Altenpflege?
Er stand vor dem Spiegel und strich sich eine Strähne aus der Stirn. Langsam wurde sein Haar grau, doch es war noch nicht schütter und so ließ er es, wie er es all die Jahre hatte. Lang. Er war dünn geworden, das passierte manchmal im Alter, lag es am trinken? Wer wusste es?
Aus seinen Knoten waren Tumore geworden, noch gutartig, aber sie umzingelten ihn wie die Fossa. Sie würden ihn fressen, wenn er schon nicht mehr damit rechnete. Vielleicht, wenn er sein Leben so liebte, dass er es nicht mehr her geben wollte.
Sie hatten sie schon gefressen. Helga. Sie war nicht einmal vierzig geworden. Der Krebs hatte sie dahin gerafft und dabei dachte er, sie würde zurück bleiben. Sie war die Jüngere. Sehr viel jünger.
Jacky seine Tochter, war nun auch schon zwei Jahre in Heidelberg. Ihr Studium und die Jungs nahmen sie sehr in Beschlag und ihr alter Vater war wohl nicht mehr so wichtig.
Sechzig. Das nächste große Abenteuer. Noch gute vier Jahre Zeit, aber die Null stand wieder Mal kurz bevor. Man ist so schnell vierzig. Ein Wimpernschlag. Und du drehst dich um, da bist du fünfzig. Das war jetzt auch schon sechs Jahre her.
Und Helga? Gebärmutterkrebs mit 36, das war jetzt zwei Jahre her. Dabei sollte sie doch an seinem Grabe weinen, das war der Plan. Aber sie hielt sich nie an den Plan, das hatte sie während der ganzen Ehe nicht getan! Wieso sollte sie sich darum scheren, wenn es um den Plan zum Sterben ging? Sie hasste Verantwortung und so schlich sie sich zum X-ten Mal davon.
Mach es doch selber! war ihr Leitspruch für ihren Mann.
Andreas rieb sich durch das, für sein Alter noch reichlich frische, Gesicht. Seine HiFi- Anlage spielte die legendären Hits von Bob Marley . Er bewegte seine Hüfte noch geschmeidig hin und her, was die meisten seiner Altersgenossen schon ächzten ließ. Aber sein Vater war in seinem Alter noch nicht alt gewesen und Andreas schien die Gene des Achtzigjährigen geerbt zu haben.
Jacky schlug ihm vor drei Wochen vor, sich doch wieder eine Frau zu nehmen. „Du bist noch jung!“ hatte sie gesagt, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sie vermisste ihre Mutter sehr, doch die Menschen die leben, für die geht das Leben halt weiter. Auch für ihn und seine Tochter.
Aber einfach eine Frau nehmen?
In seinem Alter nahm man sich doch nicht einfach eine Frau. Man nahm sich generell keine Frau, Frauen nahmen einen. Sie waren wie Krebs, sie fragten nicht lange was man wollte und wie beim Krebs verlor man den Kampf meist. Nein, er lachte, eine Frau nehmen?
„Such dir was zum Ficken!“ hatte sein Vater von den Malediven her gesagt. Für so einen Blödsinn rief sein Vater ihn an. Kein Weihnachten, kein Ostern. Aber such dir was zum Ficken!
Andreas hatte was zum Ficken. Schon seit fünf Jahren, da war Helga nicht einmal krank. (Obwohl die Geschwüre schon getobt haben dürften.) Und er warf sich oft vor, dass es vielleicht seine Schuld war, dass sie nun fort war.
Aber man fragte sein ZUFICKEN nicht, ob es mit einem zusammen leben wollte. Schon gar nicht eins, was 31 Jahre jünger war. Das machte man nicht. Pietätslos!
Susanne war die ehemalige Freundin eines ehemaligen Schülers. Wie hieß er doch gleich? Frank? David? Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern.
„Oh, Herr Eichmann!“ begrüßte ihn der Junge Mann. Susanne, groß, dunkle Haare und Beine bis zum Himmel stand neben ihn an der Hand.
