Fantasy & Horror
Die dunkle Königin - Kapitel 5 - Schattenbrut

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"Die dunkle Königin - Kapitel 5 - Schattenbrut"
Veröffentlicht am 21. Februar 2014, 36 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich heiße Jannika, und ich lebe für die Geschichten. Eines Tages kann ich vielleicht von ihnen leben. Bis dahin lese ich jedes Buch, was mir in die Finger kommt :)
Die dunkle Königin - Kapitel 5 - Schattenbrut

Die dunkle Königin - Kapitel 5 - Schattenbrut

Kapitel 5: Schattenbrut

Der Mond war aufgegangen über den sanften Hügeln von Grafenstein und badete die Weiden in silbernem Licht. Der Wind blies unerbittlich über das hohe Gras, heulte um die kleinen Gehöfte, die sich wie zum Schutz gegen die Kälte eng aneinander schmiegten. Die Bäume rauschten rastlos, und ihre dünnen Zweige warfen bedrohliche Schatten auf die alte Straße. Hufen trommelten durch die Nacht, dicht gefolgt von dem anstrengten Schnaufen eines Pferdes. Yanus war tief über den Hals seines Wallachs gebeugt und ritt mit

der Eile und der Ruchlosigkeit eines Wahnsinnigen. Sein Herz schlug wie verrückt und Schweiß lief ihm über das Gesicht, tropfte von seinem spitzen Kinn. Sieben Tage, dachte er, wieder und wieder. Sieben Sonnenaufgänge, und ich bin ein toter Mann. Das Hinterland seines Lehens zog in all seiner geisterhaften Schönheit an ihm vorbei, und zum ersten Mal fragte er sich, ob es die Menschen, deren Fürst er seit Jahren gewesen war, kümmern würde, ob er lebte oder starb. Er dachte an die erschütternden Abgaben, die er verlangt hatte, nach dem sein Glück ihn verlassen hatte, und schlug nach dem

Gedanken wie nach einer lästigen Fliege. Zweifellos werden sie darauf anstoßen, dass sie mich ein für alle Mal los sind. Mit bebenden Flanken fiel sein Wallach in den Trab, schnaufend vor Erschöpfung. Wütend schlug er mit den Zügeln nach dem Hals des Tieres. Nutzloser alter Gaul. Vor langer Zeit hatte er ein edles Ross besessen, einen prachtvollen Blutrappen, stark, unermüdlich und zum Kampf abgerichtet. Doch wie all sein wertvoller Besitz war das Tier schon vor langer Zeit in fremde Hände gewandert. Seine mageren Ersparnisse hatten ihm dieses dürftige

Geschäft eingebracht, ein altes Zugpferd, das von langen Jahren der Arbeit ermattet war. Hätte er auch nur einen Hauch von Verstand, hätte die Nacht im „Backstein“ verbracht, anstatt diesem Wrack eines Tieres zu vertrauen, ihn sicher durch die Dunkelheit zu tragen. Doch er war aus der Taverne gestürmt, halb wahnsinnig vor Angst, mit keinem anderen Gedanken, als möglichst viele Meilen zwischen sich selbst und die Schergen der schwarzen Hand zu bringen. Er wünschte sich, er könnte sich die Augen zuhalten und sich einfach vor der Welt verstecken. Doch er war

ein Mann, dessen Leben am seidenen Faden hing. Fünfthunderttausend Kronen. Allein das jemand das volle Ausmaß seiner Schulden laut ausgesprochen hatte, war entsetzlich gewesen. Es war eine atemberaubende Summe, genug, um eine königliche Hochzeit zu feiern oder eine kleine Söldnerarmee auf den Beinen zu halten. Selbst, wenn er noch den vollen Reichtum seiner Familie besäße, wäre es eine schwere Last. Doch Grafenstein's leere Kammern waren schon längst allen Goldes beraubt wurden. Als er die Türme seines Anwesens aus

der Dunkelheit aufsteigen sah, fragte er sich, was ihn getrieben hatte, an diesen gottverlassenen Ort zurückzukehren. Hier, hinter der ungeölten Zugbrücke und dem verschlammten Wasser des Burggrabens, hatte all sein Elend begonnen. Selbst im schwachen Mondlicht war der Verfall seines Hauses nicht zu übersehen. Rost zierte die schweren Eisenketten der Brücke. Die Mauern waren unbemannt, mit Efeu und Ranken überwuchert, die wild vor sich hin wuchsen. 


