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Linn verzieht sofort das Gesicht. „Sieh dir Mal diesen Verbrecher an“, flüstert sie leise. „Der hat sicher schon eine Vorstrafe.“
Auch ich bekomme ein ganz mulmiges Gefühl als ich unseren Gast ansehe. Es handelt sich im einen Jungen der ungefähr in meinem Alter ist. Seine dunklen Haare sind ganz in dem momentan modernen Schnitt gestylt, er trägt eine dunkelbraune Lederjacke und bewegt sich als würde er sich für den König der Welt halten. In der Hand hält er eine Kippe.
Oh Gott, ich hoffe der hat nicht vor sich auf einen Rauchertisch zu setzen.
Linn springt sofort vor und ruft mit fast schon etwas schriller Stimme: „Die Rauchertische sind dort hinten!“
Hm… danke. Oderso.
„Na los“, flüstert Linn mir leise zu. „Ich weiß du schaffst das, Süße.“ Vielen Dank für die tolle Unterstützung! Mit zitternden Fingern greife ich mir eine Speiskarte und gehe langsam auf den Tisch, an dem der Junge sich gerade niederlässt, zu. Er beachtet mich gar nicht, sondern drückt seine Zigarette aus, nimmt dann direkt sein Handy heraus und beginnt darauf herum
zu tippen. Nervös bleibe ich, die Speisekarte an mich gedrückt, vor ihm stehen. „Ehm… was möchtest du trinken?“ Verdammt klingt meine Stimme trocken! Ich hätte etwas trinken sollen!
Er beachtet mich gar nicht sondern tippt einfach weiter auf seinem Handy herum. Irgendein iphone glaube ich.
„Was möchtest du trinken?!“
Jetzt sieht er zumindest auf, mustert mich einmal kurz aus dunkelgrauen Augen und fragt dann nur: „Hm?“
Oh… ups. Wahrscheinlich habe ich zu leise gesprochen. Ich kann spüren wie ich rot werde, und wiederhole noch einmal: „Kann ich dir etwas zu trinken
bringen?“
„Hä?!“ Verwirrt beugt sich der Junge vor. „Was hast du gesagt? Du sprichst zu leise!“
Prompt werde ich noch roter. „Ich… eh… ich habe gefragt was du dri… trinken willst!“ Jetzt schreie ich ihn schon fast, aber dennoch sieht mich der Junge nur verständnislos an und schüttelt den Kopf. „Du musst an deine Aussprache arbeiten… ich verstehe kein Wort“, beschwert er sich. Das Ganze ist mir so peinlich dass ich am liebsten im Boden versunken wäre. Aber ich darf nicht einfach wegrennen, so gerne ich das auch tun würde, also atme ich tief durch und versuche mich zu sammeln,
was mir nichts besonders gut gelingt. Aber wenn ich mir den Jungen so ansehe… dann fällt mir auf dass der Schalk in seinen Augen funkelt. Der verarscht mich nur! So eine Frechheit.
„Sag mir jetzt endlich was du trinken willst!“, rufe ich empört. Weil das aber doch zu unhöflich ist, und ich an meinem ersten Arbeitstag nicht wie ein Trampel dastehen will, füge ich noch „bitte“ hinzu.
Er grinst mich nur an, verschränkt die Arme hinter dem Kopf und sieht listig zu mir auf. „Bring fürs erste eine Cola.“
„Schön, gerne…“, murmle ich, drehe mich um und will so schnell wie möglich einen Abgang machen, als er
plötzlich ruft: „Ahja und…“
Leidend drehe ich mich wieder um. Kann er mich nicht bitte, bitte in Ruhe lassen?
„Die Speisekarte hätte ich auch gerne!“