Kurzgeschichte
Der Beweis

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"Der Beweis"
Veröffentlicht am 07. September 2008, 28 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Der Beweis

Der Beweis

Lena biss in den Apfel, der mit einer viel zu süßen roten Schicht ummantelt war. Ein Stück des blutroten Zuckermantels löste sich und blieb an ihrem Kinn hängen.

„Das stimmt. Der Typ da drin legt nicht nur die Karten.“ Sagte sie kauend. Sie schluckte und fuhr mit düsterer Stimme fort: „Der beschwört Tote.“

Sie versuchte den roten Zuckerkrümel mit ihrer Zunge zu erreichen. Es war ein sinnloses Unterfangen, denn dazu war ihre Zunge nicht lang genug. Also nahm sie den Zeigefinger der linken Hand und beförderte den Zuckerguss in den Ort, wofür er bestimmt war, auf die rote Zunge und mit dieser in den Mund.

Ein Handy klingelte.

„Dein Handy klingelt“, erklärte sie ihrem Freund Tiemo, als er keinerlei Anstalten machte, es aus der Tasche zu holen.

„Ich weiß.“

„Willst Du nicht drangehen?“

Seufzend beförderte Tiemo sein Mobiltelefon ans Tageslicht und betrachtete das Display.

„Willst Du nicht drangehen?“ fragte Lena erneut und betrachtete enttäuscht den Stiel. Der rote Apfel war ihrer Naschsucht zum Opfer gefallen. Suchend sah sie sich nach einem geeigneten Apfallbehälter um.

„Nein.“

Lena lachte und versuchte Tiemos Handy zu ergattern. Böse schlug Tiemo ihre Hand zur Seite.

„Lass das.“ Herrschte er sie an.

„Was ist denn los mit Dir, verdammt noch mal.“

Sie fand auf die Schnelle keinen Abfallbehälter und warf den leeren Stiel auf die Erde zu dem Müll, den die anderen Kirmesbesucher bereits dort abgeladen hatten.

Stirnrunzelnd betrachtete Tiemo den Stiel, der sich zu einem halben Brötchen gesellt hatte.

„Es ist mein Opa. Seit ich ihm ein Pre Paid Handy geschenkt habe, damit er mich immer erreichen kann, ruft er mich dauernd an.“

„Sei froh, dass du noch einen Opa hast.“ Lächelte Lena und hakte sich bei Tiemo ein.

„Und, was is nu?“ Sie sah ihn fragend an.

„Was denn?“ Tiemo verstand nicht sofort.

„Na, gehen wir rein?“

„Ich glaub nicht dran. Ich meine Karten, die die Zukunft zeigen… Tote, die befragt werden können…“ Er betrachtete die mit Runen und Symbolen bemahlte Tür zum kleinen Wohnwagen. Ein Mann saß in einem Campingstuhl neben einem Tisch. Eine Schautafel war aufgestellt, auf der die Besucher der Kirmes die Leistungen mitsamt der zugehörigen Preise entnehmen konnten. Der Mann griff nach der inzwischen halbleeren Bierflasche und trank einen Schluck. Dabei ließ er seinen Blick prüfend über die Besucher gleiten und blieb an Tiemo hängen. Jedenfalls hatte Tiemo den Eindruck, denn die Augen des Mannes wurden durch eine dunkle Brille verdeckt, um diese vor der hellen Sonne zu schützen. Tiemo konnte seinen stechenden Blick fast spüren. Er fühlte, wie sich seine Körperhaare aufstellten.

„Magst Du ein paar Lose ziehen?“

Ohne Lenas Antwort abzuwarten schlug er den Weg zum Losestand ein. Lena konnte kaum Schritt halten. Schließlich blieb sie einfach stehen und zwang ihn mit einem Ruck ebenfalls anzuhalten.

„Was soll…“

Ungeduldiges Klingeln Tiemos Handys unterbrach sie. Diesmal wartete er nicht, bis Lena ihn darauf hinwies. Er nahm es zur Hand, warf einen Blick aufs Display.

„Es ist wieder mein Opa.“ Antwortete er, bevor Lena fragen konnte.

Dabei sprach er das lange O bei Opa sehr kurz. Würde man es schreiben, wie er es aussprach, würde man es mit zwei p, also Oppa schreiben.

„Jetzt geh doch einfach mal ran.“ Befahl Lena.