Andreas, der schon damals nicht den Namen des Mannes wusste, sagte: „Gut und dir?“
Frank, oder David lobte vor Susanne den Unterricht in Literatur und dass ihn die Ansichten seines Lehrers weiter gebracht hatten und solche Nettigkeiten.
Sie setzten sich zu ihm an den Tisch in dem kleinen, französischen Café und nach einer Weile offenbarte ihm Susanne, dass sie sein Buch, welches sein einziges und nicht beachtetes Werk war, gelesen habe.
„Süße 666“ lachte sie. „Wie kommt man nur auf einen solchen Titel?“
Im weitesten ging es um einen Lehrer, der einer Teenagerin verfällt, die zu einem Satanszirkel gehörte.
„Ich fand den Titel stimmig!“ brummte er kurz angebunden.
Zwei Jahre später saß er wieder in dem Café und sie kam einfach mit dem Buch in der Hand herein, setzte sich zu ihm und forderte ein Autogramm.
„Ach Sie haben es gekauft.“ scherzte Andreas, denn er wusste nicht mehr, woher er sie kannte.
„Richtig. Sie waren mit...Wie hieß er doch gleich?...zusammen.“
Susanne hatte den Namen genannt, doch er vergaß ihn immer wieder und irgendwann fragte er nicht mehr. Am gleichen Tag landeten sie im Bett. Alles war sehr schnell vorüber und schon damals war an einem zweiten Versuch nicht zu denken.
Seit der Zeit schlief er einmal in der Woche mit ihr. Als Helga noch lebte, trafen sie sich immer Mittwochs, weil Helga da zur Gymnastik ging. Nach ihrem Tod kam er auch an anderen Tagen. Susanne war immer da. Sie war 25. Hatte keinen Freund, arbeite als Krankenschwester und egal wann er zu ihr kam, es war nie ein Mann da. Es rief auch nie einer an.
Seit einem Jahr befriedigte sie ihn nur noch Oral.
„Du darfst dich nicht so anstrengen!“ sagte sie. „Dein Herz ist nicht mehr das jüngste.“
Nun sollte er sie Fragen, ob sie mit ihm zusammen sein wollte? Weil sie war die einzige, die Andreas für das Zusammenleben am interessantesten fand, obwohl er eigentlich nicht viel über sie wusste. Außer ihren Job, ihr Alter, ihr Name und dass sie gerne Bücher las.
Bob Marley sang „Get up, stand up“ und Andreas Eichmann wusste, dass sein kleiner Freund nur kurz und dann erst einmal nicht wieder aufstehen würde. Bis zur nächsten Woche. Und das machte ihn traurig. Als er jünger war, stand sein Stachel wie eine Eins. Doch die Zeit verlangte ihre Tribute und schon in seiner Ehe hatte er große Erektionsprobleme, die er aber auf das Zusammenleben mit nur einer Frau schob. Doch für Susanne wollte er mehr. Er sollte kein alter Zottelgreiß sein, der Viagra wie Popcorn im Kino ein warf. Er wollte ... wollte....
Such dir was zu Ficken! schallte sein Vater durch sein Gehirn.
„Ich hab was zu Ficken, Papa! Und ich muss nicht wie du dafür Zahlen! Alter geiler Bock!“ er ging zur Garderobe und zog sich seinen Mantel über.
Nach einer halben Stunde stand er vor ihrer Türe.
„Hi Andy, komm rein!“ sie küsste ihn sanft auf die Wange.
Er folgte ihr in den Flur. In der Wohnung roch es nach Kakao. Heißen, selbst gemachten Kakao!
„Trinkst du einen mit?“
„Gerne!“ schnaubte er, die Treppen hatten ihn außer Atem gebracht und er setzte sich ins Wohnzimmer.
Susanne kam mit zwei dampfenden Tassen herein. „Hier mit Chilli! Bei dem Wetter 1 A!“
„Danke!“ Er trank seinen Kakao, der heiß, süß und eine Schärfe hatte.
