Das Tier
oder Beschreibung meines Gemütes an schlimmen Tagen
Alles stürzt zusammen, gleich einem Kartenhaus. Kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich hasse alles und jeden um mich herum. Ich zittere innerlich und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Übelkeit macht sich breit. Doch die Erlösung findet nicht statt.
Spüre wie das „Tier“ in mir hoch kriecht. Gleichsam zum Sprung zum Angriff bereit. Mein Verstand wehrt sich dagegen. Ich wage kaum zu atmen und flehe um Erlösung. Aber nichts
geschieht. Ich erstarre mit angehaltenem Atem und hoffe, dass es vorüber geht.
Bleib ruhig und still. Rühr Dich nicht! Du kannst es nicht rauslassen, dieses Tier in Dir. Wenn es auch noch so kämpft und an die Oberfläche will bleib ruhig, still, beherrsche Dich. Nicht hier und jetzt. Schalte ab, höre nicht hin, was da drinnen in Dir vorgeht. Vergiss es einfach.
Das Tier wird immer mächtiger. Gleich einer reißenden Bestie. Es wütet und schreit in mir. Alles dreht sich. Rasende Kopfschmerzen stellen sich ein. Ich höre
und sehe nicht, was um mich herum geredet wird oder was genau geschieht. Die Tränen laufen lautlos in Sturzbächen über mein Gesicht, den Hals hinunter und fallen zu Boden. Tropfen unaufhörlich und höhlen meine Seele aus.
Kann auf eure Frage: “Was hast Du?“ keine fruchtbare Antwort geben. Es lässt sich nicht in Worten fassen. Und wieder Fragen über Fragen. Ich erzähle nichts - rede nicht kann es nicht. Ich bejahe irgendetwas, obwohl es gelogen ist, nur um nicht reden zu müssen. Würde ich jetzt reden, würde ich alles und jeden verletzen. Dies wäre nicht
richtig. Denn niemand kann etwas dagegen tun, was geschehen ist geschehen. Und niemanden trifft eine Schuld.
Möchte fort von hier, fort von mir selbst. Aber wohin kann ich gehen? Dieses Tier holt mich immer wieder ein. Zerfrisst gleichmäßig meinen Verstand und meine Seele. Möchte jetzt sterben. Doch ich weiß, ich werde nicht sterben, nicht hier, nicht jetzt, nicht heute und nicht morgen. Werde aushalten immer wieder.
Es tut verdammt noch mal weh. Fühle mich von aller Welt verraten und
verlassen. Nichts dringt durch mich durch. Alles Trösten und Gut-Zureden prallt an mir ab, wie ein Ball von der Wand. Prallt ab und kommt nicht wieder. Ich fange diesen Ball nicht auf und schau ihm auch nicht nach. Es lässt mich völlig kalt, wer diesen Ball für mich geworfen hat.
Eine starre Leere macht sich breit in mir. Spüre weder Wärme noch Licht. Sitze da wie angenagelt. Lasse alles um mich herum geschehen. Möchte sagen: „Lasst mich gehen“ - aber kein Laut kommt von meinen Lippen. Ich sterbe am lebendigen Leib, jedes Mal ein bisschen mehr, Schritt für Schritt, Träne
für Träne. Bis dieses Tier mich vollends verschlungen haben wird und mich dann davon trägt in eine andere Welt.
Es wird eine dunkle und kalte Welt sein ohne Liebe ohne Wärme aber still.
Endlich Ruhe. Keine Erinnerung. Kein Schmerz im Herzen!
„Nein so darfst Du nicht denken“ sagt mein Verstand.
„Nein ich will es nicht“ spricht s aus meiner Seele.
„ Es wird so sein“! brüllt das Tier…
© 2008 Pepsi 55