Titel
Valentinstag
Fünf vor acht, die Läden schließen,
nur ein Mann rennt hin und her.
Was er sucht kann keiner wissen
und er weiß es selbst nicht mehr.
Schmuck, Pralinen oder Blumen –
alles scheint nicht adäquat,
für die Dame seines Herzens
reicht kein Stein von zehn Karat.
Und sie wartet heute Abend,
heute ist der große Tag,
den sich irgend so ein
Spinner
irgendwann hat ausgedacht.
Tag der Liebe – da muss etwas
Großes her – sonst gibt es Stress.
Sie hat deutlich angedeutet,
dass sie ihn ruck zuck verlässt,
wenn er wieder mit ner Karte
kommt zu ihr wie letztes Jahr,
auf der „Honey Pups, I love you“
stand und gar nicht schnucklig war.
„Gute Frau, was soll ich machen?
Helfen Sie, ich bin im A...“,
ruft er panisch einer Dame,
die grad in der Nähe
war.
Er erklärt ihr seine Lage
und sie schaut ihn lächelnd an.
„Das ist eine schlimme Sache,
ich versteh Sie, guter Mann.
Kaufen Sie doch eine Karte,
schreiben Sie dann ein Gedicht,
das von Ihrer tiefen Liebe
zu der Herzenslady spricht.“
„Hmm, schon wieder eine Karte“,
denkt er sich. „Das ist riskant.
Letztes Jahr gabs ein Theater,
dass ich keine Ruhe
fand.
Aber ein Gedicht, das wäre
doch romantisch und geschickt,
und vielleicht die letzte Lösung
in dem brenzligen Konflikt.“
„Danke, ja, das könnte gehen,
doch da gibt es ein Problem.
Denn ich hab noch nie gedichtet,
Wie soll das denn bitte gehn?“
„Keine Angst, ich helfe Ihnen“,
sagt die Dame und empfiehlt
eine schöne, rote Karte
von der süß ein Häschen
schielt.
Draußen setzen sie sich eilig
auf die Bank – die Dame reimt,
während unser Casanova
auf das Blatt mit iPhone scheint.
Er liest mit: „Mein Schatz ich liebe
dich mehr als du glauben magst.
Und ich schätze jede Silbe,
die du jemals zu mir sagst.
Schau, ich halte jeden Winter
und die Kälte von dir fern.
Du bist meine Sonnenblume.
Will dich nie wieder
entbehrn.
Und ich scheue keine Mühen –
lernte dichten nur für dich.
Ich schenk wieder eine Karte –
doch nun trägt sie ein Gedicht.“
„Wundervoll, Sie sind ein Engel“,
sagt der Mann ganz außer sich.
„Mensch, wie soll ich Ihnen danken,
wissen Sie, Sie retten mich.“
Doch die Dame lächelt wieder,
zwinkert ihm: „Herr, wohl bekommts.
Liebeslyrik gibt’s von Engeln
heute Abend ganz
umsonst.“