett. Stand auf mich. Ihr Sohn liebte mich. Warum habe ich sie abblitzen

lassen? So blöd konnte auch nur ich sein. Sie war leicht behindert. Daran erinnerte ich mich. Hatte mich aber nicht gestört. Warum sollte es auch. Sie war sehr nett und ehrlich. Leider kam sie zum falschen Zeitpunkt. Wie es wohl mit ihr gewesen wäre? „Erkennst du mich wieder?“, fragte sie mich. „Ja. Die Erinnerung ist wieder da. Wie geht es dir? Was machst du so? Willst du einen Kaffee? Ich lade dich ein?“ Ich war völlig von der Rolle. Sie sah gar nicht so übel aus. Schon damals nicht. Warum musste ich sie kennenlernen, als ich kein Interesse an einer Beziehung hatte? Ob sie jetzt noch zu haben war?

Ich getraute mich nicht, sie danach zu fragen. Wir unterhielten uns ganz locker. Ich erfuhr, das sie einen Partner hatte. Damit hatte sich meine Frage erledigt. Eine Peinlichkeit weniger, in meinem Leben. Sie plauderte ein wenig, wie ihr Leben so verlief. Ich wurde ein wenig neidisch. All das hätte ich mit ihr teilen können. Wie wäre wohl mein Leben verlaufen, wenn ich damals mit ihr zusammen gekommen wäre? Ich hörte ihr nicht mehr zu. Sah sie nur noch an und dachte darüber nach, wie es mit ihr gewesen wäre. Vielleicht hätten wir zusammengepasst. Wären ein

glückliches Paar geworden. Wer weiß das schon. Wieder einmal bereute ich eine meiner Entscheidungen. Denn sie war eine, von ganz wenigen, die wahres Interesse an meiner Person hatte und nicht an meinem Konto. Ich war ein wenig traurig darüber, das ich mich damals gegen sie entschied. Ließ es mir aber nicht ansehen. Unterhielt mich weiter mit ihr. Ganz normal. Als wäre nichts. Ihr ging es wirklich gut. Ich gönnte es ihr. Denn sie war wirklich ein nettes Mädchen. Sie hatte es verdient.

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