Wenn er der Natur noch ein paar

Jahrzehnte Zeit gab, dann würde sie den Sitz der Sturmschild-Familie vollends zurückerobern. Das Banner seines Hauses, der schwarze Blitz, hing vom höchsten Turm wie ein zerrissener Lumpen.

Der Wind pfiff unbarmherzig um das Gemäuer und ließ es wütend aufflattern. Sein Pferd scheute und wand sich ängstlich unter seinem Griff. Fünfhunderttausend... Er könnte damit beginnen, diese glücklose Kreatur zu verkaufen, doch er bezweifelte, das er mehr als einen Kupfer dafür in die Hand gedrückt bekäme. Als er über die

Zugbrücke ritt, folgte ein hohles Echo jedem Hufschlag. Keine Stimme rief ihm entgegen, kein Stallbursche kam, um ihm sein Tier abzunehmen. Was habe ich mir bloß dabei gedacht? Ich hätte versuchen sollen, mit diesen Halsabschneidern zu verhandeln, mir irgendwie mehr Zeit zu verschaffen... Und jetzt bin ich hier, nach Hause zurückgewinselt wie ein Hund mit eingezogenem Schwanz. Wie mein Vater lachen würde, wenn er mich jetzt sehen könnte... Die Kälte war in seine Kleider gekrochen und brachte ihn zum Zittern. Die Kälte...

oder war es das Gift, das durch seine Adern floss? Er stieg am Tor ab und eilte auf das höchste Gebäude zu, das wie ein Grabstein über dem Anwesen aufragte. Die Halle der Sturmschilds hatte schon viele Könige und Königinnen beherbergt, und von außen war sie immer noch beeindruckend. 


Es war ein stolzer, massiver Bau mit rhaedischen Glasfenstern, einem hohen, bemalten Dach und großen Schwingtüren. Sie waren schwer und aus massivem Stahl, und es brauchte all seine Kraft, um sie aufzustoßen. Schwer atmend trat er ein und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Kohlen glimmten

schwach im Kamin, ihr fahles Licht malte lange Schatten auf den Steinboden. Einst hatten sich hier viele hundert Gäste niedergelassen, doch nun war die Halle leer, bis auf einen alten, wertlosen Holzstuhl und einen Tisch. Er warf seinen Umhang achtlos beiseite und rückte näher ans Feuer. 


Er fror immer noch, und seine Zähne klapperten unaufhörlich. Hier waren so viele Erinnerungen verborgen, die nun versuchten, sich in sein Herz zu schleichen und Gefühle zu erwecken, die er längst hinter Schloss und Riegel gebracht hatte. Gefühle, die gefährlich

waren. Er setzte sich langsam hin und schloss die Augen. Und wenn ich nun zustimme, den Ratsmann zu töten? Er zwang sich selbst, daran zu denken, wie sein Körper gegen ihn rebelliert hatte, als er das letzte Mal getötet hatte. An seine blutverschmierten Hände, an seine Schwäche, seine Angst. Vor seinem geistigen Auge wurde der Nacken des alten Meisters zu dem des Ratmanns. Seine Hände schlossen sich um seine Kehle, und plötzlich richteten sich hundert Augen auf ihn, sahen zu, wie er den Dolch fallen ließ.

Wenn mein Mut mich im letzten Augenblick verlässt, wird die schwarze Hand mich nicht retten. Ich würde gehängt wie ein räudiger Hund. Es muss... Es muss einen anderen Weg geben. In diesem Moment hörte er es. Ein leises Klopfen, wie von feinem Regen, durchbrach die Stille. Er blickte in Richtung der Fenster und fand eines davon geöffnet. Ein Vogel saß dort und pickte seelenruhig nach dem Fensterbrett. Das Tier hatte lange, silbrige Flügel, Augen wie kleine Perlen

und schillernde, lange Federn. An die kurzen Füße war ein Brief gebunden. Es war eine Schleiertaube, eine der höchst gepriesenen geflügelten Boten des Königreiches. Schleiertauben konnten bis zu zwanzig Ländereien an einem einzigen Tag durchqueren, und waren mit ihrem Gefieder in den Wolken fast unsichtbar. Ihr Besitzer musste von adeligem Geblüt sein und ein dringendes Anliegen haben. Irgendjemand hatte vor dem Vogel Körner ausgestreut. Yanus erstarrte, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Irgendjemand war hier. Irgendjemand,

