Mein Mächen
„Det is reine Schikane, det sach ick hia! Warum nur trifft det mia so hart! Ick hab doch nix jemacht… Oda doch? Nur…wat…? Aba ick will nich vorgreifen.
Det is nämlich so: Wennse bei mia reinkomm’n, seh’n Se det Sofa an der Wand. Lauter schöne, kuschelige Teddys drauf, farbenfroh, lustich, bunt, einfach zum Knuddeln. Püppchen, Häschen – ement allet, wat een Mächenherz erfreuen tut. Und? Seh’n Se se?
Sieht det nich anjenehm aus, wenn se im Baum sitzt und mit die Beene wedelt? Hach…! Da jeht einem doch dat Herz off! Schau’n Se ihr mal in die Augen. Wie een Katzenauge. Det eene wie det andere. Ick könnt mia ständig drann erfreuen.
Und wenn ick winke, winkt se zurück. Meinem Mächen kann ick einfach nix abschlagen! Nich det se vazogen is – mitnichten – ick muss och manchmal schimpfen.
Aber det is bei andere Mächens och nich andas, denke ick. Und abends, wenn se schläft, könnt ick se stundenlang betrachten. Würde direkt am Bett sitzen und se anschauen. Oda mia im Schneidasitz auf’n Läufer hinsetzen und von da Seite gucken.
Aba ick machet nich. Willse ja nich stören. Dennoch – wenn ick wollte, würde ick det machen. Schon alleene, weil ick se ja beschützen muss. Und Liebe schenken och noch. Hach…Vatasein is schon wat tollet. Alladings… is det ja nu so…
Ick hab jar keen Mächen. Leida! Hat nich sollen sein! Doch wenn ick een Kind hätte haben können – ick schwör – det een Mächen jeworden wäre. Ick hätt all meene Liebe rinjesteckt! Doch: hätte, könnte, wollte… Et hat halt nich jeklappt. Zu spät die Liebe jefunden. Zu spät, noch Kinners zu machen. Hatte nur det Geld im Kopp…
Und nu? Muss ick meinen Gram in Schokolade ersticken. Tafel für Tafel. Ick komm da nich wech…!
Nu suche ick, meene Liebe anderen Mächens zu jeben. Doch det scheint mit dem Teufel zuzujehen! Wie beim Computer, der macht nämlich och nich imma det, wat man eijentlich will. Ick hatte ne Nachbarin, die ne Tochter hat. Wat hätte ick dem Mächen meine Liebe schenken können, aba nöö – die Nachbarin musste ja unbedingt woanders hinzieh’n! Und die Untamieterin? Hat een Freund, der aus ner anderen Ehe nur zwei Jungs hat, die ab und an am Wochenende mal zu Besuch kommen. Denn kricht se doch noch een Kind. Und wat kommt raus?
Een Junge! So een Schmutz aba och! Nun ja, ick finde Jungs ja och süß und knuddelich, aba nix jeht über Mächens! Det könn Se mia jloben! Übahaupt jibts in meenem Umfeld nur Jungs… Det is so hinterhältig!
Wenn nu da oben, üba den Wolken, wenn’s da wirklich een Jott jibt, denn hatta mich jestraft. Ick seh det nämlich langsam wirklich als Strafe an. Und als Gemeinheit mia jejenüba! Der wees jenau, det ick uff Mächens stehe. Und wat is nu? Nachbarin hat nen Jungen! Jejenüba die Kleene, wo der Kerl wegjelaufen is, die hat och zwee Bengels. Und oben, da wo die Nachbarin ausjezogen war, wo bald ne Neue einjezogen is, och ohne Kerl, die war schwanger.
Und wat meenen Se, wat die for een Kind jekriegt hat…? Ick könnt mia die Haare raufen, wenn ick welche hätte. Und der da oben hat Schuld! Der reinste Egoismus von ihm! Eener muss ja Schuld haben. Wer sonst? Der wees jenau, det ick Liebe zu vaschenken hab. Warum macht er det mit mia? Ick will mir ja nu nich dauernd uffrejen, aba det is eenfach Mistikacki…! Menno! Wer soll nu an der Nähmaschine sitzen und mit die Füße stampfen, weil der Faden jerissen is?
Ach…, mein Mächen… Det wäre soooo schön mit dich…! Und meene Liebe vapufft so eenfach. Irjendwie schade drum… Aba… ick hab noch imma Hoffnung.
Und denn kannst kiecken da oben! Irjendwann… Irjendwie… Nur een Fingerhut voll wenigstens…“
***
Oh, holde Maid, so zart und rein
Die Haare möchte ick dir wuscheln
Die Teddys und det Wesen mein
Wir könnten lachen, leben, kuscheln
Ick tät beschreiten jeden Weg
Mit allen Fehlern und Jedanken
Mit dir – jedoch – der nackte Steg
Der lässt die Sehnsucht dort nur ranken
Wir könnten treiben manchen Streich
Und hopsen, bis de Füße schwitzen
Und wenn det Laub wie Luft wär reich
Dann würden wir durch Haufen flitzen
Doch bleiben nur die Wünsche mia
Verkleidet in der Phantasie
Und meine Wärme stirbt zu dia
Im Herzen und im Jeiste nie
