Romane & Erzählungen
Eine Frau entdeckt das wahre Leben - Teil 4

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"Eine Frau entdeckt das wahre Leben - Teil 4"
Veröffentlicht am 20. März 2014, 54 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: olly - Fotolia.com
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Eine Frau entdeckt das wahre Leben - Teil 4

Eine Frau entdeckt das wahre Leben - Teil 4

Robert kehrt heim

Als Robert schon etwas eher nach Hause kommt, bleibt er erstaunt im Flur stehen und fährt mit seiner Hand durch sein lagsam schütter werdendes ergrautes Haar.

Eddas Sachen liegen hier einfach so rum und auf den Fliesen sieht er eine Pfütze. Freudig eilt ihm Hugo entgegen, der sich keiner Schuld bewusst war. Vor Freude springt er an Robert hoch. Dieser streichelt ihn auch, aber Hugo zieht sich recht schnell zurück, weil er spürte, dass Robert etwas anderes beschäftigte und nicht er, der Hund, im Mittelpunkt steht. Er zog sich in sein Körbchen

zurück, wie immer wenn er beleidigt war.

Robert folgt dem leisen tzzzz, welches er so sehr mochte wenn Edda in einen seligen Schlaf verfallen ist.

Als er die Wohnstube betritt, schreckt er etwas zurück.

Was war denn das hier für eine Unordnung?

So etwas kannte er ja gar nicht von seiner Edda.

Papier über Papier lag dort auf dem Fußboden verstreut, welches vermutlich aus dem danebenstehenden grottenhäßlichen Koffer zu kommen scheint.

Und dann sieht er sie. Wie sie mit ihren

roten Bäckchen dort im Schaukelstuhl sitzt. Auf ihren Schenkeln liegt ein Buch, welches sie wohl gerade gelesen haben muss. Ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht.

Träumte sie gerade?

Leise schleicht Robert zu Edda und streichelt ihr zart über die Wange. Diese öffnet ihre Augen und schaut Robert schlaftrunken an.

Mit einem Lächeln in den Augen fragt Robert sie:

"Was ist denn hier los?

Wo kommt denn nur das viele Papier her?"

Edda springt mit einem Satz aus ihren Schaukelstuhl und will die Unordnung

sofort beseitigen. Doch Robert hält sie auf.

"Nicht so eilig mein Fräuleinchen!", meint er nur.

"Erst einmal wird gegessen, ich hab uns beiden ein Stück leckeren Kuchen mitgebracht.", fügt er hinzu.

"Das kannst Du gut gebrauchen, so dünn wie Du geworden bist.", sagt er und lächelt sie an.

Erschrocken schaut Edda ihn an.

Mein Gott, er hat es gemerkt, denkt Edda bei sich.

Robert gibt Edda noch einen freundschaftlichen Klapps auf ihren wohlgeformten Hintern und geht in den Flur. wo er sein Kuchenpaket abgelegt

hat. Er ergreift es und geht mitsamt diesem in die Küche, kocht Kaffee und deckt den Tisch.

Edda räumt derweil noch die Unordnung im Wohnzimmer auf und schleicht dann Robert in die Küche nach. Mit ihren roten Bäckchen, dem zerzausten Haar und dem müden Ausdruck in ihren Augen nimmt sie am Küchentisch platz. Robert zwinkert ihr vergnügt zu, doch Edda hat Schwierigkeiten das richtig zu deuten. Vielmehr sind ihre Gedanken bei Iwans Tagebuch.

Als Robert beschwingt Kaffee und Kuchen serviert und selber am Tisch Platz nimmt, schaut Edda ihn Hilfesuchend an.

"Was ist los?", will Robert wissen. Zu genau kennt er seine Edda und merkt ganz einfach wenn sie etwas bedrückt.

Edda beginnt zu erzählen - von ihrem Besuch bei Melanie und dem merkwürdigen Besuch bei Iwan und all das erlebte an diesem Tag.