der sich in Grafenstein auskennt. Ist dies das Werk der schwarzen Hand? Er verwarf den Gedanken sofort. Die schwarze Hand wusste, dass er ihr mit Haut und Haaren ausgeliefert war, sie hatte keinen Grund, ihm noch weiter Angst einzujagen. Doch wenn es nicht die Hand war... wer hatte dann hier die Finger im Spiel? Und was wollen sie von mir? Er schnappte nach Luft und näherte sich vorsichtig dem Fenster, bemüht, den Vogel nicht zu verscheuchen. Die Schleiertaube beachtete ihn nicht, sondern vertilgte mit Genuss das so

bereitwillig dahin gestellte Mahl. Mit zitternden Händen öffnete er den Knoten an ihren Krallen. 


Die Nachricht war eine kleine Rolle Pergament, mit Wachs versiegelt. Das Siegel darauf war ihm gänzlich unbekannt – ein großer Kristallsplitter auf schwarzem Grund, wie eigenartig. Das hieß, dass es keine der alten, mächtigen Adelsfamilien sein konnte – doch was hatte er erwartet? Er war in ihren Augen gesunken, als er sein Geburtsrecht und seine Ländereien verloren hatte. Ist dies irgendein Emporkömmling, der sich an meinem

Elend erfreut? Oder einer meiner Gläubiger, der mich erpressen will? Er leckte sich die Lippen und brach das Siegel. Das Pergament war von der teuren Sorte, cremefarben und dick. Die Schrift war elegant, aber ungleichmäßig, fast, als hätte jemand die Worte in großer Eile verfasst. Seine Augen streiften über die Nachricht, auf der Suche nach einem Namen oder einer Unterschrift. Es gab keine. Die Schleiertaube gurrte leise in sein Ohr, als er sich hinsetzte und zu lesen begann. An Fürst Yanus

Sturmschild Der König ist tot. Lang lebe der König. Dieser Bote trägt den Beweis seines Untergangs. Ich weiß von eurem Schicksal und erwünsche eure Dienste. Das Herzland braucht einen König, einen Sohn der alten Geschlechter, der die Linie der Windblüter beendet. Einen König meiner Wahl. Erfüllt mir diesen Wunsch, und ihr werdet höher aufsteigen als je ein Mann vor euch. Weigert ihr euch, so bleiben euch nur noch wenige Tage zu leben. Bitte nehmt dieses Geschenk an, als Zeichen meines

Vertrauens. Ein Freund Yanus atmete langsam aus und versuchte zu verstehen, was er da gerade gelesen hatte. Dieser Bote trägt den Beweis seines Untergangs...was hatte der Vogel mitgebracht? Er glättete die Pergamentrolle und schüttelte sie. Nichts fiel heraus. Ich weiß von eurem Schicksal... meinte der Fremde seine Schulden, oder wusste er sogar von dem Gift? Falls es ein Versuch war, ihn zu

erpressen, war es reine Zeitverschwendung. Er hatte schon alles verloren, was er je besessen hatte. Das Herzland braucht einen König... Der Brief klang wie das Toben eines irren Patrioten. Will dieser Fremde, dass ich irgendwie die Wahlen beeinflusse? Weil das werde ich niemals können. Ich bin eine Schande für meine Namen. Er legte den Brief vor sich auf den Tisch und stützte das Kinn auf den Ellbogen. Nehmt dieses Geschenk an, als Zeichen meines Vertrauens, klangen die Worte in seinem Kopf nach. Da war nichts weiter gewesen, oder? Bloß diese seltsame Nachricht.

Die Fischertaube hackte nach den letzten Körnern und klackte zufrieden mit dem Schnabel. Ihr Gefieder schimmerte in dem schwachen Licht seines Kaminfeuers, doch unter ihr schimmerte etwas. Ein Ring – vielleicht ein Siegelring, der die mysteriöse Identität ihres Besitzers lüften konnte. Der Vogel grunzte empört und sträubte die Federn, als er ihn hochhob, doch er hielt ihn sicher in seinem Griff. Der Ring, der dort lag, war aufwändig verziert, ganz anders als die übliche Gravur des Banners. Außerdem schien er aus purem Gold zu bestehen... nein, das war

unmöglich... Yanus Sturmschild ließ vor Staunen die Schleiertaube fallen. Der Vogel fing sich, flatterte mit verletztem Stolz zum Tisch herüber und begann, sich zu putzen. Goldene Schlangen... und ein Rubin, dachte Yanus. Es gab keinen Zweifel mehr daran, worum es sich handelte. Seine Ahnen hatten vor fünfhundert Jahren vor Elokan Windblut gekniet und diesen Ring geküsst. Es war der königliche Siegelring des Herzlandes, der größte Schatz seines Volkes. Ihn zu tragen war das Privileg des rechtmäßiges