Sie hockte sich auf ihr Sofa neben den Sessel auf dem er Platz genommen hatte und ihr nackter Fuß fand automatisch den Weg in seinem Schritt. Aus der Küche drangen Lieder von Bob Marley an sein Ohr. Er lächelte. Wir haben den gleichen Musikgeschmack.
Ihr Fuß wühlte an seinem Hodensack und der Kakao schien seinen Puls anzuregen.
Sie ist so jung. Fünf Jahre und sie ist immer noch so jung. So jung wie Helga einmal war. Seine Helga. Susanne würde nie wieder so jung sein, wie jetzt, da ihr dicker Zeh sich durch seinen Hosenboden in sein Arschloch bohren wollte. Er stöhnte erregt.
Sie kroch zu ihm herüber, rieb über seine Mannespracht, die da stand, als würde sie nichts erschüttern und öffnete seinen Reißverschluss. Sie befreite seinen Pimmel aus den Unterhosen und leckte über seine Eichel. Marley erzählte von seinen „Songs of Freedom“ und Susanne nahm ihn in den Mund. Lutschte, rieb, leckte. Lutsche und biss sanft hinein.
Der Kakao begann Wellen zuschlagen, er stellte die Tasse auf den Tisch, sie griff ihn an die Eier, knetete sie und lutschte geräuschvoll. Er griff hinter sie, seine Hand verschwand in ihrem Hosenbund und sein Mittelfinger massierte Möse und Anus gleichzeitig.
Und sie lutschte. Lutschte bis er kam. Sie schluckte alles und lächelte ihn an.
Sie setzte sich auf seinen rechten Oberschenkel, griff nach seiner Tasse und trank den Kakao aus.
„Wieso machst du das immer?“
„Was?“ fragte sie verwundert.
„Na das mit mir!“
„Ficken?“
„Wir ficken schon lange nicht mehr! Ich weiß was ficken ist...“
„Gefällt es dir nicht? Wir können auch....“
„Es gefällt mir sehr wohl, aber es ist für dich...“
„Ich mache es nur für dich!“
„Aber warum? Aus Mitleid?“
Susanne stellte die Tasse auf den Tisch. „Denkst du ich bin bei der Altenpflege? Ich mache es, weil du Andreas Eichmann bist. Der Mann der „Süße 666“ geschrieben hat. Du hast mich mit dem Buch so tief berührt. Das ging so tief....“
Er lächelte. Und er fragte sich, ob er nun etwas von einem zufriedenen, alten Mann auf seinem Antlitz finden würde, wenn er in den Spiegel sah. Du hast einmal gefragt wie ich an den Titel kam...“
„Ja?“
„Ich hörte damals im Radio von HIM „Sweet six six six“.“
„Ich mag den Song. War noch ein Kind, aber fand den damals schon gut.“
„Ich war damals schon alt!“
Susanne lächelte. „ Du bist nie alt! Was macht dein Vater? Wie geht' s ihm?“
„Was ein geiler Achtzigjähriger so auf pazifischen Inseln treibt! Er hat gesagt ich soll mir was zu Ficken suchen!“ Er lachte.
„Und? Hast du was gefunden?“ Sie grinste, dabei zog sie eine Augenbraue hoch.
„Meine Tochter meint ich sollte mir eine neue Frau nehmen!“
„Sie hat recht! Du bist noch fit, du solltest dir eine Frau suchen.“
„Und was ist dann mit dir?“ er schaute sie neugierig an.
„Vielleicht kann sie teilen?“ Er spürte, dass sie ihn neckte. „Oder du kommst morgen wieder!“
„Oder ich bleibe direkt hier?“
„Wieso nicht?“ Sie kuschelte sich ganz eng an ihn.
Er nahm die Hand aus ihrer Hose und stopfte sein schlaffes Teil wieder in die Unterhosen und verschloss seine.
„Wieso eigentlich nicht?“
Copyright by Michael Masomi 2008