Traurigkeit befällt sie, als sie daran denkt, dass Iwan bald sterben wird.

Robert springt von seinem Platz auf und nimmt Edda in den Arm und sagt zu ihr: "Heute machen wir uns einen schönen Abend und denken nur an uns. An keine Melanie, an keinen Iwan und schon gar nicht an den Tot. Ersteinmal beseitigen wir das Chaos im Wohnzimmer, dann gehen wir mit Hugo Gassi und dann

sehen wir uns mal wieder einen schönen Film im Kino an. Und wenn wir noch nicht allzu müde sind, liegt vielleicht noch ein Abstecher zu unserem Liblingsitaliener drin"

Edda versucht Robert ein zaghaftes Lächeln zu schenken, was ihr nicht so zu gelingen scheint wie sie es gern möchte.

Zuersteinmal begeben sie sich aber ersteinmal in das Wohnzimmer um das Chaos zu beseitigen. Edda kniet nieder um den ganzen Papierkram aufzusammeln und Robert schleppt den noch immer sehr schweren Koffer zu Edda und stellt ihn bei ihr ab, um schon gleich wieder aus dem Raum zu

verschwinden. Verwundert dreht er sich nochmal zu Edda und den riesen Papierberg um, der sich dort vor ihr stapelt und fragt: "Mein Gott - wie hast Du diesen Koffer nur von der Stelle bewegt?". Diese zwinkert ihm zu und meint nur: "Ich hatte eine Menge Helfer, die mir zu meinem Glück verhelfen wollten, nun muss ich es nur noch finden!" Sie zottelt den wieder gefüllten Koffer in die nächste Ecke und begibt sich ins Schlafzimmer um sich für Robert hübsch zu machen.

Ein schöner Abend

Edda ist bekleidet mit einem luftigen Sommerkleid und darüber trägt sie ein kleines Jäckchen, da draußen ein laues Windchen weht. Es ist Spätsommer und kühlt langsam ab. Robert, noch immer kurzärmlig, greift zur Leine und Edda öffnet die Tür. Fröhlich wedelt Hugo mit seinem Schwanz, lässt sich anleinen und springt die Treppe hinab. Der Wind weht und lässt das Kleidchen sacht um Eddas Beine flattern. Robert legt seinen Arm um sie, an dem anderen Hugo führend, welcher freudig vor ihnen hertrippelt und den Weg vorgibt. Eine Spur scheint ihn zu leiten. Kein Baum, kein Laternenpfahl

keine Hauswand wird ausgelassen um seine Markierung abzugeben. Heute war wieder einmal kein Vorankommen, wo sie doch noch soviel vorhatten. Hugo jedoch lässt sich nicht stören, wackelt freudig mit dem Schwanz und markiert und markiert. Eine halbe Stunde hatten sie geplant, nun war schon fast eine ganze Stunde vergangen. Langsam, ganz langsam, näherten sie sich wieder ihrem Zuhause.

Nun heißt es sich zu beeilen, denn ihr Plan, einen Spaziergang zum Kino zu machen, geht nun nicht mehr auf. Robert flitzt schnell in die Wohnung und holt die Autoschlüssel und schon bald sitzen sie in seinem kleinen roten Flitzer und

düsen davon.

Auch das noch - sie haben eine rote Welle erwischt, der Parkplatz am Kino ist total überfüllt und Robert macht sich auf die Suche. Die Parkplatzsuche nervte beide ganz schön.

Und dann noch das!

Vor dem Kino erwartet sie eine sehr, sehr lange Warteschlange. Alle aber auch alle aus der Stadt scheinen den neuen Film sehen zu wollen. Es wurde ja auch viel Werbung um den neuen Schweighöferfilm gemacht.

"Vaterfreuden"

Ob es wohl die richtige Entscheidung war?

Aber beide freuten sich auf das kleine

bisschen Abwechslung, welches sie auch bitter nötig haben.