Königs. Wie zum Himmel ist er hier gelandet? Malakas ist tot, nicht wahr, die Blutlinie hat versagt... sie hätten ihn wohl damit begraben... Die Worte des Briefes hallten in seinem Kopf wieder, dieses Mal in einer tiefen, verheißungsvollen Stimme. Das Herzland braucht einen König... Einen König meiner Wahl... nehmt dieses Geschenk... Konnte es wahr sein? Das Blut in seinen Adern war rein, nur die Windblüter hatten eine eindrucksvollere Ahnenschaft, doch ihre Zeit war abgelaufen. Er nahm den Ring und wog ihn in der Hand, spürte sein

Gewicht und die feinen Verzierungen, die hineingearbeitet waren. Ein einfacherer Mann hätte wohl versucht, in das Gold zu beißen, doch das brauchte er nicht. Er wusste, dass es keine Fälschung war. Es war ein Wunder, ein Geschenk endloser Möglichkeiten, und es glänzte in seiner Hand. Jeder Gewöhnliche, der mit diesem Ring ertappt wurde, würde von einer rasenden Menge auf dem Hügel vor der Stadt gesteinigt werden. Doch ein Mann von Stand, der ihn als Geschenk der Götter empfangen hatte, und auf einem stolzen Ross in die Stadt einzog... Das Herzland braucht einen König. 


Der junge Prinz war tot, und die Welt erzitterte vor einem führungslosen Chaos. Altaria war lediglich ein kleines Mädchen, ängstlich und verwirrt. Mit dem Volk, das noch um Malakas trauerte und tobte, konnten die Adeligen einen aus ihren eigenen Reihen kaum abweisen. Und wer würde es wagen, sich ihm entgegenzustellen? König Yanus, dem ersten seines Namens... Etwas raubte ihm den Atem und er musste husten. Sein Herz schlug wild davon, als er sich daran erinnerte, dass er ein sterbender Mann war. Warum jetzt? Sieben Monde und Sonnen, und ich

bin tot, außer... außer...Der Ring glitzerte in seiner Hand und Hoffnung rauschte durch seine Adern wie süßer Sommerwein. 


Fünfhunderttausend Kronen war eine Summe, die einen Lord zum Bettler machte, doch niemals genug, um ein Königreich zu Fall zu bringen. Er könnte seine Schulden abbezahlen und frei sein. Er könnte vom mittellosen Sohn zum mächtigsten Mann des Herzlandes aufsteigen. Er könnte seinem Haus eine Ehre verschaffen, die alle Großtaten seiner Ahnen in den Schatten stellte. Das ist kein Geschenk aus Gold, dachte

er, seltsam berührt. Das ist ein Geschenk des Lebens. Und die Frage kam aus seinem Verstand, scharf wie ein Dolch. Wer würde so etwas für mich tun?

Er berührte das kühle Wachssiegel, fuhr mit seinem Finger die Linien des Kristalls nach. Wer bist du, wenn du kein Gott bist? Wie hast du diesen Ring an dich gerissen? Und vor allen Dingen, warum hast du mich erwählt, einen Mann, der so tief gesunken ist, dass er mit dem Gesicht durch den Dreck der Straße schleift? Das Königreich wimmelte von mächtigen

Familien, eine ehrgeiziger und reicher als die nächste. Er kannte ihre Gesichter, doch in seiner Erinnerung schauten sie voller Verachtung auf ihn herab. Er konnte Lord Gilden sehen, mit seinen wehenden roten Flaggen und seinem grimmigen Gesicht, ein harter Mann, dessen gebrüllte Befehle keinen Ungehorsam verziehen. Oder Lord Ivyss mit seinem Vermögen an schnellen Pferden, ein Schmeichler mit dünnem Blut, der immer im Rat herum pfuschte. All sie waren beeindruckender und einflussreicher, als er es je gewesen war und dennoch... Hier war er, und hielt ein Königreich in der

