Widmung
Es waren qualvolle Jahre die hinter mir lagen. Ich hasste jede Uhr, weil sie mich daran erinnerten, wie oft ich die Sekunden, die nicht vergingen, gezählt hatte. Um danach wie ein Marathon
Läufer aus dem Klassenzimmer zu fliehen. Ich fand, Uhren waren bedrohlich, selber hatte ich mir geschworen, nie eine aufzuhängen. Geschweige denn eine zu tragen.
Alles fing ganz harmlos an. Wohl behütet, wuchs ich in einem kleinen Kuhdorf auf. Das Dorf mit der höchsten Hausfrauenanzahl der Schweiz. Meine Mutter war Deutsche, in meiner Kindheit die einzige die dort lebte. Ich denke, die anderen nicht Einheimischen waren, vor der stillen, aber einstimmigen Meinung
"Ausländer nehmen uns die Jobs weg" der Dorfgemeinschaft, längst weg gezogen.
Mit ihren Katzenaugen verurteilten sie unsere Familie auf der Straße. Selbst der Pfarrer betete immer einen Rosenkranz vor unserem Haus. Wie ich diese Rassisten verurteile.
Und mir manchmal die Frage stelle, warum ich diesen Menschen, die mich nur bösartig "Gronggu" (harter, unförmiger Kot) nannten, solange unbedingt gefallen wollte. Mich sogar hinreißen ließ, in ihre komischen Vereine wie Blauring oder Fasnachtscliquen einzutreten. Obwohl ich im Geheimen der Ansicht war, dass dies totaler Blödsinn sei und die Treffen die Bewohner noch dazu anregte, mich durch den Schmutz zu ziehen.
Die wenigen Freunde die ich hatte, waren alle aus Egoismus zum feindlichen Lager über gesiedelt oder hatten sich in den Selbstmord gestürzt.
Ich war alleine auf der Welt. Selbst die Lehrer behandelten mich wie Luft. Meine Eltern wollte ich nicht belasten, denn sie arbeiteten streng, um uns das kleine Häuschen mit Garten zu bieten. Obwohl ich selbst meinen Lieblingsapfelbaum, meinen einzigen Zuhörer, gegen eine herunter gekommene Stadtwohnung getauscht hätte. Wenn ich diese täglichen Erniedrigungen nicht mehr ertragen hätte müssen.
Wie oft wollte ich abhauen in die Berg Hütte meines Großvaters. Ich träumte davon, einen Rucksack dabei zu haben, gefüllt mit einem Stapel Comics, meinem
GlücksFingerhut und 10 Büchsen Ravioli.
Ach, das wäre aufregend gewesen.
die ABRECHNUNg
Doch ein Ende gab es nie. Einmal Opfer, immer Opfer. Menschen die Andere benutzen um ihre eigenen Schwächen zu verstecken, riechen deine Unsicherheit, riechen jede Angst.
Ich will nicht mehr an all die Monster denken, die mein Leben zerstört haben. Mich gerne leiden sahen. Mich noch nieder machten, als ich längst innerlich zu Grunde gegangen war.
Ich habe irgendwann angefangen, mich selber zu hassen und zu glauben, ich sei falsch. Dabei wart ihr es die Probleme gehabt habt.
Doch wo steht ihr nun und wo ich. Ihr arbeitet, verdient viel Geld, habt Matur
gemacht und manche haben schon Kinder. Ich beziehe eine Rente, habe eine schlechte Lehre abgeschlossen, bin 3 Jahre von Klinik zu Klinik gewandert. Ihr seid gesund und habt Freunde. Ich war Drogenabhängig und hatte noch keine Beziehung die länger als 3 Monate gut ging.
Ich werde immer ohne Antwort auf die einzige wichtige Frage für mich bleiben - WARUM. Ich verurteile euch. Für dass, was ihr mir angetan habt, dass ihr keine Gewalt erlebt habt. Nur ausgeteilt habt ihr sie zu genüge.
Ich habe ein Leben, dass durch die Nähmaschine gezogen wurde, verstrickt mit der Vergangenheit. Aber heute weiß ich, ich habe keine Schuld. Ich weiß, ich bin eine Heldin, weil ich eure
Beschimpfungen und Schläge überlebt habe. Ich weiß jetzt, dass es nicht richtig war, was ihr getan habt.
Ich habe 14 Narben, die ich mir selbst zugefügt habe. Jede trägt einen eurer Namen. Doch alle entstanden, um den tiefen Schmerz in meiner Brust zu ertragen. Zu ertragen, dass ihr mich schlimmer als ein Tier behandelt habt.
Als ihr meine große Liebe dazu gebracht habt, mich zu verlassen mit euren Lügen an der Tafel. Der Kommentar bei der Beerdigung meiner besten Freundin "Das ist ja wie ein Klassenfest", gab mir den Rest. Wie sehr hat es euch angestachelt, als ich danach einen Selbstmordversuch hatte. So sehr, dass ihr mich einen Monat danach bombardiert habt mit Nachrichten am Computer. "Wir sind froh, wenn du Tod bist. Bring dich
endlich um!" Eure Worte brennen noch in meiner Seele.
Ihr seid so hinterhältig, dass es keine Beweise gab, um euch anzuzeigen.
Ich werde euch nicht gewinnen lassen, niemals. Den ich bin vielleicht nicht die glückliste Frau der Welt und werde es wahrscheinlich nie sein. Doch ich werde überleben.
Ich war klein, jetzt bin ich groß und irgendwo dazwischen schicktet ihr einen Teil von mir in den Tod!