Beide sind heilfroh, als sie nach einer langen Warterei endlich im Kinosaal sitzen. Neben sich raschelnde Popcornesser und Leute, die Handygespräche führen. So recht schienen sie nicht auf dem laufenden zu sein, das was für andere normal ist, fing Edda und Robert schon bald an zu nerven.

Und dann ging es los.

Der Sall verdunkelte sich und das Abenteuer Kino begann. Allzu lang haben sie es nicht mehr genossen.

Zuerst die Werbung und Vorstellung von anderen neuen Filmen, dann begann der

eigentliche Film.

Um sie herrum weiter Popcorn geknistere, Handypiepen, Geflüstere und andere Störfaktoren.

Robert und Edda jedoch erinnerten sich an früher, als sie ins Kino gingen.

Sie schauten sich an und rutschten mit einem leisen Kichern tiefer in ihren Sitzen. Sie nahmen sich an den Händen und legten ihre Köpfe aneinander. Ein Weilchen verfolgten sie den Film, dann waren ihre Hände überall. Es war schön, sich auf diese Weise kennenzulernen. Auch Küsse tauschten sie aus. Es war einfach schön soetwas nocheinmal erlebet zu haben.

Eng umschlungen verlassen sie den

Kinosaal und kichern noch lange vor sich hin.

Auf dem Weg zum Auto, kommen sie an einem kleinen aber gemütlichen Biergarten vorbei. Sogleich schmeißen sie die Idee mit dem Italiener über den Haufen und suchen sich ein kleines lauschiges Plätzchen.

Sie selber können alles gut überblicken, aber selbst nicht so schnell gesehen werden.

Robert verleitet es dazu, seine Entdeckungsreise weiter zu führen. Mit seinem Fuß gleitet er von Eddas Knöchel bis zum Knie und wieder zurück. Das leichte Zucken Eddas gefällt ihm und lässt ihn mit diesem Spielchen

fortfahren. Edda hält seine Hand und schaut ihm ganz tief in die Augen. Ein Lächeln und eine leichte Röte breiten sich auf ihrem Gesicht aus, denn Robert hat sich zu hoch gewagt. Leicht öffnet sie ihre Beine, doch da stört sie die Kellnerin bei ihrem Spiel. Die knisternde Atmosphäre umschwebt sie weiterhin. Mit funkelnden Augen und einem Lächeln wie es nur in solch einer Stimmung vorkommt, bestellt Robert zwei Schoppen Rotwein. Eddas Wangen werden von einem dunklen Rot gezeichnet, aber so richtig finden sie nicht wieder dorthin zurück, wo sie aufgehört haben. Langsam aber auch nur langsam finden sie in ihren

Normalzustand zurück.

Als die Kellnerin mit den zwei Schoppen Rotwein zurückkehrt, sind Robert und Edda schon in einem Gespräch über den heutigen Tag mit Melanie, Iwan und dem geheimnisvollen Koffer vertieft.

So verbrachten sie noch ein schönes Stündchen bei dieser lauen Spätsommernacht im Biergarten und dann begaben sie sich zu ihrem Wagen und fuhren flink nach Hause, denn morgen warteten neue Erlebnisse auf sie.

Erholt und mit einem leichten kribbeln umgeben, begaben sie sich zu Bett.

Gedankenverloren

Der Genuss des letzten Abends, stand den Beiden noch im Gesicht geschrieben. Denn das Kribbeln, welches sie beide am Abend noch in sich spürten, verleitete sie dazu ihr unterbrochenes Spielchen zu Hause weiter zu führen.

Glückselig, saßen sich beide am Frühstückstisch gegenüber und lächelten sich nur an, ohne ein Wort zu verlieren. Nur der Augenblick sprach Bände.

Schon bald verließen beide ihre Wohnung eng umschlungen und verabschiedeten sich mit einem langanhaltenden Zungenkuss.

Edda begab sich wie immer in der letzten

Zeit zuerst ins Krankenhaus um ihre zwei Patienten zu besuchen und Robert eilte ins Büro.

