Es ist bereits dunkel. Eine dünnes Mädchen sitzt alleine auf einer Bank in dem verlassenen Park. Sie trägt nur ein weißes langes Kleid, ähnlich wie ein Nachthemd, ihre Haut ist aschfahl. Ist ihr nicht kalt? Speichel fließt unbemerkt aus ihrem Mund, sie ist eingeschlafen. Mit den Händen im Schoß und den Kopf in den Nacken gelegt, sitzt sie da und rührt sich nicht. Dunkle Augenringe zieren ihr Gesicht. Leicht beginnt es zu schneien. Nicht einmal die kahle Eiche, die die Bank überragt, kann die Schneeflocken abhalten, den Kopf mitsamt den Haaren zu bedecken. Einzelne Flocken verfangen sich in ihren Wimpern. Sie zuckt nicht einmal und
schläft weiter.
Eine Frau mittleren Alters durchquert den Park. Sie will schnell nach Hause. Auf dem Heimweg kommt sie an der Eiche mit der Bank und dem schlafenden Mädchen vorbei. Zuerst nimmt die brünette Frau, die Kleine gar nicht wahr. Sie starrt auf das Papier in ihrer Hand, eine Kündigung. Eine Träne kullert ihr über die Wange, hin zum Kinn und fällt dann zusammen mit den vielen Schneeflocken auf den Boden. Die Frau fährt sich durch die Haare und schaut auf. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Ein wenig unwohl fühlt sie sich schon.
Ihr Blick fällt auf die Bank. Das
Mädchen im Nachthemd schläft immer noch. Entsetzt keucht die Frau auf. Sie lässt ihre Tasche fallen und der Zettel wird mit dem Wind weg geweht. Sie läuft auf das Mädchen zu, ihr Gesicht ist voll Kummer gezeichnet. "Natascha.. Natascha... oh Gott Natascha wach auf." Die Frau rüttelt das Mädchen. Wieso ist sie nicht zu Hause? Zum dritten Mal in dieser Woche findet sie das Mädchen hier. "Natascha..", von der Frau kommt nur ein Flüstern. Das Mädchen bemerkt die Frau nicht, leblos sitzt sie da. "Warum???" Die Frau kniet vor Natascha. Sie fasst nach den Händen des Mädchen. Wie ist sie hier hergekommen? Diesmal hatte sie doch das Kinderzimmer
zugeschlossen und die Fenster verriegelt, also wie kommt sie hier her? Der Speiseaufzug, den hatte sie ganz vergessen. Die Frau wusste, dass ihre Tochter Schlafprobleme hatte, ihre Träume wirklich miterlebte. Sie wollte es behandeln lassen, doch mit welchem Geld? Sie hat ihre Arbeit verloren.
Nun sitzt das Mädchen erfroren im Park, die Mutter bei ihr, psychisch am Ende.