Tiemo stöhnte genervt auf, aber tat, wie Lena ihm befohlen.

Lena ließ wieder ihr glockenhelles Lachen erklingen, dass er so an ihr liebte. Sie ließ seine Hand los und eilte auf den Losestand zu. Wenig später kam sie mit einem Haufen kleiner Papierröllchen wieder.

„Und, was wollte er?“ fragte sie und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

Tiemo ließ sein Handy wieder in die Tasche gleiten. Er grinste anzüglich, fasste sie an den Hüften und erwiderte ihren Kuss. Stürmisch presste er seine Lippen auf die ihren.

„So geht das.“

Er ließ sie wieder los, damit sie sich dem Öffnen der Lose widmen konnte.

„Wie immer“, antwortete er auf ihre vor dem Kuss gestellte Frage. „Er wollte wissen, wo die Fernbedienung für den Fernseher ist.“

„Konntest Du es ihm sagen?“ Enttäuscht warf Lena das geöffnete dritte Los auf den Boden, der bereits mit weiteren Nieten übersäht war.

„Er ruft dauernd wegen so Sachen an. Wo ist die Fernbedienung, was machst du gerade, ich find das Salz nicht, das Bier ist nicht im Kühlschrank…“

„Naja,“ beschwichtigte Lena ihren Freund. „Er ist halt ein alter Mann.“

Erneut meldete sich der durchdringende Klingelton. Lena konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen, als Tiemo genervt den grünen Knopf seines Mobiltelefons betätigte und widmete sich ihren Losen, während Tiemo seinem Oppa geduldig erklärte, dass der Öffner für die Bierflasche in der rechten Schublade unter der Spüle lag, direkt neben den großen Löffeln.

„Alles Nieten.“ Lena verzog enttäuscht die Miene, während sie den letzten Papierschnipsel auf den Boden flattern ließ.

„Gehen wir jetzt zum Medium?“

„Zum was?“

„Zum Wahrsager. Komm schon, ich will mir die Karten legen lassen.“

„Ach Lena, der will nur dein Geld.“

„Sag das nicht. Vorgestern war ich mit Heike hier, und was er ihr gesagt hat, ist definitiv eingetroffen.“

Tiemo seufzte. Frauen, dachte er, sind auch für jeden Mist empfänglich.

„Was denn?“ fragte er höflich.

„Das…“ sagte Lena, während sie seine Hand fasste und ihn in Richtung Wahrsager zerrte. „kann sie dir selbst am besten erzählen.“

Unwillig ließ Tiemo sich mitzerren. „Der will doch nur dein Geld.“

„Na und. Dann soll er es halt bekommen.“

Das Mobiltelefon mischte sich in die Unterhaltung und zwang Tiemo stehen zubleiben. Nach einem kurzen Blick aufs Display sorgte Tiemo dafür, dass das Klingeln aufhörte.

„Oppa?“ Lena sprach das Wort genau so aus, wie Tiemo vorhin. Mit einem kurzen O.

„Ja. Hab das Handy nun lautlos gestellt.“

„Und wenns nun wichtig war?“ sie zog einen Schmollmund.

Tiemo zwinkerte ihr zu. „Ich ruf ihn nachher an. Vorher…“

Er machte eine bedeutungsvolle Pause. „Gehen wir zum Medium. Ich werde dir beweisen, was für ein Quacksalber er ist. Danach kannst du dir immer noch die Karten legen lassen.“

Sie lächelte ihn freudig erregt an. „Jajaja… du wirst sehen. Es stimmt, was er sagt. Wie willst du es denn beweisen?“

Er grinste und sagte mit unheilvoller Stimme: „Ich werde Toten befragen!!!“

Lenas freudiges Lächeln verschwand. „Na, ich weiß ja nicht. Das ist schon etwas anderes, als einfach nur die Karten zu legen.“

Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und legte ihren Kopf in den Nacken.

„Lass uns einfach nur die Karten legen.“

„Hast Du etwa Angst?“ fragte er spöttisch.

Sie zögerte. „Nein.“ Sagte sie mit fester Stimme. „Ich bin mal gespannt, wie du mir beweisen willst, dass er ein Betrüger ist.“

„Dann komm.“

Ohne auf sie zu warten ging er voran und strebte auf den Wohnwagen zu, in dem der Wahrsager seiner Tätigkeit nachging: leichtgläubigen Leuten das Geld aus der Tasche ziehen. Lena folgte zögernd.