Melanie ließ endlich einen Kontakt zu und war doch noch immer so ganz anders als vorher. Beide verfielen in ein Gespräch, was je unterbrochen wurde, als Dr. Engel das Zimmer betrat. Ein kleines Geheimnis schien im Raum zu schweben. Melanie verriet es selbst als ihre Augen zu funkeln begannen.

Edda sagte nichts, sie dachte nur bei sich - "Was für ein schönes Paar!"

Bei dem Knistern was sich im Raum ausbreitete, musste sie unwillkürlich an den gestrigen Abend denken - stand auf und verabschiedete sich von beiden mit

einem Lächeln.

Doch Dr. Engel eilte Edda nach. Er möchte gern mit ihr reden, um mit ihr über Melanies Entlassung zu reden. Sein Aussehen lässt selbst Edda dahinschmelzen.

Sein kantiges Gesicht, seine braunen Augen, sein dunkles Haar, welches leichte graue Ansätze zeigte. Nur seine schmalen Lippen störten das Bild etwas. So recht konnte Edda dem Gespräch nicht folgen. Die Fazination einerseits und die Gedanken an Iwan machten es ihr nicht möglich. Nur eines bekam sie mit, am Freitag kommt Melanie heim.

Noch immer irritiert, verabschiedet sich Edda, im Wissen, dass Robert heute ja

auch noch kommt. Er wird sich mit Sicherheit nach Melanies Befinden erkundigen und dabei alles erfahren was wissenswert ist..

Sie jedoch eilt zu Iwan.

Dieser liegt völlig anteilnahmslos im Bett. Er bemerkt sie nicht einmal, schaut nur an einen Punkt an der Decke. Seine Augen sind eingefallen und schwarz umrandet.

Edda versucht zu funktionieren.

Sie tut das was sie immer tut, wenn sie zu Iwan kommt.

Aber heute fällt es ihr besonders schwer. Sie spürt einfach, dass es bald mit ihm zu Ende gehen wird.

Sie würde noch zu gern das Geheimnis

um den letzten Satz seines Tagebuches wissen, der da lautete: „Wenn dieser Glückspilz dieses Buch liest, werde ich nicht mehr lange leben oder auch schon tot sein. Suche nach Deinem Glück - es ist nicht weit." Iwan jedoch kann nicht mehr lächeln geschweige dann reden. Sie wird es wohl nie erfahren. Sollte das Geheimnis mit dem Koffer zusammenhängen?

Oder ihre Liebe zu Robert?

Oder ihren Weg in die Selbständigkeit?

Es gibt soviele Glücksmomente in ihrem jetzigen Leben. Sie streichelte Iwan, der dies nicht mehr wahr zu nehmen schien und dachte nach.

Langsam rannen ihr die Tränen über die Wange.

Schon bald verließ sie ihn, weil sie es nicht mehr aushielt ihn so dahinsiechen zu sehen.

Wie hat sie es nur früher aushalten können?

Früher, als sie noch als Krankenschwester tätig war.

Ihr Tag heute war vom Denken dominiert.

Selbst als sie mit Hugo Gassi ging, ließ sie vor ihrem inneren Auge, dass Leben Revue passieren. In dieser halben Stunde wurde ihr sehr viel bewusst.

Sie merkt, dass nicht nur der Stress ihre Pfunde purzeln lässt. Nein, es ist die

neue Liebe. Für sie die erste Große. Sie stopft das Essen nicht mehr so sehr in sich hinein. Sie ernährt sich bewusster, das liegt wohl daran, dass sie jetzt sein darf wer sie ist. Ihr Leben wird nicht mehr von anderen bestimmt und das kostet sie aus. Manchmal auch zu sehr! Dann ist Robert da und holt sie wieder zurück auf den Teppich. Sie schwebt vor Glück und daher fühlt sie sich leicht.

Ist das nicht Glück genug!

Und doch verfolgt sie dieser letzte Satz aus Iwans Tagebuch immer wieder.