Hand. Er drehte den Ring zwischen seinen Fingern, brachte neue Nuancen hervor, wo sich das Feuer in dem fließenden Gold spiegelte. Die Schlangengravur schien in seiner Hand zu tanzen. Er erinnerte sich an ein Märchen, das er einmal gehört hatte, genau hier, an diesem Kamin, in der hellen, klaren Stimme eines Barden. Im hohen, gold'nen Nest, 

dort windet sich die Schattenbrut Bis der Ring, den wir geschmiedet, 

Sie in ihrem Schein

erkennt Lässt nur unberührt die Hand 

Von alten königlichem Blut Dieb, schau zu, wie seine Macht 

Dir dein verdorb'nes Herz verbrennt Doch das war nur eine Geschichte, die man für eine Hand voll Münzen erzählte, dachte er, etwas, um die jungen Ritter und Edeldamen davon abzuhalten, danach zu trachten... Aber warum hatte dann noch nie jemand versucht ihn zu stehlen? Was, wenn der Ring wirklich verflucht war und jene ausrottete, die unwürdig waren? Bis jetzt hatte er sich verhalten wie jedes normale Stück Metall, doch er war uralt, und die Windblüter hatten

einst ihr Königreich mit mächtiger Zauberei erobert. Aber muss ich mich sorgen? Ich stamme aus einem alten Geschlecht, ich bin nicht unwürdig, wir haben sogar mal ins Königshaus eingeheiratet: Ihr Blut fließt durch meine Adern. Allerdings...Er erinnerte sich an das bleiche Gesicht seines Vaters, stumm vor Entsetzen, kurz bevor er starb. Allerdings bin ich auch ein Mörder. Und ein Feigling. Kann Magie so etwas spüren? Das Lied hatte nie beschrieben, was genau geschah, wenn man den Ring

anzog. Und es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Er musste ihn anziehen. Mit trockenem Mund und pochendem Herzen steckte er ihn sich an den Finger. Viele unerwünschte Gedanken schossen durch seinen Kopf, wo sie angstvoll herumflatterten. 


Ich habe das Vermächtnis meiner Vorväter verspielt. Ich bin ein Niemand, ein Nichts, so, wie mein Vater es immer gesagt hat... Er unterbrach sich selbst, zwang sich zu denken, Ich bin ein Windblut, ich bin würdig... Stechender Schmerz schoss seinen Knöchel hoch und die Tränen liefen ihm übers Gesicht. Das überwältigende Übel ebbte kurz ab,

doch anstatt nachzulassen, schwoll es erneut an, als hätte ihn jemand den Finger durchbohrt. Er schrie, den Mund weit aufgerissen. Guten Abend, mein Lord, sagte eine Stimme in seinem Kopf. Ich bin froh, dass eure Neugier gesiegt hat. Mein Name ist Dolorian. „Was?!“, rief Yanus, entsetzt und wund vor Schmerz. „Wer seid ihr? Was geht ihr vor sich?“. Mit Gewalt versuchte er den Ring von seinem Finger zu reißen, doch die goldenen Schlangen schienen sich in seiner Haut festgebissen zu haben.

Oh, es tut weh, nicht wahr. Aber alles hat seinen Preis... mein König. „Macht, dass es aufhört!“, heulte Yanus, „Bitte!“. Das kann ich nicht. Der Ring gehört jetzt euch. Ich habe euch das Leben gerettet... ihr braucht mir nicht danken. Yanus schaute sich um, stumm vor Schock und Qual, in dem Bewusstsein, das er verraten worden war. Doch egal, wie sehr er zerrte und riss, das verzauberte Gold bohrte sich immer

tiefer in sein Fleisch. „Ich sterbe!“, schrie er hilflos. Falsch. Ihr werdet neugeboren. Das war das letzte, was er hörte, bevor er die Welt schwarz wurde und die Steinplatten sich ihm entgegen neigten.

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Über den Autor

Tianshij
Ich heiße Jannika, und ich lebe für die Geschichten. Eines Tages kann ich vielleicht von ihnen leben. Bis dahin lese ich jedes Buch, was mir in die Finger kommt :)

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Tianshij Würde mich immer noch über Kommentare freuen :)
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