Er spürte sein Mobiltelefon in der Tasche vibrieren. Jemand versuchte wieder ihn  zu erreichen. Er ignorierte es in dem Wissen, dass es sich nur um Oppa handeln konnte. Wahrscheinlich wollte er wissen, wieso er diesesmal kein Bitburger sondern Wahrsteiner gekauft hatte. Das Vibrieren konnte Lena zum Glück nicht hören, sonst hätte sie mit Sicherheit wieder darauf bestanden, mit Oppa zu sprechen. Endlich stand er vor dem Mann, der die Tür zum Wohnwagen bewachte.

„Einmal Kartenlegen?“ fragte dieser und öffnete die Geldschatulle.

Tiemo merkte, wie ein kalter Schauder seinen Rücken hinunterkroch.  Der Mann nahm die dunkle Brille ab und sah ihn an. Tiemo spürte, wie der Blick ihn durchdrang bis tief in seine Seele. Bestimmt konnte er Gedanken lesen und ahnte, was er vorhatte.

Lena stupste ihn in die Seite.

„Nein, ich lasse mir nachher die Karten legen. Der Herr hier…“ Sie stupste ihn erneut an, diesmal etwas fester.

„Aua…“ Böse sah er sie an. „Lass das.“

Dann wandte er sich dem Mann zu. „Ich nehme die andere Leistung in Anspruch.“

Er griff in die Tasche, ignorierte das erneut vibrierende Mobiltelefon und zog seine Geldbörse hervor.

„Verstehe. Zu zahlen im Voraus. Bedenken sie gut, wen sie rufen.“

„Jaja“, grinste Tiemo und reichte dem Mann den Geldschein.

Mit knochigen Fingern nahm der Mann diesen gierig entgegen.

„Ihr könnt rein.“ Sagte er, kaum dass er die Schatulle geschlossen hatte. „Es ist gerade frei.“

Unwohlsein überkam Tiemo. Langsam stieg er die drei Stufen hinauf. Oben angekommen drehte er kurz den Kopf. Der Mann hatte die dunkle Brille aufgesetzt und sich in seinem Stuhl zurückgelehnt. Dennoch glaubte Tiemo zu merken, dass er ihn anstarrte und jeden seiner Bewegungen folgte.

Lena drängelte sich vor ihn.

„Was ist denn los, gottverdammt. Tiemo.“ Sie übernahm das Klopfen an die Tür.

„Kommt herein.“ Wurden sie durch eine freundliche weibliche Stimme aufgefordert.

Tiemo stieß alle negativen Gedanken von sich, öffnete die Tür und betrat den Innenraum des Wohnwagens. Die Fenster waren mit dunklen Tüchern verhangen, auf denen seltsame Symbole abgebildet waren. Ein großer Tisch stand am anderen Ende, der mit einer dunkelroten Samtdecke bedeckt war. Ein paar Figuren standen an darauf; vornehmlich Engelwesen. Ein paar Kartendecks lagen darauf. Daneben ein dunkelblauer durchsichtiger Stoffbeutel, der Steine enthielt, auf denen seltsame Zeichen abgebildet waren. Ein paar Duftbehälter sorgten dafür, dass Rauch einen seltsamen, allerdings keinen unangenehmen Duft, im Raum verteilten.

Tiemo ließ die Tür laut ins Schloss fallen.

„Wir… ich…“

Die Frau hinter dem Tisch erhob sich.

„Ich weiß. Kommt ruhig näher. Setzt euch doch.“

Sie trat hinter dem Tisch hervor. Sie war kleiner, als es zu erst den Anschein gehabt hatte. Graublaue Augen sahen Tiemo an. Die Frau trat aus den Rauchschwaden und legte drei Sitzkissen im Kreis auf den Boden. Dann nahm sie eine große schwarze Schale, die sie zwischen die Sitzkissen stellte. Die Ränder der Schale verzierten die unterschiedlichsten Symbole in goldener Farbe. In der Mitte waren ein paar Knochen angehäuft.

Tiemo ließ sich auf eines der Kissen neben Lena nieder, die schon längst Platz genommen hatte. Die Frau ging zu einer der großen Räucherschalen, entnahm mit einer Zange ein paar bereits glühende Kohlestücke und legte diese auf den Knochenhaufen. Dann holte sie eine kleine Holzkiste, stellte sie neben ihrem Sitzkissen und ließ sich ebenfalls nieder.