Und immer wieder schiebt sich der Koffer vor ihre Augen.

Dieser hat auch etwas damit zu tun, ist Edda sich sicher.

Aber was sollen ihr die Urkunden und anderen Auszeichnungen nur sagen?

Aber jetzt wartet ersteinmal ihre Arbeit auf sie.


Ein arbeitsreicher Tag

Und nicht nur diese!

Als sie um die Ecke bog, wartete vor ihrem Laden schon Miss Punk, einen Freund noch dabei.

Als sie Edda sah, sprang sie ihr fröhlich hopsend entgegen. Und schon von weitem rief sie ihr zu: "Hast Du heute mein Bild dabei? Ich hab Dir noch mehr Arbeit mitgebracht!"

Edda war platt über soviel Lebensfreude.

Sie, die heute schon den ganzen Tag vor sich hin grübelte, fühlte sich mit einem Mal so leicht und beschwingt.

Sie hob einfach ihre Hand und winkte ihr

lächelnd zu.

Als Miss Punk dann vor ihr stand, hakte sie dies einfach ein und ging mit ihr gemeinsam zu ihrem Laden.

Ein Junge saß dort auf der Treppe, genau so gedankenverloren wie sie es noch bis vor kurzem war.

Aber Miss Punks Lebensfreude wirkte auf ihn genau so belebend wie auf Edda.

Er sprang auf und begleitete Edda und Miss Punk ins Büro.

Irgendwie hatte er sich solch einen Laden ganz anders vorgestellt und ist verwundert, dass alles so normal aussieht.

Aber eh Edda und er was sagen konnten, hatte Miss Punk schon das Wort

übernommen.

"Zeig mal das Bild", forderte sie Edda auf.

Edda ging die Wendeltreppe hinauf in ihr kleines Atelier, wo sie es schon seit des Fertigstellens lagerte.

Miss Punk warf einen Blick darauf, und dann verfinsterte sich ihr Gesicht. Sie schaute Edda an und es sprudelte aus ihr heraus: "Die Spinne ist ja recht schön und gruselig, jedes Haar scheint dort zu sitzen wo es hingehört, aber warum lächelt das Gesicht meiner Mutter. Sie sollte grimmig schauen!"

Edda versucht sie zu beschwichtigen. Solch einen Tonfall kannte sie gar nicht an ihr.

"Schau mal,", begann Edda das Gespräch, " Deine Mutter liebt Dich doch, und alles was sie tut geschieht aus Liebe zu Dir. Vielleicht sogar aus Angst! Wenn Du es auch heute noch nicht verstehst, dann zumindest wenn auch Du Mutter geworden bist."

Verdutzt schaut Miss Punk Edda an, nimmt ihr Bild, übergibt ihr die abgemachten 50€ und überlässt jetzt ihrem Freund das Wort.

Er begann sogleich mit einem Grinsen auf seinem Gesicht zu sprechen:

"Das glauben sie mir nie - das glaubt mir keiner. Und dies lässt sich sicher nicht im Bild festhalten."

"Sag mir erst ein mal was los ist!",

fordert Edda ihn auf.

"Dann können wir über ein Bild oder auch nicht reden!", fügt sie noch hinzu.

Der Junge holt tief Luft und beginnt zu reden:

"Ich träumte, dass ich mit einem Freund an einem Fluss spazieren ging. Plötzlich verlor ich den Halt und stürzte in den Fluss. Der Sog zog mich immer schneller werdend in eine bestimmte Richtung, bis vor mir eine Öffnung erschien. Von einem Rohr vermutlich. Ich näherte mich der Öffnung bedrohlich. Ich merkte ein Zerren an meinem Gesicht. Vielleicht wollte dieses Rohr mich schlucken und nie mehr wieder frei geben. Mein Blick jedoch fiel

genau in das andere Ende des Rohres und was ich dort sah erschreckte mich. Mein Gesicht verzerrt. Ein entsetzlicher Anblick. Ich war gerade dabei mich mit diesem Gesicht anzufreunden, da merkte ich einen Ruck und zappelte an einem Kranhaken."

Edda begab sich an ihren Pc und beginnt zu deuten.

Edda schaut ihn an und beginnt zu reden:

"Was auch immer Dich bedrückt, hüte Dich vor unüberlegten Handlungen. Du kannst Gefahren oder Hindernisse immer überwinden, auch wenn sich Erinnerungen, Gefühle und Wiederstände in Dir angestaut haben. Der Strom der physischen Energie zeigt

Dir die Vergänglichkeit aber auch die ständige Erneuerung. Versuche etwas langsamer zu treten, denn jedes zuviel an Arbeit oder auch Liebe kann gesundheitliche Schäden anrichten. Könnte es sein, dass Du Dich falsch eingeschätzt hast? Du lässt Dich fallen ohne einen Grund dazu zu haben. Welche Schwierigkeiten machen Dir zu schaffen? Plagen dich Ängste oder gar Misserfolge? Schlechte Erfahrungen breiten sich in Deiner Psyche aus. Auf Dich wartet viel Arbeit, die Du nicht ohne Hilfe bewältigen kannst. Denk einmal über Dich nach und suche Dir professionelle Hilfe. Alles deutet darauf hin."

Der Junge steht auf und sagt zu Edda:

"Ich wünsche mir nur das Verzerrte Gesicht im Rohr. Geht das auch für 50€?"

Edda nickt.

Er gibt ihr nur die Hand und verlässt wortlos ihr Büro, um gleich umzudrehen und zu ihr zurückzukehren.

Blass nimmt er ihr gegenüber Platz.

"Ich weiß was es ist!", beginnt er das Gespräch.

"Rede oder schreibe es auf,", sagt Edda zu ihm, "das hilft!"

Der Junge beginnt zu reden:

"Mein Vater ist Arzt und meine Mutter sogar Professorin an einer großen Klinik.

Wir leben in einer schönen Gegend, man

hat also alles was man zum Leben braucht. Auch einen gut erzogenen Vorzeigesohn, der aufs Gymnasium geht.

Leider werden dessen Bedürfnisse ignoriert. Ich liebe die Informatik. Mit Freunden habe ich schon an so manchen interessanten Sachen herumgewerkelt. Informatik - der Traum eines jeden Jungen. Bis dahin erbrachte ich auch noch gute Leistungen in der Schule.

Diese fielen dramatisch ab, als meine Eltern dies mitbekamen und mich von meinen Freunden trennten. Kein Fussball mehr - stattdessen Klavierstunden. Weil bei Jungen aus gutem Hause muss das eben sein. Meine Leistungen lassen nach und ich sitze zu

Hause und bin nur am büffeln. Habe keinen Spaß mehr am Leben, weil ich das werden muss, was Rest der Familie schon ist. Aber meine Leistungen reichen eben nicht aus. Nur Stress, ich halte das nicht mehr aus. Ich kann und ich will nicht mehr. Ich trage mich mit dem Gedanken mein Leben zu beenden oder aus dem Gefängnis zu fliehen."

Edda fasst ihn an die Hand und gibt ihm den Rat mit seinen Eltern zu reden, vielleicht noch eine Familientherapie einzugehen und sich vielleich besten Freunden oder gar der Freundin anzuvertrauen.

"Junge, es gibt immer einen Ausweg", fügt sie dann noch hinten an.

"Aber woher weißt Du dass nur alles?", fragt er Edda.

Edda erklärt ihm, dass das Gehirn sich in der Nacht mit all den kleinen und großen Alltagsproblemen auseinandersetzt und dies dem Menschen in Bildern erzählt.

Manchmal vergisst man es, ein anderes Mal frisst sich dieser Traum so tief in unsere Gedanken hinein, dass er uns Angst macht.

Und für jedes Bild oder auch Traumsymbol genannt gibt es eine Beschreibung.