„Seid ihr bereit?“

Lena nickte langsam.

„Ja.“ Sagte Tiemo laut und deutlich.

„Ich stelle gleich die Verbindung zum Totenreich her. Das dauert ungefähr zwei Minuten, dann könnt ihr mir sagen, mit wem ihr reden wollt, damit ich die Person rufen kann. Allerdings ist es mir nur möglich, diese Person für eine Minute in diese Welt zu bringen. Überlegt euch gut, was ihr fragen wollt.“

„Verstanden“ Tiemo grinste in sich hinein. Gleich würde er Lena den Beweis antreten, dass alles nur dummer Aberglaube war und nichts weiter, als ein gut gemachter Trick.

Die Frau entnahm der Kiste ein paar trockene Kräuter und schmiss sie auf die glühenden Kohlen. Rauchschwaden stiegen auf und hüllten die Anwesenden in duftendem Nebel. Tiemo beobachtete die Frau ihm gegebüber. Diese hatte die Augen geschlossen, den Kopf in den Nacken gelegt und murmelte seltsame Worte vor sich hin. Ihre leise säuselnde Stimme wurde lauter und fordernder. Sie hob ihre Arme und formte mit den Händen seltsame Zeichen in der Luft. Dann nahm sie erneut etwas von den Kräutern und verteilte sie auf die heißen Kohlestücke. Lena hustete, als sie zuviel von dem Rauch einatmete und wedelte mit der rechten Hand vor ihrem Gesicht herum, um den Rauch in eine andere Richtung zu scheuchen.

Tiemo beobachtete die Frau und lächelte schadenfroh. Gleich würde sich ihr Betrug in Rauch auflösen. Plötzlich öffnete die Frau die Augen und sah ihn an. Tiemo gefror das Lächeln auf den Lippen. Die vorher hellen graublauen Augen hatten sich in tiefstes Schwarz verwandelt. Es ist nur der Rauch und die komischen Kräuter, versuchte er alle Bedenken von sich zu weisen.

„Sag mir, mit wem Du sprechen willst.“ Krächste die Frau.

„Mit meinem Großvater.“ Sagte Tiemo langsam. Er schielte zu Lena und vernahm ihren erschrockenen Blick. „Kannst Du die Verbindung  zu meinem Oppa herstellen?“

Er zwinkerte seiner Freundin zu, als die Frau erneut die Augen schloss.

Sie lächelte ihn zaghaft an, und er wusste, dass sie verstand. Ein echtes Medium würde keine Verbindung herstellen können. Jedenfalls nicht mit dem Totenreich, denn sein Oppa war gar nicht tot. Er saß zu Hause in seinem Sessel, schaute sich seine Leiblingssendung im Fernsehen an und trank dabei ausnahmsweise eine Flasche Wahrsteiner statt einem Bitburger.

„Schaut in den Rauch“ befahl die Frau die Augen wieder öffnend.

Tiemo und Lena trennten ihren Blick voneiander und schauten beide in den aufsteigenden Rauch. Eine Gestalt wurde durch den Rauch geformt.

„Kann ich ihm eine Frage stellen?“

„Eine Minute. Frag.“ Die Frau starrte konzentriert in den Rauch.

Tiemo sah Lena kurz an und wandte sich grinsend der Rauchgestalt zu: „Oppa, was tust du hier eigentlich? Du bist doch gar nicht tot.“

Oppa fiel in sich zusammen und löste sich in Rauch auf.

Lena kicherte vor sich hin.

Tiemo erhob sich und räusperte sich. Er hielte der alten Frau die Hand hin.

„Nehmen sie es mir nicht übel, gute Frau. Aber ich wollte meiner Freundin nur beweisen, dass alles Betrug ist. Nun denn, das Geld haben sie sich verdient. Auch wenn es nur Scharlatanerie ist. Es ist sehr gut gemacht.“

Die Frau ignorierte die Hand und sah ihn mit ihren graublauen Augen durchdringend an.

„Mit den Toten spielt man nicht.“ Sagte sie lediglich.

Tiemo ergriff Lenas Hand und verließ mit ihr gemeinsam den Wohnwagen.

Lena hörte auf zu kichern, kaum dass sie Wohnwagentür hinter sich geschlossen hatten.