Daran kann ich erkennen, was Dich beschäftigt und was Dich quält.

Er nimmt ihre Hand und verabschiedet

sich ein zweites Mal von Edda.

Gedankenverloren schaut sie ihm nach, wie er mit hängenden Schultern und eingezogenem Hals ihr Büro verlässt.

Sein Selbstbewusstsein scheint völlig am Boden zerstört zu sein.

Aber immer nur helfend einzuschreiten, dass kann es ja nun auch nicht sein.

Edda bekam danach noch zweimal Besuch. Es wurden ihr Träume erzählt und die kleinen Problemchen dazu. So kam Edda nicht zu sehr ins Grübeln. Und zwischendrin klingelte ihr Telefon.

Robert war dran und wollte wissen, was nun mit dem Koffer geschehen solle.

Edda kann nichts sagen und schluckt.

"Das Glück steckt im Koffer!", stammelt

sie in den Hörer.

"Ach Edda, geht das schon wieder los!" antwortrt Robert darauf.

"Wo soll sich in diesem alten Ding denn das Glück verstecken?", fügt er noch hinzu.

"Antiquar, würde es wohl besser treffen. Mal sehen, was uns der alte Schinken noch einbringt!", sprach Robert lachend weiter.

Eddas Augen weiten sich immer mehr und sie spürt wie sie feucht werden.

"Du bist so ruhig,", forscht Robert nach,"willst Du mir noch etwas sagen? Ansonsten bringe ich den Koffer jetzt in den Müll."

Edda würde gern widersprechen, fühlt

sich aber nicht stark genug.

Aber eines forert sie doch.

Energiegeladen schreit sie in den Hörer: "Dann schneid wenigstens das Futter heraus, vielleicht kann ich es noch für irgendeine Deko gebrauchen."

"Na gut, bis später!" sagt Robert und legt auf.

Wütend drückt Edda auf den roten Hörer und würde am liebsten das Telefon in die nächste Ecke werfen, aber ändern würde das nichts. Verloren ist verloren. Solange wie sie Robert nicht klar machen kann, dass das Glück und der Koffer in Verbindung stehen.


Der Fund

Robert tat wie ihm geheißen. Er holte eine Schere und setzte an zum Stich. Aber irgendetwas schien ihn zu bremsen.

"Sollte Edda etwa recht haben?", schoss es ihm in den Kopf.

Er konnte es aber so recht nicht glauben und setzte an zum Schnitt.

Schnipp schnapp und Robert konnte unter dem Futter etwas entdecken.

Schnipp schnapp immer schneller schnitt er das Futter heraus.

Dasselbe an der anderen Seite.

Und als er fertig war, griff er sofort zum Telefon und wählte Eddas Nummer.

Edda konnte die Nummer auf ihrem Display sehen und verdrehte die Augen, schon auf das schlimmste gefasst.

Konfrontationsbereit drückte sie auf den grünen Hörer.

Sie konnte gar nichts sagen, denn Robert sprach sofort und ganz aufgeregt los.

"Edda, entschuldige, dass ich Dir nicht geglaubt habe, dabei hattest Du so Recht", schnabbelte Robert los.

"Als ich das Futter aufschnitt und austrennte, fand ich auf der einen Seite Aktien mit russischer Schrift und auf der anderen...,", sagt er und beginnt zu zählen, bis er bei 4 Millionen aufhört, "waren 4 Millionen US$ eingenäht."

"Verstehst Du?", schreit er sichtlich

aufgeregt vor Freude in den Hörer.

Edda versteht, kann aber nichts sagen und legt auf.

Robert ist enttäuscht, dass Edda sich nicht mit ihm freut und legt auf.

Edda jedoch, sie hat noch eine Stunde bis zum Feierabend, steht aber wortlos auf, zieht sich an, verlässt ihr Büro und eilt nach Hause.

Sie rennt wie von Sinnen und weiß doch nicht warum. Völlig außer Atem kommt sie zu Hause an und versucht zittrig den Wohnungsschlüssel ins Schloss zu stecken. Robert ist gerade dabei einen guten Champagner kalt zu stellen, als er das Geräusch

hört. Er stürmt zur Tür und reißt sie auf. Vor Freude packt er seine Edda, stemmt sie hoch und er freut sich, dass er ihr doch noch einen kleinen Jauchzer entlocken konnte.

Glücklich nehmen sie sich beide in den Arm und verharren so eine Weile.

"Warum ich Dir immer nicht glaube?", flüstert Robert ihr ins Ohr.

Edda flüstert zurück: "Erklär mir einer die Männerwelt, aber irgendwie ist es immer das Gleiche mit Euch!" Zärtlich beißt sie in sein Ohrläppchen und fügt noch hinzu: "Aber mit soetwas habe selbst ich nicht gerechnet!"

Robert drückt sie noch näher an sich und

sagt: "Geld allein macht nicht glücklich, aber einen Teil davon werden wir in unser Glück investieren."

Edda lächelt ihn an und verpasst Robert einen riesen Schmatzer.

Dieser führt sie in die Stube und zeigt ihr den Fund.

Edda steht mit offenem Mund im Raum und staunt einfach nur. Kein Wort bekommt sie heraus. Soviel Geld auf einem Haufen hatte sie noch nie gesehen.

Was sollte sie nur damit anfangen? .

Edda nimmt erst einmal einige Bündel, reißt die Bandarole auf und schmeißt mit einem lauten Freudenschrei die Scheinchen in die Luft, die schon bald auf sie herabregnen. Soviele Scheine

hatte sie noch nie in ihren Händen gehalten. Sie sammelt diese auf und lauscht dem leisen Knistern des Geldes zwischen ihren Fingern.

Ein Teil würde in ihre Hochzeit fließen, wohin aber mit dem Rest.

Davon hatte sie so gar keine Ahnung!

Und dieses Schreiben habe ich auch noch gefunden.

Edda nimmt den Brief aus dem Umschlag und beginnt zu lesen.

Bei dem Wort Alleinerbin, lässt sie den Brief fallen und muss sie sich setzen.

Hat sie, Edda, soviel Glück verdient?

Da sind sie wieder diese Selbstzweifel dieses sich klein fühlen.

Forsch hebt Robert den Brief mit den

Worten, "Damit gehen wir gleich morgen zu unserem Notar! Ich hab von diesen Sachen so gar keine Ahnung!", auf.

Dann geht er los und holt den gekühlten Champagner aus dem Kühlschrank. Sie stoßen auf ihren neugewonnenen Reichtum an und wissen noch immer nicht wie ihnen geschah.

Wie es weiter geht

Nachdem alles mit ihrem Vermögen geklärt war, blieb ihr Leben weiterhin bewegt.

Iwan sollte nur noch 7 Tage leben, in denen Edda ihn weiterhin pflegte und ihm ihre ganze Liebe schenkte.

Melanie war auch wieder zu Hause und ihre neue große Liebe Dr. Engel ging bei ihr ein und aus.

Robert hat während Melanies Krankenhausaufenthaltes die leerstehende Wohnung renoviert, die diese nun bewohnt.

Edda und Robert selbst, stürzen sich in ihre Hochzeitsvorbereitungen, obwohl

noch ganze 9 Monate Zeit sind. Robert regelt alles von zu Hause aus. Jede freie Minute verbringt er am Telefon oder am Computer. Listen über Listen legt er an, um ja nichts zu vergessen.

Die Reise bucht er auch Schritt für Schritt und Station für Station, alles über das Internet.

Edda will sich um die Bekleidung kümmern.

Kurz vor der Hochzeit im Mai kauft sie auch ein schönes Kleid für sich. Nicht weiß und lang, sondern eines, dass sie auch weiterhin tragen kann und das doch festlich aussieht.

Inzwischen trägt sie Kleidergröße 38.

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