„Und, glaubst du noch immer dran?“ fragte Tiemo sie, stolz darauf, dass sein Trick funktioniert hatte.

„Nein“ antwortete Lena und schüttelte ungläubig den Kopf.

Er ignorierte den durchdringenden Blick des Mannes auf dem Stuhl. Diesmal jagte ihm der eingebildete Blick hinter der dunklen Brille kein Schaudern über den Rücken, wie die male vor dem Besuch des Mediums. Sein Handy vibrierte wieder.

„Ihr Handy klingelt.“ Klärte der Mann ihn auf, als er mit Lena an ihm vorbeiging.

„Was?“ fragte Tiemo.

Lena schaute ihn überrascht an.

„Ich glaube es ist wichtig. Sie sollten diesmal dran gehen.“

Die Lippen des Mannes formten sich zu einem aufmunternden Lächeln, ehe seine Aufmerksamkeit von neuen Besuchern in Anspruch genommen wurde, die es nicht erwarten konnten, sich die Karten legen zu lassen.

Langsam griff Tiemo in die Tasche und warf einen Blick auf das Display.

„Es ist Oppa.“ Klärte er Lena auf.

Lena lächelte und ging ein paar Schritte weiter, um die Aufschrift des Fressbüdchens besser lesen zu können, während ihr Freund mit seinem Oppa telefonierte. Der Besuch und die Aufdeckung der Scharlatanerie des Mediums hatte sie hungrig gemacht.

„So’n paar Pommes mit einer Currywurst wären fein.“ Sagte sie zu sich selbst.

„Tiemo?“ rief sie und drehte sich um. „Willst du auch was?“

Sie drehte sich zu ihrem Freund um. Er war stehen geblieben und betrachtete leichenblass sein Mobiltelefon, das er immer noch in der Hand hielt.

Lena eilte die paar Schritte zurück.

„Tiemo? Was ist los?“

Er antwortete mit Schweigen.

„Ist was mit Oppa?... Jetzt sag doch was.“ Forderte sie ihn energisch auf.

„Das war die Polizei gerade… sie haben einfach die letzte Nummer aus seinem Handy gewählt.“

Lena bemächtigte sich seiner Tasche und wühlte nach den Autoschlüsseln.

„Komm schon“, forderte sie ihn auf. „Wir müssen nach Hause.“

 

 

Ein Polizeiwagen stand auf dem Gehweg vor dem Gartenzaun. In der Einfahrt hatte ein Krankenwagen geparkt. Es herrschte keine Hektik. Wie man es sonst bei Notdiensteinsätzen erwarten würde. Die Eingangstür war nur angelehnt. Tiemo stieß diese ganz auf. Im Flur wurde gerade die Nachbarin von der Polizei verhört. Sie hatte einen Schlüssel. Sie war Krankenschwester und half Tiemo bei der Pflege seines Oppas. Sie bemerkte sein Ankommen nicht einmal. Er betrat das Wohnzimmer. Gerade wurde der Leichensack über den Leichnam ausgebreitet.

Tiemo war nicht in der Lage sich zu bewegen. Wie in Trance stand er da und beobachte die Szenerie. Der Notarzt kam auf ihn zu.

„Sie sind bitte wer?“

„Tiemo. Tiemo Schulz.“ Antwortete er automatisch. „Sein Enkel.“ Fügte er hinzu.

„Die Nachbarin hat ihn gefunden. Er hatte einen Herzinfarkt. Kurz vor seinem Tod hatte er wohl noch versucht jemanden anzurufen.“

„Vermutlich mich.“ Flüsterte Tiemo. Er spürte Lenas Hand mitfühlend auf seiner Schulter.

„Vermutlich.“

„Wann… wann.. also wann… wann genau ist er gestorben?“

„Naja, auf die Sekunde genau kann ich das nicht sagen. Vor ca. einer halben Stunde.“

Tiemo nahm sein Handy zu Hand und rief die Liste der unbeantworteten Anrufe auf. Der letzte Anruf seines Oppas war vor knapp einer halben Stunde gewesen. Der letzte unbeantwortete Vibrationsalarm, bevor er  Lena den Beweis erbrachte.

 

 

 

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Gast Re: schön - [ich finde diese geschichte viel zu lang etwas langweilig aber sonst gut erzählt
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Nera200 schön - eine sehr gute kurzgeschichte
hat mir gefallen freue mich wenn ich immer was von dir lese
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